Historische Schiffe 

 

Ausgabe 6/2013 

hr

Die neue BATAVIA ist der originalgetreue Nachbau der ersten BATAVIA, die 1629 gesunken istDie neue BATAVIA ist der originalgetreue Nachbau der ersten BATAVIA, die 1629 gesunken ist.

 

Dr. Dietrich Hub

Fast echt: Der originalgetreue Nachbau der BATAVIA

„Mit echten Kanonen!” stellt unser vierjähriger Sohn Amadeus fachkundig fest, als wir vom Hauptdeck in das Batteriedeck hinunter steigen. In Lelystad in den Niederlanden besichtigen wir einen originalgetreuen Nachbau eines Dreimasters aus dem 17. Jahrhundert. Auch Handelsschiffe waren damals bewaffnet, denn Piraten gab es viele auf den Weltmeeren. Unsere Kinder fühlen sich gleich wie stolze Seefahrer. Wir erzählen ihnen nicht, dass die ursprüngliche BATAVIA vor Australien auf Grund lief und dass dabei viele Seeleute starben. Die Überlebenden bekriegten sich anschließend untereinander, so dass dadurch noch weit mehr Menschen starben als bei der Havarie.

Weltweit gibt es nur wenige alte Segelschiffe, die so „anschaulich” für heutige Besucher sind. Der Dreimaster wurde von 1985 bis 1995 originalgetreu aus Eichenholz nachgebaut. Beim Bau der neuen BATAVIA wurden bewusst alte Handwerkstechniken angewandt. Viele der Metallteile wurden über Kohlefeuer geschmiedet und nicht fabrikmäßig hergestellt. Viele junge Menschen absolvierten während des Baues des Segelschiffes in der Werft eine Handwerksausbildung.    

Auf der heutigen BATAVIA kann man fast alle Innenräume besichtigen – und stellt fest, dass dieses Segelschiff viel kleiner ist als heutige Autofähren und wahrhaft winzig im Vergleich zu modernen Kreuzfahrtsschiffen. Die Kiellinie dieses Seglers ist gerade mal 45 Meter lang. Auf weltweiter Fahrt saß die Mannschaft viel enger zusammen, als es den Männern wohl lieb war. Auch der Salon der BATAVIA – das Wohn- und Esszimmer der Offiziere – ist durchaus überschaubar.

Viele kennen die Streitgespräche im Salon der BOUNTY zwischen Fletcher Christian und Kapitän Bligh im Film „Die Meuterei auf der Bounty”. Einen solchen Salon kann man in der BATAVIA in Originalgröße bewundern. Die BOUNTY wurde 1962 eigens für diesen Film nachgebaut und war ähnlich groß wie die BATAVIA. Dieses „Film-Schiff” sank übrigens 2012 im Hurrikan Sandy.

Inzwischen ist in der Werft in Lelystad am Ijsselmeer ein neues „altes” Schiff in Bau, die SIEBEN PROVINZEN. Noch ist außer den Querspanten und dem Kiel nicht viel zu sehen. In den kommenden Jahren wird hier aber das nächste „neue alte” Schiff emporwachsen.

Amadeus schaut fasziniert zu, wie ein Schlosser über Feuer Eisen so lange erhitzt,

bis es rotglühend wird. Hoffentlich wartet unser Vierjähriger mit eigenen Experimenten dieser Art, bis er wesentlich größer ist. Doch jetzt schon dürfen in der Werft die Kinder Seile drehen und schwere Sandsäcke mit Hilfe von Seilwinden hochwuchten. Unsere beiden großen Töchter – 7 und 9 Jahre alt – verstehen schon, wie ein Tau „geschlagen”, also zusammengedreht wird. So können sie sich in der Open-Air-Werkstatt ein eigenes Hüpfseil drehen. Amadeus ist auch vom Nagelbrett begeistert. Mit dem Hammer trifft er tatsächlich die Nägel öfters als seine Finger.

Nicht nur die BATAVIA, auch die Region um ihren Liegeplatz bei Lelystad am Ijsselmeer ist wahrlich eine Besichtigung wert. Lelystad ist die Hauptstadt der Provinz Flevoland – der jüngsten Provinz der Niederlande. Seit 1932 wurden hier in mühevoller Pionierarbeit Deiche angelegt und Entwässerungsgräben ausgehoben.

