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Offizielles Organ der Vereinigung
Europäischer Schifffahrtsjournalisten
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Dipl.-Ing. Peter Pospiech
1. Vorsitzender der VEUS und
Ressortleiter VEUS-LOG im SeereisenMagazin
Telefon +49-49 52-82 69 087
Mobil +49-1 71-62 90 729
pospiechp@googlemail.com
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Seefahrt im Würgegriff
der
elektronischen Bürokratie
„So viel Schiffe”, gab mir kürzlich der
Kapitän eines Containerfeeders neidlos zu verstehen, „wie du in
deinen Seefahrtsbüchern habe ich nie gehabt!” Für einen aktiven
Schifffahrtsjournalisten ja auch kein Wunder, wenn man so wie ich
zusammengenommen rund sechs Monate pro Jahr an Bord ist.
Aber so lernt man auch eine Menge dazu über
das, was viele Seeleute, vor allem die auf der Brücke oder im
Maschinenkontrollraum bedrückt: die schier erdrückende Bürokratie.
„Achtzig Prozent unserer Zeit”, so der Mann, „verbringen wir damit,
Formulare auszufüllen oder Rapports zu schreiben, mit steigender
Tendenz”. Für reine seemännische Aufgaben bleibe da nicht mehr viel
übrig. Trotz PC, der ja doch eigentlich Erleichterung von dem
„Papierkram” bringen sollte. Das Gegenteil ist der Fall!
Eigentlich paradox
Immer mehr internationale Vorschriften von
ISPS bis SOLAS verlangen immer mehr Berichte, die den Kollegen in
einem immer schneller werdenden Rhythmus abverlangt werden. Per
E-Mail ist heute jedes Schiff weltweit von Reederei und Charterer
erreichbar − und kontrollierbar − dank Computer. „Wenn es dann
wenigstens dabei bliebe”, stöhnt der Kapitän, „aber es muss auch
alles, auch jeder Mist, in Papierform, oft mehrfach, abgeheftet und
aufgehoben werden”. Die Aktenordner auf jeder Brücke belegen das
augenfällig, wobei nur selten darin geblättert wird, geschweige
denn, dass man das viele Papier überhaupt noch braucht. „Eigentlich
ist das paradox”, mischt sich der Chief Mate ein, „denn durch die
anschwellende Vorschriften- und Rapportflut soll doch mehr
Sicherheit an Bord produziert werden”. Wenn aber die Kollegen
während ihrer Brückenwache nur noch vor dem Bildschirm hocken, gerät
die primäre Wachaufgabe in den Hintergrund. Das kann und darf nicht
sein!
Nicht Seemann, sondern Amtsschimmel
Hafenstaat-Kontrollen müssen sein, das
wissen wir inzwischen alle, aber wehe wenn mal ein Papier fehlt,
dann gibt’s gleich eine Anzeige. Ich will hier nicht über mangelhaft
geführte Öltagebücher reden, das muss geahndet werden, keine Frage.
Aber wenn der Erste Offizier wie ein Schuljunge nach dem Durchmesser
der Reißleine einer Rettungsinsel gefragt wird, was insgesamt ein
stundenlanges Aktenstudium voraussetzt, um diese völlig
überflüssigen Zahlen auswendig zu lernen, „dann hört’s wirklich
auf!”, erregte er sich, „das ist nichts als pure Schikane!” Aber mit
„doofen Seeleuten” könne man es ja machen, ist der Mann mit
jahrzehntelanger Erfahrung spürbar verbittert. „Ich wollte
eigentlich Seemann werden”, ergänzte er, „nicht Amtsschimmel!”
Aus Sicherheitsgründen
Ich war selber dabei, als ein Zweiter
Offizier, verantwortlich für Schiffssicherheit (!), auf den
Bildschirm stierte und natürlich von seinen eigentlichen Aufgaben
völlig abgelenkt war. Wobei das Gerät auch noch so angeordnet war,
dass er mit dem Rücken zu den Brückenfenstern sitzen musste. Es kam,
wie es kommen musste: Kollision, zwar „nur” mit einer Segelyacht,
aber das Boot wurde versenkt und drei Leute schwammen im Wasser. Der
Spruch des Seeamtes hätte mich interessiert. Aber man kann sich
schon denken, wie da geurteilt wurde. Wenn dann noch während der
Hafenliegezeiten ständig verholt werden muss, um andere Lade- und
Löschplätze anzusteuern, wie das in Hamburg gang und gäbe ist,
finden alle Leute an Bord keine Ruhe mehr. Mit völlig übermüdeten
Besatzungen laufen die Schiffe dann aus, wobei der Wachtörn
weitergehen muss.
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Da fragt keiner nach Ruhezeiten, auf die
sich heute jeder Fernfahrer an Land berufen kann. Aus
Sicherheitsgründen ...
Reederei- und Behördengängelband
Die an Bord sollten dann aber auch zur
Anwendung kommen, wenn man Arbeitsschutz im Blick hat. Stattdessen
bekommen Seeleute den Würgegriff der Bürokratie immer brutaler zu
spüren. Wie schön war es doch zu meiner Seefahrtszeit: Da lief man
aus und war dann mal weg. Manchmal wochenlang ohne jegliches
Reederei- oder Behördengängelband. Und die Seefahrt florierte
dennoch. Fazit: Mehr technokratische Bürokratie bedeutet nicht mehr
Sicherheit, sondern verhindert die eigentlichen Aufgaben der
Arbeitgeber, nämlich mehr Fürsorge für Besatzung und Schiff. PSW
MLC –
ein Fremdwort?
Faire Arbeits- und Lebensbedingungen für
Seeleute an Bord: Mit der Ratifizierung durch die Russische
Föderation und die Philippinen trat das Seearbeitsübereinkommen
(Maritime Labour Convention, MLC) der Internationalen
Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) zum 16.
August 2013 in Kraft.
Das Übereinkommen verankert
Mindeststandards, zum Beispiel in den Bereichen Arbeits- und
Ruhezeiten, medizinische Tauglichkeit und Betreuung, Unterbringung
und Freizeit sowie Ausbildung der Seeleute. Auch Staaten, die die
Konvention nicht ratifiziert haben, können sich den Standards nicht
entziehen, sobald sie Häfen von Unterzeichnerstaaten anlaufen.
Fallen bei den Hafenstaatskontrollen Verstöße auf, drohen harte
Sanktionen von Geldbußen bis zum Festhalten des Schiffes.
Deutschland hat die Sozialstandards bereits in nationales Recht
umgesetzt, aber erst am 16. August 2014 werden sie auch in
Deutschland in Kraft treten. Gemessen an unseren nächsten Nachbarn
hinkt Deutschland mit dem Inkrafttreten deutlich hinterher.
Mit dem MLC tritt die vierte Säule zum
internationalen Schifffahrtsregelwerk hinzu. Daneben stehen das
Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf
See (SOLAS), das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt (MARPOL)
und das Internationale Übereinkommen über Normen für die Ausbildung,
die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von
Seeleuten (STCW).
Das Übereinkommen war am 23. Februar 2006
in Genf von den Mitgliedstaaten der ILO verabschiedet worden. Es
ersetzt 37 unterschiedliche maritime Übereinkommen und
Handlungsempfehlungen, die bislang für die internationale
Schifffahrt maßgeblich waren.
Verbesserungswürdige Logistik im
Hamburger Hafen
Für viele Feederschiffe ist der Hamburger
Hafen ein Greuel: ständiges Verholen, um andere Lösch- und
Ladeplätze anzusteuern, zehren an Nerven und Zeit der Besatzungen.
Von einer, entsprechend der MLC, geregelten Arbeits- und Ruhezeit
kann hier nicht die Rede sein. Doch warum muss in Hamburg soviel
verholt werden? Ist die Ursache bei den Charterern zu suchen?
