„Was erwarten Sie von Ihrem Aida-Urlaub”
fragt der Kameramann viele ankommende Gäste an der über 40 Grad heißen Pier
von Antalya.
„Sonne und gutes Essen”
ist wohl die häufigste Antwort, dabei gibt es in den nächsten Tagen neben
diesen beiden noch so viel mehr zu entdecken.
Wer im Hochsommer von Deutschland in die Türkei
fliegt, sollte sich auf dem Charterflug weder über Strandoutfits noch über
den deutlich verringerten Sitzabstand wundern und einfach hoffen, dass die
nächsten drei Stunden schnell vorbei gehen. Wenn am anderen Ende der Reise,
die als drittes Schiff der Aida-Flotte gebaute AIDAaura wartet, vergeht dies
auch buchstäblich wie im Fluge.
Die Ankunft der Aida-Gäste am Flughafen von Antalya
ist routiniert organisiert und es entstehen kaum Wartezeiten zwischen
Gepäckrückgabe am Flughafenband und Einladung in die Transferbusse. Die etwa
40-minütige Fahrt zum Hafen wird durch den gebürtig deutsch-türkischen
Busfahrer ebenfalls kurzweilig. Nach Decks und seit Einführung des
Aida-Clubs – mit der Aufteilung in verschiedene Farbstufen – auch nach
Vielfahrern unterteilt, läuft das Einchecken schnell und unkompliziert ab.
Neue Sicherheitsstandards
Noch bevor wir am Abend den Hafen verlassen, ertönen
die unter anderen Umständen weniger erfreulichen sieben kurzen Töne, gefolgt
von einem langen Ton. Seit dem Unglück der COSTA
CONCORDIA hat auch Aida seinen
Sicherheitsstandard dahingehend verändert, die Seenotrettungsübung noch im
Hafen durchzuführen.
Nach
„getaner Arbeit”
wartet das Marktrestaurant auf einen ersten Besuch. Die warmen Farben und
gelungene Raumaufteilung im Restaurant lässt nicht vermuten, dass hier bis
zu 550 Gäste gleichzeitig speisen können und die an den
Front-Cooking-Stationen präsentierten Speisen regen den Appetit an. Zum
Aida-Prinzip gehört – genau wie die zwanglose Garderobe – eine freie
Tischwahl zu jeder Mahlzeit und so können schnell erste Anreiseerfahrungen
ausgetauscht und ein verbaler Schiffsrundgang mit erfahren Mitreisenden
unternommen werden.
Clubschiff-Feeling
Mit dem Erklingen der Sail-Away Melodie verlassen
wir für die nächsten 14 Tage den Hafen von Antalya, begleitet von einem
Sekt, einer rasant beeindruckenden Vorstellung des Showensembles sowie den
immer freundlichen Begrüßungsworten des Clubdirektors. Dass dieser seinem
Namen gerecht wird, stellt er mit dem Clubteam auch gleich bei der ersten
Poolparty unter dem 28 Grad warmen Sternenhimmel unter Beweis; nun kann sich
jeder ganz sicher sein: Wo Clubschiff draufsteht, ist auch Clubschiff drin.
Die erste Nacht in der mit 17,5 Quadratmeter
großzügig bemessenen Kabine brachte einen guten Schlaf und die Sonne lacht
durch das große Fenster. Die freundliche Farbgestaltung und die bewährte
optimale Ausnutzung der Kabinen auf Aida-Schiffen lässt genügend
Bewegungsfreiraum sowie Stauraum für
die nächsten zwei Wochen zu; wer nicht zu dritt in einer Kabine reist, kommt
in den Außenkabinen auf Deck 4 bis 6 zusätzlich in den Genuss, ein Sofa zur
Ablage oder Fernsehliege umzugestalten.
