An der Atlantikküste der Donegal Bay im Nordwesten Irlands wird die heilende und belebende Kraft der Algen schon seit Jahrhunderten genutzt. Im Bild die Küste bei Glencolmcille nahe Slieve League. |
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Carsten Heinke
Irland – bei jedem Seegang frischer
Seetang |
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Wenn man Iren fragt, was sie über Strandhill wissen, fällt den meisten zuerst ein, dass man dort gut Wellenreiten kann. Für die Bewohner des nahe gelegenen Städtchens Sligo ist das einstige Fischerdorf an Irlands rauer Nordwestküste das Bade- und Freizeitdomizil schlechthin. Surfschulen, Yachthafen, Golfplatz und die zahlreichen Restaurants sind im Sommer stets gut besucht. Viele verbinden den Namen Strandhill mit Knocknarea. Der 327 Meter hohe Berg, an dessen Fuß das Örtchen liegt, gilt als letzte Ruhestätte der sagenhaften Kriegskönigin Méabh (auch Maeve) von Connacht. In voller Schlachtmontur, stehend und mit dem Gesicht gen Norden – zu ihren Feinden in Ulster gewandt – soll die streitsüchtige Dame in einem gewaltigen Steinhügelgrab auf dem Gipfel beerdigt worden sein. Nach wie vor sind Königsgrab, Badespaß und
Wassersport triftige Gründe, nach Strandhill zu reisen. Ein weiterer ist in
den letzten Jahren hinzu gekommen: Seetang. Und der lockt immer mehr
Wellness-Urlauber in das verträumt wirkende Nest am Atlantik, das in
Wahrheit recht ausgeschlafen ist. Was im ersten Moment nach einem neumodischen Spleen klingt, hat – zumindest in Irland – eine lange Tradition. „Schon vor mehr als 300 Jahren gab es hier Badehäuser, in denen man Algen nutzte, um Muskeln zu entspannen, die Blutzirkulation zu erhöhen, den Körper zu entgiften, alternder, ausgetrockeneter Haut natürliche Feuchtigkeit und Frische zurückzugeben und zu regenieren oder Heilprozesse zu fördern”, erklärt Neil Walton, während er, wie viele Male täglich, ein Algenbad vorbereitet. Die „Voya Seaweed Baths”, die der Sportwissenschaftler seit dem Jahr 2000 zusammen mit seinem Bruder Mark in Strandhill betreibt, waren die erste Neueröffnung eines Algenbadehauses seit 100 Jahren. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten um die 300 dieser Einrichtungen auf der ganzen Insel, neun davon allein im winzigen Strandhill. Das letzte schloss 1961, nachdem es vom Hurrikan Debbie zerstört worden war. Mittlerweile gehören Seetang-Behandlungen in vielen irischen Spas wieder zu den Standardangeboten. Während warmes Wasser in die Wanne läuft, gibt der Wellness-Experte mehrere Arme voll handgeernteten Seetang hinzu. Die gelblich-braunen Großalgen der Spezies Fucus serratus sind glitschig und haben eine gummi- bis lederartige Konsistenz. Wegen ihrer gezackten Ränder auf deutsch auch „Sägetang” genannt, erinnern sie zugleich mit ihren flachen, fingerförmigen Blättern an die Schwimmfüße von Wasservögeln. Ihr starker Meeresgeruch verbreitet sich in dem
„algenfarbig” gekachelten Raum. „Manche
vergleichen das Seetang-Bad mit einer Fahrt über den Atlantik”,
sagt Neil und lässt seinen Gast nun selbst auf Entspannungsreise gehen. Eine anfängliche Dampfbehandlung hilft den Poren, sich zu öffnen, um die wertvollen Nährstoffe der maritimen Heilpflanzen besser aufnehmen zu können. Der allererste Moment ist nicht der angenehmste. Doch nachdem sich die Haut an das schleimige Unterwasserkraut gewöhnt hat, fühlt man sich wie die kleine Meerjungfrau in ihren besten Tagen: mopsfidel und sorgenfrei, in den Wellen und Tiefen des Ozeans daheim. Wunderbar belebt, entspannt und gut gelaunt (zum Glück immer noch ohne Fischschwanz), mit babyweicher, glatter Haut und seidig weichen Haaren steigt man nach 50 Minuten aus der Wanne. |
Das hat
Suchtpotenzial! „Um die Wirkstoffe des Seetangs zu gewinnen,
verwenden wir ein komplexes Verfahren, das wir in langjähriger Forschung mit
unzähligen Tests entwickelten. Dabei handelt es sich um eine Nachahmung des
natürlichen Konservierungsvorgangs der Algen, mit denen sie sich zwischen
Ebbe und Flut vor dem Austrocknen schützen”,
so Neil Walton. Verbunden mit anderen positiven Eigenschaften der
Meerespflanzen, übertrage man ihre feuchtigkeitserhaltende und
zellerneuernde Wirkung auf die Hautpflegeprodukte und halte sie damit selbst
„lebendig”. Früh geprägt durch seinen Vater Michael, der als einer der ersten Öko-Landwirte in Irland die Bio-Bewegung dort maßgeblich mitbestimmte und sich seit Jahrzehnten mit Meeresalgen beschäftigt, lernte der aktive Triathlet Neil Walton den Seetang als ein Geschenk der Natur zu schätzen. Nachdem er sich eine schwere Sportverletzung zugezogen und sie erfolgreich mit Algenbädern behandelt hatte, beschloss er, ein eigenes Seetang-Spa aufzubauen. Bereits im Eröffnungsjahr kamen 12.000 Gäste,
Tendenz steigend. Also, liebe Iren – wie war das noch mal mit Strandhill?
