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Holländischer Dreimaster zu Besuch vor der Kreideküste Rügens. |
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Dieter Bromund Gemächlich zu Oder, Haff, Bodden und Wiek Mit der MS SANS SOUCI von Berlin nach Stralsund |
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Berlin liegt zwar an
der Spree, doch Flussreisende haben an ihr nichts zu suchen. Wer mit Peter
Grunewald auf seiner MS SANS
SOUCI und mit Irene Fehrmann von
TransOcean in den Norden der Republik starten will, nimmt am besten ein
Taxi, lässt sich in den Stadtteil Tegel fahren und in der Wilke Straße an
einer roten Telefonzelle englischer Herkunft absetzen – immer noch weit weg
vom Wasser. Ein kräftiger, braun gebrannter Mann lädt dort an bestimmten
Tagen ab 16.00 Uhr die Koffer auf einen Gepäckkarren und zieht ihn über ein
Stück Uferpromenade durch knirschenden Kies auf einen breiten, hölzernen
Steg in den Tegeler See zur Gangway. Sobald die Koffer und alle Gäste an
Bord sind, kann die Reise der MS SANS SOUCI
beginnen, eine überraschend andere. Der Skipper und sein Schiff Peter Grunewald
stammt aus Sachsen-Anhalt. Südlich von Magdeburg liegt Bernburg an der Saale
und im Ortsteil Peißen ist der Sitz seiner Firma: Der Sans Souci Hotelschiff
GmbH. Der junge Mann lernte nach der Schule Schlosser, Reparatur-Schlosser,
und begann erst danach seine Ausbildung als Binnenschiffer. Für die vielen
Flüsse Deutschlands erwarb er dabei alle nötigen Patente und fuhr zuletzt
auf einem Tankschiff. 2007 machte er sich mit der MS SANS
SOUCI
selbständig. Er ist Privat-Reeder, der sein Schiff saisonweise verchartert –
so auch an TransOcean. Die MS SANS
SOUCI war im Jahr 2000 bei Grave in
Holland als Flussschiff gebaut worden. Sie ist 82 Meter lang, 9,50 Meter
breit, 1,20 Meter tief und kann in 42 Außenkabinen bis 82 Passagiere
befördern, die von einer 22-köpfigen Crew betreut werden. Man isst in einer
Tischzeit im Restaurant auf dem (unteren) Hauptdeck, genießt Unterhaltung
oder Stille in der Lounge auf dem Panoramadeck und kann sich auf dem oberen
Deck sonnen, der Landschaft folgen, aber auch sein Putting im Golf
trainieren. Kanal, Fluss, Haff und See Die MS SANS SOUCI ist ein vergleichsweise kleines Flussschiff – und nutzt das sehr gut aus, indem sie nicht nur Ziele der Großen, sondern auch eigene anläuft, die für die Großen zu klein sind. Diese Reise von Berlin nach Stralsund über den Tegeler See in einen Kanal, der die Havel mit der Oder verbindet. Preußische Könige haben ihn bauen lassen und Kaiser Wilhelm II. hat ihn bei der Eröffnung Hohenzollernkanal getauft. So hieß er bis 1945. Heute ist er eine Bundeswasserstraße und heißt offiziell Havel-Oder-Wasserweg, abgekürzt HOW. Er ist das letzte Stück einer Wasserstraße, die den Rhein mit der Oder verbindet und über Warthe und Brahe auch mit der Weichsel. Dieser Kanal führt
bei Friedrichsthal nördlich von Schwedt in die Oder. Die fließt gemächlich
und sich im Stettiner Haff in drei Läufe teilend in die Ostsee. Die See
schäkert ein bisschen mit dem Land, bildet Bodden, Achterwasser und Wieks.
