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Die AURELIA, ein elegantes, sehr komfortables Stahlschiff mit viel Platz für acht Personen in vier Kabinen. |
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Uwe Taubert Genusstörn von Schloss zu Schloss Jede Menge Natur und Kultur zwischen
Köpenick und Potsdam |
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Will man auf einem
Törn Natur und Kultur auf ideale Weise verbinden, gibt es kein
interessanteres Wassersportrevier als Spree und Havel. Wie Perlen auf einer
Schnur liegen die schönsten Schlösser und berühmtesten Museen zwischen
Berlin-Köpenick und Potsdam. Idyllische Ankerbuchten und gemütliche Häfen
findet man direkt um die Ecke. Der Törn ist in einer Woche zu schaffen − und
auf der gesamten Strecke gibt es nur zwei Schleusen. Wir wollen neben dem
Besuch einiger Schlösser und Museen auch die leiblichen Genüsse nicht zu
kurz kommen lassen, denn es ist Spargelzeit. Wir haben mehrere Hobbyköche an
Bord − und außerdem Steven, den Chef der Winzergenossenschaft Kallstadt in
der Pfalz, der eine Auswahl seiner besten Weine mitgebracht hat. Die Yacht für
unseren Wochentörn übernehmen wir in Köpenick, bei Yachtcharter Löber: Die
AURELIA, ein elegantes, sehr komfortables Stahlschiff mit viel Platz für
acht Personen in vier Kabinen − und einer Pantry, ausgestattet mit allem,
was der Sternekoch so braucht. Schäden durch Unachtsamkeit vermeiden Rainer Löber und
seine Mitarbeiter lieben ihre Schiffe und nehmen sich Zeit für eine
gründliche Einweisung. Nicht umsonst sind die 12 Schiffe in einem so guten
Zustand. Wohl sind wir alle nach vielen Chartertörns fit im Umgang mit
Yachten, aber vielleicht gerade deshalb findet Löber es angebracht, uns vor
dem Törn die Verhaltensregeln zur Vermeidung von Schäden ins Gedächtnis zu
rufen. Gerade die Routiniers fallen in der Schadensstatistik oft wegen
Unachtsamkeit auf. Bevor wir starten,
machen wir einen kleinen Rundgang durch Köpenick, besuchen zuerst
das Schloss Köpenick auf der Schlossinsel. Es beherbergt das „Museum für
Raumkunst” der staatlichen Museen zu Berlin, gezeigt werden Möbel und
Einrichtungen aus früheren Jahrhunderten. Im Rathaus von Köpenick spielte
sich die Posse mit dem Hauptmann von Köpenick ab. 1906 besetzte der gerade
aus dem Gefängnis entlassene Schuster Friedrich Wilhelm Voigt als „Hauptmann
von Köpenick” das Rathaus, verhaftete den Bürgermeister und konfiszierte die
Stadtkasse − ein Schelmenstreich, der Köpenick weltbekannt machte und der in
einer Ausstellung im Rathaus dokumentiert ist.
In zwei Stunden bis zur City Inzwischen hat unser
Smut im nahegelegenen Supermarkt eingekauft und alles an Bord gebracht.