Erholung auf dem blauen Meer
Der erste Seetag beginnt entspannt im beliebten
Außenbereich des Calypso Restaurants. Zur Hauptspeisezeit sind die Tische
gut gefüllt, wer ein Frühaufsteher ist, bekommt allerdings auf den
Aida-Schiffen bereits ab 6 Uhr etwas und auch Langschläfer werden mit einer
(etwas) kleineren Buffetauswahl bis 11 Uhr bedacht. Die Lufttemperatur liegt
bei weit über 30 Grad Celsius; aufgrund der frischen Brise auf See lässt es
sich allerdings entspannt an Deck aushalten und so stellt man sich vor, das
schwere Urlaubsdilemma, zwischen dem Tanken von Vitamin D oder das wahrlich
große Sportangebot im Schiffsinneren zu nutzen.
An diesem Vormittag gibt es eine Einweisung der drei
Instruktoren (neuerdings Personal Trainer bei Aida genannt) und auch das
Kursangebot kann mit der Bandbreite von Yoga über Pilates bis Spinning mit
vielem Glänzen. Wer es ganz maritim gestalten möchte, läutet den frühen
Abend mit einem Cocktail an der Maritime Bar, mit unverbautem Blick auf den
befahrenen Ozean, ein. Nicht nur die private Atmosphäre, der auf Deck 7
achtern gelegenen Bar überzeugt, sondern ebenso die Künste der
Barmitarbeiter. Neben einer großen Getränke- und Cocktailauswahl zaubern
diese täglich einen neuen
„Drink des Tages”,
mit oder ohne Alkohol.
Um sein Abendessen nicht gleichzeitig mit den
übrigen 1.200 Mitreisenden zu teilen, bietet Aida ein sehr durchdachtes
Restaurantkonzept an. Die beiden Hauptrestaurants öffnen mit einem
unterschiedlichen Themenschwerpunkt meist gleichzeitig ihre Tore und es
finden sich schnell neue Gesprächspartner an den 4- bis 8-köpfigen Plätzen.
Um auch später am Abend speisenden Gästen die Möglichkeit zu geben, einen
Platz zu erlangen, schließen die Tore des Marktrestaurants um 19.30 Uhr und
öffnen zur 2. Sitzung noch einmal von 20.00 bis 21.30 Uhr. Gleich im
Anschluss lockt die Eröffnungsshow im auf zwei Stockwerke ausgelegten
Theater und dem ersten Tanz in die Nacht mit dem DJ in der Anytime-Bar.
Antike Baukunst und iPhones
Der nächste Morgen beginnt früh und war einer der
Gründe, warum der Besuch der Anytime-Bar auf den heutigen Abend verschoben
wurde. Mit dem Festmachen an der Pier von Izmir begeben wir uns zum
Frühstück, um sich gleich in Anschluss an der Aida-Bar zum Treffpunkt für
einen wahrhaftig historischen Ausflug zu sammeln. Das Interesse an der
Ausgrabungsstätte einer der größten Städte Kleinasiens ist enorm und so
fahren wir in mehreren Bussen in das etwa 70 Kilometer entfernte Ephesus.
Auch wenn bei der Ankunft bereits an die 40 Grad im
Schatten herrschen, starten wir unseren hervorragend geführten Weg durch
eine der größten Ausgrabungsstätten der Welt. Schnell werden dem Besucher
die einstigen Dimensionen, sowie die Macht dieser Stadt klar und nicht nur
die bereits vorhandenen Toiletten- sowie Rohranlagen lassen die damaligen
Fortschrittlichkeit erkennen. Wer den Hauch der Antike nicht ohnehin schon
spürt, wird spätestens bei der Darbietung römischer Legionäre im
Amphitheater in frühere Zeiten versetzt. Die hinter einer der
Hauptattraktionen, der Fassade der Celsus-Bibliothek, verlaufende
Hafenstrasse ist leider zur Restaurierung geschlossen und so bleibt nur ein
Blick von oben auf den einstigen Prachtboulevard.
