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AUSGABE 6/2012 | ||||||
Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Deilmann legt Anleihe auf Die überwiegend im Besitz der Münchner Finanzholding Aurelius befindliche Reederei Deilmann mit Sitz in Neustadt / Holstein hat am internationalen Finanzmarkt eine Anleihe über 60 Millionen Euro aufgelegt. Den Zeichnern dieser Anleihe wird eine Rendite von rund 6 Prozent in Aussicht gestellt. Mit dieser Anleihe sollen die Verbindlichkeiten, die durch den Betrieb des Kreuzfahrtschiffes DEUTSCHLAND unter deutscher Flagge entstanden sind, nach Möglichkeit abgelöst oder zumindest gemindert werden. Die Reederei hofft, dass sich besonders Stammgäste der DEUTSCHLAND im Rahmen dieser Anleihe finanziell engagieren werden. Ob und in welcher Form sich „die Politik” an der Sanierung des letzten großen Passagierschiffes unter deutscher Flagge beteiligt, ist noch nicht bekannt.
Kreuzfahrt-Kongress in Hamburg: Buchungsboom
hält an Auch im kommenden Jahr hält der Buchungsboom für internationale Kreuzfahrten an. Für 2013 hat die Branche bereits jetzt mehr Buchungen registriert als für das gesamte Jahr 2012. Diese positive Botschaft hat sich während der Diskussionen beim Kreuzfahrt-Kongress am 22. Und 23. November 2012 in Hamburg gefestigt. Fachleute aus zahlreichen Schifffahrts-Ländern berieten an der Elbe über die wirtschaftliche Lage der Branche. Allerdings wurde bei den Beratungen auch eine gewisse Skepsis über die Preis-Entwicklung in den nächsten Monaten und Jahren geäußert. Da immer mehr Kreuzfahrtschiffe mit einer immer größeren Kabinenkapazität auf den Markt kommen, werde sich das Preisniveau für Schiffsreisen möglicherweise signifikant nach unten bewegen. Ein scharfer Wettbewerb sei jedenfalls absehbar. Wahrscheinlich werde sich der Preis-Unterschied zwischen sogenannten Luxusreisen und allgemeinen Kreuzfahrten weiter vergrößern. Dies liege daran, dass das „gehobene” – oder besser gesagt: das anspruchsvollere Publikum an Bord möglichst unter seinesgleichen bleiben und die Reisen dementsprechend ungestört genießen möchte. Hier sehen sich die Reedereien vor einer schwierigen Problematik. Denn anders als in früheren Jahrzehnten ist eine Aufteilung des Reise-Publikums in unterschiedliche Klassen auf verschiedenen Decks heutzutage kaum noch möglich. Obwohl ja zum Beispiel die Deutsche Bahn nach wie vor zwei Klassen anbietet und mit dieser Strategie durchaus Erfolg hat. Zwar sind auf modernen Kreuzfahrtschiffen die Kabinen auf den oberen Decks in der Regel teurer, komfortabler und größer, als auf Deck 3 oder 4, aber in den Schiffs-Restaurants, in den Bars, im Spa-Bereich und an Deck herrscht überall Gleichbehandlung. Wie ja auch die Bewohner von Innen- und Außenkabinen gleichbehandelt werden. Dies gilt auch für das Speise-Angebot und die Landausflüge. Nur am Rande sei hier vermerkt, dass auch etliche
Hotels unter diesen Fakten leiden. So bleiben viele Orientreisende aus
Westeuropa ihren einstigen Lieblingszielen fern, weil die meisten Hotels in
der Türkei, in Ägypten, in Dubai, Abu Dhabi, Tunesien und Marokko
mittlerweile von einem russischen Publikum „erobert”
wurden, dem der Aristokrat Freiherr von Knigge ein Fremder geblieben ist.