Endlich kann es losgehen – in Richtung Berlin. Wir fahren die Dahme hinab
nach Norden und passieren das Schloss Köpenick. Kurz nach der Brücke fließt
die Dahme in die Spree, die von Osten kommt, vom Großen Müggelsee. Zwei Stunden sind es
bis zur City Berlins, bis zur Mühlendammschleuse. Das rechte Spreeufer wird
durch Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert geprägt. Hier produzierte die
AEG, hier wurden Autos, Kabel, Transformatoren und schließlich auch
Fernsehgeräte gefertigt. In die sanierten Gebäude ist neues Leben
eingezogen. In einer Bucht gegenüber dem Rummelsburger See findet sich
Berlins schönste Wasserterrasse. Man kann direkt am Restaurant Klipper
festmachen. Deutschlands erste Spannbetonbrücke verbindet das Ufer mit der
Insel der Jugend. Der
Allianz-Büroturm, 125 Meter hoch, kommt bald in Sicht. Dahinter steht eine
riesige Aluminium-Skulptur im Wasser. Der „Molecule Man” wurde 1999 von
einem amerikanischen Bildhauer in der Spree aufgebaut. Er symbolisiert das
Zusammentreffen der Bezirke Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain. Wegen der
Löcher in den Alu-Platten nennt der Berliner Volksmund die Skulptur den
„Dreikäsehoch”. Entlang der Spree
gibt es zahlreiche Strandbars. Hier kann man abhängen, sich sonnen, flirten,
seinen Cai Pirinha schlürfen oder abfeiern. Und im Feiern sind die Berliner
ja groß … Von etwas zweifelhaftem Ruf ist das Partyschiff HOPPETOSSE. Es
gehört genau wie das sogenannte Badeschiff zur dahinterliegenden „Arena”,
einem multifunktionellen Veranstaltungsgelände. Niedrige Brücken im Landwehrkanal Direkt daneben geht
es an Backbord zur Oberschleuse des Landwehrkanals. Er führt mitten durchs
Zentrum und ist besonders im Tiergarten sehr idyllisch, hat aber sehr
niedrige Brücken. Die Oberbaumbrücke mit ihren neugotischen Türmen und zwei
Etagen – oben die Bahn, unten die Autos – ist wohl Berlins schönste Brücke.
Sie wurde auf Befehl Hitlers gesprengt, um die sowjetischen Truppen
aufzuhalten. In der DDR-Zeit war sie nur für Fußgänger passierbar. Die East
Side Gallery, direkt neben dem Spreeufer, ist mit 1,3 Kilometer Länge das
größte noch zusammenhängende Stück der einstigen Berliner Mauer. Sie ist mit
über 100 Kunstwerken geschmückt. Durch die Mühlendammschleuse Vor uns liegt jetzt
die Fischerinsel mit dem Museumshafen. Insgesamt über 30 historische Schiffe
können im Zentrum der Stadt besichtigt werden. Vor der Mühlendammschleuse
müssen wir etwas warten. Sie hat zwei Schleusenkammern, und das ist gut so,
denn hier gibt es sehr viel Verkehr durch die vielen Ausflugsschiffe. Schon
1578 wurde hier die erste schiffbare Schleuse erbaut – zur Regelung des
Wasserstands im Zentrum Berlins. Berlin liegt unter
den Top 10 der Städte Europas mit 25 Millionen Übernachtungen auf Platz 3
hinter London und Paris. Kein Wunder: Eine großartige Mixtur von Natur und
Kultur. Berlin ist die grünste Metropole Deutschlands und hat 200 Kilometer
Wasserwege, bietet 175 Museen und Sammlungen – und mehr als 6.000
Restaurants, Bars und Kneipen ohne Sperrstunde. Und mitten im Zentrum gibt
es mehrere kostenlose Sportbootliegestellen. Stadtschloss statt Palast der Republik Auf der riesigen
Rasenfläche an Backbord stand der Palast der Republik. Das Prunkstück der
DDR wurde wegen Asbestverseuchung abgerissen. Hier soll das alte
Stadtschloss wiedererstehen, als „Humboldt-Forum”. Jetzt folgen die
architektonischen Denkmäler der Stadt Schlag auf Schlag: An Backbord die
Museumsinsel mit ihren berühmten Museen – Bodemuseum, Pergamonmuseum, Alte
Nationalgalerie und Neues Museum, wo die ägyptische Pharaonin Nofretete die
Besuchermassen bezaubert. Eine weltweit einmalige Museumslandschaft, die
sogar noch erweitert werden soll.