Wer nach gut 90 minütiger Führung ganz in antike
Zeiten versetzt wurde, wird allerdings gleich in der sich an den Ausgang
anschließenden Handelsstraße erinnert, dass heutzutage keine Toga, sondern
vielmehr (natürlich nicht originale) Trikots diverses Fußballvereine sowie
iPhone-Cover angesagt sind. Aber ohnehin lockt der klimatisierte Bus mehr
als alle vermeintlichen Schnäppchen und so geht es zurück nach Izmir, wo die
AIDAaura sich am frühen Nachmittag klar zum Ablegen macht, um Kurs auf die
„Weltmetropole am Bosporus”
zu nehmen.
Eine Brücke zwischen den Kontinenten
Schon von weitem ist in Sicht, was Europa und Asien
räumlich miteinander verbindet und so kann man es kaum abwarten, gleich nach
dem Mittagessen an Bord die Bosporusbrücke sowie die Innenstadt von Istanbul
aus der Nähe zu betrachten. Durch den zentralen Liegeplatz ist es nur ein
kurzer Fußmarsch zu zwei der bekanntesten Moscheen der Welt, der Hagia
Sophia sowie der blauen Moschee. Auf dem Weg dorthin taucht man beim Gang
über die Galata-Brücke sofort in das lebendige Flair der Stadt ein. Doch um
alles per Fuß zu erkunden, reicht selbst die zweitägige Liegezeit kaum aus
und so ist eine entweder durch Aida angebotene oder selbst organisierte
Stadtrundfahrt ein absolutes Muss.
Auch als sich am Abend die Sonne langsam zurückzieht
und die Lichter der Stadt erleuchten, hat man eher den gegenteiligen
Eindruck von Ruhe in der Stadt. Daher verwundert es kaum, dass viele
Mitreisende sich nur einen sehr kurzen Aufenthalt am Buffet an Bord gönnen
und noch einmal das Schiff verlassen.
Dieser Fisch ist frisch
Der nächste Vormittag wartet mit einem Ausflug der
besonderen Art auf. In einer kleinen Gruppe von 15 Personen treffen wir den
Chefkoch des dritten Restaurants an Bord, dem standesgemäß benannten
Rossini, an der Gangway zum Landgang. An den übrigen Abenden der Reise
zelebriert er mit seinem Team für einen geringen Preisaufschlag ein täglich
wechselndes Menü, aber heute wirken wir selbst daran mit.
Der österreichische Chefkoch führt uns zum, nicht
zuletzt durch den neusten James-Bond Streifen weltberühmten, Basar und ist
schnell mit den ihm bekannten Gewürzhändlern im vertrauten Gespräch. Dies
erlaubt einen faszinierenden Einblick in die orientalische Gewürzlehre. Wer
jemals Zweifel über die Frische seines ihm servierten Fisches gehabt haben
sollte, kann an diesem Abend ganz sicher sein, dass er fangfrisch ist. Unter
fachkundiger Anleitung suchen wir uns unsere Dorade für den Abend am
Nachbarstand selbst aus.
Der Ausflug findet seinen Abschluss mit einer Tasse
Tee, frisch gebackenem Backlava und vielen weiteren Fragen an den Chef de
Cuisine. Mit dem Erklingen der Auslaufmelodie beginnt auch der Abend im
Rossini und dem erwartungsvollen Geschmack
„unserer”
Dorade.
Bevor wir nun das Schwarze Meer
„betreten”,
gilt es den Bosporus zu durchqueren. Leider findet dies heute zu
nachtschlafender Zeit statt und das Spektakel wird auf sechs Tage später
verlegt, da der Kapitän dann eine Durchfahrt um die Mittagszeit zugesagt
hat.