Zwar hat Lenin ja einst dazu aufgerufen, dass sich die Proleten aller Länder
vereinigen sollten, aber er hat nicht gesagt, wann und wo. Deshalb sahen
sich erst kürzlich mehrere 5-Sterne-Hotels in Hurghada und Sharm-el-Sheik
veranlasst, die „Russenquote” auf 25
Prozent zu beschränken. Dies ist ein
schwieriges Unterfangen und verlangt diplomatisches Geschick auf glattem
Eis. Aber möglicherweise ist der Rubel
ja ohnehin bald mehr wert als der Euro oder Dollar. In Hurghada jedenfalls
schreien alle Werbeschilder und
blinken alle Leuchtreklamen den Touristen schon in kyrillischen Lettern auf
Russisch an. In der Kreuzfahrt-Branche ist das Ganze zwar (noch)
kein russisches, aber dennoch ein wachsendes Problem. So weichen seit kurzem
viele amerikanische Kreuzfahrer auf Schiffe aus, die fernab der
eingefahrenen Routen (vor allem von
Miami aus durch die Karibik) ihre
Ziele suchen. Schiffe wie die RIVIERA, die
MARINA, die SEVEN
SEAS VOYAGER
und andere sind zwar auch sogenannte „Einklassen-Schiffe”,
aber ihr besonderes Flair macht sie interessant für maritime Kenner
und weniger attraktiv für ein lebenslustiges Hullygully-Publikum. Hier
schafft nicht der Preis den Unterschied, sondern das Ambiente. Das ist in
Amerika aber auch einfacher, weil das Publikum auf den sogenannten
„Shuttle-Schiffen” in den diversen
Anlaufhäfen seinen Dampfer ohnehin kaum noch verlässt. Denen ist es egal, ob
sie nun gerade in Antigua, Aruba oder Trinidad anlegen. Reedereien in Deutschland suchen einen Mittelweg.
AIDA und TUI Cruises setzen auf ein jüngeres und aktiveres Publikum,
ohne die traditionellen Kreuzfahrtgäste vergraulen zu wollen.
Möglicherweise ist das der „Königsweg”.
TUI Cruises haben jedenfalls soeben bekanntgegeben, dass sie demnächst die MEIN
SCHIFF 4 in Auftrag geben wollen. Das
macht man nur, wenn man auf die Zukunft der Kreuzfahrt setzt. Wohin das im Schnitt ja ältere Stammpublikum der DEUTSCHLAND
nach dem wahrscheinlichen Verkauf des Schiffes ausweichen wird, bleibt
abzuwarten. Der langjährige Kapitän der DEUTSCHLAND,
Andreas Jungblut, hat soeben beim Arbeitsgericht in Hamburg Klage gegen
seine Kündigung wegen angeblicher „Illoylität”
eingereicht. Wie man hört, wird der im Besitz der Münchner Finanzholding
Aurelius befindlichen Reederei Deilmann von ihrem Stammpublikum (zuletzt
rund 75 Prozent Repeater!) die Kündigung des sehr beliebten Kapitäns
nachdrücklich übelgenommen. Jedenfalls treffen die während des Hamburger
Kongresses geäußerten optimistischen Zukunftserwartungen auf die DEUTSCHLAND
wohl weniger zu. Hapag-Lloyd allerdings setzt weiter auf Kunst und
Kaviar. Hier wirbt man für „hochpreisige”
Reisen und will auf diese Weise das Niveau an Bord bewahren. Die neue EUROPA
2, obwohl noch gar nicht in Dienst gestellt, bekam in Hamburg von „Koehlers
Guide Kreuzfahrt” eigenartigerweise schon
jetzt den Titel „Schiff des Jahres” für
2013 verliehen. Kann man einen solch anspruchsvollen Titel wirklich schon
verleihen, bevor das Schiff überhaupt ein einziges Mal abgelegt hat? Die Veranstalter des Hamburger Kongresses, der Deutsche Reise-Verband (DRV) und das Management-Forum des Handelsblatt-Verlages, sind durchweg zuversichtlich für ein weiteres Wachstum des Kreuzfahrtmarktes. Ihnen ist es jedenfalls zu danken, dass sich in Hamburg wichtige Manager und Geschäftsführer der Branche austauschen konnten. Auch in den Themenbereichen „Maritimer Umweltschutz”, „Neue Schiffsantriebe”, „Verkaufsstrategien” u.a. verließen die Experten diesen Kongress klüger als zuvor.
