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Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut USA Im großen Theater von Ephesos soll der Apostel Paulus die in der Apostelgeschichte geschilderte Szene mit den Devotionalienhändlern des Artemistempels erlebt haben.

   

Vincent-Manuel Bury

Mit AIDAaura durchs Schwarze Meer

40 Grad und Winterspiele

Was erwarten Sie von Ihrem Aida-Urlaub fragt der Kameramann viele ankommende Gäste an der über 40 Grad heißen Pier von Antalya. Sonne und gutes Essen ist wohl die häufigste Antwort, dabei gibt es in den nächsten Tagen neben diesen beiden noch so viel mehr zu entdecken.

Wer im Hochsommer von Deutschland in die Türkei fliegt, sollte sich auf dem Charterflug weder über Strandoutfits noch über den deutlich verringerten Sitzabstand wundern und einfach hoffen, dass die nächsten drei Stunden schnell vorbei gehen. Wenn am anderen Ende der Reise, die als drittes Schiff der Aida-Flotte gebaute AIDAaura wartet, vergeht dies auch buchstäblich wie im Fluge.

Die Ankunft der Aida-Gäste am Flughafen von Antalya ist routiniert organisiert und es entstehen kaum Wartezeiten zwischen Gepäckrückgabe am Flughafenband und Einladung in die Transferbusse. Die etwa 40-minütige Fahrt zum Hafen wird durch den gebürtig deutsch-türkischen Busfahrer ebenfalls kurzweilig. Nach Decks und seit Einführung des Aida-Clubs – mit der Aufteilung in verschiedene Farbstufen – auch nach Vielfahrern unterteilt, läuft das Einchecken schnell und unkompliziert ab.    

 

Neue Sicherheitsstandards

Noch bevor wir am Abend den Hafen verlassen, ertönen die unter anderen Umständen weniger erfreulichen sieben kurzen Töne, gefolgt von einem langen Ton. Seit dem Unglück der COSTA CONCORDIA hat auch Aida seinen Sicherheitsstandard dahingehend verändert, die Seenotrettungsübung noch im Hafen durchzuführen.

Nachgetaner Arbeit wartet das Marktrestaurant auf einen ersten Besuch. Die warmen Farben und gelungene Raumaufteilung im Restaurant lässt nicht vermuten, dass hier bis zu 550 Gäste gleichzeitig speisen können und die an den Front-Cooking-Stationen präsentierten Speisen regen den Appetit an. Zum Aida-Prinzip gehört – genau wie die zwanglose Garderobe – eine freie Tischwahl zu jeder Mahlzeit und so können schnell erste Anreiseerfahrungen ausgetauscht und ein verbaler Schiffsrundgang mit erfahren Mitreisenden unternommen werden.

 

Clubschiff-Feeling

Mit dem Erklingen der Sail-Away Melodie verlassen wir für die nächsten 14 Tage den Hafen von Antalya, begleitet von einem Sekt, einer rasant beeindruckenden Vorstellung des Showensembles sowie den immer freundlichen Begrüßungsworten des Clubdirektors. Dass dieser seinem Namen gerecht wird, stellt er mit dem Clubteam auch gleich bei der ersten Poolparty unter dem 28 Grad warmen Sternenhimmel unter Beweis; nun kann sich jeder ganz sicher sein: Wo Clubschiff draufsteht, ist auch Clubschiff drin.

Die erste Nacht in der mit 17,5 Quadratmeter großzügig bemessenen Kabine brachte einen guten Schlaf und die Sonne lacht durch das große Fenster. Die freundliche Farbgestaltung und die bewährte optimale Ausnutzung der Kabinen auf Aida-Schiffen lässt genügend Bewegungsfreiraum sowie Stauraum für die nächsten zwei Wochen zu; wer nicht zu dritt in einer Kabine reist, kommt in den Außenkabinen auf Deck 4 bis 6 zusätzlich in den Genuss, ein Sofa zur Ablage oder Fernsehliege umzugestalten.   