Erst nördlich von Rügen liegt das offene Meer, über das die großen Schiffe
ziehen. Was auf dieser Reise
zu sehen war, erfuhr der Gast gleich drei Mal: Im handlichen JPM Guide „Die
Oder und die Ostseeküste”, der mit den Reiseunterlagen von TransOcean ins
Haus gekommen war, auf der Rückseite des Tagesprogramms, das nach dem
Abendessen in der Kabine lag, und morgens über Lautsprecher von Irene
Fehrmann. Der kleine
Reiseführer enthielt genug Karten, um dem Reiseverlauf zu folgen: Berlin -
Eberswalde - Schwedt - Stettin - Wolgast - Lauterbach - Stralsund - Zingst -
Wittower Fähre - Breege - Vitte und wieder Stralsund. Einige dieser Orte
standen nicht auf den Karten,
und in manchen Häfen darf selbst die MS SANS
SOUCI nur festmachen, wenn Peter Grunewald
selber steuert. So etwa an der Wittower Fähre auf Rügen. Irene Fehrmann und die Ziele Mit sanfter Stimme meldete sich Irene Fehrmann über
die Lautsprecher mit sanfter Stimme, wenn sie sicher war, dass niemand mehr
schlief, morgens oder nach dem
Mittagessen. Sie vertrat den Veranstalter Reise, TransOcean, als
Kreuzfahrtleiterin. Wie Peter Grunewald kannte sie diese Strecke in- und
auswendig, nannte die Führer und den Fahrer des Busses mit Vornamen, war bei
den Ausflügen fast immer dabei und dann als erste wieder an ihrem Platz. Mit
einem einfachen System kontrollierte sie, ob alle 67 Gäste dieser Reise
wieder an Bord zurückgekehrt waren. Der Reiseverlauf,
die Abfolge der besuchten Häfen, war beim Abschluss des Chartervertrags
zwischen dem Kapitän und Eigner und TransOcean festgeschrieben worden. Da
verband sich Wissen und Erfahrung übers Revier mit Hingabe an Gästewünsche.
Und so fand auf angenehme Weise statt, was gedruckt versprochen worden war. Unterwegs auf einem Arbeitstier Doch was nicht in
den Unterlagen stand, gab dieser Reise ihren besonderen Reiz. Das Wetter bei
Start ließ nichts Gutes ahnen, böiger Starkwind jagte die Segler vom Tegeler
See, ferner Gewitterdonner ließ Schwäne in wildem Aufruhr gegen den Wind
starten, Enten suchten Schutz unterm Bug. Regen klatschte gegen die
Kabinenfenster. Sollte das die Reise über anhalten? Eine Begrüßung und ein
Glas Sekt weiter bot sich am Seeufer bürgerliche Sonntagsgemütlichkeit. Man
grillte auf Wiesen unter Bäumen, Gummiboote dümpelten am flachen Ufer,
Kinder badeten, Segler erschienen wieder. Kanäle sind die
Arbeitstiere unter den Wasserläufen. Der HOW zeigte Breite, die MS SANS
SOUCI passierte ohne Mühe seltene
entgegenkommende Schubverbände, die Eisenschrott von der Oder her
transportierten. Segelyachten marschierten unter Motor nach Berlin zurück.