Tauziehen um die
Zukunft der DEUTSCHLAND Das SeereisenMagazin hat vor acht Wochen unter der Überschrift „Drama in vier Akten” als erstes online-Medium darüber berichtet, dass das letzte noch unter deutscher Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff MS DEUTSCHLAND möglicherweise verkauft werde. Wegen der hohen Kosten wollte der Besitzer des Schiffes, die Münchner Finanzholding Aurelius, die DEUTSCHLAND damals nach Malta ausflaggen. Diese Absicht stieß auf den erbitterten Widerstand der Besatzung und zahlreicher Passagiere. Kapitän Andreas Jungbluth protestierte sogar während der Olympischen Spiele in London gegen die
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Ausflaggungspläne und wurde deshalb
von Bord gewiesen. Sogar Bundespräsident Joachim Gauck, dessen Vater Kapitän
war und der als „sea minded” gilt, wurde eingeschaltet. Aber gegen die
nüchternen Zahlen nützen alle Emotionen nichts. Die DEUTSCHLAND fährt seit
Monaten im dunkelroten Minus. Grund ist die wachsende Konkurrenz auf dem
internationalen Kreuzfahrtmarkt.Immer mehr Schiffe bieten immer niedrigere
Kabinenpreise. Amerikanische Reedereien drängen mit neuen Luxusschiffen auf den europäischen Markt. Die meisten Schiffe
bieten jetzt Balkonkabinen, über die die DEUTSCHLAND nicht verfügt. Und alle konkurrierenden Luxusliner fahren
unter billigerer Flagge. Jetzt also sind Verhandlungen im Gange, das
Traditionsschiff DEUTSCHLAND ins Ausland zu verkaufen. Zahlreiche
Aurelius-Investoren sollen darauf drängen, weil Ihnen das Schiff erhebliche
Verluste verursacht. Am wahrscheinlichsten scheint ein Verkauf an die
südkoreanische Reederei „Polaris Shipping”.
Aber auch andere Interessenten sind im Gespräch. Kostspielige
Komplikationen kann es geben, weil etliche im Katalog angebotene Reisen
schon – wie in der Kreuzfahrt üblich – langfristig gebucht worden sind. Ob
und in welcher Form die ZDF-Serie „Traumschiff” weiter auf der DEUTSCHLAND
gedreht werden kann (die nächsten Aufnahmen sind im Januar 2013 geplant) –
das wird Verhandlungssache. Inwieweit ein neuer Eigentümer in die
bestehenden Fernsehverträge einsteigt, bleibt abzuwarten. Die Reederei
Deilmann mit Sitz in Neustadt, jetzt überwiegend im Besitz von Aurelius,
bestreitet noch die Verkaufsabsichten und stellt einen von „der Politik”
unterstützten Zweijahresplan in Aussicht, mit dessen Hilfe ein Verbleiben
unter deutscher Flagge möglicherweise gesichert werden könne. Kapitän Andreas Jungbluth (59) wurde jetzt wegen
angeblich „illoyalen” Verhaltens endgültig entlassen. Er war über 20 Jahre
bei der Reederei Deilmann, wurde noch vom Reedereigründer Peter Deilmann
persönlich eingestellt und war 13 Jahre lang Kapitän der DEUTSCHLAND. Sein
Nachfolger wird Kapitän Elmar Mühlebach (45).
Urteil gegen Elbvertiefung: Chinesen fühlen
sich düpiert Der deutsche und europäische China-Handel wird zu
über 60 Prozent über den Hamburger Hafen abgewickelt. Mit immer größeren
Schiffen läuft die Großreederei China Shipping den Hamburger Hafen an. Die
Container-Umschlagsanlagen wurden mit hohem Aufwand entsprechend ausgebaut.
China hat – gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg – mit hohem
finanziellen Aufwand in den Ausbau modernster Hafenanlagen und
Containerbrücken investiert. Zugrunde
gelegt wurde dabei die Zusage Hamburgs, die Fahrrinne der Elbe entsprechend
zu vertiefen. Schon ab kommendem
Jahr sollten rund 500 Groß-Containerschiffe mit jeweils
über 100.000 BRZ den Hamburger Hafen anlaufen.
All diese Pläne sind nun durch das Urteil des
Bundesverwaltungsgerichts Leipzig gegen eine weitere Elbvertiefung in Frage
gestellt. In Peking und Shanghai zeigt
man sich darüber in hohem Maße irritiert. Erste Abwanderungspläne nach
Rotterdam oder Antwerpen werden laut. Auch der neue Tiefwasserhafen
JadeWeserPort ist im Gespräch.