 

Erholung auf dem blauen Meer

Der erste Seetag beginnt entspannt im beliebten Außenbereich des Calypso Restaurants. Zur Hauptspeisezeit sind die Tische gut gefüllt, wer ein Frühaufsteher ist, bekommt allerdings auf den Aida-Schiffen bereits ab 6 Uhr etwas und auch Langschläfer werden mit einer (etwas) kleineren Buffetauswahl bis 11 Uhr bedacht. Die Lufttemperatur liegt bei weit über 30 Grad Celsius; aufgrund der frischen Brise auf See lässt es sich allerdings entspannt an Deck aushalten und so stellt man sich vor, das schwere Urlaubsdilemma, zwischen dem Tanken von Vitamin D oder das wahrlich große Sportangebot im Schiffsinneren zu nutzen.

An diesem Vormittag gibt es eine Einweisung der drei Instruktoren (neuerdings Personal Trainer bei Aida genannt) und auch das Kursangebot kann mit der Bandbreite von Yoga über Pilates bis Spinning mit vielem Glänzen. Wer es ganz maritim gestalten möchte, läutet den frühen Abend mit einem Cocktail an der Maritime Bar, mit unverbautem Blick auf den befahrenen Ozean, ein. Nicht nur die private Atmosphäre, der auf Deck 7 achtern gelegenen Bar überzeugt, sondern ebenso die Künste der Barmitarbeiter. Neben einer großen Getränke- und Cocktailauswahl zaubern diese täglich einen neuen Drink des Tages, mit oder ohne Alkohol.

Um sein Abendessen nicht gleichzeitig mit den übrigen 1.200 Mitreisenden zu teilen, bietet Aida ein sehr durchdachtes Restaurantkonzept an. Die beiden Hauptrestaurants öffnen mit einem unterschiedlichen Themenschwerpunkt meist gleichzeitig ihre Tore und es finden sich schnell neue Gesprächspartner an den 4- bis 8-köpfigen Plätzen. Um auch später am Abend speisenden Gästen die Möglichkeit zu geben, einen Platz zu erlangen, schließen die Tore des Marktrestaurants um 19.30 Uhr und öffnen zur 2. Sitzung noch einmal von 20.00 bis 21.30 Uhr. Gleich im Anschluss lockt die Eröffnungsshow im auf zwei Stockwerke ausgelegten Theater und dem ersten Tanz in die Nacht mit dem DJ in der Anytime-Bar.

 

Antike Baukunst und iPhones

Der nächste Morgen beginnt früh und war einer der Gründe, warum der Besuch der Anytime-Bar auf den heutigen Abend verschoben wurde. Mit dem Festmachen an der Pier von Izmir begeben wir uns zum Frühstück, um sich gleich in Anschluss an der Aida-Bar zum Treffpunkt für einen wahrhaftig historischen Ausflug zu sammeln. Das Interesse an der Ausgrabungsstätte einer der größten Städte Kleinasiens ist enorm und so fahren wir in mehreren Bussen in das etwa 70 Kilometer entfernte Ephesus.

Auch wenn bei der Ankunft bereits an die 40 Grad im Schatten herrschen, starten wir unseren hervorragend geführten Weg durch eine der größten Ausgrabungsstätten der Welt. Schnell werden dem Besucher die einstigen Dimensionen, sowie die Macht dieser Stadt klar und nicht nur die bereits vorhandenen Toiletten- sowie Rohranlagen lassen die damaligen Fortschrittlichkeit erkennen. Wer den Hauch der Antike nicht ohnehin schon spürt, wird spätestens bei der Darbietung römischer Legionäre im Amphitheater in frühere Zeiten versetzt. Die hinter einer der Hauptattraktionen, der Fassade der Celsus-Bibliothek, verlaufende Hafenstrasse ist leider zur Restaurierung geschlossen und so bleibt nur ein Blick von oben auf den einstigen Prachtboulevard.

Wer nach gut 90 minütiger Führung ganz in antike Zeiten versetzt wurde, wird allerdings gleich in der sich an den Ausgang anschließenden Handelsstraße erinnert, dass heutzutage keine Toga, sondern vielmehr (natürlich nicht originale) Trikots diverses Fußballvereine sowie iPhone-Cover angesagt sind. Aber ohnehin lockt der klimatisierte Bus mehr als alle vermeintlichen Schnäppchen und so geht es zurück nach Izmir, wo die AIDAaura sich am frühen Nachmittag klar zum Ablegen macht, um Kurs auf die Weltmetropole am Bosporus zu nehmen.

