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Winzige Paddelboote unter dem Pont d’Arc, dem 34 Meter hohen Bogen über der Ardeche, die sich tief in die Kalklandschaft eingegraben hat. |
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Dieter Bromund Praller, leuchtender Süden Mit der MS EXCELLENCE auf Rhône und Saône |
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So hatten wir sie
uns nicht vorgestellt, so breit, so bedeutend und so bunt. Als wir vor
Jahren ans Mittelmeer zum Segeln fuhren und bei Lyon auf die Route de Soleil
stießen, die Autobahn in den Süden, schien uns die Rhône schmal. Jetzt, als
wir in Lyon die MS EXCELLENCE betraten, die uns unter der Flagge von Phoenix
Reisen auf Rhône und Saône mitnehmen wollte, lag der Fluss im Licht eines
sommerlichen Spätnachmittags lächelnd und einladend da, eingerahmt von einer
leuchtenden Stadt. Wir legten Richtung Norden ab, die Saône hoch, Ziel am
nächsten Morgen sollte Chalon-sur-Saône sein.
Zwei Flüsse, ein Herz Wer hatte eigentlich
die Saône zum Nebenfluss der Rhône erklärt? Auf der Karte biegt die Rhône in
Lyon scharf nach Süden ab, ihre Quelle liegt weit weg im Osten im Kanton
Wallis in den Schweizer Alpen in der Nähe der Rheinquelle. Die Saône mündet
da, wo die Rhône abbiegt, sie kommt vom Norden her, entspringt in den Monts
Faucilles bei Epinal in Höhe der Vogesen. Man könnte,
Geographen und Tradition missachtend, Saône und Rhône als einen Fluss
betrachten, der ins Herz von Frankreich führt, damals schon und heute noch.
„Damals” beginnt zu Urzeiten, an den Ufern finden sich in Höhlen und an
Felswänden immer wieder Spuren von Neandertalern und frühen Siedlern. Und
bis in die Neuzeit hinein bildeten die beiden Flüsse die Grenzen, einst zu
Burgund, zur Provence, zum Fürstentum Orange. Ludwig XIV. vergrößerte sein
Land nach Osten und Norden hin, Napoleon folgte seinem Beispiel. An den beiden
Flüssen entlang wurde seit je Handel zwischen Nord und Süd getrieben, hier
zog Caesar im Gallischen Krieg durch und fast alles, das besucht und
bewundert wird, hat römischen Ursprung. Das römische Lugdunum wurde zu Lyon,
Nîmes hieß bei den Römern Nemausus, und der Pont du Gard wurde als Aquädukt
vor rund 2000 Jahren von Römern gebaut. Wir ahnten beim
ersten Abendessen noch nicht, was uns flussauf und flussab an Geschichte und
Glanz erwartete. Nur die Karte im Reiseführer von Phoenix hatten wir
erwartungsfroh studiert. Die Saône fließt an berühmten Weingebieten vorbei,
an Chablis Auxerrois, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Côte Chalonnaise und
Côte Mâconnaise, an Bourgogne und Beaujolais also. Und die Rhône macht
weiter von Lyon bis in die Camargue hinein mit weltberühmten Lagen. Von Mistral und Wetter Das siebentägige
Programm sah vor, zunächst die Saône hinauf bis Chalon zu fahren, dort
umzukehren, Mâcon und Trevoux anzulaufen, an Lyon vorbeizufahren um in La
Voulte, Viviers und Arles – als südlichstem Punkt – festzumachen, auf dem
Rückweg, Avignon und Vienne die Ehre zu geben und zum Abschied Lyon zu
genießen. Derlei
Reiseplanungen sind auf Flussreisen üblich und werden überall goutiert, nach
Süden zu geht’s von Ort zu Ort schneller als in den Norden hinauf. Die MS