Grünes, sommersattes Land,
dorf- und stadtleer, der Kanal
bediente wenig Anlieger, lockte viele Angler und manche Griller. Büsche und
Wälder schmiegten sich ans Ufer, leise lief die MS SANS
SOUCI durchs Grüne. Um 21.50 Uhr am
ersten Abend machte Peter Grunewald im Klinkerhafen Oranienburg fest, im
ersten von zwei Becken. Irene Fehrmann hatte den Hafen vorgestellt und auch
das Schreckliche nicht verschwiegen, das man am nächsten Morgen auf einer
Gedenktafel nachlesen konnte. Das SS-Unternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH
(DESt) ließ 1939/40 hier die Hafenanlage
– zwei Becken quer zum Kanal, elf Meter tief – durch KZ Insassen
ausheben, ohne Maschinen. Es gab zahllose Tote. Anfang 1945 schüttete die SS
in der Nähe des Hafens acht Tonnen Menschenasche aus dem Krematorium des
KZ’s Sachsenhausen in den Kanal, um die Spuren ihres Verbrechens zu
beseitigen. An das Schreckliche erinnert ein Denkmal auf der anderen
Hafenseite. Nachdenkliche Weiterfahrt. Niedrige Brücken
verlangten immer wieder die volle Aufmerksamkeit der auf dem Sonnendeck
Sitzenden, die selbst auf Stühlen den Kopf einziehen mussten. Auch neue
Brücken über den Kanal baut man noch immer ohne große Höhe. So musste bei
manchen Passagen das Sonnendeck gänzlich geräumt, das Steuerhaus
eingefahren, Stühle und Sonnenschutz eingeklappt werden. Beim Schiffshebewerk
Niederfinow glühten die Kameras. Noch immer ist es ein technisches
Wunderwerk, das ohne große Wasserverluste arbeitet. 36 Höhenmeter waren zu
überwinden, die Fahrt mit dem Lift nach unten
dauerte für die MS SANS
SOUCI ganze fünf Minuten. Schubverbände
teilten sich und warteten unten oder oben, um dann als Einheit
weiterzufahren. Das Hebewerk wurde 1934 fertiggestellt. Ein neues, das 55
Höhenmeter überwinden wird, soll 2015 fertig werden, wie Kräne und
Betonbauten bezeugen. Und dann
war die Oder erreicht – oder doch nicht? Die Oder ist ein seltsamer Fluss Der Himmel blieb
sommerlich freundlich, das Land weitete sich. Auf manchen Karten findet man
ihn noch, den Oderbruch, den einst Friedrich der Große trockenlegen ließ und
der ihm so viel Wert war, wie eine im Krieg gewonnene Provinz. Auf
Gewässerkarten sieht man die Oder jetzt in relativ geradem Lauf nach
Nordwesten ziehen. Stettin, sein See und das Haff sind nicht mehr weit. Doch
die Oder zögert, teilt sich in Altarme und Nebenläufe und schließlich in
eine Ostoder und eine Westoder. Kapitän Grunewald entschied sich für die
Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und ließ die Odern rechts liegen –
in ihrem weiträumigen Urstromtal unter blauem Himmel mit dicken, weißen
Wolken. Nachtliegeplatz war Schwedt, das zu DDR Zeiten wegen seiner Hässlichkeit und als Endpunkt einer Pipeline aus der UdSSR bekannt war. Den späten Besuchern präsentierte sich eine aufgeräumte, begrünte Stadt mit gehübschten Plattenbauten und einer attraktiven Fußgängerzone, auf deren Dächern sich Störche ihre Nachtgrüße zuklapperten. Getrennt, doch mit schmalen Wasserarmen verbunden, ziehen Ostoder und Westoder nach Stettin. Eine Eisenbahnbrücke zwang das flache Flussschiff zum Warten, hob sich erst nach dem Passieren eines Güterzugs, die MS SANS SOUCI machte von Süden kommend vor dem Stadtkern fest, kurze Wege versprechend. Verblüfft stellten wir fest, dass wir nach zwei Tagen Fahrt durch Kanal und Fluss vollkommen entspannt waren, ohne Hast von Bord gehen und beim Kaffee im 22. Stock eines Hotels in der Altstadt eine gelungene Entschleunigung feiern konnten. Wir genossen eine gemächliche Reise.
