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AUSGABE 6/2012 |
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Dr. phil. Robert Rosentreter, Fregattenkapitän a.D., Marine- und Schifffahrts-Historiker, Ressortleiter OstseeMagazin
A-ROSA SILVA ist „Flussschiff des Jahres” Die Rostocker Flussschiffreederei A-ROSA GmbH darf
sich über eine Auszeichnung freuen. Der jüngste River-Cruiser, die A-ROSA
SILVA, erhielt den Kreuzfahrt Guide Avard
in der Kategorie „Bestes Flussschiff des Jahres 2012”
Die Verleihung, die zum vierten Mal erfolgte, fand am 22. November während
der „Cruise Night”-Gala in der
Eventlocation Elbmeile XIII in Hamburg statt. A-ROSA konnte mit ihrer SILVA
einen neuen Schiffstyp präsentieren, der als Zweieinhalbdecker nicht nur auf
den klassischen Flussrouten wie Donau oder Rhein, sondern auch auf dem
Main-Donau-Kanal eingesetzt werden kann, wodurch es möglich ist, neue
Fahrtgebiete zu erschließen. Unter niedrigen Brücken kann man das Halb-Deck
offen lassen, was den Fahrgästen zusätzliche erlebnisreiche Eindrücke
verschafft. Hinzu käme, laut Begründung der zehnköpfigen Expertenjury, dass
es das erste Schiff mit Suiten und Juniorsuiten sei, und damit endlich mal
ein Neubau, der sich vor der US-Konkurrenz nicht zu verstecken brauche.
Weiterhin wurden frische Farben, tolle Designs, ein Außenpool, ein großer
Spa-Bereich, Trekking-Bikes für Landausflüge und WLAN in allen Kabinen sowie
überzeugende Ausflugsprogramme gewürdigt. Herr Lars Clasen, Manager der Reederei,
zeigte sich über den Erfolg sehr erfreut. Er wertete diese Auszeichnung als
Meilenstein in der nunmehr zehnjährigen Unternehmensgeschichte. Sie sei
Ansporn, den Erfolg der Marke auch in Zukunft durch starke Fokussierung auf
die Bedürfnisse der Gäste weiter ausbauen zu wollen. Diese Auszeichnung wird von der Publikation
„Kreuzfahrt Guide”
des Hamburger Verlages Bellevue and More vergeben. Dabei wurden für dieses
Jahr von einer Fachjury 28 Schiffe von 131 getesteten nominiert und in
geheimer Wahl sieben Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien ermittelt
und vergeben. Die Rostocker Reederei verfügt derzeit über 10
Schiffe. Die A-ROSA FLORA
als Nr. 11 (Schwesterschiff der SILVA)
wird im Frühjahr 2014 in Dienst gestellt. MAGDEBURG
vor der Libanon-Küste Endlich mal eine Gute Nachricht von der Deutschen
Marine zum leidigen Thema Korvette 130. Zeitungsreporter von der Brelie
berichtete in der Ostsee-Zeitung vom 23. November, dass sich die MAGDEBURG,
die erste der Serie von 5 Korvetten der Deutschen Marine, während ihres
derzeitigen Libanoneinsatzes sehr gut bewährt. Immer wieder hatte es
Negativschagzeilen gegeben, weil vor allem die Getriebe des neuen
Schiffstyps Pannen hervorriefen und komplett ausgewechselt werden mussten.
Dann kam es zu Versagen der Klimaanlage und zu Problemen der Ruderanlage. So
musste die Indienststellung der Schiffe immer wieder verschoben werden. Die
MAGDEBURG als Korvette Nr.1 sollte ja
bereits 2008 in Dienst gestellt werden. Jetzt steht dass Schiff im
Unifil-Auftrag vor der Küste des Libanon, um Waffenschmuggel zu verhindern.