EXCELLENCE läuft flussabwärts 28 Kilometer pro Stunde, flussaufwärts zehn
weniger. Das könnte leicht noch weniger werden. Wenn sich über der Biscaya
ein Hoch und über dem ligurischen Teil des Mittelmeers ein Tief bilden,
entsteht eine Situation, die nach Angaben der Uferbewohner, drei, sechs oder
auch neun Tage dauern kann: der Mistral fegt unter blitzblauem Himmel des
Rhônetal hinab mit bis zu 135 km/h Windgeschwindigkeit und wirft im Golf du
Lion eine üble See mit kurzen, harten Wellen auf, die Segler und Fischer
fürchten. Der breite Fluss soll dann auch selber einen kräftigen Wellengang
haben. Doch das Hoch
unserer Reise lag ortsfest über Zentralfrankreich, das gefürchtete Tief im
Süden fehlte. Der Himmel strahlte blau, was er an Wolken aufbot, ließ
staunen und stimmte heiter. Reiseleiterin Sonia versprach, dass das Wetter
halten würde. Das Schiff Altes Kulturland heißt: alte Straßenführung und alte
Brücken. Die Zahl der Brücken, unter der die MS EXCELLENCE auf dieser Reise
durchfuhr, hat niemand gezählt, die Zahl der Schleusen schon – zwölf auf der
Rhône, drei auf der Saône. Alte Brücken sind niedrige Brücken, und die sind
häufig für ein Flussschiff mit einem Hauptdeck, einem Mitteldeck, einem
Oberdeck und einem zum Sonnen zu niedrig, Und so wurde immer mal wieder
umgelegt, was Brücken nicht passieren konnte. Das Steuerhaus konnte versenkt
werden, alle Geländer und Schirme flach gelegt, alle Liegestühle
zusammengeklappt werden. Das Sonnendeck, geräumt von jedermann, glitt nur
knapp unter mancher Brücke durch. Was, wenn Regen im Norden den Wasserstand
steigen lassen würde? Würden wir zwischen zwei Brücken gefangen bleiben? Es
regnete nie, wie Sonia versprochen hatte, und das oberste Deck bot Platz für
jeden und alle. Auf der MS
EXCELLENCE liegt der Speisesaal unter der Lounge (mit Bar und Pianist), die
immer wieder genutzt, aber ebenso gern auch nicht genutzt wurde. Ein
Sommerabend an Deck, der in eine sternenklare Nacht übergeht mit warmem Wind
und kühlem Wein, ist etwas, das auch der einfühlsame Bordpianist Robert
nicht überbieten konnte. Man saß draußen oben unterm Himmel, im Vorschiff
oder achtern, und ließ die Seele baumeln. Der große Wagen stand etwas
niedriger als zu Hause, der Polarstern lockte, und was am Himmel strahlte,
brach sich vielfach glitzernd im Wasser. Unsere Kabine im
Hauptdeck hatte 12 Quadratmeter mit einem überraschend großen Duschbad, viel
Schrankraum, getrennt stehenden Betten und einem Fenster, das nicht zu
öffnen war. Das Wasser schien näher als je und immer wieder mal blickten
Schwäne in unser Fenster. Über uns gab’s französische Balkons, Kabinen mit 16
Quadratmetern und Doppelbetten. Wer’s brauchte, konnte einen Fahrstuhl
zwischen den Decks benutzen. Ein Pendant stand für den Aufstieg aufs
Sonnendeck zur Verfügung. 110 Meter lang, 11,40 Meter breit und mit einem
Tiefgang von 1,40 Metern konnte die MS EXCELLENCE 142 Passagiere aufnehmen.
Auf dieser Reise nahm sie 105 mit, viele Kabinen hatten Einzelreisende
belegt. Doch selbst ein so geringer Tiefgang begrenzte das Fahrrevier.
Nördlicher als nach Chalon-sur-Saône konnte unsere MS EXCELLENCE nicht
fahren, im Süden hätte sie bis zum Port St. Louis-du Rhône laufen können,
aber da lag wohl nicht viel Sehenswertes.