Eine optimierte Logistik, bei der jeder
Container mit dem LKW genau an den Terminal angeliefert wird, an dem
auch verladen wird (und umgekehrt), macht ein teures Verholen
(Schleppereinsatz, Festmacher, etc.) eines Schiffes nicht mehr
notwendig. Nicht zu vergessen die zusätzliche Umweltbelastung durch
Abgasemissionen, insbesondere bei den Schiffen, die über keine
Abgasnachbehandlungsanlagen verfügen. Speditionen, Verlader,
Charterer täten gut daran, ihr Logistikkonzept gründlich zu
überdenken. Auch entsprechend der MLC. PP
Autoren: Dr. Peer
Schmidt-Walther (PSW) und Peter Pospiech (PP)
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Der
Kapitän schreibt ins Schiffstagebuch.
Der Blick durch das Brückenfenster wird zur „Nebensache”.
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Der
Kapitän und der Chief Mate besprechen die fälligen Mitteilungen an die
Reederei.
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Der
Chief Mate im Schiffsbüro bei seimem „Schreibkram” ...
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... aber, Maschinenwartung und -reparaturen müssen vorrangig sein.
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Die SCENIC
PEARL
am Anleger Willy-Brandt-Kai in Würzburg mit Powerlock-Terminals unterhalb und gegenüber der Festung
Marienberg. |
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Landstrom am
Anleger: Lärm- und Abgase vermeiden
oder Strom von Land schont die Umwelt
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Emissionen durch Flusskreuzfahrtschiffe an Anlegern
auf den europäischen Binnenwasserstraßen stoßen zunehmend auf Kritik.
Abhilfe kann die Stromversorgung von Land schaffen.
Göteborg: Am Kai der Hafenstadt legt soeben die
RoPax-Fähre STENA GERMANICA
der schwedischen Reederei Stena Line an – und stoppt ihre Dieselgeneratoren.
Normalerweise werden diese für die Stromerzeugung während der Hafenliegezeit
benötigt. Doch dafür sorgt seit 2011 die Hafenbehörde. Die STENA
GERMANICA wird über Kabel mit Landstrom
versorgt. Kein Rauch dringt mehr aus den Abgasrohren des Schiffes. Seit
Mitte des Jahres 2013 gibt es keinen schwedischen Hafen mehr, der von
RoPax-Fähren oder Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird, der keinen Landstrom
zur Verfügung stellt.
Das ist in den meisten deutschen Häfen anders. Die
Hamburger Bürgerschaft, zum Beispiel, hat Ende November 2013 endlich die
Investition von rund neun Millionen € für die Landstromanlage am
Kreuzfahrtterminal in Altona bewilligt, berichtet der THB in seiner Ausgabe
vom 29.11.2013. In Bremerhaven ist derzeit keine Landstromversorgung
geplant. Im Container-Terminal Wilhelmshaven sind bereits bauliche
Vorbereitungen für eine Landstromversorgung getroffen. Und Lübeck versorgt
derzeit als einziger Hafen in Deutschland Schiffe mit Landstrom.
Und wie sieht die Situation auf den
Binnenwasserstraßen für die Flusskreuzfahrt aus? Landstrom versorgt Schiffe
mit Energie, solange sie am Anleger liegen. Entsprechend ausgerüstete
Schiffe können in dieser Zeit die Generatoren an Bord abschalten und so den
Schadstoffausstoß reduzieren.
Die Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe
beschäftigt keineswegs nur Städte entlang der Flüsse. An der Diskussion der
Emissionsreduzierung durch Feinstaub, CO2, Stickoxide und Co beteiligen sich
Behörden, Reedereien und Werften. Flusskreuzfahrtschiffe verwenden zwar
nicht, wie die meistens Hochsee-Kreuzfahrtschiffe, das stark verunreinigte
Schweröl. Sie fahren mit schwefelreduziertem bzw. nahezu schwefelfreiem
Dieselkraftstoff. Das schreiben die strenger gewordenen Gesetze der EU und
der Behörden vor – und, seit längerem, mit zunehmendem Nachdruck die so
genannten Umweltschützer. Die stärkere Nutzung von Landstrom ist eine der
primären Forderungen.
Bei den Reedereien stoßen die Verbände damit auf
offene Ohren. Vor allem bei den Hotelschiffs-Neubauten ist ein
entsprechender Anschluss an Bord der Schiffe in den letzten Jahren Standard
geworden. Allerdings gibt es ein dickes Problem: Bei weitem nicht an allen
Anlegestellen, die von den Kreuzfahrtschiffen angesteuert werden, gibt es
eine Stromversorgung von Land. Und falls doch, so bleibt immer noch der
Zweifel bestehen, ob das Kraftwerk, das die Energie liefert, wirklich
emissionsfreundlicher ist als die so genannten modernen Schiffe. Am Ende des
Tages zählt die gesamte Energiebilanz eines Schiffes. Andererseits können
die Reedereien ganz erheblich zu einer Reduzierung der Abgasemissionen
beitragen – nicht nur in den Städten und Gemeinden, die keinen Landstrom zur
Verfügung stellen, sondern auch im Fahrbetrieb: Abgasnachbehandlungssysteme
in Form von Partikelfiltern und / oder Katalysatoren, für diese Größe von
Motoren sind seit langem auf dem Markt und arbeiten zuverlässig. Fähren und
Inselversorgungsschiffe an der deutschen Nordseeküste fahren schon seit
einigen Jahren unter dem Siegel des „Blauen Engel” (weil emissionsfrei). Es
ist doch sicherlich für jede Hotelschiffreederei ein echter
Marketingvorteil, mit einer Zertifizierung durch den „Blauen Engel” zu
glänzen. Warum eigentlich nicht? Leider verstecken sich die
Flusskreuzfahrtreedereien noch immer hinter dem Argument: „… unsere Motoren
erfüllen die gültigen Vorschriften der ZKR”.
Unsere holländischen Nachbarn sind in Sachen „Strom
aus der Steckdose” sehr gut aufgestellt. So können zum Beispiel in Amsterdam
gleichzeitig bis zu zwölf Hotelschiffe anlegen und werden mit Landstrom
versorgt. Daneben gibt es noch jeweils zwei Kabelanschlüsse mit je 125
Ampere. Alle in Holland installierten Versorgungsstationen sind jeweils für
400 Ampere Leistung ausgelegt. Rotterdam bietet sogar Energieversorgung mit
430 Ampere Leistung an. Übrigens ist eine Stromversorgung von Land ein Muss
in den Niederlanden.
Wie fast überall in den europäischen Städten und Gemeinden, die
Landstrom anbieten, wurden hier so genannte Powerlocks an den Anlegestellen
installiert. Das Powerlock-System wird zum Beispiel auch auf Flughäfen zur
Versorgung der Flugzeuge am Boden eingesetzt. Die Energieversorgung wird
über Verbindungsleitungen vom landseitigen Terminal zum Bordnetz des
Schiffes hergestellt und permanent überwacht. Das aus fünf Kabeln bestehende
System kann nur in einer vorgegebenen Reihenfolge angeschlossen
beziehungsweise abgeklemmt werden.
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Dabei ist jede Buchse so lange mechanisch
blockiert, bis sie an der Reihe ist. Bedienungsfehler werden damit
ausgeschlossen. Erst wenn alle fünf Leitungen an Terminal und Schiff
angeschlossen sind, misst ein Prüfgenerator die Verbindungen durch. Bei
positivem Ergebnis ermöglicht er das Zuschalten.
Eine auffällige Warnlampe am landseitigen Terminal
zeigt die zu hohe Stromabnahme (> 400 A) an. Der Stromverbrauch an Bord ist
in dem Fall unmittelbar zu reduzieren.
So schön das System auch sein mag, so hat es leider
einen dicken Haken: Die zur Verfügung gestellten Leistungen von 400 Ampere
sind in den meisten Fällen schlicht und einfach zu klein. Nach Aussagen von
Technischen Abteilungen bei Flusskreuzfahrt-Reedereien liegt der
Stromverbrauch bei einem Hotelschiff mit Beleuchtung, Klimaanlagen, Küche,
Wäscherei und sonstigen elektrischen Verbrauchern gut und gern zwischen 400
bis 600 Ampere. Insbesondere bei Passagierwechsel müssen Unmengen von
Handtüchern und Bettwäsche gewaschen werden, dann kann es durchaus
vorkommen, dass Küche und / oder andere große Verbraucher zurückstecken
müssen.