 

Eine Brücke zwischen den Kontinenten

Schon von weitem ist in Sicht, was Europa und Asien räumlich miteinander verbindet und so kann man es kaum abwarten, gleich nach dem Mittagessen an Bord die Bosporusbrücke sowie die Innenstadt von Istanbul aus der Nähe zu betrachten. Durch den zentralen Liegeplatz ist es nur ein kurzer Fußmarsch zu zwei der bekanntesten Moscheen der Welt, der Hagia Sophia sowie der blauen Moschee. Auf dem Weg dorthin taucht man beim Gang über die Galata-Brücke sofort in das lebendige Flair der Stadt ein. Doch um alles per Fuß zu erkunden, reicht selbst die zweitägige Liegezeit kaum aus und so ist eine entweder durch Aida angebotene oder selbst organisierte Stadtrundfahrt ein absolutes Muss.

Auch als sich am Abend die Sonne langsam zurückzieht und die Lichter der Stadt erleuchten, hat man eher den gegenteiligen Eindruck von Ruhe in der Stadt. Daher verwundert es kaum, dass viele Mitreisende sich nur einen sehr kurzen Aufenthalt am Buffet an Bord gönnen und noch einmal das Schiff verlassen.

 

Dieser Fisch ist frisch

Der nächste Vormittag wartet mit einem Ausflug der besonderen Art auf. In einer kleinen Gruppe von 15 Personen treffen wir den Chefkoch des dritten Restaurants an Bord, dem standesgemäß benannten Rossini, an der Gangway zum Landgang. An den übrigen Abenden der Reise zelebriert er mit seinem Team für einen geringen Preisaufschlag ein täglich wechselndes Menü, aber heute wirken wir selbst daran mit.

Der österreichische Chefkoch führt uns zum, nicht zuletzt durch den neusten James-Bond Streifen weltberühmten, Basar und ist schnell mit den ihm bekannten Gewürzhändlern im vertrauten Gespräch. Dies erlaubt einen faszinierenden Einblick in die orientalische Gewürzlehre. Wer jemals Zweifel über die Frische seines ihm servierten Fisches gehabt haben sollte, kann an diesem Abend ganz sicher sein, dass er fangfrisch ist. Unter fachkundiger Anleitung suchen wir uns unsere Dorade für den Abend am Nachbarstand selbst aus.

Der Ausflug findet seinen Abschluss mit einer Tasse Tee, frisch gebackenem Backlava und vielen weiteren Fragen an den Chef de Cuisine. Mit dem Erklingen der Auslaufmelodie beginnt auch der Abend im Rossini und dem erwartungsvollen Geschmack unserer Dorade.

Bevor wir nun das Schwarze Meer betreten, gilt es den Bosporus zu durchqueren. Leider findet dies heute zu nachtschlafender Zeit statt und das Spektakel wird auf sechs Tage später verlegt, da der Kapitän dann eine Durchfahrt um die Mittagszeit zugesagt hat.

 

Gespanntes Lauschen der Lektoren

Der weite Weg an die südliche Spitze Russlands verschafft uns der zweite Seetag dieser Reise, welcher in deutscher Tradition mit einem Frühschoppen auf dem Pooldeck beginnt. Um sich im Anschluss ein wenig von der Sonne zu erholen, laden die mitreisenden Lektoren zu einem Vortrag ins Theater. Durch die Erweiterung der Route von Aida-Schiffen, sind seit letztem Jahr erstmals Lektoren auf ausgewählten Fahrten mit an Bord und somit erhält der Reisenden nicht nur – wie es heute auf dem Programm steht über Russland – sondern ebenfalls über jedes der fünf bereisten Länder einen gleichermaßen interessanten gesellschaftlichen wie geschichtlichen Vorgeschmack.