Ach richtig, ja, der Algenkurort ...
Service-Informationen Voya Seaweed Baths: Das Seetang-Spa in Strandhill
bei Sligo ist geöffnet montags und dienstags von 12 bis 20 Uhr, mittwochs
bis freitags von 11 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 20
Uhr. Ein 50-minütiges Voya-Entgiftungs-Seetang-Bad mit Dampf kostet 25 Euro
für eine Person, 35 für zwei. Das Spa-Menü beinhaltet neben Bädern diverse
Körperpackungen, Facials, Massagen und viele Spezialbehandlungen. Eine
20-minütige Voya-Massage kostet 40, eine 50-minütige 65 Euro. Sehr beliebt
ist der „Mermaid’s Purse Body Wrap” (50
Minuten für 85 Euro). Weitere Informationen unter
www.voyaseaweedbaths.com Hotel-Tipp: Sligo Park Hotel, Pearse Road,
www.sligoparkhotel.com Restaurant-Tipp: Reidy’s Wine Bar & Bistro, Stephens
Street, Sligo, anschließend ab 21.30 Uhr irische Livemusik in der Harp
Tavern, Quay Street,
www.theharptavernsligo.com The Strand Bar, Strandhill,
www.thestrandbar.ie Akivitäten: Wellenreiten können Anfänger und
Fortgeschrittene mit der Perfect Day Surf School in Strandhill,
www.perfectdaysurfing.ie Welche leckeren und gesunden Gerichte, Snacks und
Drinks man aus frischem oder getrocknetem Seetang zaubern kann, lernt man in
der Seaweed Cooking School in The Organic Centre, Rossinver, Co. Leitrim,
www.theorganiccentre.ie Allgemeine Auskünfte zu Reisen auf die grüne Insel
erteilt Irland Information in Frankfurt am Main,
www.ireland.com/de-de |
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Die
Küste von Slieve League, der mit 601 Metern höchsten Steilküste I |
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Jede
Menge Grün und malerische Ruinen, wie die des Klosters Creevelea Friary nahe
Dromahair in Sligos Nachbar-County Leitrim sind die perfekte Kulisse für
eine Radtour. |
Neben
dem legendären Grab der Königin Méabh auf dem Berg Knocknarea zählt die
steinzeitliche Megalithanlage Creevykeel Court Tomb zu den steinzeitlichen
Hotspots rund um Strandhill. |
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Die windreichen Buchten um die Halbinsel Cúil Irra ... |
... auf der Strandhill liegt, sind ein Paradies für Surfer. |
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In
„The Organic Centre”
von Rossinver, Co. Leitrim, kann man lernen, wie man mit Seetang kocht oder
daraus leckere Snacks und Drinks herstellt. |
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Die Waltons nutzen die in den Pflanzen gespeicherte Kraft des Ozeans auch ... |
... für hochwertige Kosmetikprodukte und herrlich frische Saft-Kreationen. |
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Auch wenn die Zahl der Tiere abnimmt – Irland ist ein Land der Schafe. Rund acht Millionen davon – mehr als Menschen – leben derzeit auf der Grünen Insel. |
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