Die Vereinten Nationen haben die Überwachung eines Seegebietes, das sich in
einer Länge von 110 Kilometer und etwa 43 Kilometer Breite vor
den Hoheitsgewässern des Libanon erstreckt, beschlossen, wozu auch die
Deutsche Marine ihren Beitrag leistet. Der Kommandant des Schiffes,
Fregattenkapitän Torben Steinweller und seine Besatzung, zu der 61 Mann und
2 Frauen gehören, wird bis kurz vor Weihnachten noch im
Einsatz sein. Steinweller hofft, dass im kommenden Jahr auch die Bewaffnung
vervollständigt wird. Zurzeit fehlen nämlich immer noch die Raketensysteme,
die für den Libanoneinsatz nicht erforderlich sind. Doch ohne die
schwedischen Flugkörper RBS 15 haben die Schiffe halt einen viel geringeren
Kampfwert, als sie haben sollten. Die je vier Flugkörper, die für jedes
Schiff vorgesehen sind, sollen eine Reichweite von mehr als 200
Kilometer haben und Seeziele, wie auch Ziele an Land, punktgenau treffen
können. Davon will sich die Marine im Sommer 2013 überzeugen, wenn ein
Testschießen vor der Küste Schwedens stattfinden soll. Dieses Feuerwerk wird
übrigens ein recht teures „Vergnügen”,
denn jeder Schuss verschlingt mehr als 2 Millionen Euro. Rekord-Beteiligung von Großseglern zur Hanse
Sail 2013 Im Büro Hanse Sail Rostock und im Hanse Sail Verein Rostock rechnet man mit einer Rekordbeteiligung zum Windjammertreffen 2013. Als 100. Schiff hat sich gerade erst die ALEXANDERR VON HUMBOLDT II angemeldet. Mit dieser neuesten deutschen Bark haben schon jetzt 6 Großsegler ihr Kommen avisiert: die Viermastbark KRUZENSTHERN (Russland), die Vollschiffe CHRISTIAN RADICH (Norwegen), MIR (Russland) und DAR MLODZIEZY (Polen) sowie die Viermast-Barkentine STAR FLYER (Malta). Weitere große Windjammer dürften noch folgen. In Rostock ist man deshalb so optimistisch, weil am Wochenende vor Beginn der Sail 2013 in Stettin die STI-Regatta zu Ende geht und sich ein direkt in Rostock anschließender Besuch geradezu anbietet. Auch zusätzliche lohnenswerte Mitsegelmöglichkeiten ergeben sich durch diese Konstellation.
Gefeuert: Kapitän Jungblut Eine baldige Entlassung des Traumschiff-Kapitäns
Andreas Jungblut hatten viele zwar erwartet, doch dass sie so rasch kam und
die Reederei-Bosse, denen die DEUTSCHLAND
derzeit gehört, bis zu ihrer Retourkutsche nicht einmal eine Art Schamfrist
eingehalten haben, war denn doch etwas überraschend. Allgemein herrschte vor
allem unter Seeleuten und Mitarbeitern maritimer Bereiche die
Meinung vor, dass die Kritik des Kapitäns an der beabsichtigten Ausflaggung
des Schiffes zwar mutig war aber dass es schade sei um den kühnen Kapitän.
Das Anprangern dieses Vorhabens fand in den Medien und der Öffentlichkeit
ein starkes Echo und überall wurde dagegen gewettert, dass man ein Schiff
mit dem Namen DEUTSCHLAND, mit einer so
großen Tradition und mit einem solchen Bekanntheitsgrad nicht einfach unter
dem Malteser Kreuz oder der Flagge Panamas oder der Bermudas laufen
lassen kann. Die Sache wurde wegen der heftigen Proteste bekanntlich
rasch abgeblasen. Das Ausflaggen hat außer einem Wechsel von
Schwarz-Rot-Gold zu einem andersfarbigen Tuch und in der Folge einem
geringeren Steuern-Aufwand für die betreffenden Unternehmen auch soziale
Folgen, die sich in geringerer Heuer für die vielen Angestellten an Bord
äußert. Auch dieser Aspekt war in der Kritik des Kapitäns enthalten. Doch
gab es sofort Stimmen, die mutmaßten, dass sich das die Bosse, denen
nationale Empfindungen offenbar fremd sind, wenn es um höhere Rendite geht,
die auch mit dem Schiff oder der Seefahrt sowieso nichts am Hut und
lediglich ihren Profit im Sinn haben, nicht gefallen lassen und bald auf
einen Ausweg sinnen würden. Die Veräußerung des Schiffes war
eine Option, womit sie gleich das ganze Problem einfach verkauft hätten. Nun
hat Jungblut die Vermutung, dass es wohl beabsichtigt sei, die DEUTSCHLAND
zu verhökern, auch wieder öffentlich gemacht. Er schloss das daraus, dass
chinesische und koreanische Kaufinteressenten an Bord waren.