Strom aus der Steckdose in Deutschland
Städte an Main und Donau, wie zum Beispiel Würzburg
und Passau, um nur einige zu nennen, bieten Hotelschiffen jeweils mehrere
Stromanschlussmöglichkeiten, sodass auch mehrere Schiffe gleichzeitig
Landstrom beziehen können. Der Würzburger Anleger, in besonders exponierter
stadtnaher Lage, bietet sogar an einem Anleger Powerlocks mit 2 x 400A, um
dem erhöhten Leistungsbedarf der Schiffe Rechnung zu tragen. Allerdings gibt
es auch hier einen kleinen Schönheitsfehler: liegen zwei Hotelschiffe
nebeneinander, so kann jedes Schiff nur 400A abzweigen.
Die Umweltbelastungen durch Schiffsemissionen bei
Landanschluss sinken dadurch beträchtlich. Verwunderlich ist die Situation
in Frankfurt am Main am Untermainkai: hier, mitten in der Stadt, wo immer
mehrere Kreuzfahrtschiffe liegen, gibt es bis heute keinen Landanschluss.
Das Flussufer ist eine beliebte Flanier- und Erholungsmeile, doch leider
müssen Bürgerinnen und Bürger Lärm und Abgase der Schiffsmotoren hinnehmen.
Düsseldorf und Köln haben für Hotelschiffe keine
Möglichkeit geschaffen, Strom von Land zu beziehen. Am Oberrhein sieht es
auch nicht gut aus. Eine positive Ausnahme ist Koblenz. Mainz, Speyer, Kehl,
Plittersdorf, Breisach können da nicht mithalten. An der Mosel ist Cochem
ein Vorbild, jedoch der Weinort Winningen wird mit Abgasen und Motorenlärm
belastet. In Basel ist die letzte Lücke, am Anleger St.Johann, Ende August
2013 geschlossen worden. Die Stadt bietet nun für alle Hotelschiffe
Landstrom.
Eine der von Hotelschiffen meist befahrene Strecke
ist das Obere Mittelrheintal von Koblenz bis Bingen. Das Welterbekomitee der
UNESCO würdigte das Obere Mittelrheintal als „eine Kulturlandschaft von
großer Vielfalt und Schönheit”. Die Kulturlandschaft des Oberen
Mittelrheintals zwischen Bingen, Rüdesheim und Koblenz umfasst den
südlichen, rund 65 Kilometer langen Abschnitt des Mittelrheingebiets − das
Durchbruchstal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge. „Mit seinen
rebenbesetzten Talhängen, seinen auf schmalen Uferleisten zusammengedrängten
Siedlungen und den auf Felsvorsprüngen wie Perlen aufgereihten Höhenburgen
gilt das Tal als Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft”. So beschreibt
das Welterbekomitee der UNESCO diese schützenswerte Region. Leider wird
durch ungereinigte Dieselabgase bzw. nicht ausreichende Verfügbarkeit von
Landstrom keine Rücksicht auf die Region genommen. Mal ehrlich: könnte
dadurch die Weinqualität von Rhein und Mosel beeinflusst sein?
Bei unseren südlichen Nachbarn, in der Alpenregion
Österreich, sieht es offensichtlich aus finanziellen Gründen schlecht aus:
Entlang der Donau wird kein Landstrom angeboten. Eine durchgeführte
Untersuchung hat ein ernüchterndes Ergebnis erbracht: sehr hohe
Investitionskosten, teilweise Trafostationen notwendig, Anschlusszwang für
Schifffahrtstreibende, Kostenweitergabe, um nur einige zu nennen. Dabei
werden zumindest in den Niederlanden und in Deutschland Stromkosten zwischen
0,27 und 0,34 € pro kWh von den Schiffsbetreibern eingefordert.
Es ist an der Zeit, ALLE Anlegestellen für
Flusskreuzfahrtschiffe mit Landstrom-Anschlüssen zu versorgen!
Dipl.-Ing. Peter Pospiech
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Ein
Powerlock-Anschluss mit maximal 400A – Landstromversorgung in Würzburg.
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Vorbereitung
zum Landstromanschluss am Powerlock.
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Die
großen „Stromfresser” an Bord der Kreuzfahrtschiffe sind Küche ...
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... und Wäscherei. Auch auf den
Flusskreuzfahrtschiffen.
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STENA GERMANICA
hat festgemacht in Göteborg.
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Landstromversorgung
im Hafen von Göteborg.
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A-ROSA VIVA
am Anleger in Mainz: Hier ist kein Landstrom verfügbar. |
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Während die Frachter ihre einsamen Bahnen über die Weltmeere ziehen,
werden sie von automatischen Systemen überwacht und gesteuert. Radar,
Laseraugen oder Kameras erkennen, wann ein Kollisionskurs droht.
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Geisterschiffe auf dem Ozean – wer sagt
denn dass es nicht geht?
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Kein Zweifel: die Schifffahrt wird sich verändern.
Neue Schiffsformen, angepasste Schiffsgrößen sowie mehr und mehr alternative
Antriebskonzepte werden bereits heute real umgesetzt. Technische und
nautische Seefahrtschulen bzw. -universitäten beklagen das schwindende
Interesse am Beruf Seefahrt im weitesten Sinn. Um sich für die Zukunft zu
positionieren, hat die EU das Forschungsprogramm „MUNIN” in Auftrag gegeben.
Drohnen haben es − in der Weltraumtechnik ist es
seit vielen Jahren etabliert, und die Automobilindustrie hat erst kürzlich
mit den ersten autonomen Fahrzeug im praktischen Verkehrsbetrieb die
Machbarkeit und Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt: Unbemannte Fahrzeuge,
von Computern gesteuert und überwacht. Auch unbemannte Schiffe auf dem Ozean
sind nicht länger ein Traum, sondern werden Realität. Und so, wie die
Verantwortlichen sagen, innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre.
In der nordischen Mythologie schickt der Gott Odin
jeden Tag vor Sonnenaufgang seine beiden Raben los, um für ihn Neuigkeiten
aus der Welt zu erkunden. Unabhängig und völlig eigenständig machen sie sich
dann auf den Weg, um Nachrichten für ihren Meister zu transportieren.
„Munin” heißt einer dieser geheimnisvollen Vögel. „MUNIN” heißt auch das
EU-Forschungsprojekt für die Zukunft der europäischen Schifffahrt.
Koordiniert wird es vom Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und
Dienstleistungen (CML) in Hamburg.
Das EU-Projekt MUNIN (Maritime Unmanned Navigation
through Intelligence and Network) startete im September 2012 und läuft über
drei Jahre. An dem bisher weltweit einzigartigen Projekt sind Partner von
acht europäischen Institutionen beteiligt: Fraunhofer CML, MARINTEK,
Chalmers University, Hochschule Wismar, Aptomar, MarineSoft, Marorka und die
University College Cork. Das Gesamtbudget liegt bei 3,8 Millionen €, davon
trägt die EU 2,9 Millionen €.
Gänzlich unbeaufsichtigt sollen die
unbemannten Schiffe der Zukunft nicht fahren.
Der Beweggrund
MUNIN-Projektleiter Christoph Burmeister am
Fraunhofer CML erklärt das Warum und Wieso: Hintergrund des EU-Auftrags sei
die Entwicklung einer nachhaltigen europäischen Seefahrt – unter
ökologischen wie auch sozialen Aspekten. „In Europa ist die Seefahrt als
Beruf nicht mehr sonderlich beliebt. Die Branche hat Nachwuchsprobleme”, so
Burmeister. „Wer zur See fährt, ist oft monatelang unterwegs – das wird von
vielen als Belastung fürs Familienleben angesehen”.
Außerdem verlaufen die Seereisen von Kontinent zu
Kontinent oft ereignisarm und sind für die Besatzung ziemlich langweilig.
