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Fischschwärme im Tiefseebecken des Ozeaneums in Stralsund. |
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Dagmar Krappe
(Text) und Axel Baumann (Fotos + Video) Wo der Mensch nur ein ganz kleiner Fisch ist Eine Liebeserklärung an die Meere – ein
Rundgang durch Ozeaneum und Meeresmuseum in Stralsund |
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34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl. Wie riesige Wasserbassins oder Swmmingpools wirken die runden Gebäudeteile. „Unsere Architekten sehen die vier Gebäudeelemente als Steine, vielleicht als weiße Kiesel, die das Meer umspült. Und genauso kann das Ozeaneum von allen Seiten von Besuchern und Licht durchströmt werden”, erklärt Dr. Harald Benke, Direktor und Geschäftsführer der Stiftung Deutsches Meeresmuseum, der vier Museen angehören. Der Rundweg beginnt in der Ausstellung der Weltmeere. Hier werden die einzelnen Ozeane vorgestellt. 70 Prozent der Erdoberfläche sind vom Meer bedeckt. „Wir leben auf einem Wasserplaneten, obwohl er Erde heißt”, sagt Dr. Harald Benke: „Unsere fünf Kontinente sind nur Inseln in den Weltmeeren”. Es geht hinab in die Ausstellung Ostsee, gefolgt vom Ostsee-Aquarium. Die Entdeckungstour durch Flora und Fauna startet im Stralsunder Hafenbecken. Das rostige Fahrrad wurde dort irgendwann tatsächlich mal an Land gezogen. Durch Boddengewässer und Seegraswiesen geht es an der Kreideküste entlang und schließlich durch die Schärensee Skandinaviens. Störe sind die größten Fische, die Besucher während ihres Ostsee-Spaziergangs zu Gesicht bekommen. Über die Ausstellung zur Erforschung und Nutzung der
Meere gelangt man zum Nordsee-Aquarium. „Die 45 Aquarien sind die lebendige
Ergänzung zu den Ausstellungen, die zahlreiche seltene Original-Tiere und
-Pflanzen zeigen, die wir im eigenen Haus präparieren“, erläutert Benke.
Sogar eine Glasbläserin wurde engagiert, um eine filigrane aus 2.500 Teilen
bestehende Nachbildung einer Staatsqualle anzufertigen, die lebend bis zu 50
Meter lang werden kann. Die Schaubecken zeigen die Lebensräume der Nordsee,
des Nordatlantiks und des Polarmeers. Im Tunnelaquarium findet man sich auf
Norddeutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland wieder. Richtig Bewegung
herrscht im Gezeitenbecken, wo sich alle 30 Minuten Ebbe und Flut
abwechseln. Das Schwarmfischbecken fasst 2,6 Millionen Liter Wasser und
demonstriert die Unendlichkeit des Meeres. „Hier fühlen sich ein
Sandtigerhai, Ammenhaie und Rochen so zu Hause wie im offenen Atlantik”, ist
sich der Museumsdirektor sicher. 20 Tonnen wiegen die 30 Zentimeter dicken
Acrylscheiben, an denen gerade ein Makrelenschwarm vorbeizieht. Hinter den Modellen der Forschungsschiffe MARIA
S., MERIAN, SONNE,
METEOR und POLARSTERN
beginnt die Dauerausstellung „Meer für Kinder”. Gleich nebenan auf der
Dachterrasse drehen Apollonia, Roscoe, Bowie, Marion, Alexandra, Kalle und
Cieco emsig ihre Runden im Freiluftbecken. An bestimmten Tagen können
Besucher auch bei einer Fütterung der Humboldt-Pinguine mit frischen
Sprotten zusehen. Heute sind die Frackträger leider schon satt und
trainieren die angefutterten Kalorien durch rasante Schwimmübungen wieder
ab. „Humboldt-Pinguine leben an der Westküste Südamerikas und sind vom
Aussterben bedroht”, erzählt Dr. Harald Benke: „Wenn sie dort nach
Schwarmfischen jagen, erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von 30 bis 50
Kilometern pro Stunde”. Der höchste Punkt des Museums bietet auch einen
Panoramablick auf die Backstein-Altstadt Stralsunds, aus der die Kirchtürme
von St. Jakobi, St. Nikolai am Rathaus und St. Marien herausragen. Das Ozeaneum eröffnete 2008 als vierter Standort des
Deutschen Meeresmuseums auf der Stralsunder Hafeninsel. Es entführt die
Besucher auf einer Unterwasserreise von der Ostsee bis ins Polarmeer.