In Hamburg hat Bürgermeister Scholz die dramatische Situation zur Chefsache
erklärt. Rund 6.000 Hafenarbeiter,
deren Existenz ebenfalls von der Elbvertiefung abhängt, haben mit
Unterstützung ihrer Gewerkschaften heftig gegen das „weltfremde Leipziger
Urteil”
protestiert. Die Landesregierungen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein
unterstützen nachdrücklich die Position des Hamburger Senats.
Allen Umweltbedenken sei im Vorfeld entsprochen worden. Auch die
Hamburger Cruise-Terminals, an denen immer größere Passagierschiffe anlegen,
unterstützen nachdrücklich die Elbvertiefung und wenden sich gegen das
Leipziger Urteil.
Spitzen-Manager als Konkurrenten im gleichen
Konzern Dramatische Entwicklung auf dem Kreuzfahrtmarkt
Neuer „Traumschiff”-Kapitän Hamburg. Der Schauspieler Sascha Hehn (58) übernimmt
ab 2013 die Rolle des Kapitäns Paulsen auf MS DEUTSCHLAND
in der ZDF-Serie „Das Traumschiff”.
Er löst damit den langjährigen Fernseh-Kapitän Siegfried Rauch ab,
der in den Ruhestand geht. Vor 22 Jahren hat Hehn in der TV –Serie „Das
Traumschiff” den Chefsteward Victor
gespielt. Eine „Karriere”
also vom Steward zum Kapitän –
Glaubwürdigkeit scheint im bunten Fernsehmärchen keine Rolle zu spielen.
Eine andere Frage ist, wie lange die DEUTSCHLAND
unter diesem Namen noch über die Meere schippert. Wegen des sehr negativen
Medien-Echos nach der Auseinandersetzung zwischen Besatzung und Reederei
über die geplante Ausflaggung des Schiffes nach Malta liegt das Thema
zunächst auf Eis, wird demnächst aber gewiss wieder aktuell. Auch ein
Verkauf des Schiffes scheint nicht mehr ausgeschlossen. Hamburg ja, Dubai nein Hamburg. Im Hamburger Hafen wurde mit der Ankunft der AIDAblu die 150. Ankunft eines Kreuzfahrtschiffes in diesem Jahr gefeiert. Anläßlich dieses „Jubiläums” überreichte die Marketing-Managerin des Hamburg Cruise Centers, Nadine Palatz, eine Ehrenplakette an AIDA-Kapitän Dr. Friedhold Hoppert. AIDA Cruises haben Hamburg zu ihrem Haupt-Anlaufpunkt für Nordeuropa-Kreuzfahrten gemacht. Fünf AIDA-Kreuzfahrtschiffe haben in der Sommersaison 2012 insgesamt 48 mal in Hamburg festgemacht. Im Winter soll Dubai der Hauptanlaufhafen für die AIDA-Flotte werden. Andere Reedereien wie Royal Caribbean und MSC sind allerdings gerade dabei, ihre Engagement in Dubai wieder zurückzufahren, da die Publikumsnachfrage nach Schiffsreisen in der Golfregion stark zurückgeht. Die drohende militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran, die mögliche Sperrung der Straße von Hormus sowie die aktuellen Ereignisse in Syrien und Afghanistan schrecken vor allem potentielle amerikanische Kreuzfahrtgäste von einer Buchung in Nah- und Mittelost ab.
Hamburg Der Verband Deutscher Reeder (VDR) sieht infolge mangelnder staatlicher Unterstützung und restriktiver Kreditpolitik vieler Banken die wirtschaftliche Entwicklung für deutsche Schifffahrts-Unternehmen negativ. Schon jetzt zeichne sich ein weiterer Rückgang der Transportaufträge weltweit ab, der Neubau von Handelsschiffen werde fast zum Erliegen kommen, auch wenn die Neubaupreise der Werften in den letzten Jahren um rund 50 Prozent gefallen seien. Chinesische Werften würden inzwischen mit 70-prozentigen Neubauhilfen locken. Auch der Markt für Kreuzfahrtschiffe sei
übersättigt, die Tonnage beginne, die Nachfrage zu überflügeln. Die
finanzielle Investitionsbereitschaft der Anleger gehe gegen Null, weil die
meisten Schifffahrtsfonds erhebliche Verluste melden.