Pralles Programm ohne Pausen Erholung auf
Flussreisen sieht anders aus als auf Hochseereisen. Reine „Sehtage” gibt es
nur, wenn man auf Ausflüge verzichtet. Wer also diese Reise macht, sollte
seine Kräfte gut planen, denn die beiden Flüsse bieten täglich
Besuchenswertes, das man gelegentlich zu Fuß, häufiger nur mit dem Bus
erreichen kann. Fast immer wurden
zwei Ausflüge am Tag angeboten und von vielen Gästen wurden auch beide
genutzt. Immer gab es gute Guides, nur einmal hörte man über mangelndes
Deutsch klagen. Besichtigungen historischer Immobilien wechselten sich mit
Fahrten durch atemberaubend schöne, auch flussferne Landschaften ab, Städte
zeigten sich (meist viel zu kurz) von ihren schönsten Seiten, und dann und
wann schmeckte man auch das wahre Leben der Franzosen.
Historische Immobilien Frankreich ist ein
Land, in dem der Staat die Gebäude der Religionsgemeinschaften unterhält,
Kathedralen, Kirchen, Synagogen, Moscheen. Was drinnen geschieht, geht den
Staat nichts an. Dennoch erlebt man Frankreich als katholisches Land. Goldglänzend stehen
riesige, verhüllte weibliche Statuen in der Nähe von Kathedralen und heben
beide Hände über die Stadt, so in Avignon und Lyon. Ob die Segnenden vom
Staat oder von der Glaubensgemeinschaft unterhalten werden, haben wir nicht
gefragt. Doch erfahren haben wir verwundert, dass die Madonna rund 1800
Jahre nach ihrem Tod den Generalstab eines preußischen Heeresteils so
beeinflusst hat, dass er die Stadt Lyon im Krieg von 1870/71 nicht angreifen
ließ. Dankbare Bürger errichteten ob dieser Wohltat auf dem Hügel Fourvière
jener Maria eine gewaltige Kirche, der Sacré Coeur in Paris nicht unähnlich.
Auf diesem Berg kann man noch heute nur beten, denn für Predigten wurde
diese Kirche nie genutzt. Ihr Stilgemisch, eine architektonische
Zitatensammlung, zieht unzählige Besucher an, die Busfahrt geschieht auf
gefährlich engen Kurven offensichtlich mit dem Segen des Himmels. Der
grandiose Blick über die glänzende Stadt Lyon versöhnt ein bisschen mit den
ästhetischen Schrecken des Kirchenbesuchs. Im Schloss Cormatin
lernt man die andere Seite der französischen Geschichte kennen. Was geschah
mit den Herren, die sich auf die Seite des Königs stellten und die
Hugenotten aus dem Lande trieben? Ein Schloss mit Park, viel Land drum herum
und ein gewaltiges Vermögen war der Dank des Siegers an seine Gefolgsleute.
Der Besucher der weitläufigen Schlossanlage mit zwei Parks, einem
englischen, einem französischen, und zwei Gärten freut sich heute über ein
Schloss mit zwei Gesichtern. Der strenge Innenhof lässt an eine frühe
Militärakademie denken, die Prunkseite präsentiert sich barock. Drinnen
lassen uns reich verzierte Decken aus dem frühen 17. Jahrhundert staunen. In
wunderbar eingerichteten Vorzimmern und Kemenaten herrscht höfischer Glanz,
nur die Bibliothek passt nicht so recht ins Ambiente, sie scheint aus einem
Film zu stammen. Das Schloss gehört heute Privatleuten, die einige Teile
selber bewohnen. In der Gestaltung der Bibliothek tobte sich ein Vorbesitzer
aus – der Direktor der Oper von Monte Carlo, der scharenweise Freunde nach
