Landgang

 

Ausgabe 1/2014 

hr

Downtown Miami bei Nacht – das schillernde Zentrum einer Metropolregion, in der über 5 Millionen Menschen leben.Downtown Miami bei Nacht – das schillernde Zentrum einer Metropolregion, in der über 5 Millionen Menschen leben.

 

Thomas Meins

Landgang in Florida – Miami mit Kindern

Die Skyline von Downtown Miami glitzert verführerisch in der Sonne, über der Biscayne Bay spannt sich ein blauer Himmel. Die weißleuchtenden Decks der Kreuzfahrt-Riesen im Hafen von Miami strahlen mit den Fassaden der Hochhäuser um die Wette – ein Rendezvous der Superlative.

Miami ist mit über vier Millionen Passagieren jährlich der größte Kreuzfahrthafen der Welt. Südfloridas Metropole wird von den weltgrößten Cruiselinern angelaufen, Schiffe wie die NORWEGIAN EPIC oder die CELEBRITY REFLECTION starten von Miami aus in die Karibik oder zu den Bahamas. Bis zu fünf Abfahrten am Tag wickeln Reedereien wie Carnival Cruise Lines, Disney Cruise Line, Royal Caribbean oder auch MSC Cruises ab.

Die meisten Passagiere bekommen von Miami nur wenig mit – abgesehen vom Freeway zum Flughafen oder einem kurzen Bummel durch das Art-Déco-Viertel in South Beach. Familien mit Kindern verlängern ihren Florida-Trip höchstens in Orlando, wo Dutzende von Freizeit- und Vergnügungsparks Achterbahnen, Shows und Micky Maus und Co. locken.

Wer nach einer Familienkreuzfahrt auf einem der Entertainment-Kreuzer noch ein paar entspannte Tage dranhängen will, bleibt am besten gleich in Miami. Über 350 Hotels, tropische Strände und eine faszinierende Natur liegen praktisch in Sichtweite des Port of Miami.

 

Miamis Tierwelt

Für Besucher aus Mitteleuropa ist Miamis Tierwelt absolut ungewöhnlich: In den tropischen Gärten der Stadt flattern bunte Vögel, am Hotelpool huschen meterlange Leguane vorbei, am Strand gehen Kormorane auf Fischzug. Ein bisschen Wildnis ist fast überall in Miami. Noch wilder wird’s in den zahlreichen Zoos und Tierparks in Südflorida. Während in Deutschland die Zoobesucher höchstens im Streichelgehege mit Tieren in Kontakt kommen, bekommen neugierige Gäste in Miami schon mal ein Alligator-Baby in die Hand gedrückt.

Kühl und ledrig fühlt sich das an – und es ist ungefährlich. Der Reptilien-Nachwuchs in der Everglades Alligator Farm in Florida City, der stündlich in Shows vorgeführt wird, zeigt keine Zähne, sondern hat die Schnauze verbunden. Gefährlich wird es höchstens für den Trainer, der sich während der Show einen Ringkampf mit einem ausgewachsenen Exemplar liefert und die ruppigen Jagdmethoden früherer Everglades-Bewohner demonstriert. 500 Alligatoren, Krokodile und Kaimane leben auf der Farm, weitere 2.000 tummeln sich in den Sümpfen rund um den Tierpark, der eine knappe Autostunde von Downtown entfernt liegt.

Die aufregendste Art, einige dieser Urviecher in freier Wildbahn zu erleben, ist die Fahrt mit dem Airboat. Ein Everglades-Klassiker – die Boote starten von der Farm aus regelmäßig zu kurzen, aber heftigen Fahrten. Es ist laut, es ist feucht, und es ist ein Riesenspaß. Der Käpt’n gibt mächtig Gas, beschleunigt das leichte Boot auf 40 Meilen und prescht durch die grüne Hölle. Weitet sich die Wasserfläche, legt er lässig eine 360-Grad-Drehung hin: das Wasser schwappt ins Boot, das Publikum kreischt, Schuhe und Hosen sind pitschnass. Die Krokodile und Alligatoren, die am Ufer in der Sonne dösen, lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