Hamburg Die Deutsche Schiffsbank in Hamburg, eine
hundertprozentige Tochter der Commerzbank, bisher einer der weltweit größten
Schiffsfinanzierer, hat dieses
Geschäftsfeld gegen den massiven Widerstand der gesamten Schifffahrtsbranche
komplett aufgegeben. Dieser
überraschende Schritt macht es den deutschen Reedereien, vor allem kleineren
Schifffahrtsunternehmen, nahezu unmöglich, neue Schiffe in Auftrag zu geben.
Zumal auch die HSH Nordbank mit Sitz in Hamburg, früher größter
Schiffsfinanzierer der Welt, ihr Engagement weitgehend zurückgefahren hat.
Die Bundesregierung hat diesen Schritt der Banken kritisiert. „Ein Signal
zur Unzeit” nannte der für die Schifffahrt
zuständige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans Joachim
Otto, die Entscheidung der Banken.
Bremen / Hamburg / Rostock Bundespräsident Joachim Gauck hat die
Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
(DGzRS) übernommen. Gauck stammt aus
der Hafenstadt Rostock, sein Vater war zu Zeiten der DDR Kapitän bei der
Deutschen Seereederei Rostock (DSR).
Als evangelischer Pfarrer hat Gauck früher auch viele Seeleute
seelsorgerisch betreut. |
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Fast zwei Jahre lang standen zwölf somalische Piraten vor dem Hamburger
Landgericht. Die Jüngeren unter ihnen erhielten nun zwei Jahre Jugendstrafe
und können sich in Hamburg frei bewegen. Sie besuchen hier seit Monaten
Schulen, mussten allerdings gelegentlich in den Gerichtssaal 337 im
Hamburger Strafjustizgebäude am Sievekingsplatz, um dort zum 10. und 20. Mal
das Gleiche auszusagen. Die älteren wurden nun im richterlichen Schlusswort
ermahnt, den Piratenberuf aufzugeben und in Zukunft artig zu sein. Sie
erhielten Freiheitsstrafen zwischen 5 und 7 Jahren, aber ob sie die je
absitzen werden, ist fraglich. Sie wollen ja ohnehin in Deutschland bleiben
und hier Asyl beantragen. Diese somalischen Piraten, die bald deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund sein werden, haben im April 2010 vor der Küste Somalias den deutschen Frachter TAIPAN in ihre Gewalt gebracht und wollten mindestens eine Million Dollar Lösegeld erpressen. Aber die niederländische Marine machte damals dem Spuk ein schnelles Ende. Niederländische Marinesoldaten seilten sich von einem Hubschrauber ab auf das Deck des Frachters und nahmen die Piraten gleich an Bord fest. Obwohl selbst schwer bewaffnet, leisteten die Schiffsentführer keinen Widerstand. Der deutsche Kapitän Dierk Eggers und seine Besatzung konnten unbeschadet aus ihrem Versteck befreit werden. Dann folgte ein wochenlanges juristisches und diplomatisches Hickhack, bis die Schiffsentführer schließlich nach Deutschland gebracht und in Hamburg angeklagt wurden. Allerdings sind der niederländischen Marine damals die Anführer der Piraten mit einem schnellen Boot, einem sogenannten SKIF, durch die Lappen gegangen. Sie waren mit ihrem Speedboat offenbar schneller als die teure hochgerüstete NATO-Einsatzflotte.
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Auch abseits des Gerichtssaales entstanden
erhebliche Kosten für Transporte, Schulbesuche, Lebensunterhalt und
ärztliche Betreuung der Angeklagten. Die hatten es – nach eigener Aussage –
noch nie so gut in ihrem Leben wie in diesen beiden Jahren in Hamburg.
Früher in Somalia – und auch noch zu Prozessbeginn im November 2010 – waren
sie ziemlich mager, jetzt in Hamburg haben sie eher mit Übergewicht zu
kämpfen. Sie sind modern
gekleidet, bekommen im Monat mehr als in Somalia im ganzen Jahr und können
immer wieder ein schönes Sümmchen an die Piratenfamilien in Somalia
überweisen. Keiner von ihnen kehrt in die Heimat zurück. Warum auch? Wenn
man im Paradies angekommen ist, warum sollte man zurück in die Hölle? Dieser Prozess soll angeblich eine
„Abschreckungs-Funktion” gehabt haben? Wie naiv doch in Deutschland
„Abschreckungspolitik” gemacht wird!