Cormatin einlud. Auch der Papstpalast in Avignon hoch über der liedbekannten Brücke, die nur noch als Teilstück existiert, zeigt Geschichte, von der wir nie gehört hatten. Warum es Päpste in Avignon gab, war uns nach drei Minuten klar. Mehr Zeit brauchte die Führerin für die Erklärung der weiteren Nutzung der gewaltigen Gebäude, nachdem die Päpste wieder in Rom residierten. Nach der Französischen Revolution wurden Teile des enteigneten Palastes zur Kaserne umgebaut. Im Süden des Landes waren Truppen vorher nicht ausgehoben worden, unter Napoleon änderte sich das. Da war dann ein gewaltiges Bauwerk mit hohen Hallen und viel Platz gerade richtig. |
Vom Genießen Das wahre Leben sollte viermal stattfinden. Auf dem Ausflug an die Ardeche lag der Besuch einer Lavendelfarm an, in Viviers startete ein Exkurs auf eine Trüffelfarm, doch in Mâcon fiel aus, was als drittes geplant war, eine Weinprobe französischer Art. Nur 12 von 105 Gästen wollten Wein probieren und seine Geschichte kennenlernen. Vielleicht lag die Enthaltung an der frühen Stunde,
an der ein Weindorf, ein „Hameau du Vin” besucht werden sollte – zwischen 8
und 11.30 Uhr morgens für 41 €. Also trank man den Wein, den man an Land
hätte probieren können, später an Bord, die Weinkarte war lang genug und bot
einiges von dem, an dem wir auf den glänzenden Flüssen vorbeiglitten. Anfang September war
der Lavendel abgeerntet, das Auge suchte vergebens nach violetten Feldern
jeglichen Zuschnitts. Es blieb also nur der Besuch einer Farm, die auch noch
ein Museum unterhält und natürlich einen Laden, in dem alles zu haben war,
was man mit Lavendel an Leib und Seele Gutes tun kann, vom Duftsäckchen für
die Wäsche und Parfüms für Männlein und Weiblein, bis zu Bonbons, Pasteten,
duftendem Olivenöl und anderen Überraschungen. Trüffel, hatten wir
gelernt, wachsen unter der Erde im Schatten von Eichbäumen in bestimmten
Erden und werden nach landläufiger Vorstellung von Schweinen gesucht. In
Grignan ersetzen Labradorhündinnen die Schweine. Hündinnen, die nur einmal
im Jahr heiß werden, sind verlässlicher als Rüden, die das ganze Jahr über
der Liebe pflegen. Es dauert zehn
Jahre, bis ein Eichbaum Trüffel produziert. Als Setzling wächst er in einem
Erdgemisch auf, dem kleine Trüffelteile zugesetzt sind, die sich an den
Wurzeln festsetzen und wachsen. Trüffel werden auch dem Futter der
Labradorwelpen zugesetzt. Die lieben den Duft und den Geschmack sehr bald
und sind dank ihrer guten Nasen die besten Trüffelfinder. Gut erzogen
gehorchen sie und verkneifen sich das Fressen. Der Trüffelanbauer kann ein
Kilogramm Sommertrüffel für 300 €, ein Kilogramm Wintertrüffel für 1.000 €
verkaufen. Wir Besucher
genossen Flöckchen des kostbaren Pilzes auf Weißbrot mit Olivenöl, tranken
einen kühlen Wein dazu und leisteten uns allenfalls ein Fläschchen
Trüffelöl. In Lyon war ein
Erlebnis der besonderen Art der Besuch einer Markthalle, die ihren Namen von
dem weltberühmten Koch Paul Bocuse hat. In Frankreich isst man immer gut, um
Lyon herum vermutlich am besten. Alles, was der suchende Genießer braucht,
findet er in Les Halles Paul Bocuse am Cours Lafayette, die an Wochentagen
von 7.00 bis 22.30 Uhr geöffnet sind, an Sonntagen bis 14.30 Uhr und zwar
für jedermann. Schon der Augenschmaus des Besten vom Besten an Essbarem und
Trinkbarem ist ein Genuss. Einziger Nachteil: die unerbittliche Planung, die
ganze 30 Minuten für dieses Paradies vorgesehen hatte.