Der Nachmittag bietet neben der Ausflugspräsentation für Kurzentschlossene außerdem die Gelegenheit, ausgiebig in den bordeigenen Shops nach Souvenirs für Daheimgebliebene oder den Eigenbedarf zu stöbern. Aber auch der steuerbefreite Einkauf von Gütern des (fast) täglichen Bedarfs ist ein wahrer Magnet.

Die meisten Bars an Bord öffnen bereits in den frühen Morgenstunden und so finden sich überall auf dem Schiff gemütliche Leseecken. Wer das Lesen von aktuellen Nachrichten oder den eigenen Emails bevorzugt, findet in den meisten öffentlichen Bereichen eine Verbindungsmöglichkeit zum WLAN, für das verschiedene Preismodelle angeboten werden.

 

Visumspflicht

Der Treffpunkt am nächsten Morgen liegt wieder sehr früh; kein Wunder, wollen doch alle Passagiere und Crewmitglieder, die frei haben, von Bord. Aber das geht nur mit einem durch Aida organisierten Ausflug (und somit beantragtem Gruppenvisum). Wer es anders möchte, hätte Wochen vor Reisebeginn einen entsprechenden Antrag bei der russischen Botschaft in Deutschland stellen müssen. Nachdem die, an frühere Tage erinnernde, Passkontrolle passiert ist, geht es auf direktem Weg zu den bereitstehenden Bussen. Dass alle Reiseleiter fließend deutsch sprechen, ist nur ein Indiz dafür, dass der ehemaligen Kurort der Zaren, Sotschi, auch heute noch den Tourismus als eine der wichtigsten Einnahmequellen sieht.

Die Fahrt führt uns zunächst durch gepflegte Straßenzüge und eine wunderbare Flora und Fauna am Straßenrand. Nach einer halbstündigen Fahrt entdecken wir einen riesigen, gläsernen Bau mit einer (eher historischen) Tupolew nebendran. Nach weiterer Fahrt durch das kaukasische Gebirge wird klar, dass der Flughafen nicht der einzige Neubau ist, welcher anlässlich der im Winter 2014 hier stattfinden Olympischen Winterspiele erbaut wurde. Die Sonne strahlt herrlich und nicht nur durch die Skilift-Anlagen von Doppelmayr, sowie Rolltreppen von ThyssenKrupp wird man ein wenig stark an Österreich erinnert, als wir an den künftigen Wettkampfstätten ankommen. Bis zur Spitze der künftigen Abfahrtspiste haben wir zweimal den Lift zu wechseln, aber der Ausblick aus knapp 1.500 Metern Höhe entschädigt für vieles und lässt den Baufortschritt an Hotels und sonstigen Anlagen genau überblicken.

Einzig der fehlende Schnee zerstört ein wenig die Illusion der perfekten Skipiste.

Die langen Wartezeiten am Morgen sowie die Ausflugszeit von sieben Stunden ließ einen schon befürchten, dass es knapp mit dem pünktlichen Auslaufen werden könnte und dann blockiert auch noch die Kolonne eines hohen Politikers die Zufahrtsstraßen. Doch trotz aller Verspätung verabschieden wir uns von den Orten an denen Zukünftiges passiert und nehmen Kurs auf die Krim und die Geschichte im Jahr 1945.

 

Alliierte und ein Schwalbennest

Auch unser erster Stopp in der Ukraine begrüßt die AIDAaura mit wunderbarem Sonnenschein und lässt den in aller Welt mit Jalta assoziierten Liwadija-Palast in seiner ganzen weißen Pracht erstrahlen.

 

Bevor die Tour ins Innere, vorbei an den Sitzungstisch der Alliierten Siegermächte, führt, präsentieren viele lokale Künstler ihre Entwürfe im wunderschön angelegten Palastgarten. Die Lage auf dem Hügel verschafft dem Liwadija-Palast eine wunderbare Aussicht, welche allerdings die Mitreisenden, die den Fahrradausflug gebucht haben, zu sportlichen Engagement herausfordert. Als Alternative zum klassischen Ausflugsprogramm bietet Aida in fast jedem Hafen Fahrradtouren an, welche von Crewmitgliedern, den sogenannten Biking-Guides sicher und kompetent geführt werden und für dessen Zweck viele Fahrräder an Bord mitgeführt werden.