Vor uns jetzt der S-
und U-Bahnhof Friedrichstrasse, der ehemalige Grenzübergang zwischen Ost-
und Westberlin. Bis zum Bau der Mauer nutzten viele DDR-Bürger diesen Weg,
um mit der S-Bahn in den Westen „rüberzumachen”. Danach wurde auch dieser
Weg für DDR-Bürger, und lange Jahre auch für Westberliner, versperrt. Im
„Tränenpalast”, seinerzeit die Abschiedshalle für Ostberlin-Besucher, wird
an die Teilung Berlins erinnert. Etwas gruselig, aber unbedingt sehenswert. Idealer Ausgangspunkt Unmittelbar westlich
des Bahnhofs Friedrichstrasse befindet sich die gefragteste
Sportboot-Liegestelle: Schiffbauerdamm. 24 Stunden darf man hier festmachen,
um die City zu Fuss zu erkunden. Zwar ohne Strom und Wasser, dafür aber
kostenlos. Es gibt rund ein Dutzend solcher kostenloser Liegestellen, über
ganz Berlin verteilt. Wir nutzen die Möglichkeit, einen ganzen Tag lang die
Museumsinsel und die vielen touristischen Sehenswürdigkeiten zu besuchen:
Den Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor, den Reichstag, den
wunderschönen Gendarmenmarkt und den Potsdamer Platz mit dem Sony-Center und
den Kinos. Zwei von uns gehen abends ins Brecht-Theater, die beiden anderen
in den Friedrichstadt-Palast, die größte Revuebühne Europas mit einer
Weltklasse-Show. Beides nur wenige Schritte von unserem Schiff entfernt. Der mit einer
gläsernen Kuppel versehene Reichstag, seit April 1999 Sitz des Deutschen
Bundestages, und die modernen Parlamentsgebäude auf beiden Ufern der Spree
prägen das neue Gesicht Berlins. Schräg gegenüber dem neuen gläsernen
Hauptbahnhof, in dem die Bahnen in vier Etagen fahren, folgt das Kanzleramt.
Die Berliner nennen es „die Waschmaschine”, wegen der runden Durchblicke. Durch's Zentrum der Macht – aber nicht von 9
bis 19 Uhr Die Fahrt mit dem
Boot durch Berlin ist wirklich einmalig. Ein erhebendes Gefühl: Wir fahren
mit unserer AURELIA mitten durch's Zentrum der Macht. Aber es gibt ein
großes ABER: Für Sportboote ohne UKW-Sprechfunk ist wegen der vielen
Bauarbeiten an und in der Spree die Durchfahrt von der Mühlendammschleuse
bis zur Lessingbrücke (kurz nach dem Schloss Bellevue) zwischen 9 Uhr
morgens und 19 Uhr abends nicht erlaubt. Gerade die interessantesten 5
Kilometer sind für Sportboote ohne Funk tagsüber also gesperrt. Aber im
Sommer ist es ja frühmorgens schon hell und abends erst spät dunkel. Es folgen die
„Schwangere Auster”, das Haus der Kulturen der Welt, die „Wohnschlange”, wo
viele Abgeordnete und Beamte wohnen, und das Spreebogencenter aus Glas und
Stahl mit dem Innenministerium. Davor steht übrigens ein kleines Stück der
Berliner Mauer als Mahnmal. Dann folgt die Rückseite von Schloss Bellevue,
dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Eine hohe Mauer mit Kameras umschließt
den Park. Wir passieren ein
Wasserkreuz. An Backbord die Einmündung des Landwehrkanals in die Spree, an
Steuerbord führt der Charlottenburger Verbindungskanal über den Westhafen
zur Schleuse Plötzensee. Dies wäre der Weg nach Norden, zur Havel und den
Mecklenburger Seen. Hier am Wasserkreuz residiert übrigens die
Wasserschutzpolizei, die oft im Regierungsviertel Patrouille fährt. Festmachen am Charlottenburger Schlosspark Ein paar hundert
Meter weiter, direkt am Park des Charlottenburger Schlosses, befindet sich
eine weitere kostenlose Sportbootliegestelle. Schloss und Park sind einen
Besuch wert. Das gilt auch für die wiedereröffnete Sammlung Berggruen mit
vielen Picassos gegenüber dem Charlottenburger Schloss. In der bald
folgenden Schleuse Charlottenburg, der letzten Schleuse zwischen Berlin und
der Stadt Brandenburg, geht es 1,30 Meter abwärts. Die neue Schleuse wurde
2003 fertig, die alte Schleuse ist jetzt geschlossen. Nach einigen
Kilometern beendet die Spree ihren Lauf und ergießt sich in die Havel. Jetzt
haben wir Spandau erreicht. Die Schleuse Spandau ist ein Nadelöhr für alle,
die die Havel hinauf zu den Mecklenburger Seen oder in umgekehrter Richtung
fahren wollen. Hier gibt es viel Berufsverkehr, und Sportboote müssen oft
vor der Schleuse warten. Die meisten Spandauer Marinas liegen nördlich der
Spandauer Schleuse. Wenn man wie wir die Schleusendurchfahrt vermeiden will,
wählt man den freien Sportbootliegeplatz, sofern noch ein Platz frei ist. Er
befindet sich genau gegenüber der Altstadt, dort, wo die Spree in die Havel
mündet, unmittelbar nördlich der Charlottenbrücke. In der Zitadelle Von hier aus sind es
nur wenige Schritte in die Altstadt, zum Rathaus, zum Hauptbahnhof und zu
den Spandau-Arcaden. Und etwa eine Viertelstunde Richtung Norden zur
Spandauer Zitadelle, nicht zu verwechseln mit dem früheren
Kriegsverbrechergefängnis. Von diesem burgähnlichen Backsteingefängnis, in
dem die Verurteilten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher
des Zweiten Weltkriegs ihre Haftstrafen verbüßten, ist nichts mehr zu sehen.