Weiter zu den Inseln Von Stettin nach Wolgast in frischem Wind übers Stettiner Haff und den Peenestrom, endlich Meerähnliches und dann wieder Enge. Die Reste der Karniner Brücke sind |
ein Denkmal im
Wasser. Auf der Bahnstrecke von Berlin nach Swinemünde ließ sich in den
dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges der Mittelteil der Brücke
absenken, wenn ein Zug passieren sollte. Die deutsche Wehrmacht sprengte
1945 die Brücke, das Mittelsteil blieb stehen und ist heute Zeichen für den
Wunsch, wieder eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Usedom herzustellen. Von Wolgast aus nach Usedom – was soll man sagen,
Haufen Volks, ein Bad neben dem anderen, lange Stege ins Meer, klassische
Bäderarchitektur aller Orten, 42 Kilometer Sandstrände. Regen drohte, auf
der Uferpromenade zwei Kilometer durch die Kaiserbäder wandern oder lieber
im Bus zum Treffpunkt fahren? Wir schlichen im Stau auf der einzigen Straße,
nahmen die Wanderer auf und spazierten abends durch Wolgast. Da gab es einen
stillen Hafen, Restaurants luden ein, ein Schooner aus Finnland mit
Heimathafen Turku lag vor ein paar Yachten. Vorm Zubettgehen ein Glas
Rotwein an Bord – ja, Wolgast gefiel uns, Usedom war ob der Fülle nicht
unsere Insel. Bei Rügen waren wir
skeptisch. Wir legten um halb sechs Uhr morgens ab, so leise, dass niemand
an Bord es merkte, und machten im Hafen von Lauterbach fest, südlich von
Putbus, den wohl nur ein Kenner wie Kapitän Grunewald ausmachen konnte. Mit
dem Bus nach Mönchgut in den Süden der Insel. Wir lobten, wer den
Mut besessen hatte, die viele Alleen der Insel nicht von ihren Bäumen zu
befreien. Felder und Wasser trafen sich harmonisch, unter blauem Himmel
blühten weiße Wolken, schmucke Dörfer, Straßen, die – anders als auf Usedom
– auch Umwege erlaubten, Binz, geschäftig, einladend. Putbus mit seinem
„Circus” stand zwar nicht auf dem Programm, wurde aber für einen kurzen
Stopp doch angesteuert. Die einzigartige Anlage ist ein Rondell aus weißen,
klassizistischen Bauten, um einen Obelisken geordnet. Wir begriffen mit der
Kamera in der Hand, warum Irene Fehrmann keinen Stopp eingeplant hatte. Die
ganze Anlage ist nur aus der Luft richtig zu fotografieren. Also ließen
wir’s beim Ausschnitt. Kap Arkona und die
Kreidefelsen waren später angesagt. Sie erreichten wir mit der NORDWIND
von Sassnitz aus, immer noch ein Fährhafen, weniger einer für Fischer oder
Badegäste. Wieder glühten Kameras. Der Skipper der NORDWIND
wusste aus DDR-Tagen Haarsträubendes zu berichten. Nur die Fähren nach
Schweden, eine schwedische, eine ostdeutsche, durften in Sassnitz frei ein-
und auslaufen. Die Fischer brauchten eine Sondergenehmigung, wurden gut
bewacht und durften keine Fotos der Ufer machen, denn schließlich waren die
weltberühmten Kreidefelsen Staatsgrenze der DDR, die auf kein Bild gebannt
werden durfte. Zum Grab des
großen Dichters Hiddensee, die dritte Insel, war autorfrei, wir zuckelten auf zwei pferdegezogenen Planwagen von Vitte, wieder so einem „Grunewald-Hafen”, ins nächste Dorf, Kloster. Wenn sich in Usedom einst (und heute wieder?) das mondäne Berlin traf, dann auf dieser Sandinsel westlich von Rügen das Berlin der Künstler. Gerhart Hauptmann machte den Anfang, schrieb hier heute fast Vergessenes, lud Freunde ein, sein Weinkeller war legendär. Und dann machten sie alle Urlaub auf Hiddensee oder ließen sich hier sogar in eigenen Häusern nieder: Thomas Mann, Albert Einstein, Berthold Brecht, Käthe Kruse, Asta Nielsen. Auf dem Friedhof der
Inselkirche in Kloster schmückt ein gewaltiger Stein das Grab des
Schlesiers. Gerhart Hauptmann liest man, mehr schien ihm wohl nicht nötig,
keine Lebensdaten. Fast winzig davor ein Stein, der an seine Frau erinnert,
mit Lebensdaten. Auch im Tode sollte sie dem Meister wohl zu Füßen liegen.