Zudem fahren mehr und mehr Reedereien „Slow Steaming”, dem bewussten
Langsamfahren, damit wird der Kraftstoffverbrauch
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gesenkt und damit auch die Betriebskosten des
Schiffes – was gleichzeitig auch die Emissionen deutlich reduziert und die
Schifffahrt umweltfreundlicher macht.
Im Grunde gibt es die Technik für ein
autonomes Schiff bereits – auf einer modernen Brücke ist vieles
automatisiert: für die Nautiker unterstützende Systeme wie z.B. den
Autopiloten, eine Automatik hält die Geschwindigkeit, Radargeräte und
Schiffserkennungssysteme (AIS) scannen die Umgebung und schlagen automatisch
Alarm, sollte es gefährlich werden, mit dem bereits verfügbaren „Weather
Routing”-System werden Wetter- und Seegangsinformationen in die bestehenden
Überwachungs- und Steuerungssysteme integriert.
Das MUNIN-Projekt entwickelt diese tägliche Praxis
an Bord einfach nur weiter – völlig andere Schiffe als heute sind dafür
nicht notwendig, sagt Burmeister. Nur eine andere Technik, sie zu steuern.
Ein autonomes Schiff würde mit zusätzlichen
Sensoren bestückt: Optische und Infrarot-Kameras, sollen die
Meeresoberfläche scannen, um andere Wasserfahrzeuge oder Gegenstände zu
erkennen. Während die Frachter ihre einsamen Bahnen über die Weltmeere
ziehen, werden sie von automatischen Systemen überwacht und gesteuert.
Radar, Laseraugen oder Kameras erkennen, wann ein Kollisionskurs droht;
IT-Technik drosselt bei Sturm die Fahrt, navigiert und übernimmt die
Steuerung von Ruderanlage und Maschine. Sensoren ermitteln, wenn
Motorenteile vor dem Verschleiß stehen, damit sie rechtzeitig während der
Liegezeiten ausgetauscht werden können (in der Luftfahrt schon lange gängige
Praxis).
Doch es wird kein „reines” Roboterschiff sein. Ein
wesentlicher Teil des Programms ist eine erforderliche Landstation, in der
Nautiker / Techniker mithilfe von Satellitentechnik das unbemannte Schiff
überwachen. Christoph Burmeister: „Die primäre Funktion der Landstation ist
das kontinuierliche Monitoring des autonomen Systems. Natürlich können sie
im Zweifel direkt per „Fernsteuerung” eingreifen, wir zielen jedoch darauf
ab, dass dies nur sehr selten notwendig ist. Gerade deswegen ist es wichtig,
dass die Landstation kontinuierlich über die Situation des Schiffs im Bilde
ist. Wir zielen zwar auf ein unbemanntes Schiff ab, welches jedoch durch
eine bemannte Landstation auf einem hohen Niveau kontinuierlich überwacht
wird”.
Auch beim An- und Ablegen soll der Mensch das
Steuer übernehmen. Läuft das Schiff aus, ist eine Minimalbesatzung an Bord.
Erst wenn der Frachter das offene Meer erreicht, verlässt die Besatzung das
Schiff und die Automatik übernimmt die Steuerung und Kontrolle. Und am Ziel
geht es umgekehrt: eine Mannschaft geht an Bord, um den Frachter sicher in
den Hafen zu geleiten.
Wie heute Lotsen, ist die Besatzung dann nur einige
Stunden oder wenige Tage an Bord. „Die spannende Revierfahrt machen die
Menschen, den langen, langweiligen Teil die Technik”, sagt Burmeister. Das
könnte den Beruf wieder attraktiver machen.
Im Focus der MUNIN-Projektbeteiligten stehen in
erster Linie Massengutfrachter, die Güter wie Erz oder Kohle von einem Punkt
der Erde zu einem anderen bringen. Güter, die meist nicht zeitkritisch sind
und für die es nicht so wichtig ist, ob sie zwei Wochen früher oder später
geliefert werden. Doch schon heute überlegen die Forscher, inwieweit man
auch andere Schiffstypen in das Programm einbinden kann.
Noch aber ist es ein weiter Weg dorthin. Im Herbst
2015 soll das MUNIN-Projekt abgeschlossen sein. Nicht nur technische Dinge
müssen innerhalb des Projekts bis dahin noch geklärt und entwickelt werden.
Neben Ingenieuren und Informatikern sind auch Juristen dabei: So gibt es
beispielsweise nach internationalem Seerecht eine Ausguckpflicht für
Schiffe. Kann so etwas von Kameras und Landstationen übernommen werden, muss
es dazu gesetzliche Änderungen geben? Mit solchen Fragen beschäftigt sich
das Projekt ebenfalls, sagt Burmeister, „Einige der bestehenden
internationalen Vorschriften müssen wohl angepasst werden”.
Am Ende schließlich soll wirklich ein
autonomes Schiff auf den Weg geschickt werden. Dipl.-Ing. Peter Pospiech
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MUNIN-Projektleiter Christoph Burmeister am
Fraunhofer CML – hier am Simulator – erklärt das Warum und Wieso des
Projekts: Hintergrund des EU-Auftrags sei die Entwicklung einer nachhaltigen
europäischen Seefahrt – unter ökologischen wie auch sozialen Aspekten.
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BOOTSMÄNNER
Robert Kavsek,
Schifffahrtstreibender in Wien
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Es ist ein typischer kalter und
trüber Wintertag an der Donau. Der frische Ostwind lässt die gefühlte
Temperatur noch um einiges tiefer erscheinen. Robert Kavsek steht an Bord
der CODRU
(Foto), mit 26 Meter das
größte Boot im Dienst seiner Firma für nautische Dienstleistungen, und
schaut über das Wasser.
Kein Schiffsverkehr ist an
diesem Morgen zu beobachten. Man hat das Gefühl, die Güterschifffahrt gönnt
der nahe gelegenen Freudenau Schleuse eine längere Pause.
Robert Kavsek ist Eigner und
Kapitän seines 2001 gegründeten konzessionierten Schifffahrtsunternehmens
für nautische Dienstleistungen in Wien. Mit seinen fünf Booten zwischen 4,80
und 26 Metern deckt er eine breite Palette von nautischen Dienstleistungen
ab. Sie reicht von Sicherheitsarbeiten über Rettungsboote mit Besatzung bis
zu Bugsier- und Pontonarbeiten.
Da laut Robert Kavsek der enorme
Preisdruck und die behördlichen Auflagen in Österreich die Tätigkeit
eines Partikulierers unrentabel machen, besetzt er mit diesem
Angebotsprofil als Ein-Mann-Unternehmen auf dem österreichischen Teil der
Donau eine echte Nische.
Auf die Frage, was man abgesehen
von der Qualifikation zum Schiffsführer unbedingt braucht, um diese
Tätigkeiten erfolgreich versehen zu können, meint der 54-jährige
Kapitän: „Ohne
Verbissenheit und eine Spur Wahnsinn kommt man nicht weit”.
Die Donau mit Ihren vielen
Brücken und der umfangreichen nautischen Infrastruktur, die regelmäßig
Baumaßnahmen erfordern, machen den Einsatz von Sicherungs- diensleistungen
bzw. bemannten Rettungsbooten das ganze Jahr über, sowohl bei Tag als auch
bei Nacht, notwendig.
Schlechtes Wetter und Kälte
machen die Sicherungsarbeiten, die meistens mit offenen Zillen mit
Außenbordmotor durchgeführt werden, speziell in den kalten Herbst- und
Wintermonaten, zu einer echten Herausforderung.
„Bei Sonnenschein
und schönem Wetter kann ja jeder Boot fahren”, meint Robert
Kavsek dazu launisch, schiebt sich die Ärmel seines Pullovers nach oben und
lehnt sich an die Reeling. Wie sieht die Zukunft aus? „Mit
guter Qualität und der entsprechenden Mundpropaganda geht immer etwas weiter”.
Der Blick in die Auftragsbücher
bestätigt dies, im März steht wieder ein großes Bauprojekt auf dem Programm.