Gespanntes Lauschen der
Lektoren
Der weite Weg an die südliche Spitze Russlands
verschafft uns der zweite Seetag dieser Reise, welcher in deutscher
Tradition mit einem Frühschoppen auf dem Pooldeck beginnt. Um sich im
Anschluss ein wenig von der Sonne zu erholen, laden die mitreisenden
Lektoren zu einem Vortrag ins Theater. Durch die Erweiterung der Route von
Aida-Schiffen, sind seit letztem Jahr erstmals Lektoren auf ausgewählten
Fahrten mit an Bord und somit erhält der Reisenden nicht nur – wie es heute
auf dem Programm steht über Russland – sondern ebenfalls über jedes der fünf
bereisten Länder einen gleichermaßen interessanten gesellschaftlichen wie
geschichtlichen Vorgeschmack.
Der Nachmittag bietet neben der Ausflugspräsentation
für Kurzentschlossene außerdem die Gelegenheit, ausgiebig in den bordeigenen
Shops nach Souvenirs für Daheimgebliebene oder den Eigenbedarf zu stöbern.
Aber auch der steuerbefreite Einkauf von Gütern des (fast) täglichen Bedarfs
ist ein wahrer Magnet.
Die meisten Bars an Bord öffnen bereits in den
frühen Morgenstunden und so finden sich überall auf dem Schiff gemütliche
Leseecken. Wer das Lesen von aktuellen Nachrichten oder den eigenen Emails
bevorzugt, findet in den meisten öffentlichen Bereichen eine
Verbindungsmöglichkeit zum WLAN, für das verschiedene Preismodelle angeboten
werden.
Visumspflicht
Der Treffpunkt am nächsten Morgen liegt wieder sehr
früh; kein Wunder, wollen doch alle Passagiere und Crewmitglieder, die frei
haben, von Bord. Aber das geht nur mit einem durch Aida organisierten
Ausflug (und somit beantragtem Gruppenvisum). Wer es anders möchte, hätte
Wochen vor Reisebeginn einen entsprechenden Antrag bei der russischen
Botschaft in Deutschland stellen müssen. Nachdem die, an frühere Tage
erinnernde, Passkontrolle passiert ist, geht es auf direktem Weg zu den
bereitstehenden Bussen. Dass alle Reiseleiter fließend deutsch sprechen, ist
nur ein Indiz dafür, dass der ehemaligen Kurort
der Zaren, Sotschi, auch heute noch den Tourismus als eine der
wichtigsten Einnahmequellen sieht.
Die Fahrt führt uns zunächst durch gepflegte
Straßenzüge und eine wunderbare Flora und Fauna am Straßenrand. Nach einer
halbstündigen Fahrt entdecken wir einen riesigen, gläsernen Bau mit einer
(eher historischen) Tupolew nebendran. Nach weiterer Fahrt durch das
kaukasische Gebirge wird klar, dass der Flughafen nicht der einzige Neubau
ist, welcher anlässlich der im Winter 2014 hier stattfinden Olympischen
Winterspiele erbaut wurde. Die Sonne strahlt herrlich und nicht nur durch
die Skilift-Anlagen von Doppelmayr,
sowie Rolltreppen von ThyssenKrupp wird man ein wenig stark an Österreich
erinnert, als wir an den künftigen Wettkampfstätten ankommen. Bis zur Spitze
der künftigen Abfahrtspiste haben wir zweimal den Lift zu wechseln, aber der
Ausblick aus knapp 1.500 Metern Höhe entschädigt für vieles und lässt den
Baufortschritt an Hotels und sonstigen Anlagen genau überblicken.
Einzig der fehlende Schnee zerstört ein wenig die
Illusion der perfekten Skipiste.
Die langen Wartezeiten am Morgen sowie die
Ausflugszeit von sieben Stunden ließ einen schon befürchten, dass es knapp
mit dem pünktlichen Auslaufen werden könnte und dann blockiert auch noch die
Kolonne eines hohen Politikers die Zufahrtsstraßen. Doch trotz aller
Verspätung verabschieden wir uns von den Orten an denen Zukünftiges passiert
und nehmen Kurs auf die Krim und die Geschichte im Jahr 1945.