Nach dem Besuch dieses geschichtsträchtigen Ortes führt uns der touristische Leitfaden an das, für die Krim-Halbinsel stehende Wahrzeichen, dem Schwalbennest. Das ursprünglich als Sommerhaus eines russischen Generals erbaute Haus, überlebte ein schweres Erdbeben im Jahr 1927 nur knapp und steht seit dieser Zeit gefährlich nah am Felsabgrund. Doch weder dieser Umstand noch die massiven Touristenflüsse beeinträchtigen heutzutage die Statik.

Der für die Region bekannte Krim-Sekt muss leider als Souvenir ausfallen, da es nach internationalen Vorschriften nicht gestattet ist, alkoholische Getränke als Privatreisender an Bord zu bringen. Man mag fast meinen als Entschädigung dafür, lockt das Pooldeck zum Auslaufen aus Jalta mit einer Cocktailstunde der besonderen Art. Die Offiziere, quer von Maschine bis Hotelbereich, mixen die Getränke, mit denen bei einem kurzen Stopp mit Blick vom Ozean aus auf den abgebrochenen Felsen der Krim angestoßen wird.

 

Optische Täuschung

Unser nächster Halt liegt in nicht allzu großer Entfernung und mit Odessa empfängt auch die zweite ukrainische Stadt auf dieser Reise unser Schiff mit strahlend blauem Himmel.

Nach dem Beobachten des Anlegemanövers sieht man das in Reiseführern als erstes gelistete Highlight sogar schon von Deck 6 aus: Die Potemkinsche Treppe.

Somit ist es kaum verwunderlich, dass es nur wenige Schritte aus dem Hafenterminal heraus sind, bis man am Fuße eines Meisterwerks der optischen Täuschung steht und einem die 192 Stufen endlos zu sein scheinen. Wer seine Zweifel überwindet, ist dennoch schnell oben und eine Zahnradbahn an der Seite motiviert auch andere zum Aufstieg.

Oben angekommen, spürt man schnell, was schon Alexander Puschkin an Odessa im Jahre 1833 besonders lobte, die Freiheit und Ungezwungenheit dieser Stadt. Genauso wirkt sie auch auf den Kreuzfahrtpassagier im 21. Jahrhundert: frisch und lebendig.

Nach der Besichtigung der Innenstadt und wunderbaren Bauten wie dem Opernhaus sowie dem Woronzowpalast, staunt man nicht schlecht, als an besagter Treppe von oben nur noch Absätze statt Stufen zu sehen sind. Das Schiff im Hintergrund verrät zwar, dass es die richtige sein muss, aber dennoch bringt einen Francesco Boffo mit seinem Bauwerk ins Grübeln. Der Reiseführer verrät schließlich, dass Boffo mit einem einfachen Trick (die Treppe ist unten breiter als oben) mehr als nur eine schlichte Verbindung vom Hafen und der 30 Metern über dem Meeresspiegel liegender Innenstadt geschaffen hat. Vielmehr schuf er ein einzigartiges Wahrzeichen, welches Dichter und Geschichtsschreiber seit Jahrhunderten beschäftigt und diese wunderbare Stadt auch vor so manchem Angriff bewahrte; wirkte sie doch massiv und in kaum erreichbarer Höhe.

 

Die Tücken der Natur

Nach den ausgiebigen Besichtigungstouren der letzten Tage weckt der Besuch in der bulgarischen Stadt Varna bei vielen Mitreisenden Vorfreude, liegt doch der berühmt gewordenen Goldstrand in nicht allzu weiter Entfernung und lädt zum ausgiebigen Baden im Schwarzen Meer ein. Für die weiter kulturell interessierten Mitreisenden lockt die Stadt, welche (wie das ganze Land) in den letzten Jahrhunderten sehr häufig den Besitzer oder auch Besetzer gewechselt hat, mit der beeindruckenden Muttergottes-Kathedrale, sowie einer Ausgrabungsstätte (inmitten des Zentrums) eines römischen Thermalbads aus dem 2. Jahrhundert, welches auf Thermalquellen in der mittlerweile so touristisch überfluteten Region hindeutet. Doch auch wenn die Sonne uns wieder einmal anlacht, verhindern starke Winde das Anlegen in den frühen Mittagsstunden in dem – zusammen mit Rumänien – einzigen Mitgliedsstaat der Europäischen Union am Schwarzen Meer.