Prompt flog er auf die Straße bzw. auf den Pier des Heimathafens
Neustadt. Wegen der wiederholten Fälle von Illoyalität und Vertrauensbruch.
Die Unternehmensleitung beeilte sich natürlich sofort, jedwede
Verkaufsabsichten zu dementieren. Reedereisprecherin Kornelia Kneissl
hob hervor, dass sogar ein „Zweijahrplan”
erarbeitet worden sei, um „unsere Stärken als Grandhotel zur See”
besser herausstellen zu können. Außerdem würde ja die ZDF-Serie demnächst
weiter gedreht. Freuen wir uns also wenigstens auf Sascha Hehn als neuen
Kapitän in dieser beliebten TV-Langzeitstory. Nichts zu lachen haben außer
dem geschassten Schiffsführer auch drei weitere Mitarbeiter, unter denen die
Chefhostess und der Hoteldirektor sein sollen. Im wirklichen Leben geht es
halt rauer und absolut nicht so freundlich und fröhlich zu, wie auf dem
Bildschirm, wenn die DEUTSCHLAND die
Leinen zu ihrer nächsten Fernseh-Reise los wirft. Aber da haben ja die
Reedereichefs und die Gesellschafter des Unternehmens auch keine Rolle.
Sonst wäre die Serie wohl kaum so lange gelaufen. Sieben ist
Rostocker Zahl die AIDAstella ist das siebente Club-Schiff, das die Meyer Werft in Papenburg für die AIDA-Familie baut. In Rostock-Warnemünde freut man sich besonders auf diesen jüngsten Spross von AIDA Cruises, denn von Warnemünde aus wird die AIDAstella ihren Reisedienst aufnehmen. Am 17. März wird es soweit sein, dann beginnt die erste Fahrt. Indes sind die Bauarbeiten am neuen Komplex des Reedereizentrums auf der Holzhalbinsel Rostock in vollem Gange. Die Reederei wird den Standort Rostock weiter stärken, was die Schaffung von rund 400 neuen Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren mit sich bringt.
Die russische Bark KRUZENSHTERN
kommt vom 21. bis 24. November nach Rostock und lädt in Warnemünde zu
Open-Ship ein.
Viermast-Bark KRUZENSHTERN
2012 noch einmal in Warnemünde Das 86 Jahre alte Schiff bietet Open-Ship an Der russische Windjammer KRUZENSHTERN, Gast auf der 22. Hanse Sail im vergangenen August, macht im November noch einmal in Warnemünde fest. Das 115 Meter lange Schiff gehört weltweit gemeinsam mit der SEDOV (Baujahr 1921) zu |
den größten und ältesten noch segelnden Windjammern.
Neues Mehrzweckschiff im Bau Die Zeit der schwergewichtigen Atomeisbrecher ist
längst vorbei. Inzwischen wurden neuartige Eisbrecher mit hoher Leistung
sowohl in Finnland als auch in Russland und Deutschland gebaut.