Thomas Jantzen ·
www.rettungsboot.at
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Seit dem 2. Januar steht am Heck der NILS
DACKE
nun der neue Heimathafen Szczecin. |
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TT-Line startet neue Fährverbindung Swinoujscie-Trelleborg
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Über ein Jahr hat es gedauert, bis aus den ersten
Gerüchten über eine TT-Line-Fährlinie zwischen Polen und Südschweden
Wirklichkeit wurde. Am 8. Februar 2013 in einer knappen Pressenotiz für
einen Start „möglichst noch vor der Sommersaison” angekündigt, zogen sich
die Verhandlungen über die Route mit Behörden, Gewerkschaften und möglichen
Kooperationspartnern am Ende bis spät ins Jahr 2013 hin. Am 8. Januar 2014
schließlich eröffnete die NILS DACKE
die neue Verbindung, die von TT-Line nun sechsmal wöchentlich in beide
Richtungen bedient wird.
In jenem Frühjahr 2013 allerdings, als die TT-Line
ursprünglich bereits in Swinoujscie an den Start gehen wollte, stellte im
heimischen Travemünde überraschend der Konkurrent SOL Continent Line zum 22.
April seinen Fährdienst zwischen Travemünde und Helsingborg ein – einer
jener Konkurrenten, welcher der TT-Line im Fährverkehr nach Südschweden
zuletzt zugesetzt hatte. Doch daran, dass in diesem Fahrtgebiet auch nach
dem Weggang von SOL noch ein harter Konkurrenzkampf bestand, änderte der
Rückzug nichts. Immerhin hielt der Mitbewerber Finnlines mit den vier
Schiffen NORDLINK, FINNCLIPPER,
FINNPARTNER und FINNTRADER
auf der Route Travemünde-Malmö genauso viel Kapazität vor, wie der
„Platzhirsch” TT-Line mit seinen Fähren NILS
HOLGERSSON, PETER
PAN, ROBIN
HOOD und NILS
DACKE (Travemünde-Trelleborg). Und da die
Konkurrenzsituation auf der zweiten TT-Line-Verbindung Rostock-Trelleborg
auch nicht besser aussah, seit dort der zuvor von Scandlines betriebene
Dienst im Oktober 2012 von der Stena Line übernommen worden war, suchte man
bei TT-Line nach einem dritten Standbein. Und wurde ausgerechnet in Polen
fündig, wo nach Befragungen der eigenen Kundschaft der Bedarf nach einer
weiteren Verbindung nach Südschweden bestand. Doch das Problem auch hier:
Konkurrenz nicht nur durch ein, sondern gleich durch zwei Reedereien in
demselben Fahrtgebiet. Da verwunderte es kaum, dass im Juni 2013 Meldungen
in der polnischen Lokalpresse zirkulierten, die geplante neue Verbindung der
TT-Line solle in Kooperation der deutschen Reederei mit der staatlichen
polnischen Fährgesellschaft Polferries betrieben werden. In diesem Fall wäre
die polnische Fähre WAWEL entweder als
einziges Schiff oder im Verbund mit einer der TT-Line-Fähren unter deutscher
Regie gefahren. Indes: Die hohen Forderungen der an den Verhandlungen
beteiligten polnischen Gewerkschaften waren für die deutsche Seite
unannehmbar, und so ging der Sommer 2013 ins Land, ohne dass die Lübecker
Reederei in Sachen Polen-Fährlinie Vollzug melden konnte.
Die neue Verbindung musste also ohne
polnischen Partner gestemmt werden. Das wiederum rief die schwedischen
Gewerkschaften auf den Plan. Als nämlich die TT-Line im September 2013
ankündigte, 70 schwedische Angestellte an Bord der NILS
DACKE zu entlassen, um diese durch
billigere polnische Seeleute zu ersetzen, waren plötzlich die
Arbeitnehmervertreter auf schwedischer Seite alarmiert. Der Argumentation
der Reederei, dass die Entlassungen vor dem Hintergrund zurückgehender
Transportvolumina stünden, wollte und konnte man seitens der schwedischen
Seefahrer-Gewerkschaft Seko Sjöfolk nämlich nicht ohne weiteres folgen,
schließlich lagen zu diesem Zeitpunkt die Pläne für die neue
Polen-Verbindung der TT-Line längst auf dem Tisch. Genützt hat das Ganze
freilich nichts: Denn während auf deutscher Seite erstaunlich wenig über die
internen Umstrukturierungen bei TT-Line berichtet wurde, traten in
Trelleborg im November bereits die ersten Kündigungen für schwedische
Besatzungsmitglieder in Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt waren je drei Fähren
der Reederei unter deutscher Flagge mit überwiegend deutscher Besatzung (NILS
HOLGERSSON, ROBIN
HOOD und TOM
SAWYER) unterwegs und drei Schiffe unter
schwedischer Flagge mit größtenteils
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schwedischer Besatzung (PETER
PAN, NILS
DACKE und HUCKLEBERRY
FINN). Nun sollte die NILS
DACKE unter die Flagge Polens wechseln
und eine überwiegend polnische Besatzung bekommen, um „Waffengleichheit” mit
den polnischen Konkurrenten Unity Line und Polferries herzustellen.
Am 11. Dezember schließlich kündigte die TT-Line
den Start ihrer neuen Fährlinie „ab Januar 2014” an und veröffentlichte auch
den Fahrplan für die Strecke. Sechs mal wöchentlich sollte die NILS
DACKE um 23:30 Uhr von Trelleborg nach
Swinoujscie fahren, mit einer Ankunft am nächsten Morgen um 06:30 Uhr. Die
Fahrten von polnischer Seite aus nach Südschweden finden dagegen tagsüber
statt; die Abfahrt in Swinoujscie ist um 14:30 Uhr (Dienstag bis Freitag)
bzw. um 11:30 Uhr (Samstag). Nur montags gibt es eine Nachtfahrt auch von
polnischer Seite (00:30 Uhr ab Swinoujscie, Ankunft 07:15 Uhr in
Trelleborg). Den Fahrplan habe man „gemeinsam mit den Kunden entwickelt und
an der erwarteten Nachfrage ausgerichtet”, so TT-Line. Darüber hinaus gab
die Lübecker Reederei bekannt, „der Fahrplan auf den Routen Travemünde- bzw.
Rostock-Trelleborg wird sich dementsprechend ab dem kommenden Jahr etwas
ändern”. Was konkret bedeutete, dass 2014 auch die beiden großen
Travemünde-Trelleborg-Fähren NILS HOLGERSSON
und PETER PAN
Abfahrten auf der Rostock-Trelleborg-Route übernehmen bzw. umgekehrt die
Rostock-Fähren TOM SAWYER
und HUCKLEBERRY FINN
auch Rundreisen von Trelleborg nach Travemünde und zurück. Auch wurde die
wöchentliche Fahrt der ROBIN HOOD
und NILS DACKE
auf der Fracht-Verbindung Travemünde-Helsingborg am 15. Dezember 2013
letztmalig bedient.
Stattdessen wird aus der NILS
DACKE in den nächsten Wochen nun ein
„richtiges” Passagierschiff. Denn auf der Linie Travemünde-Trelleborg
bislang nur für Frachtkunden und für Reisegäste mit Wohnwagen oder Auto
buchbar, nimmt die Fähre auf der neuen Verbindung zwischen Swinoujscie und
Trelleborg künftig auch Fußpassagiere mit. Das 1995 bei Rauma Yards in
Finnland gebaute Schiff, das mit 163 Kabinen und einer Kapazität von 2.200
Lademetern ausgestattet ist, soll nach Aussagen der Reederei einen neuen
Bar-Bereich bekommen und eine Ruhezone mit Pullmansesseln. Auch soll die
Cafeteria des Schiffes vergrößert werden, um der erwarteten höheren
Nachfrage gerecht zu werden.
Seit dem 2. Januar steht am Heck der NILS
DACKE nun der neue Heimathafen Szczecin;
der Start der neuen Fährverbindung eine Woche später verlief problemlos. Ob
der neuen TT-Line-Route Swinoujscie-Trelleborg Erfolg beschieden sein wird,
muss jedoch noch abgewartet werden. Mit gleich zwei unmittelbaren
Konkurrenten, die nicht nur im selben Fahrtgebiet, sondern teilweise sogar
auf derselben Linie operieren, ist die Wettbewerbssituation jedenfalls alles
andere als einfach.