Das Animationsteam (genannt Clubteam) an Bord gibt alles, um den Passagieren den vom Ausfallen bedrohten Landgang zu vergessen, doch die AIDAaura wird auch die nächsten Stunden nur vor dem geschlossenen Hafen – lediglich in Sichtweite des Goldstrands – liegen. Eine Durchsage und Einladung des Kapitäns ins Theater, lockt dann aber die meisten Mitreisenden weg vom improvisierten Buffet am Pool. Die folgende, sehr detaillierte nautische Erklärung, warum ein Anlegen unmöglich ist, entschädigt den technikbegeisterten Schiffsfan ein wenig.

Am späten Nachmittag und nur zwei Stunden vor dem geplanten Auslaufen aus Varna, hat der Wind schließlich ein Einsehen, dreht ab und die AIDAaura, mit Hilfe aller Propeller und zwei Schleppern, an der Pier bei.  

 

Eine enge Straße       

Ganz gemäß dem Zeitplan wird sich am nächsten Tag früh zum Mittagessen ins Marktrestaurant begeben, da man seine Versäumnisse der letzten Woche nachholen möchte. Die Ansage des Kapitäns lässt einen aufspringen und die von den Lektoren moderierte Durchfahrt durch den Bosporus hält, was sie versprochen hat.

Nach diesem Highlight außerhalb des Schiffes, zieht es die meisten wieder in das Innere der AIDAaura zurück. Vor dem Abendessen stellt man sich selbst vor die Wahl, Kalorien zu verbrauchen, auf einem der Stepper oder dies für nächste Woche und wieder daheim aufheben und dem letzten Vortrag des Lektoren-Duos über Griechenland im Theater zu lauschen.

Zum sonstigen Kalorienabbau ergibt sich schließlich nicht nur allabendlich im Achternbereich von Deck 9, in der Anytime-Disco eine verlockende Alternative, sondern heute Abend auch der Tanz unter dem warmen Sternenhimmel. Bei der – wie es unser Clubmanager ausdrückt – berühmt, berüchtigten Poolparty zu den Schlagerhits der 70er Jahre bis heute, bringt zunächst das Showensemble den nötigen Schwung, um danach vom DJ auf diesem Level gehalten zu werden.

 

Religionsgemeinschaften

Der nächste Morgen beginnt dementsprechend später und das Anlegen in Thessaloniki wird ganz entspannt vom eigenen Kabinenfenster aus beobachtet. Zur frühen Mittagsstunde an der Pier erwartet einen wieder die volle griechische Sonne und so ist die fünfminütige Fahrt ins Stadtzentrum im klimatisierten Taxi eine Verlockung, obwohl der Spaziergang entlang dem Verlauf der alten Stadtmauer bis zum Weißen Turm, auch seine Reize hat. Dieser als Befestigungsturm errichtete 27 Meter hohe Zylinder diente schon den Byzantinern als Schutz vor unliebsamen Besuch aus dem Mittelmeer und wurde während der Herrschaft der Osmanen in seine heutige Form gebracht. Die äußerst faszinierende Geschichte Thessalonikis, vor allem durch die sich häufig wechselnden Herrscher in der Stadt, kann man im weiteren Verlauf eindrucksvoll im archäologischen Museum betrachten. Und wer glaubt dort nur auf Ausgrabungen griechischer Säulen zu treffen, wird eines besseren belehrt, denn auch dunkle Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts sind dokumentiert.

