Das attraktive Ostseebad Warnemünde ist seit
April diesen Jahres um eine Attraktion reicher, denn das derzeit modernste
Fahrgastschiff in dem bekannten und viel besuchten Ostseebad wurde jüngst in
Betrieb genommen. Wie attraktiv Rostock-Warnemünde ist, zeigen die 198
angemeldeten Anläufe von 40 Hochsee-Kreuzfahrtschiffen in diesem Jahr. Diese
Entwicklung beobachtet der Warnemünde Reeder Rainer Möller der
Fahrtgastschifffahrt „Käpp’n Brass”
GmbH seit vielen Jahren.
Am 16. April konnte Möller sein neues Schiff, die MS
OSTSEEBAD WARNEMÜNDE,
durch den Geschäftsführer Elmar Miebach der LUX-Werft, offiziell in Empfang
nehmen. Noch am gleichen Tag legte das Schiff von der Werft ab, um eine
lange Überführungsfahrt von Mondorf den Rhein hinab, über die Ijssel und
durch das Ijssel-Meer sowie über die Nordsee zum Nord-Ostsee-Kanal in seinen
neuen Heimathafen Warnemünde in der Ostsee zu starten.
Das Schiff
Der Neubau wurde als Tagesfahrgastschiff
zertifiziert. Der Stahlrumpf entspricht den Vorschriften für die
Fahrgastschifffahrt des Germanischen Lloyd. Alle Schiffe der Reederei wurden
entsprechend den sicherheitstechnischen und ökologischen Vorschriften an der
deutschen Ostseeküste konstruiert, gebaut und ausgerüstet. Die innovative
Ausstattung umfasst komfortable Inneneinrichtungen für die Gäste, einer
integrierten, offenen Kombüse, einer biologischen Kläranlage zur Reinhaltung
der Warnow und der Strände, modernste nautische Geräte zur Navigation und
natürlich auch die technischen Anlagen. Die OSTSEEBAD
WARNEMÜNDE wird von zwei
umweltfreundlichen Dieselmotoren, die den neuesten Emissionsvorschriften
entsprechen sowie zwei Schottel-Ruderpropeller SRP 320 FP inklusive Düse,
angetrieben. Darüber hinaus werden die Motoren mit schwefelfreiem Kraftstoff
betrieben. Das trägt natürlich zu einer weiteren Emissionsreduzierung bei.
Zur besseren Manövrierung in den engen Hafengewässern von Warnemünde /
Rostock leistet ein Schottel Pump-Jet SPJ 57 RD gute Dienste. Das ist auch
erforderlich, denn so manches Mal können die Ostseewinde aus nordöstlicher
Richtung schon sehr heftig sein.
Bei Kaffee und Kuchen über die Warnow
Über 500 Passagiere können auf den drei Decks Platz
finden. Allerdings erhielt der Neubau eine Zulassung für 300 Tagesgäste.
Während der Rundfahrten auf der Warnow werden Getränke, Kaffee und Kuchen
sowie kleine Speisen angeboten. Bei Abend- / Charterfahrten sowie Hochzeiten
wird mit externen Cateringfirmen zusammengearbeitet. Bei normalem
Tagesbetrieb besteht die Besatzung aus dem Schiffsführer, einem Matrosen und
einer Bedienung. Diese wird bei Bedarf unterstützt durch weitere
Bedienungen.
Während einer Rundfahrt hatten wir Gelegenheit, mit
dem Reeder ein Gespräch zu führen.
SM
(SeereisenMagazin): Herr Möller, Sie überführten heute Ihr
neues Schiff in seinen Heimathafen Warnemünde. Was bedeutet das Schiff für
Sie?
Rainer Möller:
Als Marktführer im Segment Hafenrund- und Charterfahrten in der Region
Mecklenburg-Vorpommern ist es für mich wichtig, mit meinen Schiffen immer
auf dem letzten Stand der Technik zu sein. Die Konkurrenz schläft nicht und
da ist es für mich entscheidend, entsprechend attraktive Schiffe anbieten zu
können.
SM:
Seit wann sind Sie in der Fahrgastschifffahrt tätig?
Rainer Möller:
1979 habe ich mit der Fahrgastschifffahrt begonnen und 1982 habe ich mich
mit einem Schiff, der damaligen KÄPP’N
BRASS, selbstständig gemacht.
SM:
Wie viele Schiffe hat Ihr Unternehmen?