So verkehrt die Unity Line mit ihren Schiffen GALILEUSZ,
GRYF uns WOLIN
zwischen Swinoujscie und Trelleborg und mit den vier Fähren POLONIA,
SKANIA, KOPERNIK
und JAN SNIADECKI
zwischen Swinoujscie und Ystad. Polferries hingegen setzt die WAWEL
und die BALTIVIA (letztere ist übrigens
die ehemalige TT-Line-Fähre SAGA STAR)
ebenfalls zwischen Swinoujscie und Ystad ein. Die NILS
DACKE dagegen ist bis auf weiteres eine
Einzelkämpferin. Doch vielleicht macht sie ja schon bald ihrem Namen alle
Ehre: Nils Dacke führte im 16. Jahrhundert den südschwedischen
Bauernaufstand gegen König Gustav Vasa an und wurde in der Folge zum
Volkshelden. Vielleicht gelingt der TT-Line-Fähre gleichen Namens ja etwas
Ähnliches. Kai Ortel ·
TT-Line
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Sechs mal wöchentlich wird die NILS
DACKE
von Trelleborg nach Swinoujscie fahren. |
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Die
Skyline einer Trabantenstadt der chinesischen 8,7-Millionen-Metropole
Qingdao.
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Qingdao rüstet auf – in 100 Jahren
zum achtgrößten Hafen der Welt
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Der Sonnenaufgang, der mich an einem ruhigen Morgen
im Oktober 2013 auf der Reise von Busan nach Qingdao überrascht, hat
Bilderbuchcharakter – immer intensiver werdende, farblich abgestufte
Orangetöne ziehen langsam über die Kimm, eingerahmt von der flirrenden
Sonne, die ganz langsam höher steigt.
Die Luft auf dem Meer ist für hiesige Verhältnisse
überraschend klar, die Trabantenstädte auf den Hügeln in der Bucht von
Qingdao, die nun immer näher kommt, sind hingegen in grünlich-braunen Dunst
gehüllt und nur schemenhaft zu erkennen. Das Morgenlicht dringt noch nicht
komplett durch, als an beiden Seiten der Bucht immer wieder Hochhauskomplexe
aus dem Dunst auftauchen.
Die Küste ist überwiegend steil und wird von
einigen Buchten unterbrochen, in denen die riesigen Bockkräne von Werften in
den Himmel ragen. Nach zwei Stunden langsamer Fahrt verengt sich die
Fahrrinne immer mehr, um plötzlich in eine riesige Bucht namens Jiazhou Bay
voraus zu münden. Viele Ankerlieger sind auf einer großen Reede im
Gegenlicht zu erkennen. An Steuerbord taucht nun eines der drei großen
Hafenkomplexe der 8,7-Millionen-Metropole auf, der „alte Hafen” von Qingdao.
Hinter einem von zwei weißen Leuchtfeuern
markierten schmalen Seekanal erblicke ich ein riesiges Multipurpose-Terminal
mit zahlreichen Kränen, mehrere kleinere Hafenbecken und ein
Containerterminal ganz am Ende.
Mit ganz langsamer Fahrt schieben wir uns nun in
Richtung der Einfahrt, nachdem wir einen chinesischen Lotsen übernommen
haben. Dahinter befindet sich eine Art Vorhafen, an den die einzelnen Becken
angeschlossen sind. Unser über 200 Meter langes Schiff wird nun äußerst
präzise und in scheinbarer Millimeterarbeit in diesem Becken gedreht, um
dann rückwärts in die äußersten Winkel des längsten Beckens bugsiert zu
werden – allerdings dank Bug- und Heckstrahlruder komplett ohne die beiden
Assistenzschlepper, die nur eingreifen sollen, falls hier jemand nicht „die
Kurve kriegt”. Ein beeindruckendes Manöver, das fast eine Stunde gedauert
hat. Vom Brückendeck aus blicke ich in die Laderäume zweier langsam
vorbeiziehender Bulkcarrier, eine faszinierende Perspektive.
Als wir schließlich sicher vertäut an der Pier
liegen, lasse ich nun einen der wichtigsten Häfen Chinas auf mich wirken.
Inzwischen ist es elf Uhr am Vormittag und die Sonne strahlt intensiv auf
eine Vielzahl von orangefarben gestrichenen Hafenkränen an diesem
Mehrzweckterminal, die einen reizvollen und farbigen Kontrast zu den beton-
und sandfarbenen Wolkenkratzern an Land bieten.
Beim Namen Qingdao denken viele zumindest mit
geschichtlichem Basiswissen ausgestattete Zeitgenossen zuerst an die bewegte
Vergangenheit der Stadt im nördlichen China. Das Gebiet der heutigen Stadt
Qingdao wurde bereits im achten Jahrhundert vor Christus bewohnt. Erstmals
erwähnt als Hafenstadt wird Qingdao in einem Dokument aus dem fünften
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Ein strategisch wichtiger Hafen ist
die ehemalige deutsche Kolonie („Tsingtau”) aber erst seit der späten
Qing-Zeit im 19. Jahrhundert.
Chinas letzte Herrscher-Dynastie begann Qingdao im
Jahr 1891 zu einem Militärstützpunkt auszubauen. Ein Jahr später folgte der
Bau des ersten Hafenbereiches. Damit war der Grundstein für die rasante
Entwicklung der „grünen Insel” zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelegt.
Zwischen 1891 und 1897 erlebte Qingdao eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der Stadt gab es damals diverse produzierende Betriebe sowie Geschäfte wie
Schmieden, Schneidereien, Lebensmittelgeschäfte, Kneipen und Restaurants.
Mit der Ermordung eines deutschen Missionars im
Jahr 1897 veränderte sich die Situation in Qingdao schlagartig. Die
Deutschen wanderten ein und die Qing-Herrschaft wurde gezwungen, mit
Deutschland einen Pachtvertrag über 99 Jahre Dauer zu unterzeichnen. Bis zum
Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 war die „grüne Insel” genannte
Stadt eine deutsche Kolonie. Bis heute ist aus der damaligen Zeit das
„Tsingtau-Bier” ein Begriff.
1903 wurde die Germania-Brauerei gegründet, die
später nach der Kolonialzeit zu der zweitgrößten Brauerei Chinas heranwuchs
und heute über 7 Milliarden Liter Bier pro Jahr produziert, das in 50 Länder
exportiert wird.
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Qingdao unter
japanische Herrschaft. Der Versailler Vertrag legte die Rückgabe der Stadt
an China auf das Jahr 1922 fest. Die wechselvolle Geschichte der Hafenstadt
endete schließlich mit dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee im Jahr 1949.
Während ihrer 17-jährigen Herrschaft schufen die
deutschen Kolonialbehörden einen eigenen Architekturstil, der zu der für
chinesische Verhältnisse farbenfrohen Stadtlandschaft mit roten
Ziegeldächern, grünen Bäumen, dem Meer und dem (zumindest zeitweise) blauen
Himmel führte. Zwar gab es zwischenzeitlich einige Anflüge von
architektonischem Frevel, wobei Gebäude im Kolonialstil den Auswüchsen der
Gigantomanie weichen mussten. Jedoch besann man sich bald wieder auf die
Ansätze aus der Kolonialzeit und in den Außenbezirken entstanden im
Gegensatz zu den meisten anderen chinesischen Metropolen kleinere, fünf- bis
sechsgeschossige Wohnhäuser im mediterranen Stil.
Für mich besteht heute die Chance, die Stadt auf
eigene Faust zu erkunden. Die Fahrt mit einem klapprigen Bus in die City ist
schon für sich ein spannendes Erlebnis. Nachdem wir in Hafennähe eine
bedrückend wirkende neu erbaute Trabantenstadt durchquert haben, in der ich
keinem Bewohner wünsche, nach einem feuchtfröhlichen Abend mit verminderter
Orientierung hierhin zurück zu kehren – alles sieht gleich aus und jeder
Hauskomplex verfügt über mehrere Eingänge. So etwas wie Hausnummern scheint
ebenfalls Mangelware zu sein.