Alliierte und ein Schwalbennest
Auch unser erster Stopp in der Ukraine begrüßt die
AIDAaura mit wunderbarem Sonnenschein und lässt den in aller Welt mit Jalta
assoziierten
Liwadija-Palast in seiner ganzen weißen Pracht erstrahlen.
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Bevor die
Tour ins Innere, vorbei an den Sitzungstisch der Alliierten Siegermächte, führt,
präsentieren viele lokale Künstler ihre Entwürfe im wunderschön angelegten
Palastgarten. Die Lage auf dem Hügel verschafft dem
Liwadija-Palast eine
wunderbare Aussicht, welche allerdings die Mitreisenden, die den
Fahrradausflug gebucht haben, zu sportlichen Engagement herausfordert. Als
Alternative zum klassischen Ausflugsprogramm bietet Aida in fast jedem Hafen
Fahrradtouren an, welche von Crewmitgliedern, den sogenannten Biking-Guides
sicher und kompetent geführt werden und für dessen Zweck viele Fahrräder an
Bord mitgeführt werden.
Nach dem Besuch dieses geschichtsträchtigen Ortes
führt uns der touristische Leitfaden an das, für die Krim-Halbinsel stehende
Wahrzeichen, dem Schwalbennest. Das ursprünglich als Sommerhaus eines
russischen Generals erbaute Haus, überlebte ein schweres Erdbeben im Jahr
1927 nur knapp und steht seit dieser Zeit gefährlich nah am Felsabgrund.
Doch weder dieser Umstand noch die massiven Touristenflüsse beeinträchtigen
heutzutage die Statik.
Der für die Region bekannte Krim-Sekt muss leider
als Souvenir ausfallen, da es nach internationalen Vorschriften nicht
gestattet ist, alkoholische Getränke als Privatreisender an Bord zu bringen.
Man mag fast meinen als Entschädigung dafür, lockt das Pooldeck zum
Auslaufen aus Jalta mit einer Cocktailstunde der besonderen Art. Die
Offiziere, quer von Maschine bis Hotelbereich, mixen die Getränke, mit denen
bei einem kurzen Stopp mit Blick vom Ozean aus auf den abgebrochenen Felsen
der Krim angestoßen wird.
Optische Täuschung
Unser nächster Halt liegt in nicht allzu großer
Entfernung und mit Odessa empfängt auch die zweite ukrainische Stadt auf
dieser Reise unser Schiff mit strahlend blauem Himmel.
Nach dem Beobachten des Anlegemanövers sieht man das
in Reiseführern als erstes gelistete Highlight sogar schon von Deck 6 aus:
Die Potemkinsche Treppe.
Somit ist es kaum verwunderlich, dass es nur wenige
Schritte aus dem Hafenterminal heraus sind, bis man am Fuße eines
Meisterwerks der optischen Täuschung steht und einem die 192 Stufen endlos
zu sein scheinen. Wer seine Zweifel überwindet, ist dennoch schnell oben und
eine Zahnradbahn an der Seite motiviert auch andere zum Aufstieg.
Oben angekommen, spürt man schnell, was schon
Alexander Puschkin an Odessa im Jahre 1833 besonders lobte, die Freiheit und
Ungezwungenheit dieser Stadt. Genauso wirkt sie auch auf den
Kreuzfahrtpassagier im 21. Jahrhundert: frisch und lebendig.
Nach der Besichtigung der Innenstadt und wunderbaren
Bauten wie dem Opernhaus sowie dem Woronzowpalast, staunt man nicht
schlecht, als an besagter Treppe von oben nur noch Absätze statt Stufen zu
sehen sind. Das Schiff im Hintergrund verrät zwar, dass es die richtige sein
muss, aber dennoch bringt einen Francesco Boffo mit seinem Bauwerk ins
Grübeln. Der Reiseführer verrät schließlich, dass Boffo mit einem einfachen
Trick (die Treppe ist unten breiter als oben) mehr als nur eine schlichte
Verbindung vom Hafen und der 30 Metern über dem Meeresspiegel liegender
Innenstadt geschaffen hat. Vielmehr schuf er ein einzigartiges Wahrzeichen,
welches Dichter und Geschichtsschreiber seit Jahrhunderten beschäftigt und
diese wunderbare Stadt auch vor so manchem Angriff bewahrte; wirkte sie doch
massiv und in kaum erreichbarer Höhe.