Die Pferde trabten zurück, im Hafen von Vitte lag unser Schiff, wir sahen
von Bord aus noch einmal den Wasserweg zur Insel. Er war gewunden, die
Fahrrinne gut ausgetonnt, aber schmal, nicht sehr tief, flache Inseln
bildeten sich gerade neu. Ins Fischland Manchmal sind Busse doch nicht so gut für Ausflüge geeignet. Prerow, auf der Halbinsel Darß im Fischland, ist ein Dorf, in dem sich einst viele Kapitäne niedergelassen hatten. Wir kannten es von einem Besuch gleich nach der Wende. Ihren Lebenserfolg zeigten die alten Kapitäne durch Türschmuck, mit Schnitzwerk versehene Türen wurden bunt bemalt und unterschieden sich von Haus zu Haus. Selbst in den Tagen der Mangelwirtschaft der DDR gab es hier immer genug Farbe, solch traditionelle Schönheit weiter zu pflegen. Sie begeisterte Besucher. Mit einem PKW hätte
man heute zu Fotoaufnahmen leicht halten können, ein Bus mit 40 Besuchern
braucht mehr Platz. Und so blieb’s beim Hingucken und bei huschenden Bildern
aus langsamer Busfahrt. Weiterer Eindruck eines Wiedersehens nach über
zwanzig Jahren: Es ist alles viel dichter bebaut und enger geworden.
Ahrenshoop ist immer noch ein Künstlerdorf mit vielen Galerien und reger
kultureller Tätigkeit. Die DDR-Bonzen von einst, die sich hier hinter
Büschen und hohen Hecken ihre Datschen leisteten, sind lange verschwunden,
ihre Häuser stehen noch immer. Vom leiblichen Wohl Im Sommer wird es
dort auf der MS SANS
SOUCI , wo Marc Forsythe und seine
Brigade arbeiten, manchmal bis zu fünfzig Grad warm. Wieder überraschte uns,
wie klein auf Flussschiffen eine Bordküche ist, die über hundert Personen
versorgen kann. Fünfmal am Tag gab es zu essen in einer Auswahl, die unserem
Gaumen gefiel, doch unser Gewicht nicht erhöhte. Wie auf Flussschiffen
üblich, musste man sich beim Frühstück für den Hauptgang von Mittag- und
Abendessen entscheiden. Das spart Arbeit – und Abfall. Für die Weinkarte
verantwortlich war der Herr des Schiffes selber, für sympathische Preise und
eine runde Auswahl aus allen Kontinenten. Sächsisches Bier gab es gleich in
vier Gläsergrößen, von 0,2 bis 0,5 Litern, und der Aquavit hatte immer die
nötige Eiseskälte. So kam er auch von oben aus der Bar nach unten ins
Restaurant, Barkeeper Jan war auf allen Decks zuhause und kannte seine
Besteller schnell. Als beim Captain’s
Dinner die schon legendäre Eisbombe im Licht von Wunderkerzen und blitzenden
Kameras hereingetragen wurde, gab es anhaltenden Beifall für Küche und
Service. Strahlend am Sund Wir waren noch nicht
da, da wussten wir schon, dass diese alte Hansestadt mit der Betonung auf
der ersten Silbe ausgesprochen wird wie STRALsund. Ihr Wappen zeigt auf
rotem Grund ein weißsilbernes Tatzenkreuz und die weißsilberne Spitze eines
Pfeils, den man im Mittelalter noch Strahl nannte. Heute würde das
Stadtwappen wohl eher eine Brücke zieren, die die Stadt mit der Insel Rügen
verbindet, so hoch, dass Seeschiffe sie passieren können. Wer die Altstadt,
seit 2002 Unesco Welterbe, genießen will, muss sich Zeit nehmen und am
besten einen Führer, der erhellende Anekdoten dort erzählen kann, wo das
Ereignis sie zeugte. So etwa die Stelle, an der man Schill ermordete, den
Führer einer Freischar gegen Napoleon. Nach dem Bürgermeister, der mit der
Stadtkasse verschwand und wieder kam und wieder eingesetzt wurde, ist ein
Haus benannt. Schweden, zu dem die Stadt bis 1815 gehörte, ist noch sehr
sichtbar. Und in der großen Kirche gibt es für Großkopferte aller Couleurs,
Staatsgäste und Regierungsmitglieder, eine Bank, die mit Stoff gepolstert
ist, mit dem man anderorts Billardtische bespannt. Das Stralsunder Bier
war einst in der ganzen Hanse berühmt, der Köhm dazu ebenfalls. Im Hafen lag
die GORCH
FOCK
I, die ursprüngliche, als Anschauungsmaterial für eine Dreimastbark. Schon