Schließlich geht es über leichte Serpentinen
Richtung Innenstadt und ich fühle mich eher in eine osteuropäische Metropole
hineinversetzt. An den Straßen erblicke ich ausschließlich verschnörkelte,
etwas heruntergekommen wirkende zweigeschossige Kolonialbauten mit
abbröckelndem Putz, eingerahmt von Platanen und Ahornbäumen. Nach einer
30minütigen Fahrt hält der Bus an einer belebten Einkaufsstraße, der
Zhongshan Road. Auch hier umgibt mich architektonisch gesehen ein skurriles
Bild.
Hundertjährige, recht gut erhaltene und renovierte
Kolonialbauten säumen den schnurgeraden, kilometerlangen Boulevard, der sich
bis zum Meer hinunterzieht. Dahinter stehen vereinzelt riesige Wohn- und
Bürotürme aus Glas, Beton und Stein wie Wesen aus einer anderen Welt. Alles
wirkt bunt zusammengewürfelt und leicht chaotisch. In einer Seitenstraße
erblicke ich auf einer Anhöhe die katholische St. Michaels-Kathedrale, die
nach ihrem Baustil genauso gut in einer oberbayerischen Kreisstadt zu finden
sein könnte. Nach etwa drei Kilometern mündet die „Champs Elysees„ von
Qingdao in eine breite Küstenstraße, umrahmt von Palmen und voll gestopft
mit hupenden Bussen und Autos. Es dauert eine Weile, bis ich eine
Unterführung gefunden habe, Übergänge gibt es nicht und der niemals
abreißende Verkehr verhindert ein sicheres Überqueren.
Dahinter erstreckt sich eine kilometerlange
Promenade direkt am Meer. Ein Versuch, einige seltene Meeresschneckengehäuse
in einem der zahlreichen kleinen Stände zu erwerben, scheitert an der
fehlenden Preisauszeichnung und der auch nicht in Englisch zu führenden
Kommunikation … ein komisches Gefühl, wenn man seinem Gesprächspartner nicht
klarmachen kann, was man möchte. Laut ist es hier, um die zahlreichen
Verkaufsstände scharen sich permanent schnatternde Menschen und
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selbst der Blick auf die Bucht ist manchmal schwer
zu bekommen. Aber dann erhasche ich eine Lücke und erblicke aus einer
anderen Perspektive Qingdaos wichtigsten Bereich – den Hafen.
In der Anfangszeit der Volksrepublik China betrug
der jährliche Güterumschlag im Hafen von Qingdao lediglich durchschnittlich
700.000 Tonnen. Auch im Jahr 1973 war der Hafen mit zehn Millionen
umgeschlagenen Tonnen noch weit entfernt von einem „Global Player”. Der
Aufstieg zu einem der größten Häfen der Welt begann erst mit dem Beginn der
Reform- und Öffnungspolitik ab 1978. Wie viele andere Städte im Reich der
Mitte profitierte auch Qingdao von dieser rasanten Entwicklung. Im Jahr 2001
wurden in allen Hafenbereichen erstmals über 100 Millionen Tonnen Güter
umgeschlagen. Fünf Jahre später hatte sich dieser Wert bereits verdoppelt.
Im Jahr 2008 wurde die Marke von 300 Millionen Tonnen überschritten. Damit
stieg Qingdao in den Kreis der acht größten Häfen der Welt auf.
Im 21. Jahrhundert ist die Wirtschaft Chinas in
eine neue Phase der beschleunigten Entwicklung getreten. Im Zuge dieser
Entwicklung hat auch der Hafen Qingdao sowohl in Bezug auf die Hardware als
auch in Bezug auf die Software beträchtliche Fortschritte erzielt. Seine
Konkurrenzfähigkeit hat sich damit erhöht. Qingdaos rasante Entwicklung ist
ein weiteres Beispiel für die Erfolge der chinesischen Wirtschaft seit der
Reform und Öffnung des Landes. Was Ende der 1970er Jahre noch überhaupt
nicht absehbar war, ist heute schon lange Realität: Qingdao ist eine
Hafenstadt von Weltrang geworden. Die Regierung pflegt mit 450 Häfen in über
130 Ländern Handelsbeziehungen. Die Stadtväter wollen sich damit aber noch
lange nicht zufrieden geben. Auf der Shandong-Halbinsel, auf der Qingdao
liegt, soll schon bald eine Industriezone für maritime Wirtschaft entstehen,
die dem Qingdaoer Hafen weitere neue Impulse verleihen soll.
Während Deutschland die Eröffnung des
Tiefwasserhafens „Jade-Weser-Port” feiert, entsteht in China weitgehend
unbemerkt von der Öffentlichkeit eine etwa zehnmal so große Anlage. Schon im
Jahr 2000 wurde das Qingdao Qianwan Container Terminal Co. Ltd. seiner
Bestimmung übergeben. Daran sind neben der Qingdao Port Group Co. Ltd. (31
Prozent) die Dubai Ports (29 Prozent), Cosco Pacific (20 Prozent) und die A.
P. Moller-Maersk Gruppe (20 Prozent) beteiligt.
Das Terminal umfasst bisher elf
Containerschiff-Liegeplätze, die Schiffe bis zu 10.000 TEU umgeschlagen
können. Die Kailänge beträgt 3.400 Meter mit einer Wassertiefe von bis zu
17,50 Metern. Die Kapazität des gesamten Terminals lag bisher bei 6,5
Millionen TEU. Seit Abschluss der Planungen im Jahr 2012 baut die Stadt
Qingdao hier einen 20 Meter tiefen Tiefwasserhafen, der bis zu 30 Millionen
TEU im Jahr über die Kaikanten bewegen kann. Durch weitere Projekte soll bis
2015 das Containervolumen auf 20 Millionen TEU und die Frachtkapazität auf
600 Millionen Tonnen erweitert werden. Zusammen mit den bereits vorhandenen
Kapazitäten soll sich der nördlichste chinesische Seehafen bis 2020 zum
führenden Umschlagplatz im Seeverkehr entwickeln.
Zum Vergleich sei angeführt, dass der
Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven über eine Kapazität von 2,7 Millionen TEU
verfügt und Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 16,50 Meter abfertigen
kann, wenn diese denn dann auch einmal irgendwann kommen.
Selbst die größten deutschen Häfen, Hamburg und
Bremen/Bremerhaven, haben 2011 zusammen „nur” 15 Millionen TEU umgeschlagen,
Europas Marktführer Rotterdam konnte 12 Millionen TEU vorweisen. Der
bisherige Hafen von Qingdao wickelte 2011 rund 13 Millionen TEU ab. Damit
rangierte die asiatische Metropole auf Platz acht der größten Häfen der
Welt. Die Liste des World Shipping Council führt Shanghai mit 32 Millionen
TEU an, vor Singapur mit 30 Millionen, Hongkong (24 Millionen) und Shenzhen
(23 Millionen).
Der Hafen von Qingdao besteht aus vier Komplexen,
wovon der „Dongjiakou” genannte Teil zum neuen Tiefwasserhafen ausgebaut
wird. Daneben gibt es noch den Huangdao-Ölhafen, das bereits beschriebene
Qianwan-Containerterminal und den „alte Hafen”, in dem auch wir festgemacht
haben.
Mindestens ebenso wichtig wie Container sind
flüssige und feste Massengüter. So versteht sich der nördlichste chinesische
Hafen als größter Hafen der Welt für Eisenerzimporte, als Chinas wichtigste
Anlage zur Aufnahme von Erdöl und als zweitwichtigster Hafen für den
Außenhandel des Landes.
Ende 2011 wurde ein Vertrag mit dem brasilianischen
Hafen Vila Velha bei Vitoria geschlossen. Hinter dem angestrebten Engagement
in Brasilien stehen das Bestreben Chinas, sich aus der Eisenerz-Abhängigkeit
von Australien zu befreien und der Wunsch der brasilianischen
Minengesellschaft Vale, mit ihrer Flotte von Valemax-Frachtern auch
chinesische Häfen anlaufen zu dürfen. Bisher verbietet die chinesische
Regierung immer noch den Anlauf von Valemax-Schiffen.