 

Besuch in der Heimat von Flipper

Bleiben wir im nassen Element. Das Miami Seaquarium in Key Biscayne gilt als die Familien-Attraktion Südfloridas. Das Seaquarium ist die Heimat von Flipper. Hier entstand in den 60ern die legendäre TV-Serie um den berühmtesten Delfin der Welt. In einigen Ecken spürt man noch den Charme vergangener Tage, die Anlage könnte aber zumindest in Teilen eine kleine Renovierung vertragen. Wie auch immer: das Entertainment-Angebot ist riesig. Besucher haben die Wahl zwischen Shows mit Flipper-Nachkommen und anderen Delfinen, dem Orca Lolita, dem Seelöwen Salty, Aquarien mit Seekühen, Rochen und exotischen Fischen. Die Kids können mit einem Taucherhelm in die Unterwasserwelt Floridas abtauchen, bei der Hai-Fütterung am Shark Channel dabei sein, Krokodile auf ihrer Insel beobachten oder einfach nur die bunten Flamingos im Gehege bewundern. Und: Sie können mit Delfinen kuscheln.

Die Begegnung mit den Meeressäugern im Dolphin Harbor dauert eine halbe Stunde. Sie findet in einem riesigen Meerwasser-Pool statt. Die Besucher schlüpfen in einen Neoprenanzug, steigen in den Pool, stehen bis zur Hüfte im Wasser. Schwimmen mit den Tieren steht hier nicht auf Programm, es ist nur ein „Encounter”. Die Trainer und ihr Schützlinge führen routiniert eine Show vor. Dabei hat jeder die Gelegenheit, den Delfin zu streicheln, ihn zu umarmen, und wer will, auch ein Küsschen mit „Flipper” zu tauschen. Zur Belohnung gibt’s jeweils einen Fisch – für den Delfin.

Affen und Kängurus auf Jungle Island

Das tropische Klima in Florida macht’s möglich: Affen, Kängurus und gefiederte Importe von der Südhalbkugel fühlen sich auch mitten in Miami wohl. Der Tierpark Jungle Island liegt zwischen Downtown Miami und South Beach. Er wird bevölkert von kreischenden Vögeln aus den Dschungeln der ganzen Welt wie Papageien, Kakadus und Aras. Ein Exot unter den Exoten ist ein Kasuar, ein großer flugunfähiger Vogel und einziger lebender Nachkomme des Velociraptors. Das Tier von der Größe eines Vogel Strauß ist auch das einzige gezähmte Exemplar seiner Art weltweit. Der Kasuar ist Star einer täglichen Show, auf der auch Geier und Kakadus zu bewundern sind.

Auf speziellen VIP-Safaritouren gibt’s auf Jungle Island Gelegenheit, Affen und Kängurus nahe zu kommen. Näher geht’s nicht: Die Roten Kängurus, die sich in ihrem Gehege von Besuchern füttern lassen, sind handzahm, anders als ihre australischen Artgenossen. Die Lemuren, mit denen Zoogäste eine Viertelstunde in ihrem Haus verbringen können, sind alles andere als schüchtern. Ängstlich sind hier eher die menschlichen Gäste, denn die federleichten Primaten springen sofort auf Kopf und Schulter und greifen sich blitzschnell das Futter aus der offenen Hand. Da heißt es, Ruhe bewahren und still sitzenbleiben. Wer aufsteht, könnte von den Affen als Feind angesehen werden, erklärt der Trainer. Aber die Affen-Mensch-Begegnung verläuft absolut friedlich. Eine fantastische Erfahrung.