Als im Jahr 1941 deutsche Truppen nach Thessaloniki kamen, zerstörten sie nicht nur viele der fast 40 Synagogen, sondern deportierten mehr als 56.000 Juden in Konzentrationslager und zerstörten damit eine der Hauptstädte jüdischen Lebens, welches bis auf das Jahr 1492 zurück geht. Der damalige Sultan des Osmanischen Reichs nahm jüdische Bürger in Thessaloniki auf, nachdem sie aus Spanien vertrieben worden waren. Das jüdische Leben ist bis heute nur sehr vereinzelt zurückgekehrt und nur ein großes Denkmal auf dem Zentralfriedhof erinnert noch an frühere Tage.

In der Innenstadt finden sich viele frühchristliche sowie byzantinische Kirchen und Klöster, welche von der langen Geschichte vergangener Jahrhunderte zeugen, in denen viele Religionsgemeinschaften in Thessaloniki zusammen und nebeneinander lebten.

 

Eine stark umkämpfte Insel

Am Abend legt die AIDAaura zur durch seine berühmten Kinder Pythagoras und Epikur berühmte Insel Samos ab. Nachdem unter der Führung des Polykrates im Jahr 522 v. Chr. eine bedeutende Seeschlacht gewonnen, sowie in der Schlacht von Mykele (479 v. Chr.) Samos endlich frei von der persischen Herrschaft wurde, überdauerte es noch den Peloponnesischen Krieg und den Tod Alexander des Großen, bis Samos schließlich durch Peridikes in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

Viele antike Bauwerke zeugen von den Tagen der Antike, von denen heute allerdings meist nur noch eine Ruine übrig geblieben ist und so sieht man, dass der Tourismus mit seinen Hotelbauten das Ruder übernommen hat. Nach den vielen Entdeckungen der letzten Tage zieht es den Großteil der Mitreisenden allerdings früh wieder an Bord und die Sonne wird an Deck oder beim traditionellen Spiel Shuffleboard genossen.

Die Umrisse der Insel sowie die Sonne verschwinden langsam im Kielwasser der AIDAaura im Mittelmeer und an diesem vorletzten Abend der Reise stellen die Schiffsoffiziere noch einmal ihr Können abseits von Maschine, Brücke oder Hotel-Bereich unter Beweis. Unter der Führung der norddeutschen Besatzungsmitglieder schmettern sie die berühmtesten Shantygesänge. Die äußerst gute Stimmung, sowie die lautstarke Unterstützung der Zuhörerschaft bleibt nicht lange aus und das Schiff wird gefühlt schneller zum letzten Hafen dieser Reise geführt.

 

Ein unsichtbares Weltwunder

Selbst wenn die Legende des Koloss von Rhodos stimmen sollte und es das Erdbeben von 227 v. Chr. nicht gegeben hätte, wäre es wohl mit einigen Problemen behaftet gewesen, die Aida in den Mandraki-Hafen zu steuern. So legen wir ohne Probleme in den Morgenstunden am Kreuzfahrtterminal zwischen der ein oder anderen Fähre an und auch auf der Insel des griechischen Gottes Helios, lacht die Sonne. Die der Mythologie entsprechend von Poseidon aus dem Meer erschaffende Insel, beherbergt heutzutage 1,4 Millionen Einwohner und der erste Blick hinter die noch erhaltene Stadtmauer nach Rhodos-Stadt lässt vermuten, dass es in der Hauptsaison noch einmal so viele Touristen sein könnten.

Die Geschichte lässt sich noch im Süden der Insel an der Ruine der Akropolis von Lindos erkennen, ansonsten scheint es allerdings, dass die gut erhaltene, historische Altstadt eher mit Geschäften und Restaurants aufwarten kann und so beschweren sich wenige der Mitreisenden, dass die AIDAaura am frühen Nachmittag wieder in See zu unserem Ausgangshafen sticht.

Nach dem letzten Ton der Auslaufmelodie, bleibt einem nur noch die Beobachtung des uns bis zur Küstenlinie folgenden Lotsenbootes, um zu verdrängen, dass morgen die Abreise ansteht.

 

Auf Aida-Sehen

Der sogenannte Farewell-Abend beginnt mit einem hervorragenden Abendbuffet und findet seinen Höhepunkt in der Lasershow und anschließenden letzten Poolparty dieser Reise, bei der noch einmal mit neuen Freunden und auf eine so vielseitig interessante Reise angestoßen werden kann.