Arkaden in drei Reihen Am Mittelmeer lebten
Kelto-Liguren, erfuhren wir immer wieder, die römische Bürger wurden, als
Rom Gallien erobert hatte. Viele Städte des Südens sind also Ausbauten
keltischer Siedlungen oder römische Gründungen. Das heutige Nîmes war eine
keltische Siedlung, die die Römer vergrößerten. Doch für eine schnell
wachsende Zahl von Menschen reichte das Trinkwasser vor Ort nicht. Die Folge
kann man noch heute besichtigen, kostenlos und das ganze Jahr über: den Pont
du Gard, den Aquädukt über den Gard, der in drei Arkadenreihen übereinander
gebaut wurde. Auf 6 Bögen stehen 11 weitere und auf denen 35 kleinere, die
einen 1,90 Meter hohen Kanal tragen, 1,40 Meter breit. Durch ihn floss
Trinkwasser aus einer Quelle bei Uzès, für damals 50.000 Einwohner der Stadt
täglich unvorstellbar viel, 35.000 bis 40.000 Kubikmeter täglich. Die junge
Führerin hatte viele Antworten, doch das Staunen der Besucher schuf ständig
neue Fragen. Wer entdeckte die Quelle, wer erforschte ihre Kapazität, wer
plante den Lauf, wer berechnete den Bau, wer behaute, wer schleppte die
Steine? Arles und seine Farben Vincent van Gogh
lebte von Februar 1888 bis zu seinem Tod im Juli 1890 in Arles und dem
benachbarten San Rémy de Provence. Die meisten seiner Bilder entstanden hier
im unvergleichlichen Licht des Südens. Tafeln verweisen in Arles auf Gebäude
oder Plätze, die er einst gemalt hat, seine Bilder sind als Drucke und
Postkarten überall zu haben. Und wer nur die Farben des Südens ohne ein Bild
mitnehmen will, kann in zahlreichen Läden leuchtende Stoffe kaufen mit den
Mustern der Provence und zu Hause weiter in den Farben des Südens schwelgen. Farblos grau und
beige sind heute die Steine des Amphitheaters und der Arena aus römischen
Zeiten im Herzen der Stadt. Unter kundiger Erklärung erfährt man, was hier
vor tausend und mehr Jahren täglich geschah. Vormittags diente die Arena der
Vorstellung wilder Tiere. Am Nachmittag war zu sehen, was anfangs Kampfsport
und sehr viel später spektakuläres Töten wurde: Gladiatorenkämpfe. Sie
werden gelegentlich heute noch dargestellt, doch keine Waffe kann mehr
töten. Noch eine Verwendung findet die Arena mit großen Popkonzerten in
warmen Sommernächten. Der Markt an jedem Samstag vor dem alten Stadtwall von
Arles ist legendär, was wir nach einem Bummel über den kleinen Markt am
Mittwoch schon ahnen konnten. Camargue: Schwarz, weiß und rosa Je länger die Fahrt
dauerte, desto weniger sprach Laureen. Sie steuerte von Arles aus einen Jeep
zunächst über Straßen und dann über eingetrocknete Feldwege, die kein Bus
hätte benutzen können. Sonia hatte uns zu dieser Safari geraten, „wenn Sie
keine Rückenprobleme haben!” Die hatten wir nicht, und so überließen wir uns
der jungen Laureen, die in Texas geboren und in der Camargue mit einem
Franzosen verheiratet ist, der eine Reisfarm besitzt. Reis aus Frankreich?