 

Ein Spielhaus am Hafen

Weniger friedlich geht’s gegenüber von Jungle Island zu. Ein paar Hundert Meter entfernt vom Mini-Dschungel und gleich vis-à-vis vom Kreuzfahrtterminal befindet sich das Miami Children’s Museum. Mit einem Museum im herkömmlichen Sinne hat das Haus wenig zu tun. Eher schon mit einer Indoor-Spielhalle. Vor allem für jüngere Kinder ist das Children’s Museum ein perfekter Platz zum Toben, Spielen, Lärm machen. In 14 Themenräumen können sich die Kids nach Herzenslust vergnügen: in einer nachgebauten Shopping Mall, einer Feuerwache, beim Beladen von Containerschiffen, Klettern, Malen, Basteln und in interaktiven Ausstellungen.

 

Speedboat-Spaß und Karibik-Partys

Ein Muss in Miami ist eine Bootsfahrt durch die Kanäle und um die Inseln der Stadt. Die aufregendste Variante dieses Trips startet am Bayside Marketplace in Downtown: Die Thriller Miami Speedboat Tour dürfte die schnellste Hafenrundfahrt der Welt sein: Das Boot im „Miami Vice”-Stil pflügt mit bis zu 55 Meilen durch die Bucht. Die rasende Fahrt geht vorbei am Yachthafen, am Kreuzfahrtterminal und an der Milliardärs-Enklave Fisher Island – und hinaus aufs offene Meer, von wo es eine fantastische Sicht auf South Beach und das Art-Déco-Viertel gibt. Dort, wo die Reichen und Schönen zwischen South Beach und Festland auf exklusiven Inseln residieren, schaltet der Skipper ein paar Gänge zurück. Das Thriller-Boat gleitet vorüber an der ehemaligen Villa von Michael Jackson, am Anwesen von Gloria Estefan, dem Palast von Ricky Martin und anderen Glamour-Adressen.

Am Bayside Marketplace dagegen tobt das ganz normale Leben. Und normal heißt in Miami – es geht karibisch bunt zu. Bayside ist eine Shopping- und Partymeile direkt am Hafenrand. Hier wird zu Livemusik unter freiem Himmel getanzt, in der Bar nebenan gibt’s Mojitos und wer will, kann bis spät in die Nacht in 150 Läden Souvenirs und Klamotten shoppen. Hooters und Hard Rock Café sind auch vertreten, Familien werden im Themenrestaurant Bubba Gump Shrimp Co. bestens bedient. Zum Dinner gibt’s dort frische Drinks und Seafood satt.

 

Strand mit Aussicht

Wer einfach mal einen Tag faulenzen möchte, legt sich an einen der Strände Miamis. Ein über 40 Kilometer langer Küstensaum mit zumeist feinstem Sand erstreckt sich von Aventura über Miami Beach bis zu den Inseln der Keys. Ein  herrliches Plätzchen für den Familienausflug ans Meer ist Key Biscayne. Die Insel liegt südlich von Downtown, ist über den Rickenbacker Causeway schnell mit dem Auto erreicht und zu zwei Dritteln Naturschutzgebiet. Die Strände zählen zu den schönsten rund um Miami, der Strand im Bill Baggs Cape Florida State Park gar zu den besten ganz Nordamerikas. Und gen Abend lässt sich von hier ein ganz besonderes Schauspiel beobachten: Dann nämlich legen die Kreuzfahrt-Riesen im Hafen ab und dampfen von der Biscayne Bay hinaus auf die offene See.

Infos zu Miami als Reiseziel für Familien gibt es unter www.miamiandbeaches.com

Poppig und modern: Das Miami Children’s Museum ist Indoor-Spielhalle, Abenteuer-Zentrum und Wissenschaftsmuseum für Kids, die Action suchen.
Poppig und modern: Das Miami Children’s Museum ist Indoor-Spielhalle, Abenteuer-Zentrum und Wissenschaftsmuseum für Kids, die Action suchen.

