Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
„Piratenangriff” – dümmliche Spiele bei TT
an Bord Travemünde. Angesichts der nach wie vor akuten
Gefahr sehr realer Piratenüberfälle auf Handels- und Kreuzfahrtschiffe vor
Somalia, vor Nigeria, im Roten Meer und in der Straße von Malakka muten
alberne Spielchen auf den Fährschiffen der TT-Linie ziemlich unüberlegt an.
Nach dem über Bordlautsprecher verkündeten Alarm „Achtung Piratenangriff!”
sollen Kinder an Bord realitätsfern unterhalten werden. Nichts gegen Märchen
und fröhliche Kinderspiele, aber hier wäre Aufklärung wichtiger als
dümmliche Verharmlosung. Die Deutsche Marine ist am Horn von Afrika nach wie
vor im Einsatz gegen die Piraterie, und immer noch sind dort Menschenleben
und Schiffe in Gefahr. Auszeit auf See Hamburg. Immer mehr Arbeitnehmer nutzen die neue gesetzliche Möglichkeit, für ein Jahr aus dem Berufsleben auszusteigen, ohne deshalb zu kündigen. Diese Auszeit nennt sich, angelehnt an den hebräischen Sabbat, international „Sabbatical”. Und viele dieser Aussteiger auf Zeit gehen auf See. In eigenen oder gecharterten Booten |
umsegeln sie die Welt, oder zumindest Teile davon.
Von Bord der Hochseeschiffe aus kann man immer mehr Segler auf den Meeren
dieser Welt beobachten. Nach Auskunft des Verbandes der Kapitäne und
Schiffsoffiziere ist damit auch die Kollisionsgefahr signifikant gestiegen,
da manche der sehr kleinen Yachten vom Radar des nachts nicht immer klar
erkannt werden. Die Hochsee-Segler werden deshalb im eigenen Interesse
aufgefordert, die großen Schifffahrtswege zu meiden.
MARY gegen MUSCHI Hamburg. Der aus Wedel nördlich von Hamburg stammende
Sportbootfahrer Maik W. (37) hat mit seinem Boot MUSCHI das Auslaufen der
QUEEN MARY 2 aus dem Hamburger Hafen elbabwärts behindert und dabei auch
sich selbst in Gefahr gebracht. Auch das mächtige Typhon der QUEEN MARY 2
konnte das Motorboot nicht vertreiben. Von der Brücke des britischen
Kreuzfahrtschiffs aus wurde die Hamburger Wasserschutzpolizei alarmiert, die
den betrunkenen Skipper abdrängte und in den Sportboothafen Wedel schleppte.
Der Mann muss mit einem Strafverfahren wegen Gefährdung des Seeverkehrs
rechnen und verlor seinen Sportboot-Führerschein. Michael Behrendt verabschiedet Hamburg. Mit einem großen Festakt hat Deutschlands
größte Reederei Hapag-Lloyd ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden Michael
Behrendt (63) verabschiedet. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz hielt die
Laudatio und ging dabei auch auf das erhebliche finanzielle Engagement der
Hansestadt bei Hapag-Lloyd ein. Die Reederei hat mit der
größten südamerikanischen Containerflotte CSAV in Santiago de Chile
fusioniert und ist jetzt auf der Suche nach einem zusätzlichen Partner in
Fernost. Michael Behrendt wird nun
Aufsichtsratsvorsitzender der Reederei, und er bleibt auch Präsident des
Verbandes Deutscher Reeder. Unter dem Dach dieses Verbandes ist die deutsche
Handels- und Kreuzfahrtflotte vereint, allerdings führen nur noch wenige
deutsche Schiffe auch die deutsche Flagge. Zurzeit gehören zur deutschen
Handelsflotte 3.523 Schiffe mit einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 87,1
Millionen. Davon sind die Hälfte Containerschiffe. Deutschland hat damit
einen Anteil an der Welthandelsflotte von rund 9 Prozent. Neue Container-Riesen Hamburg. Zwei Hamburger Reedereien, die Hamburg-Süd und
der Hamburger Lloyd, haben zwei Containerschiffe in Dienst gestellt, die zu
den größten und modernsten der Welt gehören. Die neue CAP SAN NICOLAS der
Hamburg-Süd ist 333 Meter lang, trägt fast 12.000 Container, läuft 21 Knoten
und führt die Flagge von Luxemburg. Die RHL CONSTANTINA des Hamburger Lloyd
ist 260 Meter lang, trägt 5.000 Container, wurde in China gebaut, läuft 23
Knoten und führt die Flagge von Liberia. Flüssiggas erobert die Schifffahrt Hamburg. Immer mehr Reedereien machen sich die Vorteile
von Flüssiggas (LNG) zunutze, um ihre Schiffe damit (vor allem in Landnähe)
zu betreiben. LNG ist abgasarm und umweltfreundlich. Allerdings haperte es
bisher an geeigneten „Tankstellen” für die Schifffahrt. Deshalb bereiten
sich Hamburg und Bremerhaven als deutsche Basishäfen auf die maritime
Versorgung mit LNG vor. Entsprechende Tank-Terminals sind im Bau.