In finnisch-russischer Kooperation wird auf der Jantar-Werft Kaliningrad,
die nach 1945 auf den Anlagen der einstigen Schichau-Werft Königsberg
entstand, derzeit ein Schiff gebaut, das Seeleute schon spöttisch als „Eier
legende Woll-Milch-Sau” tituliert haben,
weil es ein Mehrzweckschiff werden soll. Bemerkenswert ist da zunächst
der sehr gewöhnungsbedürftig aussehende 76 Meter lange
und 20,50 Meter breite Rumpf. Es scheint, als hätten sich die Schiffbauer
stark vertan, denn das Vorschiff ist wie nach einer Seite
„verschoben”, statt gleichmäßig auf einen
spitzen Steven zuzulaufen. Doch diese asymmetrische Form gehört zu den
neuartigen Geheimnissen eines effektiven Eisaufbruchs. Wenn der
Schiffskörper im Frühjahr vom Stapel gelassen wird, geht der Rohbau nach
Helsinki, wo in der dortigen Arctech-Werft die technische Komplettierung
erfolgen soll. In einem Jahr, im Dezember 2013 wird das neue Schiff fertig
gestellt sein. Es wird nicht nur für den Eisaufbruch von bis zu 60
Zentimeter starkem Festeis eingesetzt werden können, wobei ein 50 Meter
breiter Kanal aufgerissen wird, in dem andere Schiffe gefahrlos folgen
können. Dieser Mehrzweck-Kahn wird außerdem
vielerlei Bergungsaufgaben übernehmen können. Er ist sowohl für Schlepp-,
Versorgungs-, Rettungs- und Offshore-Aufgaben ausgestattet. So soll eine
neuartige Technologie die gründliche und rasche Beseitigung von
Ölverschmutzungen ermöglichen. Eine leistungsstarke Feuerlöschanlage wird
der Bekämpfung von Bränden dienen. Eine Hubschrauberplattform ist hinter der
Brücke aufgebaut, so dass auch Hilfe und Unterstützung aus der Luft von
diesem Schiff aus möglich sein wird. Ein mächtiger Bordkran ist auf der
langen Back vorhanden, außerdem ein für verschiedene Zwecke
verwendbares Tochterboot. Als Besatzung sind 24 Personen vorgesehen, zu
denen weitere 12 Spezialkräfte hinzukommen können. Die Auftraggeber
versprechen sich von diesem Mehrzweckschiff eine Erhöhung der
Sicherheit im stark frequentierten Finnischen Meerbusen, auf dem der
Schiffsverkehr in den kommenden Jahren noch zunehmen dürfte und besonders
auch eine Verlängerung der Navigationsperiode, denn in diesem Seegebiet
behindert die Eislage bereits teils von November bis April die Schifffahrt.
Buchempfehlung: Vom Leben der alten GORCH
FOCK Im Sutton Verlag GmbH zu Erfurt ist ein handliches hübsches Büchlein erschienen, das besonders an der Küste, aber auch überall im Binnenland Aufmerksamkeit finden dürfte: „Die GORCH FOCK I Eine Legende in Bildern”. Autor und Herausgeber ist Wulf Marquard, Vorsitzender des Vereins Tall Ship Friends e.V., der auch Eigner der Bark ist. Das Buch enthält 138 Fotos. Mehr wären, bei dem Format von 19 mal 13 Zentimeter und einem Umfangt von 127 Seiten auch nicht möglich. Ergänzende und erklärende Texte zur turbulenten Geschichte des Schiffes sind in sechs Abschnitte gegliedert: Einleitung, Entstehung und Untergang, unter sowjetischer und ukrainischer Flagge, Übernahme in Wilhelmshaven, Transport und Reparatur sowie im Heimathafen Stralsund. Die Fotos sind teilweise hervorragend und wirkungsvoll, einige Detailaufnahmen sehr aufschlussreich und interessant. Die 8 Fotos aus der Sowjetzeit freilich lassen doch sehr zu wünschen übrig, was halt der Tatsache geschuldet ist, dass es von damals keine sehr ansprechenden Fotos in guter technischer Qualität gab. Vom Umfang her nehmen die Fotos aus der heutigen „Reparaturzeit” recht viel Raum ein, was halt auch nur begrenztes Interesse finden dürfte. Marquard musste die Abhandlungen natürlich sehr knapp halten. Trotzdem erfährt der Leser und Betrachter vieles über den Lebensweg der GORCH FOCK / TOWARISCHTSCH, die als Ersatz für das gesunkene Segelschulschiff NIOBE entstand, weitere Geschwister bekam, welche allesamt noch auf den Meeren anzutreffen sind, EAGLE, SAGRES (II), MIRCEA und die heutige GORCH FOCK (II) der Deutschen Marine. Die GORCH FOCK I aber wurde 1945 selbst versenkt und ging, wieder gehoben und aufgebaut, als Beutegut an die UdSSR, wo sie unter neuem Namen fast ein halbes Jahrhundert der Ausbildung seemännischen Nachwuchses diente. Apropos: TOWARISCHTSCH kann man zwar mit „Kamerad” übersetzen, wie es der Autor tut, doch jeder, der mal etwas russisch gelernt hat weiß, das es eigentlich „Genosse” heißt. Freilich ist der Genosse heute manchem suspekt ... Nach dem Zerfall der Sowjetunion fiel das Segelschulschiff an die Ukraine, von der es aber nicht gehalten werden konnte und so, nach abenteuerlichen Rettungsversuchen, schließlich von den Tall Ship Friends erworben werden konnte, welche es nach Stralsund, dem früheren (und heutigen) Heimathafen überführen ließ, um es hier wieder herzustellen und erneut in Fahrt zu bringen. Was da alles schon getan wurde, teils in ehrenamtlicher Arbeit, ist enorm, eine wieder in Dienst Stellung ist freilich noch in einiger Ferne. Insofern fehlt noch das Happy end. So kann das Buch nur emotional um weitere Hilfen werben. In diesem Sinne wäre ein guter Verkaufserfolg des Titels zu wünschen. Jedenfalls ist das Büchlein lesens- und anschauenswert.