Geplant wurde das Vorhaben in Zusammenarbeit mit Greenpeace, so dass hohe
Umweltstandards zum Tragen kamen. Die Umweltorganisation nahm Einfluss auf
die artgerechte Haltung der Tiere, die Aquariumtechnik, Ökostrom, PVC freie
Kabel, Rohre, Bodenbeläge und gastronomische Angebote im Restaurant. Schon seit 1951 gibt es ein Meeresmuseum in Stralsund, das längst aus allen Nähten zu platzen drohte und somit einen Neubau, das Ozeaneum, erforderlich machte. Hinter 750 Jahre alten und dicken Klostermauern befindet sich das heutige Stammhaus. Im Katharinenkloster mitten in der Stralsunder Altstadt. Doch schon seit der Reformation beten hier keine Dominikaner mehr. Die Kirche gab das Kloster auf, und es dient seitdem weltlichen Zwecken. Am Anfang war es ein kleines städtisches Naturkunde-Museum, das später zum Meereskundlichen Museum und weiter zum Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR und nach der Wende zum Deutschen Meeresmuseum „aufstieg”. Auf dem Museumsvorhof hat der Fischkutter ADOLF
REICHWEIN SAS 95, der bis 1969 zum
Fischfang auf Nord- und Ostsee unterwegs war, als technisches Denkmal seinen
Platz gefunden. Im ersten Obergeschoss des Museums ist die Geschichte der
Fischerei von der Hanse bis heute an zahlreichen Modellen und in Schaukästen
dargestellt. Zwar widmen sich die Präsentationen und Sammlungen in der gotischen Katharinenhalle auch der Fischerei in der Ostsee, der Meereskunde und der Meeresbiologie, aber in den Aquarien dieses Museums leuchtet es nur noch bunt. Die Bewohner der nordischen Meere sind 2008 ins Ozeaneum umgezogen. In den 36 Becken des Meeresmuseums tummeln sich seitdem leuchtende, bizarre Fische aus dem Mittelmeer und tropischen Gewässern. Sie lugen aus Korallenriffen des Roten Meeres hervor oder ziehen als bunter Schwarm am Mittelmeerwrack vorbei. |
Clownfisch „Nemo”
versteckt sich gern in Seeanemonen. Auch der Rundgang im Ozeaneum endet bei Riesen des
Meeres – bei den Walen. Nachbildungen in Originalgröße schweben an der Decke
der blauschwarz getönten Halle. Am besten lässt man sich auf einen der
„Liegestühle unter Wasser” fallen und
schaut vom „Boden des Meeres” nach oben.
Dort tummeln sich ein 26 Meter langer Blauwal, ein Buckelwal mit Jungtier
und ein Schwertwal. Ein Potwal kämpft mit einem Riesenkalmar. Alle dreißig
Minuten tönen dazu aus mehreren Lautsprechern Säufzer der Blauwale, Gesänge
des Buckelwals und Klicks der Pottwale, anhand derer sie ihre Beute in bis
zu 3.000 Metern Tiefe aufspüren. Danach taucht man wieder an der
Erdoberfläche auf und ist zurück aus der gigantischen Welt der Ozeane.
Informationen Tipp: Ozeaneum und Meeresmuseum bieten im Winter Taschenlampenführungen an. Dann kann man im Dunkeln der magischen Museumswelt auf den Grund und der Frage nachgehen: „Was machen Fische nachts?” Ein Museum – vier Standorte – Zur Stiftung Deutsches
Meeresmuseum gehören vier Museen: Ozeaneum Von der Ostsee
zum Polarmeer Hafenstraße 11 Öffnungszeiten Juni bis 14. September täglich 09:30 bis 21 Uhr 15. September bis Mai täglich 09:30 bis 19 Uhr 24. Dezember geschlossen 31. Dezember 10 bis 15 Uhr Eintrittspreise Erwachsene 16 €, Ermäßigte 10 €, Kinder (4 bis 16
Jahre) 7 € Kombitickets für weitere Standorte möglich, Preisbeispiel Kombiticket Ozeaneum / Meeresmuseum: Erwachsene 21 €, Ermäßigte 14 €, Kinder (4 bis 16 Jahre) 10 €. Meeresmuseum Fischerei,
Mittelmeer und Südsee Katharinenberg 14 - 20 Öffnungszeiten Juni bis September täglich 10 bis 18 Uhr Oktober bis Mai täglich 10 bis 17 Uhr 24. Dezember geschlossen, 31. Dezember 10 bis 15 Uhr Eintrittspreise Nautineum –
Küsten- und Zeesenfischerei, Meeresforschungstechnik, Unterwasserlabor
Nautineum · Kleiner Dänholm (erreichbar über die alte
Rügenbrücke) Öffnungszeiten Juni bis September täglich 10 bis 18 Uhr Mai + Oktober täglich 10 bis 17 Uhr November bis April geschlossen Eintrittspreise Natureum, das
Museum mitten in der Natur – Flora und Fauna der Vorpommerschen
Boddenlandschaft
Natureum · Darßer Ort 1 - 3 (5 Kilometer westlich von Prerow,
autofrei, nur zu Fuß, per Fahrrad oder Pferdekutsche erreichbar) Öffnungszeiten November bis April Mo + Di geschlossen, Mi bis So 11
bis 16 Uhr Eintrittspreise
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Der Eingang zum Ozeaneum. |
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Das Ozeaneum von der Rückseite. |
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Pinguine auf dem Dach des Ozeaneums. |
Fische die aussehen wie Fabelwesen. |
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Bilck auf den Hafengrund. Welche Tiere leben dort? |
Das Südseeaquarium im Meeresmuseum. |
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Eine Schildkröte im Meeresmuseum. |
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Ein Walskelet im Meeresmuseum. |
Innenansicht des Foyers. |
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Dr. Harald Benke, Direktor und Geschäftsführer der Stiftung Deutsches Meeres-museum, erklärt, dass die Tiefen der Meere viele Geheimnisse verbergen. |
Jeder
kennt ihn aus dem Film
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Filigrane Nachbildung einer Staatsqualle aus 2.500 Teilen. |
Exponate hinter Glas. |
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1:1-Riesen der Meere. |
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Ozeaneum-Video von Axel Baumann, Schenefeld. |
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