Schon zwei Tage zuvor wurde man per Post auf der Kabine informiert, welcher Kofferanhänger und Bustransfer zu seinem Rückreisearrangement passt und so nimmt man gerne den Service in Anspruch, den Koffer bis nachts um 2 Uhr vor die Tür zu stellen, um nicht alle Souvenirs selber von Bord tragen zu müssen. Nach einer letzten Nacht und einem Kaffee an Deck, ist es Zeit die AIDAaura zu verlassen.

An der Pier verabschieden uns noch einige Crewmitglieder und wir erkennen den Kameramann vom ersten Tag wieder. Den Reisefilm haben wir nicht erworben, Sonne und gutes Essen gab es reichlich und auch sonst fällt es wohl kaum einem der von Bord gehenden Mitreisenden schwer, Aida-Sehen zu sagen. 

 

Information zur AIDAaura

Baujahr: 2003 in Wismar; Länge 202,85 Meter; Decks 12; BRZ 42,289; Maschine Diesel elektrisch mit 18.800 kw, 2 x Festpropeller, 2 Bugstrahlruder mit 1.200 kw sowie 2 Heckstrahlruder mit je 700 kw; Geschwindigkeit maximal 21,5 kn (Reisegeschwindigkeit 17,5 bis 20 kn); Restaurants 3; Bars 5; Fläche des Spa-Bereichs 1.100 Quadratmeter; Kabinen 633; Passagiere maximal. 1582; Besatzung 389; Klassifizierung Germanischer Lloyd.

 

Informationen zur Route

Antalya (Türkei) - Seetag - Izmir (Türkei) - Istanbul (Türkei, 2 Tage) - Seetag - Sotchi (Russland, Achtung: Landgang nur mit einem von Aida durchgeführten Ausflug oder im voraus beantragten Visum möglich!) - Jalta (Ukraine) - Odessa (Ukraine) - Varna (Bulgarien) - Thessaloniki (Griechenland) - Samos (Griechenland) - Rhodos (Griechenland) - Antalya.

AIDA Cruises

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut USA Morgendliche Ruhe an Deck der AIDAaura.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut USABlick auf die AIDAaura.

 

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut USAOffiziere mixen zum Auslaufen an Deck Drinks für die Passagiere.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USAViel Betrieb im Hafen von Izmir. Auch wenn bei der Ankunft bereits an die 40 Grad im Schatten herrschen, starten wir unseren Landausflug zu einer der größten Ausgrabungsstätten der Welt, in das etwa 70 Kilometer entfernte Ephesus.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USA 

Die Fassade der Celsus-Bibliothek in Ephesus.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USAEin Bildnis des Staatsgründers der Türkei, Attatürk.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USADie Blaue Moschee in Istanbul mit ihren fünf Minaretten.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USASpektakuläres Fischen von der Istanbuler Galata-Brücke.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USAFahrt durch das kaukasisches Gebirge.

 

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USABlick aus 1.500 Metern Höhe auf zukünftige Wettkampfstätte.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USADieser Skilift in Sochi ist Made in Austria.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USAPrächtige Hafenanlage in Sotchi. 

Der Liwadija-Palast in Liwadija, einem Vorort von Jalta, auf der Halbinsel Krim. Vom 4. bis 11. Februar 1945 fand im Liwadija-Palast die Konferenz von Jalta statt, an der ...

 

... die Führer der USA (Franklin D. Roosevelt), Großbritannien (Winston Churchill) und des Gastgebers Sowjetunion (Josef Stalin) über das Nachkriegseuropa verhandelten.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USADas Schwalbennest ist ein Schloss an der Südküste der Halbinsel Krim, nahe Jalta. Es steht etwa 40 Meter über dem Meer auf einer Klippe, dem Ai-Todor-Kap.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USADie Potemkinsche Treppe in Odessa – Meisterwerk der optischen Täuschung.

 

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USARömische Termen in der Innenstadt Varnas.

Foto: Vincent-Manuel Bury, New Haven / Connecticut, USA Frühmorgens findet man immer ein ruhiges Plätzchen an Deck der AIDAaura.

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