Rostock ist jetzt
„Hauptstadt” der Deutschen Marine Mit einem militärischen Zeremoniell am 9. Oktober
2012 in der Hansekaserne Rostock hat das neue Marinekommando Rostock seinen
Dienstbetrieb aufgenommen. Anwesend waren der Generalinspekteur der
Bundeswehr Volker Wieker, der Inspekteur der Marine Axel Schimpf sowie der
Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering.
Die Aufstellung des Marinekommandos ist ein Schritt zur Umsetzung der
Bundeswehrreform, die zugleich eine Neuausrichtung der Bundeswehr
beinhaltet. In Rostock werden nunmehr der Führungsstab der Marine, das
Flottenkommando Glücksburg und das Marineamt Rostock zusammengefasst, wobei
eine bisherige Führungsebene verschwindet. Damit ist eine höhere
Effektivität der Führung verbunden. In Rostock – in der
Hansekaserne und auf der Hohen Düne, die zugleich als
Stützpunkt des 1. Korvettengeschwaders weiter bestehen bleibt – werden ab
2014 insgesamt 1200 Dienstposten bestehen (etwa 200 Marineangehörige müssen
in den nächsten Monaten noch in die Hansestadt an der Warnow verlegen).
Damit wird Rostock nun die „Hauptstadt”
der Deutschen Marine. Korvette MAGDEBURG
im Mittelmeer-Einsatz Lange, sehr lange hat es gedauert, ehe die erste der fünf neuen Korvetten der Deutschen Marine fertig gestellt war und zum ersten See-Einsatz an die Küste Libanons entsandt werden konnte. Doch so glatt ging der Törn nicht los, denn schon nach dem Auslaufen aus dem Stützpunkt Rostock Hohe Düne stellte sich heraus, dass die Klimaanlage nicht funktioniert. Also musste der Schaden erst in Wilhelmshaven beseitigt werden. Die Korvetten wurden von einigen Marinesoldaten schon als „Fighting PPP-Liner” tituliert. PPP steht für Pleiten, Pech und Pannen und das Ganze ist eine Anspielung auf die einst schnellen Großsegler der LAEISZ-Reederei, die alle mit dem Buchstaben „P” begannen und als „Flying P-Liner” großes Ansehen genossen. Die Negativschlagzeilen über die immer wieder auftretenden Mängel an den Neubauten, die eine planmäßige Indienststellung verhinderten, haben aber dem Ansehen der fünf Schiffe nicht gedient. Man hofft in Marinekreisen, dass diese Serie nun endlich gerissen ist. Die MAGDEBURG ist mit 58 Soldatinnen und Soldaten unterwegs zum Unifil-Einsatz, der seit 2006 unter Beteiligung von Einheiten aus mehreren Ländern läuft und verhindern soll, dass auf dem Seeweg Waffen für Hisbolla-Milizen illegal ins Land geschmuggelt werden. Außerdem haben die „Magdeburger” die Aufgabe, Ausbildungshilfe für die Marine Libanons zu leisten.
Buchempfehlung: Schulschiffe in Greifswald-Wieck Die
Edition Pommern
veröffentlichte jüngst ein Buch des Greifswalder Historikers
Lutz Mohr „Schulschiffe unter Segel und Motor”.