Die Tücken der Natur
Nach den ausgiebigen Besichtigungstouren der letzten
Tage weckt der Besuch in der bulgarischen Stadt Varna bei vielen
Mitreisenden Vorfreude, liegt doch der berühmt gewordenen Goldstrand in
nicht allzu weiter Entfernung und lädt zum ausgiebigen Baden im Schwarzen
Meer ein. Für die weiter kulturell interessierten Mitreisenden lockt die
Stadt, welche (wie das ganze Land) in den letzten Jahrhunderten sehr häufig
„den Besitzer oder auch Besetzer”
gewechselt hat, mit der beeindruckenden Muttergottes-Kathedrale, sowie einer
Ausgrabungsstätte (inmitten des Zentrums) eines römischen Thermalbads aus
dem 2. Jahrhundert, welches auf Thermalquellen in der mittlerweile so
touristisch überfluteten Region hindeutet. Doch auch wenn die Sonne uns
wieder einmal anlacht, verhindern starke Winde das Anlegen in den frühen
Mittagsstunden in dem – zusammen mit Rumänien – einzigen Mitgliedsstaat der
Europäischen Union am Schwarzen Meer.
Das Animationsteam (genannt Clubteam) an Bord gibt
alles, um den Passagieren den vom Ausfallen bedrohten Landgang zu vergessen,
doch die AIDAaura wird auch die nächsten Stunden nur vor dem geschlossenen
Hafen – lediglich in Sichtweite des Goldstrands – liegen. Eine Durchsage und
Einladung des Kapitäns ins Theater, lockt dann aber die meisten Mitreisenden
weg vom improvisierten Buffet am Pool. Die folgende, sehr detaillierte
nautische Erklärung, warum ein Anlegen unmöglich ist, entschädigt den
technikbegeisterten Schiffsfan ein wenig.
Am späten Nachmittag und nur zwei Stunden vor dem
geplanten Auslaufen aus Varna, hat der Wind schließlich ein Einsehen, dreht
ab und die AIDAaura, mit Hilfe aller Propeller und zwei Schleppern, an der
Pier bei.
Eine enge
„Straße”
Ganz gemäß dem Zeitplan wird sich am nächsten Tag
früh zum Mittagessen ins Marktrestaurant begeben, da man seine Versäumnisse
der letzten Woche nachholen möchte. Die Ansage des Kapitäns lässt einen
aufspringen und die von den Lektoren moderierte Durchfahrt durch den
Bosporus hält, was sie versprochen hat.
Nach diesem Highlight außerhalb des Schiffes, zieht
es die meisten wieder in das Innere der AIDAaura zurück. Vor dem Abendessen
stellt man sich selbst vor die Wahl, Kalorien zu verbrauchen, auf einem der
Stepper oder dies für nächste Woche und wieder daheim aufheben und dem
letzten Vortrag des Lektoren-Duos über Griechenland im Theater zu lauschen.
Zum sonstigen Kalorienabbau ergibt sich schließlich
nicht nur allabendlich im Achternbereich von Deck 9, in der Anytime-Disco
eine verlockende Alternative, sondern heute Abend auch der Tanz unter dem
warmen Sternenhimmel. Bei der – wie es unser Clubmanager ausdrückt –
berühmt, berüchtigten Poolparty zu den Schlagerhits der 70er Jahre bis
heute, bringt zunächst das Showensemble den nötigen Schwung, um danach vom
DJ auf diesem Level gehalten zu werden.