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Rainer Möller:
Mit unserer neuen OSTSEEBAD WARNEMÜNDE
haben wir drei Schiffe: Die KÄPP’N
BRASS (seit 2006 in Betrieb) und die MIN
HERZING (seit 2007 in Betrieb). Alle
Schiffe wurden bei der LUX-Werft gebaut. Ich muss an dieser Stelle der
LUX-Werft meinen Dank für ihre tolle Arbeit aussprechen. Für mich sind die
Mondorfer Schiffbauer die Nummer Eins im Fahrgastschiffbau in Deutschland.
Jedes Schiff ist ein Unikat. Und mit der OSTSEEBAD
WARNEMÜNDE haben wir das zur Zeit
modernste Schiff in Warnemünde und der Mecklenburg-Vorpommerschen
Küstenregion.
SM:
Was ist so besonders an der LUX-Werft?
Rainer Möller:
Wie gesagt – jedes Schiff ist ein Unikat. Das rührt daher, dass die
Mondorfer eine eingehende Kundenbedarfsanalyse vor jeder Auftragsvergabe
durchführen. Hinzu kommt die Erfüllung spezieller Kundenwünsche während der
Bauphase. Ein weiterer Pluspunkt ist die Baugeschwindigkeit bei bester
Qualität: rund neun Monate sind seit
der Kiellegung bis jetzt zur Ablieferung vergangen. Nicht umsonst werden die
Mondorfer Schiffbauer als der Mercedes unter den Fahrgastschiffbauern
bezeichnet.
SM:
Wie sehen sie den Stellenwert der Käpp’n Brass GmbH?
Rainer Möller:
Wir bezeichnen uns ganz klar als Marktführer in der Fahrgastschifffahrt in
der Region Mecklenburg-Vorpommern.
SM:
Im Hinblick auf Ihre zukünftige Geschäftsentwicklung, planen Sie eine
Erweiterung Ihrer Schiffsflotte?
Rainer Möller:
Wir sind ein reiner Familienbetrieb. Meine Familie besteht aus meiner Frau
und mir sowie meinen drei Söhnen. Die beiden älteren sind bereits im
Geschäft. Meinen Sohn Hein haben Sie ja während der Fahrt schon
kennengelernt. Ihm gehört nun unser neuestes Schiff. Der Hannes ist dem
Kaufmännischen zugetan und unser fünfjähriger Nachzögling wird eines Tages
auch in das Geschäft eintreten. Damit sind die Weichen gestellt. Darüber
hinaus werden wir selbstverständlich immer wieder neue Schiffe in unserem
Bestand haben.
SM:
Von wann bis wann dauert Ihre Saison und wovon lebt die Firma außerhalb der
Saison?
Rainer Möller:
Unsere Saison beginnt im April und endet im Oktober. Bei Bedarf,
wetterabhängig, ist ein Schiff ganzjährig in Betrieb.
SM:
Wie viele Angestellte hat das Unternehmen Käpp’n Brass?
Rainer Möller:
Inklusive Büro und Verwaltung haben wir siebzehn fest angestellte
Mitarbeiter. Bei Bedarf müssen wir kurzfristig Aushilfen einstellen.
SM:
Ist es schwierig für Sie, geeignetes Personal zu bekommen?
Rainer Möller:
Die Schwierigkeit besteht in der Verfügbarkeit von geeignetem Personal. Das
hat dazu geführt, das unsere Firma ihr eigenes Personal ausgebildet hat und
auch weiterhin ausbilden wird.
SM:
Herr Möller, mit welchen Schwierigkeiten haben Sie und Ihre Wettbewerber in
Ihrem Segment in Warnemünde / Rostock zu kämpfen?
Rainer Möller:
Unser Hauptproblem liegt in der Stadtverwaltung. Nach der Wende gab es
überhaupt keine Parkplätze für die Touristen im Stadtgebiet von Warnemünde.
Heute gibt es begrenzte Möglichkeiten zum Parken, die dann aber noch extrem
teuer sind. Das vergrault natürlich die Besucher unserer schönen Stadt.
Hinzu kommen noch die von der Stadtverwaltung eingesetzten Politessen, die
jedes Vergehen sofort ahnden und somit nicht gerade besucherfreundlich sind
– denn wir leben vom Tourismus.
SM:
Herr Möller, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer
Besatzung allzeit Gute Fahrt mit Ihrem Neubau.
Das Interview führte Peter Pospiech.
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