von weitem grüßte zwischen den großen Speichern das Ozeaneum. Und da hatte
es doch kürzlich zwischen den Anbietern von Pommes und Bratfischen Streit um
die besten Plätze gegeben, die mit Keilereien und Abfackeln von Kuttern
endete und von der Stadt entschieden wurde. Jetzt liegt im Wasserlauf vor
der Stadt nur noch ein Kutter mit einem Angebot – basta, das war’s. Oh ja, es hätte so
weiter gehen können. Die Neugier auf Stralsund ist noch lange nicht
gestillt. Unsere weisen Tischnachbarn hatten klug entschieden, zwei Tage für
die Stadt an diese Reise zu hängen. Wir wollen noch mal hin. Vom Leben nach der Saison Warum nicht mit
Peter Grunewald und seiner MS SANS
SOUCI? Er wird sie wieder für
solche Reisen an TransOcean verchartern und den geliebten Norden auch in den
nächsten Jahren anfahren. Rhein und Donau sind sein Fall nicht, er nennt sie
Rennbahnen. Nach Saisonende fährt er mit dem Schiff ein Stück
elbaufwärts und legt es an der Saale in Mukrena fest. Dort werden notwendige
Renovierungen ausgeführt, aber auch Umbauten vorgenommen. Eine
Wasserkläranlage an Bord schwebt dem Kapitän vor, sie würde den Platz einer
Kabine einnehmen oder den Fitnessraum, der auf
kaum einer Reise genutzt wird. Bisher wird graues Wasser über
Schläuche an Land entsorgt. |
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Die MS SANS SOUCI wurde im Jahr 2000 bei Grave in Holland als Flussschiff gebaut. Sie ist 82 Meter lang, 9,50 Meter breit, hat 1,20 Meter Tiefgang und kann in 42 Außenkabinen bis 82 Passagiere befördern, die von einer 22-köpfigen Crew betreut werden. Foto: Jürgen Saupe |
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Ein
Raddampfer an Land an der Alten Oder. In Oderberg ist die RIESA
zu einem Schiff geworden, auf dem viel gefeiert wird. |
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Das alte und das im Bau befindliche neue Schiffshebewerk in Niederfinow. Zum Schleusen wurde das Sonnendeck der MS SANS SOUCI „flach gemacht”. |
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Gemächlich gleitet die MS SANS SOUCI durch den Oderkanal von 1788, durch den die Oder begradigt wurde. |
Ohne Notizbuch und Kamera kann er nicht
reisen: Dieter Bromund bei der Arbeit auf dem Sonnendeck. |
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Die neue Philharmonie in Stettin ist
grellweiß. Im Hintergrund das ehemalige Schloss der pommerschen
Herzöge. |
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Stege sind ein Kennzeichen für Ostseebäder, und obwohl sie ... |
... keine Brücken sind, werden sie Seebrücken genannt. |
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Kurhaus und Strandhotel in Binz auf Rügen. |
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Von
der Nock aus steuert Kapitän Grunewald seine
MS SANS
SOUCI an den Liegeplatz in
Stralsund. |
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Als Stralsund zu Schweden gehörte,
zeigte das Stadtwappen den nordischen Löwen und den pommerschen Greif. |
Welterbe: Im Hintergrund die Nikolaikirchtürme und vorne der Rathausgiebel in der Hansestadt Stralsund. |
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Leere, unendlich lange
Strände laden an der Ostseeküste Gäste ein: „MeckPomm”
ist neuerdings das beliebteste
Ferienland der Deutschen. |
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In Büsche gekuschelt und von Windflüchtern beschützt liegt das Ferienhaus zwischen den Dünen am Rand der See. |
Überall in Mecklenburg-Vorpommern zu finden sind schattige Alleen mit ihren alten Bäumen. |
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Wer die Insel Hiddensee besucht, wird mit Pferdewagen befördert. Autos gibt es nur für den Arzt und die Feuerwehr. |
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