Der gesamte Umschlag betrug 2012 nach Angaben der
Hafenverwaltung rund 400 Millionen Tonnen, davon etwa 14,5 Millionen TEU.
Noch einmal das gleiche Volumen soll künftig im Bereich
„Dongjiakou” umgeschlagen werden. Bisher gibt es in Qingdao 81 Liegeplätze.
In Bereich „Dongjiakou” würden weitere 112 Liegeplätze eingerichtet. Die
Gesamtkosten für den Ausbau belaufen sich etwa auf 4,7 Milliarden €. Der
Jade-Weser-Port hat etwa eine Milliarde Euro gekostet.
Am Ausbau sind auch die Konzerne COSCO, China
Merchants Group, China Huaneng Group sowie weitere ausländische
Gesellschaften wie z.B. die Mineralölgesellschaft Mercuria Energy aus der
Schweiz und Royal Vopak aus den Niederlanden beteiligt.
Es gibt viele Gründe für den Ausbau – Qingdao liegt
nah an Südkorea und Japan, zwei von Chinas wichtigsten Partnern für Handel
und Investitionen. Qingdao ist traditionell ein Hauptumschlagplatz für
Rohstoffe, auf deren Import das schnell wachsende China immer mehr
angewiesen ist.
Der chinesische Staatsrat erteilte der Qingdao Port
Zone kürzlich die Lizenz für den Import von vollständigen Kraftfahrzeugen.
Zur Zeit wird dafür ein RoRo-Terminal gebaut und der Import von
Neufahrzeugen hat im Herbst 2013 begonnen, insbesondere um die wachsende
Nachfrage nach Automobilen im chinesischen Hinterland besser bedienen zu
können. Die lokale Wirtschaftsleistung der Stadt Qingdao wächst schneller
als der Landesdurchschnitt. Die die Stadt umgebende Provinz Shandong zählt
inzwischen 97 Millionen Einwohner. Ihr Bruttoinlandsprodukt übersteigt das
der Schweiz, der Export entspricht dem ganz Ungarns.
Als ich am Abend in den „alten Hafen”
zurückkehre, blicke ich etwas nachdenklich auf eine etwas widersprüchliche
wirkende Umgebung aus scheinbarer Gigantomanie und Beschaulichkeit. Als wir
bei Einbruch der Dämmerung langsam aus dem Hafenbecken manövrieren, bin ich
mir nicht sicher, ob der Weg Chinas an die Weltspitze in allen Punkten
zukunftsweisend ist. Der Himmel wirkt nun gelblich-blaugrau, die noch
vielfach ungefilterten Schadstoffe lassen sich nicht verbergen. Wir
passieren langsam einen kleinen chinesischen Bulkcarrier mit zwei altmodisch
wirkenden offenen Rettungsbooten, die an zwei Davits hängen. Später sehe ich
im Schiffsregister, dass dieses Schiff erst vier Jahre alt ist. Sicherheit
und Schutz von Menschenleben haben im Riesenreich China noch keinen so hohen
Stellenwert – hier gibt es noch viel zu tun. Lutz Woitas ·
Frachtschiff-Touristik Kapitän Zylmann
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Einfahrt in den „alten Hafen” von Qingdao. |
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Orangefarbene Hafenkräne am Mehrzweckterminal ...
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die einen reizvollen und farbigen Kontrast zu den betonfarbenen
Wolkenkratzern an Land bieten.
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Langsam fahren wir in diesen riesigen Multipurpose-Terminal, die
beiden Assistenzschlepper bleiben nur zur Vorsicht an unserer Seite. |
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Jürgen Tronicke
Wächter an
rauen Küsten ISBN 978-3-7688-3848-1
Erschienen in Koehlers Verlagsgesellschaft,
Hamburg, 272 Seiten, Format 21 x 27 cm, zahlreiche Farb-Abbildungen,
Pappband mit Schutzumschlag, € (D) 24,95, € (A) 25,60, CHF 34,90
· ISBN 978-3-7822-1052-2.
Koehlers/Wächter-an-rauen-Küsten
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Jürgen Tronicke
Wächter an
rauen Küsten
Eine Reise zu den Leuchttürmen in
England, Wales und auf den Kanalinseln
Sie strahlen Standhaftigkeit,
Beständigkeit und Sicherheit aus. Auch heute noch sind Leuchttürme
für die Seefahrt unentbehrlich, brauchen sie auch, auf Grund des
technischen Fortschritts, heute keinen Leuchtturmwärter mehr, der
auf ihnen seinen Dienst verrichtet. Die Faszination, die von den
maritimen Kulturdenkmälern ausgeht, ist ungebrochen und wächst
stetig.
Das Buch ist in acht regionale Kapitel
gegliedert. Die Reise beginnt im Süden Englands, führt über den
Südwesten nach Cornwall und von dort weiter an der Westküste entlang
nach Wales. Von dort geht es weiter an die Nordostküste Englands und
dann von der Grenze zu Schottland bis in den Südosten Englands, um
auf den Kanalinseln abzuschließen.
Der Autor legt besonderes Augenmerk auf
die architektonische, technische und soziale Geschichte von 65
Leuchtfeuerstationen. Ebenso geht er auch auf das kulturelle,
historische und touristische Umfeld der jeweiligen Leuchttürme ein,
weist auf nahe gelegene Ausflugsziele und Kontaktadressen und die
spezifische Fauna hin.
Da dieses Buch mit Unterstützung der
britischen Seezeichenbehörde Trinity House und vieler ihrer
ehemaligen Leuchtturmwärter entstanden ist, konnte eine nahezu
vollständige und in dieser Form einzigartige Geschichte der
Leuchttürme in England, Wales und auf den Kanalinseln
zusammengetragen werden.
Die zusätzliche Beschreibung von
regionalen Sehenswürdigkeiten, verleiht dem Buch stellenweise einen
Reisebericht-Charakter, was ihm sehr gut steht. Mit fantastischen
Aufnahmen der Leuchttürme und Küsten sowie aufschlussreichen
Landkarten und einem Glossar ist dies ein – in jedem Sinne –
erhellendes Buch.
Dipl.-Ing. Peter Pospiech
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Dehler – Yachtbau aus Leidenschaft
Dehler hat in 50 Jahren – einem Zeitraum, der
mehr als ein halbes Menschenleben umspannt – über 60
Segelschiffstypen entwickelt und über 21.000 Boote verkauft. Mit
einem äußerst innovativen Modell, der VARIANTA, ist es Dehler
seinerzeit – und aufgrund konsequenter Entwicklung bis heute –
gelungen, viele Menschen für das Segeln zu begeistern und aufs
Wasser zu bringen.
Das Buch erzählt die großartige
Erfolgsgeschichte des Unternehmens und der Marke Dehler; es zeichnet
die Chronologie einer einzigartigen Yachtbaugeschichte nach und
erlaubt auch Blicke hinter die Kulissen. Zudem überrascht es mit
fantastischen, bislang noch nicht gezeigten Archivfotos.
Dehler steht für Schnelligkeit und Spaß am
Segeln, ausgestattet mit allem, was traditionell dabei notwendig
ist, realisiert in modernsten Rümpfen von weltweit bekannten
Yachtkonstrukteuren. Dehler – ein Synonym für Qualität und
Perfektion.
Dipl.-Ing. Peter Pospiech
Dehler – Yachtbau aus Leidenschaft
Erschienen im Delius Klasing Verlag,
Bielefeld. ISBN 978-3-7688-3848-1, 1. Auflage 2014, 208 Seiten, 141
Farbfotos, 31 Schwarzweiß-Fotos, 52 farbige Abbildungen, 20
Schwarzweiß-Abbildungen, zweisprachig deutsch und englisch, Format
24,9 x 30,7 cm, gebunden, 29,90 €.
DeliusKlasing/Dehler
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