Ja, natürlich, die kleine und die große Rhône, zwischen denen die Camargue
bis ans Mittelmeer reicht, hat ein ausgeklügeltes, nie versiegendes
Bewässerungssystem und bildet ein immergrünes großes, flaches Dreieck. In ihm grasen
furchteinflößende schwarze Stiere, spanische und provenzalische. Die
spanischen werden für klassische Stierkämpfe gezüchtet und enden in der
Arena durch den Todesstoß eines Matadors, die provenzalischen können in der
Arena sehr alt werden. Beim so genannten Stierlauf werden ihnen ein Strauß
oder eine Kokarde zwischen die Hörner gebunden, die man ihnen entreißen
muss. Welche Stiere
gefährlicher sind, wollte Laureen nicht entscheiden. Die provenzalischen
lernen mit jedem Einsatz neue Tricks und Finten und werden zunehmend
raffinierter. Irgendwann bekommen sie dann ihr Gnadenbrot auf den
grenzenlosen Weiden im Rhônedelta. Weiß sind die Pferde
der Camargue erst im 10. Lebensjahr. Sie erreichen ein Stockmaß von 1,50
Meter und leben jahraus jahrein draußen, sind aber offensichtlich friedsame
Reittiere, die auf vielen Höfen angeboten werden. Ihre Hufe sind besonders
hart. Quarter Horses, die Arbeitstiere amerikanischer Cowboys, einzusetzen,
gab man bald auf. Ihre Hufe weichten in Sumpf und Salzwasser auf. In der Camargue
leben Flamingos das ganze Jahr über als eine rosa gefärbte Gemeinschaft in
den sehr flachen Gewässern, die der Küstenlinie folgen oder mit dem Meer
verbunden sind. Grund für die Färbung sind winzige rote Krebse, die
Lieblingsspeise der langbeinigen Vögel. Auf der Fahrt über Feld- und Nebenwege nach Saintes-Maries-de-la-Mer, dem Wallfahrtsort fahrenden Volks aus ganz Europa, änderte der Himmel seine Farbe. Der große Glanz wurde stumpfer, es schien, als habe das Mittelmeer einen Schleier aus Salz über das Land gehängt. Die Rhône trägt in beiden Armen viel Abraum ins Meer, das selber gegen das Land anläuft und die Lagunen stetig verändert. In der Hitze des Tages steigt Dunst auf. Alle paar Jahre müssen die Karten der Küste umgezeichnet werden. Dramatische Ardeche Wir folgten ihr mit Augen und Kameras nur von oben –
der Ardeche, auf deren klaren Wassern Paddelboote über ihren Schatten
flussab trieben. Welterbe, den 34 Meter hohen Bogen Pont d’Arc über dem
Mittellauf hat jeder schon irgendwo mal gesehen. Wo die Sonne hinkommt,
blitzt das Wasser und strahlt die hellen Felswände an.
Wer den Fluss befahren will oder an
seinen Ufern übernachten möchte, muss strenge Regeln beachten. Das scheinbar
so friedlich dahin fließende Wasser kann nach Regenfällen sehr schnell zu
einem gewaltigen Strom werden, der alles mitreißt. Wir hörten von Wohnwagen
und Zelten, die die wütende Ardeche flussab transportiert hatte. Sonia – zum Abschied Sonia Laureyssens vertrat an Bord Phoenix Reisen.
Der Bonner Veranstalter hatte die MS EXCELLENCE 2013 für vier Reisen auf
Rhône und Saône gechartert. Noch zwei weitere hatte Sonia nach unserer zu
betreuen, dann war ihr Auftrag beendet. 2014 wird die MS EXCELLENCE nicht
mehr bei Phoenix im Programm stehen. Wer dann mit den Bonnern auf Rhône und
Saône reisen will, sollte die MS SWISS PEARL im Blick behalten, die die
Reiseleiterin sehr empfahl. Ob er dort Sonia
treffen wird? Man kann es sich nur wünschen. Herzlichkeit, Klugheit und
praktisches Helfen sind bei ihr gut gemischt. Sie ist Belgierin aus Flamen
und überlegte bei unserem Abschied, wie sie ihre eigene Rückreise in den
Norden so arrangieren könnte, dass sie genügend Zeit für Einkäufe in Paul
Bocuses Hallen in Lyon finden würde. Wir sind sicher, dass ihr das gelungen
ist. Phoenix Reisen 2014 und 2015
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Wo in Lyon die Saône in die Rhône mündet, entsteht ein Museum beider
Flüsse in einem Baustil, der an ein Boot denken lässt. |
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Schloss Cormatin in Cormatin im Département
Saône-et-Loire, vom französischen Garten aus gesehen, wurde
gebaut, als die Hugenotten vertrieben waren. |
Die Bibliothek im Schloss Cormatin hat im 19. Jahrhundert der Direktor der Oper von Monaco nach seinen Vorstellungen einrichten lassen. Die jetzigen Schloss-besitzer haben daran nichts verändert. |