Die Holländer scheinen im Lauf der Jahrhunderte eine Art Hassliebe zum Meerwasser entwickelt zu haben. Der Überseehandel auf dem Seeweg machte das Land reich. Leider fuhren die Holländer nicht nur auf dem Meer, sondern das Meer kam auch ab und zu in ihre Wohnzimmer. Das Wort Niederlande kommt tatsächlich daher, dass ein großer Teil des Landes einige Meter tiefer als der Meeresspiegel liegt. Da ist es schwierig, trockene Füße zu behalten. Immer wieder trieb der Wind das Wasser der Nordsee in die Zuidersee und überschwemmte Weideland und auch Häuser. 1932 wurde deshalb die Zuidersee mit einem Abschlussdeich vom Meer abgetrennt. Dahinter begannen junge Niederländer, dem Meer Land abzutrotzen. In den 60er-Jahren fingen sie an, das so gewonnene Land zu besiedeln.

Neue Orte wurden angelegt und vor allem viele Äcker und Felder. Die Menschen, die auf der neugewonnenen Fläche eigenes Land bekamen, wurden genau ausgesucht: Gesund, fleißig und gottesfürchtig sollten sie sein. Die gesamte Provinz Flevoland ist deutlich beschaulicher geprägt als man sich das dichtbesiedelte Holland vorstellt. Anders als in Amsterdam gibt es in Flevoland Gras nur für die Kühe. Heute umfasst Flevoland etwa 2.500 Quadratkilometer und ist somit etwa so groß wie das Saarland. Flevoland ist übrigens ein „Polder” – also ein Territorium, das dauerhaft unter dem Meeresspiegel liegt. http://www.bataviawerf.nl/startseite.html · www.auchflevoland.de

Sieht echt historisch aus. Tatsächlich wurde dieser Dreimaster 1995 fertig gestellt.Sieht echt historisch aus. Tatsächlich wurde dieser Dreimaster 1995 fertig gestellt.

In der Bataviawerft in Lelystad wurde nicht nur das originale Schiff, sondern auch dieses Modell davon nachgebaut.In der Bataviawerft in Lelystad wurde nicht nur das originale Schiff, sondern auch dieses Modell davon nachgebaut.

 

Manche Details kann man am Modell besser wahrnehmen als am Schiff im Wasser.Manche Details kann man am Modell besser wahrnehmen als am Schiff im Wasser.

Derzeit entsteht in der Bataviawerft ein neuer Nachbau, die SIEBEN PROVINZENDerzeit entsteht in der Bataviawerft ein neuer Nachbau, die SIEBEN PROVINZEN.

Unmittelbar 
	vor der Werft am Ijsselmeer liegt  das Schiff vertäutUnmittelbar vor der Werft am Ijsselmeer liegt  das Schiff vertäut.

 

Wer hier übers Deck geht, der kann sich ein bisschen vorstellen, was Matrosen 
	früherer Jahrhunderte leisten mussten.Wer hier übers Deck geht, der kann sich ein bisschen vorstellen, was Matrosen früherer Jahrhunderte leisten mussten.

Die echte BATAVIA sank nicht durch Kanoniere, sondern lief nach einem Navigationsfehler auf ein Riff auf.Die echte BATAVIA sank nicht durch Kanoniere, sondern lief nach einem Navigationsfehler auf ein Riff auf.

Das kennt man nur aus Filmen: Das Batteriedeck der BATAVIADas kennt man nur aus Filmen: Das Batteriedeck der BATAVIA.

 

Real in Gebrauch gegen einen Feind waren die Geschütze der neuen BATAVIA nie. Die der alten übrigens auch nicht, denn das Schiff sank ohne Feindeinwirkung.Real in Gebrauch gegen einen Feind waren die Geschütze der neuen BATAVIA nie. Die der alten übrigens auch nicht, denn das Schiff sank ohne Feindeinwirkung.

In der BATAVIA kann man auch ausprobieren, wie damals Taue hergestellt wurden. 

In der BATAVIA kann man auch ausprobieren, wie damals Taue hergestellt wurden.

Der Jakobsstab war ein Navigationsinstrument. Mit ihm wurde die geographische Breite festgestellt.

Der Jakobsstab war ein Navigationsinstrument. Mit ihm wurde die geographische Breite festgestellt.

Manchmal trifft man den Nagel, manchmal den Fingernagel. Daran hat sich im Laufe der 
	Jahrhunderte wenig geändert.Manchmal trifft man den Nagel, manchmal den Fingernagel. Daran hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert.

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