Darin behandelt der Autor die Geschichte der Hochseeyachtenstation und
späteren Marineschule „August Lüttgens”
in Greifswald -Wieck. In dieser Marineschule der Gesellschaft für Sport und
Technik (GST), einer Organisation zur vormilitärischen
Ausbildung und zur Unterstützung der NVA und dabei auch ihrer Volksmarine,
erhielten seit 1952 (dem Gründungsjahr der GST) bis zur Wende in der DDR,
rund 27000 Kursanten eine gute seemännische und technische Ausbildung. Von
der 27 Schiffen, die zu dieser Schule gehörten, blieb nach 1991 nur die
Schonerbrigg GREIF ex WILHELM
PIECK übrig. Lutz Mohr, der lange Zeit vis
a vis der Schule in Greifswald-Wieck lebte und selbst einen Lehrgang
absolviert hatte, beschreibt die Entwicklung und das Leben an der Schule und
informiert über die Schiffe und Boote, die hier im Dienst
waren sowie ihr Schicksal. Es ist eine Arbeit, die eine Lücke in der
Regionalgeschichte Vorpommerns und der Stadt Greifswald wie in der
DDR-Militärgeschichte, speziell bezüglich der
vormilitärischen Erziehung und Ausbildung der Jugend schließt. |
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Robert Rosentreter Panzerkreuzer POTJOMKIN Das Schiff. Der Aufstand. Der Film. |
Es gab zwar in der Vergangenheit schon einige Artikel und Broschüren über die Matrosenrebellion 1905 auf diesem russischen Großkampfschiff und manche Veröffentlichung über den weltberühmten Dokumentarfilm von Sergej Eisenstein. Doch eine so umfassende Darstellung dieses Themas, vor allem auch über die wechselvolle Geschichte dieses Schiffes, vom missglückten Stapellauf 1900 bis zum Ende 1923, hat es bisher noch nicht gegeben. Robert Rosentreter, Ex-Fregattenkapitän, promovierter Historiker und Marine- und Schifffahrtspublizist, erweist sich einmal mehr als profunder Kenner der Materie. Doch wer etwa theoretische Betrachtungen zur Geschichte der russischen Flotte erwartet, wird erstaunt sein. Das Buch liest sich über weite Strecken wie ein Roman. Rosentreter schildert spannend die geschichtlichen Abläufe als Hintergründe der Vorgänge an Bord, macht mit dem Namenspatron, dem Fürsten Potjomkin Towritschewski bekannt, dem man die Erfindung der sprichwörtlichen Dörfer seines Namens nachsagt, der nicht nur am Sturz des Zaren Peter III. aktiv beteiligt war und dann als Günstling der auf den Thron gehievten Zarin Katharina II. (die Große) nicht nur deren Liebhaber war, sondern sich auch als hervorragender Organisator, Militär und Politiker seiner Zeit erwies und am Aufbau der russischen Schwarzmeerflotte maßgeblichen Anteil hatte. Der Leser fühlt sich an Bord des damals größten und stärksten Schiffes der russischen Flotte versetzt und erfährt, wie die folgenschwere blutige Meuterei endete und welche Nachwirkungen sie hatte. Bisher kaum oder gar nicht bekannt war, wie das Schiff, nach 1905 unter drei verschiedenen Namen im Ersten Weltkrieg an den Kämpfen gegen die türkische Flotte teilnahm und welches wechselvolle Schicksal ihm in der Revolutions- und nach-Revolutionszeit 1917 bis 1921 bestimmt war. Im letzten Teil seines Buches behandelt der Autor die Entstehung des Stummfilms von Sergej Eisenstein 1925, den erstaunlichen Siegeszug des Streifens durch Deutschland und andere Länder sowie seine bleibende kulturhistorische Bedeutung, Die Schilderungen über die Restauration des über viele Archive der Welt verstreuten und inzwischen teils fragmentarischen Materials durch deutsche Filmwissenschaftler, anlässlich des 80. Jahrestages der Entstehung 2005 und die Wiederaufführung von „Panzerkreuzer Potemkin” in Deutschland 2008 schließen das Buch ab. Im Glossar sind Namen, Bezeichnungen und Begriffe, die vielen Lesern nicht oder nur teilweise geläufig sein dürften, erklärt, was den Wert der Arbeit noch erhöht. Quellen- und Literaturverzeichnis lassen erahnen, wie umfangreich und aufwändig die Recherchen waren und über welch langen Zeitraum sich der Autor mit dem Thema befasst hat. Monika Käning Erschienen im Januar 2012 im Ingo Koch Verlag, Schillerplatz 10, 18057 Rostock.(ISBN 978-3-86436-12-1). 149 Seiten, Taschenbuch, Format 21 x 14,8 cm, 14,70 €. Bestell-Link: http://www.ingo-koch-verlag.de/authors/362 |
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