Deutschland bezieht das Flüssiggas mit LNG-Tankern vor allem aus Nordafrika
und dem Persischen Golf, sowie aus der größten LNG-Anlage der Welt in
Melkoeya in Norwegen. |
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Die MEIN SCHIFF 3 erreicht am 1. Juni 2014 Hamburg. | |||||||
Aufsehenerregende Fusion in der Reisebranche: TUI – der neue Weltmarktführer von Herbert Fricke
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Hamburg. Die TUI AG, größter Ferienhotelier Europas und der führende europäische Reiseveranstalter, TUI Travel Plc mit Sitz in London, wollen sich zusammenschließen. Mit dieser aufsehenerregenden Fusion entsteht der größte Reise-Anbieter der Welt. Zu diesem Konzern zählen 230 Hotels und Urlaubsresorts in aller Welt, mit insgesamt über 160.000 Betten, darunter so bekannte Marken wie die RIU-Hotels und die Robinson-Clubs, sowie mehr als zehn Kreuzfahrtschiffe – darunter MEIN SCHIFF 1, 2, 3, 4, die EUROPA 1 und 2 und etliche weitere Schiffe der TUI-Tochter Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten. Der neue Touristik-Riese wird Zugang zu über 30
Millionen Kunden in ganz Europa und auch in Übersee haben und über ein
weltweites Netz von Reisebüros und Agenturen verfügen. Rund 74.000
Mitarbeiter in aller Welt werden für den neuen Reiseriesen arbeiten. Bis 2016 wird der neue Konzern von den beiden
Vorstandsvorsitzenden Fritz Joussen und Peter Long gemeinsam geleitet. Ab
2016 geht Long an die Spitze des Aufsichtsrates, Joussen führt dann den
Konzern allein. „Wir erwarten uns von dem Zusammenschluss signifikante
Synergie-Effekte”, sagte der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr.
Klaus Mangold. Der neue Konzern wird seinen Sitz in Hannover haben und an
den Wertpapierbörsen in London und Frankfurt im FTSE-100 notiert sein. Das
neue Unternehmen peilt einen Jahresumsatz von 20 Milliarden € an und
verspricht sich einen Jahresgewinn von rund 800 Millionen €.
Zu den wichtigsten Zukunftsmärkten des neuen TUI-Konzern wird Russland mit seinen fast 200 Millionen Einwohnern zählen. Der einflussreichste Stratege und größte Nutznießer des Zusammenschlusses sitzt in Moskau. Von dort lenkt er sein Imperium. Er hat Erfahrung damit, neue Großkonzerne zu schmieden. Der russische Stahl-Magnat Alexej Mordashov ist der größte Einzel-Aktionär der TUI AG. Der 50jährige Multimilliardär zählt zu den reichsten Industriellen der Welt. Ihm gehören in Russland der größte Stahlkonzern und eine Vielzahl großer metallverarbeitender |
Fabriken. Sein Firmen-Imperium ist
größer als Krupp und Thyssen zusammen. Einer seiner besten Freunde ist
Präsident Wladimir Putin. Die finanziellen Grundlagen dieser Fusion der TUI
AG mit Sitz in Hannover und der TUI Travel Plc mit Sitz in London werden von
der Deutschen Bank organisiert. Das Einsparungs-Potential
durch den Zusammenschluss wird von den Bankern auf 45 Millionen € jährlich
geschätzt. Die neue Gesellschaft wird Weltmarktführer der Tourismus-Branche
sein. Auch TUI Cruises sind von dem Deal
betroffen Welche Auswirkungen die Konzerngründung auf die in
Hamburg ansässige Tochterfirma TUI Cruises hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden
Fall soll die Kreuzfahrt-Sparte ausgebaut und vergrößert werden. Einem
inoffiziellen on-dit zufolge soll die MEIN SCHIFF-Flotte umgetauft werden
und richtige Schiffsnamen erhalten. Möglicherweise die Vornamen der
Taufpatinnen. Dann würde beispielsweise die MEIN SCHIFF 3 künftig MS HELENE
sein, benannt nach der Sängerin Helene Fischer. Als guter Zeitpunkt für eine solche Umbenennung der TUI-Flotte wird die Taufe des vierten TUI-Serienschiffs im nächsten Jahr in Hamburg angesehen. Das Schiff ist derzeit bei der finnischen STX-Werft in Turku unter der Arbeitsbezeichnung MEIN SCHIFF 4 im Bau. Die bisherigen Schiffsbezeichnungen waren umständlich und sperrig und sollen bei Buchungen im Netz häufig zu Verwechslungen geführt haben. Außerdem sind diese Namen grammatikalisch widersinnig. Der Ausdruck „Die mein Schiff” ist ein sprachliches Unding. Erfinder der Namen MEIN SCHIFF war der bisherige Vorstandsvorsitzende von TUI Cruises, Richard Vogel. Er hat TUI Cruises, wohl in Erwartung der künftigen Umstrukturierung, kürzlich verlassen und will sich künftig anderen unternehmerischen Herausforderungen stellen. Seine Nachfolgerin als CEO von TUI Cruises ist Wybcke Meier, die aus einer TUI-Tochtergesellschaft kommt.. |
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