Die Everglades Alligator Farm liegt zwischen Miami und Key Largo mitten in den Sümpfen. Hier wimmelt es von Schlangen, Alligatoren, Krokodilen und Kaimanen – Füttern strengstens verboten. Die Everglades Alligator Farm liegt zwischen Miami und Key Largo mitten in den Sümpfen. Hier wimmelt es von Schlangen, Alligatoren, Krokodilen und Kaimanen – Füttern strengstens verboten.

 

Ein Baby-Alligator ist zwar kein Kuscheltier, aber mit verbundener Schnauze ist hautnaher Kontakt ungefährlich. Kühl und ledrig fühlt sich diese Berührung mit den Händen an.

Ein Baby-Alligator ist zwar kein Kuscheltier, aber mit verbundener Schnauze ist hautnaher Kontakt ungefährlich. Kühl und ledrig fühlt sich diese Berührung mit den Händen an.

Die Heimat von Flipper: Im Dolphin Harbor des Miami Seaquarium stehen Begegnungen mit Delfinen auf dem Programm.

Die Heimat von Flipper: Im Dolphin Harbor des Miami Seaquarium stehen Begegnungen mit Delfinen auf dem Programm.  

 

Der Klassiker in den Everglades: Von der Farm starten Airboats zu halbstündigen Fahrten durch die tropischen Sümpfe. Der Klassiker in den Everglades: Von der Farm starten Airboats zu halbstündigen Fahrten durch die tropischen Sümpfe.

Jungle Island liegt auf einer Insel in der Biscayne Bay, nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.
Jungle Island liegt auf einer Insel in der Biscayne Bay, nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.

Die Kängurus auf Jungle Island sind handzahm – und lassen sich gern mit frischen Früchten füttern.

Die Kängurus auf Jungle Island sind handzahm – und lassen sich gern mit frischen Früchten füttern.

Der Monkey Jungle bei Homestead südlich von Miami:
In diesem Tierpark leben Primaten wie etwa die kleinen Totenkopäffchen in einem vor Jahrzehnten angelegten Regenwald. Der Monkey Jungle bei Homestead südlich von Miami:

In diesem Tierpark leben Primaten wie etwa die kleinen Totenkopäffchen in einem vor Jahrzehnten angelegten Regenwald.

 Downtown Miami: Früher nur Geschäfts- und Finanz-
viertel, zählt Miamis City mittlerweile zu den am
schnellsten wachsenden Stadtzentren der USA –
jeden Monat ziehen über 500 Menschen hierher

Downtown Miami: Früher nur Geschäfts- und Finanz-

viertel, zählt Miamis City mittlerweile zu den am

schnellsten wachsenden Stadtzentren der USA –

jeden Monat ziehen über 500 Menschen hierher.

Der Bayside Marketplace in Downtown ist einer der Lieblings-Treffpunkte für die Bürger Miamis – zum Essen, Tanzen, Feiern und Shoppen.

Der Bayside Marketplace in Downtown ist einer der Lieblings-Treffpunkte für die Bürger Miamis – zum Essen, Tanzen, Feiern und Shoppen.

Die Fahrt mit dem rasend schnellen Thriller Boat dauert etwa eine Stunde – das reicht, um halb Miami vom Wasser aus zu genießen.Die Fahrt mit dem rasend schnellen Thriller Boat dauert etwa eine Stunde – das reicht, um halb Miami vom Wasser aus zu genießen.

Das Bubba Gump am Bayside Marketplace ist eine entspannte Mischung aus Restaurant und Kneipe. Spezialität: Seafood.Das Bubba Gump am Bayside Marketplace ist eine entspannte Mischung aus Restaurant und Kneipe. Spezialität: Seafood.

Ein Paradies vor den Toren der Metropole: die Strände auf Key Biscayne. Die Insel gilt zwar als Millionars-Enklave, aber die meisten Strände sind frei zugänglich und unverbautEin Paradies vor den Toren der Metropole: die Strände auf Key Biscayne. Die Insel gilt zwar als Millionars-Enklave, aber die meisten Strände sind frei zugänglich und unverbaut.

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