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Schloss Cormatin von der Hofseite erinnert an eine Militärakademie für junge Adlige, das es nie war. |
Kirchen sind immer Wahrzeichen der Städte am Fluss wie hier in der Umgebung von Chalons-sur-Saône. |
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Ihren Reichtum aus dem Weinhandel zeigte die Stadt Beaune schon im Mittelalter auch mit reich geschmückten Dächern, hier das Dach des Hotels Dieu. |
Goldfarbene Steine. Gern benutztes Baumaterial im südlichen Burgund, das Dörfern und Städten einen warmen Glanz verleiht. |
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Philippe Stypa, Kapitän der MS EXCELLENCE, und Sonia Laureyssens, Kreuzfahrt-leiterin von Phoenix Reisen, erwarten und begrüßen ihre Gäste. |
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Sanfte Hügel einer Landschaft, in der Landwirtschaft und Weinbau betrieben werden. |
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300 € das Kilo kosten diese Sommertrüffel, 1.000 € die Wintertrüffel. Unscheinbar sehen beide aus. |
Hier verlässt die Rhône die Berge und beginnt ihren letzten Wegabschnitt ins Mittelmeer. |
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„Das Motiv hat Vincent van Gogh von hier aus gemalt”: Der kundige Fremdenführer Wenzel weiß alles über Arles und den berühmten Maler. |
An allen Souvenirständen in Arles: Van Gogh Bilder als erschwingliche
Nachdrucke in allen Größen. |
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Schwarzer Stier in der wilden Camargue. Wird auch er eines Tages in einer spanischen Arena enden? |
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Junge Reiter in der Wildnis der Camargue. Die halbwilden Pferde werden gern für Ausflüge angeboten. |
Erst im zehnten Lebensjahr färbt sich das Fell der halbwilden Camargue Pferde weiß. |
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Geländegängige Landrover sind die richtigen Fahrzeuge für die Camargue, sie finden Wege, die kein Bus benutzen kann. |
Flamingos leben das ganze Jahr über in den flachen Uferseen der Camargue. |
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Wahrzeichen
von Arles, vom Fluss aus, ist die römische Arena mit ihren Bögen. |
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„Sur le pont d’Avignon …” Die Brücke aus dem weltweit bekannten Lied besteht nur noch aus drei Bögen und überspannt die Rhone nicht mehr ganz. |
Der Palast der Päpste, die zwischen 1335 und 1430 von Avignon her ihre Macht ausübten. Sehr viel später wurde aus dem Palast eine Kaserne. Er gehört heute zum Welterbe. |
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Von den Römern vor 2000 Jahren gebaut: der
Pont du Gard war wichtiger Teil der Wasserversorgung der Stadt Nîmes. |
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Man schätzt sein Alter auf tausend Jahre: Olivenbaum in der Provence im flirrenden Mittagslicht. |
Wo die Reben der Grand Cru Weine an der
Rhone wachsen, nennen große Schilder in den Weinbergen auch die Winzer. |
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Hier, nahe Lyon, wächst ein
weltbekannter Wein. J. Vidal-Fleury gehört zu den bekanntesten Winzern
südlich von Lyon. |
Zurück in Lyon. Bouchons Lyonnaises sind Restaurants, in denen sich
einst auch die armen Seidenweber der Stadt Lyon ein Essen gönnen konnten.
Noch heute ziehen Bouchons ihre Stammgäste in der Altstadt an, ebenso fremde
Besucher. |
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Austern frisch von der Île d’Oleron im Atlantik angeliefert kosten in Lyon in Les Halles Paul Bocuse 12 € das Dutzend. |
Nichts, was es nicht in Les Halles Paul
Bocuse in Lyon gäbe: Meeresfrüchte vom Feinsten. |
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Dauerwürste von Wildschwein und Schwein
heißen in Frankreich „Saucisson sec” oder „Jesus”-Würste – wie hier in
Lyon. |
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Schloss an der Rhone inmitten der Weinberge
bei Lyon. |
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