Religionsgemeinschaften
Der nächste Morgen beginnt dementsprechend später
und das Anlegen in Thessaloniki wird ganz entspannt vom eigenen
Kabinenfenster aus beobachtet. Zur frühen Mittagsstunde an der Pier erwartet
einen wieder die volle griechische Sonne und so ist die fünfminütige Fahrt
ins Stadtzentrum im klimatisierten Taxi eine Verlockung, obwohl der
Spaziergang entlang dem Verlauf der alten Stadtmauer bis zum Weißen Turm,
auch seine Reize hat. Dieser als Befestigungsturm errichtete 27 Meter hohe
Zylinder diente schon den Byzantinern als Schutz vor unliebsamen Besuch aus
dem Mittelmeer und wurde während der Herrschaft der Osmanen in seine heutige
Form gebracht. Die äußerst faszinierende Geschichte Thessalonikis, vor allem
durch die sich häufig wechselnden Herrscher in der Stadt, kann man im
weiteren Verlauf eindrucksvoll im archäologischen Museum betrachten. Und wer
glaubt dort nur auf Ausgrabungen griechischer Säulen zu treffen, wird eines
besseren belehrt, denn auch dunkle Kapitel der Geschichte des 20.
Jahrhunderts sind dokumentiert.
Als im Jahr 1941 deutsche Truppen nach Thessaloniki
kamen, zerstörten sie nicht nur viele der fast 40 Synagogen, sondern
deportierten mehr als 56.000 Juden in Konzentrationslager und zerstörten
damit eine der Hauptstädte jüdischen Lebens, welches bis auf das Jahr 1492
zurück geht. Der damalige Sultan des Osmanischen Reichs nahm jüdische Bürger
in Thessaloniki auf, nachdem sie aus Spanien vertrieben worden waren. Das
jüdische Leben ist bis heute nur sehr vereinzelt zurückgekehrt und nur ein
großes Denkmal auf dem Zentralfriedhof erinnert noch an frühere Tage.
In der Innenstadt finden sich viele frühchristliche
sowie byzantinische Kirchen und Klöster, welche von der langen Geschichte
vergangener Jahrhunderte zeugen, in denen viele Religionsgemeinschaften in
Thessaloniki zusammen und nebeneinander lebten.
Eine stark umkämpfte Insel
Am Abend legt die AIDAaura zur durch seine berühmten
Kinder Pythagoras und Epikur berühmte Insel Samos ab. Nachdem unter der
Führung des Polykrates im Jahr 522 v. Chr. eine bedeutende Seeschlacht
gewonnen, sowie in der Schlacht von Mykele (479 v. Chr.) Samos endlich frei
von der persischen Herrschaft wurde, überdauerte es noch den
Peloponnesischen Krieg und den Tod Alexander des Großen, bis Samos
schließlich durch Peridikes in die Unabhängigkeit entlassen wurde.
Viele antike Bauwerke zeugen von den Tagen der
Antike, von denen heute allerdings meist nur noch eine Ruine übrig geblieben
ist und so sieht man, dass der Tourismus mit seinen Hotelbauten das Ruder
übernommen hat. Nach den vielen Entdeckungen der letzten Tage zieht es den
Großteil der Mitreisenden allerdings früh wieder an Bord und die Sonne wird
an Deck oder beim traditionellen Spiel Shuffleboard genossen.
Die Umrisse der Insel sowie die Sonne verschwinden
langsam im Kielwasser der AIDAaura im Mittelmeer und an diesem vorletzten
Abend der Reise stellen die Schiffsoffiziere noch einmal ihr Können abseits
von Maschine, Brücke oder Hotel-Bereich unter Beweis. Unter der Führung der
norddeutschen Besatzungsmitglieder schmettern sie die berühmtesten
Shantygesänge. Die äußerst gute Stimmung, sowie die lautstarke Unterstützung
der Zuhörerschaft bleibt nicht lange aus und das Schiff wird gefühlt
schneller zum letzten Hafen dieser Reise geführt.