Dieser Prozess ist vielmehr ein Signal nach Somalia, sich möglichst
bald bei der Entführung eines Schiffes schnappen zu lassen, um in den
Dauer-Urlaub nach Deutschland ausreisen zu können. Und jetzt wird der ganze
Unsinn für den Steuerzahler richtig teuer, denn sieben der in Hamburg
verurteilten somalischen Piraten haben auf Rat ihrer Pflichtverteidiger beim
Bundesgerichtshof Revision gegen ihre Urteile eingelegt. |
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Die Kreuzfahrt boomt. Cruising ist in. Seit zwei, drei Jahren haben die Amerikaner unser altes Europa neu entdeckt. Sie scheinen es leid zu sein, immer nur mit ihrem maritimen Shuttle-Service von Miami aus die diversen Karibik-Inseln abzuklappern. Immer die gleichen Routen, die gleichen Häfen, die gleichen Inseln. Viele Amis haben während dieses Insel-Hoppings ihr Schiff schon gar nicht mehr verlassen. Palmen haben sie auch an Bord, coole drinks ebenso, und Steelbandsound, Yellowbirds und Belafonte-feeling sowieso. Also sind sie daran gegangen, uralte, für sie ganz neue Fahrtgebiete zu erschließen. Old Europe neu zu entdecken. Vor rund 500 Jahren hat der Italiener Christoph Columbus Amerika entdeckt. Jetzt entdecken die Amerikaner unser altes Europa neu. Ihre Schiffe durchkreuzen das Mittelmeer von Piräus bis Venedig, von Monte Carlo nach Valencia und Barcelona, immer mehr Amerikaner sind darauf versessen, die Gegenden und Städte kennenzulernen, die sie und wir als Wiege der Kultur bezeichnen. Also Athen und Thessaloniki, Rom und Venedig, Dubrovnik, Istanbul, Lissabon oder Genua. Mit diesem Trend haben amerikanische Reedereien wie
Carnival Cruise Lines, Regent Seven Seas Cruises, Oceania
Cruises und etliche andere den gesamten europäischen Kreuzfahrt-Markt
aufgemischt. Bis dato eher betuliche europäische Kreuzfahrt-Reedereien
drohen, an den Rand gedrängt zu werden, Costa, Cunard, Hapag-Lloyd, Deilmann
oder TUI-Cruises sind hellwach geworden angesichts der neuen Konkurrenz von
jenseits des Atlantiks. Das Mittelmeer haben die Amerikaner also vor einigen Jahren neu entdeckt. Jetzt sind sie auch in der Ostsee daran gegangen, ihr Kreuzfahrtgeschäft auszuweiten und zu baltisieren. Das Baltikum ist rechtzeitig aufgewacht. Auch die Schweden, Dänen, Finnen und Russen sind hellwach geworden. In St. Petersburg ist ein gewaltiger neuer Kreuzfahrt-Terminal citynah entstanden, mit Platz für zehn Ozeanriesen gleichzeitig. In Riga, Tallinn, Stockholm, Kopenhagen und Helsinki sind ebenfalls interessante Liegeplätze vorausschauend gebaut und eingerichtet worden. |
Und Deutschland? Für den gesamten boomenden Ostsee-Markt hat sich nur Warnemünde einigermaßen gerüstet. Die Mecklenburger haben den Trend rechtzeitig erkannt und können nun hohe Zuwachsraten verbuchen. Weiter westlich ist ziemlich tote Hose. Lübeck hat wieder mal einen Zug der Zeit verpasst. Das ist von großer Traurigkeit. Denn gerade Lübeck hätte den kulturhungrigen Amerikanern so viel zu bieten. Mindestens ebenso viel wie Riga oder Tallinn. Auf den großen Kreuzfahrtschiffen in der Ostsee ist in allen Bordvorträgen immer wieder von der Hanse die Rede. Lübeck war eine der bedeutendsten Hansestädte überhaupt. Was macht sie daraus? NICHTS. Lübeck hat eine Altstadt zu bieten, die Tallinn oder
Riga durchaus ebenbürtig ist. Amerikanische Kreuzfahrtgäste? In
Riga? Zehntausende in jedem Monat. In Tallinn? Zehntausende in jedem Monat.
In Warnemünde? Zumindest Hunderte in jedem Monat. In Lübeck?