Ein unsichtbares Weltwunder
Selbst wenn die Legende des Koloss von Rhodos
stimmen sollte und es das Erdbeben von 227 v. Chr. nicht gegeben hätte, wäre
es wohl mit einigen Problemen behaftet gewesen, die Aida in den
Mandraki-Hafen zu steuern. So legen wir ohne Probleme in den Morgenstunden
am Kreuzfahrtterminal zwischen der ein oder anderen Fähre an und auch auf
der Insel des griechischen Gottes Helios, lacht die Sonne. Die der
Mythologie entsprechend von Poseidon aus dem Meer erschaffende Insel,
beherbergt heutzutage 1,4 Millionen Einwohner und der erste Blick hinter die
noch erhaltene Stadtmauer nach Rhodos-Stadt lässt vermuten, dass es in der
Hauptsaison noch einmal so viele Touristen sein könnten.
Die Geschichte lässt sich noch im Süden der Insel an
der Ruine der Akropolis von Lindos erkennen, ansonsten scheint es
allerdings, dass die gut erhaltene, historische Altstadt eher mit Geschäften
und Restaurants aufwarten kann und so beschweren sich wenige der
Mitreisenden, dass die AIDAaura am frühen Nachmittag wieder in See zu
unserem Ausgangshafen sticht.
Nach dem letzten Ton der Auslaufmelodie, bleibt
einem nur noch die Beobachtung des uns bis zur Küstenlinie folgenden
Lotsenbootes, um zu verdrängen, dass morgen die Abreise ansteht.
„Auf Aida-Sehen”
Der sogenannte
„Farewell-Abend”
beginnt mit einem hervorragenden Abendbuffet und findet seinen Höhepunkt in
der Lasershow und anschließenden letzten Poolparty dieser Reise, bei der
noch einmal mit neuen Freunden und auf eine so vielseitig interessante Reise
angestoßen werden kann.
Schon zwei Tage zuvor wurde man per Post auf der
Kabine informiert, welcher Kofferanhänger und Bustransfer zu seinem
Rückreisearrangement passt und so nimmt man gerne den Service in Anspruch,
den Koffer bis nachts um 2 Uhr vor die Tür zu stellen, um nicht alle
Souvenirs selber von Bord tragen zu müssen. Nach einer letzten Nacht und
einem Kaffee an Deck, ist es Zeit die AIDAaura zu verlassen.
An der Pier verabschieden uns noch einige
Crewmitglieder und wir erkennen den Kameramann vom ersten Tag wieder. Den
Reisefilm haben wir nicht erworben, Sonne und gutes Essen gab es reichlich
und auch sonst fällt es wohl kaum einem der von Bord gehenden Mitreisenden
schwer,
„Aida-Sehen”
zu sagen.
Information zur AIDAaura
Baujahr: 2003 in Wismar; Länge 202,85 Meter; Decks
12; BRZ 42,289; Maschine Diesel elektrisch mit 18.800 kw, 2 x Festpropeller,
2 Bugstrahlruder mit 1.200 kw sowie 2 Heckstrahlruder mit je 700 kw;
Geschwindigkeit maximal 21,5 kn (Reisegeschwindigkeit 17,5 bis 20 kn);
Restaurants 3; Bars 5; Fläche des Spa-Bereichs 1.100 Quadratmeter; Kabinen
633; Passagiere maximal. 1582; Besatzung 389; Klassifizierung Germanischer
Lloyd.
Informationen zur Route
Antalya (Türkei) - Seetag - Izmir (Türkei) -
Istanbul (Türkei, 2 Tage) - Seetag - Sotchi (Russland, Achtung: Landgang nur
mit einem von Aida durchgeführten Ausflug oder im voraus beantragten Visum
möglich!) - Jalta (Ukraine) - Odessa (Ukraine) - Varna (Bulgarien) -
Thessaloniki (Griechenland) - Samos (Griechenland) - Rhodos (Griechenland) -
Antalya.
AIDA
Cruises
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