Ist man lieber unter sich. In Lübeck kann man internationale
Kreuzfahrtgäste suchen, aber leider nur sehr selten finden. Denn Lübeck hat
– wie vieles andere auch – den internationalen Kreuzfahrtboom verschlafen.
In Lübeck-Travemünde sind die Anlege-Möglichkeiten sehr begrenzt. Dabei wäre Lübeck eine echte Attraktion für Amerikaner: Thomas Mann und Günter Grass, Blechtrommel und Buddenbrooks, Friedensnobelpreisträger Willy Brandt. Rotspon, Marzipan und fotogene Altstadt. Hanse, Holstentor, Historie. Aber – die Amis dampfen zu Tausenden an Lübeck vorbei. So, als könnte Lübeck auf deren Dollars gut und gern verzichten. Dabei hätte man im Zuge des Hafen-Ausbaus von Travemünde ideale Liegeplätze für Cruise Liner schaffen können. Die Hafenbahn böte eine ideale Schienenverbindung direkt hinein ins Herz von Lübeck. Der neue Straßentunnel ebenso. Aber was nützt das alles, wenn im Lübecker Rathaus – leider – schon seit Jahren provinzielle Penner sitzen? Herbert Fricke |
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Hamburg. In einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk hat Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer den obenstehenden Kommentar unseres Korrespondenten Herbert Fricke „Die Penner von Lübeck” inhaltlich voll bestätigt. Es habe in der Hansestadt Lübeck tatsächlich planerische Versäumnisse bei der Einschätzung des Kreuzfahrtgeschäfts gegeben. Dies werde Lübeck so bald wie möglich nachholen und entsprechende Anlege-Möglichkeiten für Kreuzfahrtschiffe bauen. Kiel habe dabei ein gutes Beispiel gegeben. Auch der Ausbau des Kreuzfahrt-Terminals Rostock-Warnemünde, den die Amerikaner kurz „Berlin Port” nennen, habe |
sich als gute Entscheidung erwiesen. Dagegen seien die in Lübeck-Travemünde
fehlenden Liegeplätze für Passagierschiffe
auch deshalb ein ärgerliches Versäumnis, weil Lübeck als
Weltkulturerbe ein besonderer Magnet für Touristen aus aller Welt zu werden
verspricht. Die historischen Attraktionen wie die mittelalterliche Altstadt,
das Holstentor, das Buddenbrook-Haus sowie Namen wie Thomas Mann, Günther
Grass und Willy Brandt seien geeignet, das Interesse besonders
amerikanischer Kreuzfahrtgäste zu wecken. Dem müsse das Angebot an guten
Liegeplätzen für Kreuzfahrtschiffe so bald wie möglich angepasst werden. |
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Dr. Herbert Aly und Reinhard Kuhlmann (Herausgeber) Paul Brzesina, Friedrich-Wilhelm von Krosigk, Hans
Jiirgen Witthoft (Autoren) Blohm + Voss – Werftenverbund und
Neuausrichtung 2002-2012 Vor zehn Jahren erschien das Jubiläumswerk Ein spannendes Buch, das zeigt, wie Blohm + Voss
sich den Anforderungen stellt, um sich in einem weltweit schwierig
gewordenen Markt zu behaupten und zugleich ein Stück moderner Wirtschaft-
und Industriegeschichte widerspiegelt. Besonders interessant für den
Schifffahrtsliebhaber ist die eingehende Beschreibung neuer und neuester
Produkte, allen voran Luxusyachten und Fregatten. Zu den Herausgebern Dr.-Ing. Herbert Aly studierte an der Hochschule der
Bundeswehr (Hamburg) und an der Universität Hannover Maschinenbau und
promovierte an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Er war bis zum
1. Februar 2012 Mitglied des Vorstandes der ThyssenKrupp Marine Systems AG
und ist heute Vorsitzender der Geschäftsführung von Blohm + Voss Shipyards
GmbH, Blohm + Voss Repair GmbH und Blohm + Voss Industries GmbH. Dipl. Volkswirt Reinhard Kuhlmann studierte
Volkswirtschaft an der Universität Tübingen. Bis 2005 war er Generalsekretar
des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes. 2005 bis 2011 war er Mitglied
des Vorstandes der ThyssenKrupp Marine Systems AG und zuletzt auch
Vorsitzender der Geschäftsführung der Blohm + Voss Naval GmbH. |
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