Es wurde 1987 nach dem Tod des letzten Häftlings, Rudolf Hess, abgerissen. Die Spandauer
Zitadelle, neben der Schleuse gelegen, gilt als eine der größten und
besterhaltenen Renaissancefestungen Europas. Sie wurde im 16. Jahrhundert
erbaut. Der „Juliusturm” stammt schon aus dem 13. Jahrhundert und wurde
dadurch berühmt, dass in seinen Mauern nach 1871 der aus französischen
Reparationszahlungen stammende „Reichskriegsschatz” aufbewahrt wurde. Die
Zitadelle wird heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im
Kellergewölbe gibt es rustikale „Rittermenüs”. Spargel satt mit Wein aus der Pfalz Apropos Menü: Heute Abend gibt es an Bord zum ersten Mal Spargel satt und die ersten Flaschen Wein aus Kallstadt. Denn in Potsdam haben wir Steven am Bahnhof abgeholt. Den Wein haben wir gemeinsam an Bord geschleppt. Darunter etliche Flaschen Kallstadter Saumagen ... Von Spandau aus
fahren wir die Havel hinab in Richtung Wannsee. Wo sich die Havel erweitert,
sieht man an Backbord den Teufelsberg. Er ist einer der zahlreichen
Trümmerberge, die nach dem 2. Weltkrieg aufgeschüttet wurden. Auf seinem
Gipfel eine Anzahl riesige weiße Kugeln; die Antennen im Inneren dienten
während des Kalten Krieges als Horchposten der Amerikaner. Heutzutage sitzt
der amerikanische Geheimdienst nicht mehr auf dem Trümmerberg, sondern holt
sich bequem und gemütlich unsere Daten aus den Servern in den USA. An unserer
Backbordseite erstreckt sich jetzt der Grunewald mit dem 55 Meter hohen
Grunewaldturm. Bald folgen die Insel Schwanenwerder und der Große Wannsee.
Dieter zeigt uns das berühmte Wannseebad und singt „Pack die Badehose ein
...”
Künstliche Ruine war chic Wir machen einen kurzen Abstecher zur Pfaueninsel, deren weißes Märchenschloss uns schon von ferne lockt. Leider haben wir keine Zeit, an Land zu gehen. Das wäre ohne Beiboot auch etwas kompliziert, denn an der Brücke der Ausflugsdampfer |
dürfen wir nicht
festmachen. Das weiße Schloss ist nicht etwa verfallen, es sieht nur so aus.
Von 1794 bis 1797 wurde das Schlösschen in romantischen Ruinenstil errichtet
und diente fortan als Sommerresidenz der Königsfamilie. Backbord voraus
sehen wir nun die berühmte Glienicker Brücke, aber wir biegen ab nach
Steuerbord und fahren durch den Jungfernsee nach Nordwesten. Hier wurde Deutschland aufgeteilt Kurz danach erspähen wir Schloss Cecilienhof mit seinem Fachwerk und den vielen typischen Schornsteinen. Diesen bedeutenden Ort der deutschen Nachkriegsgeschichte wollen wir besuchen. Dazu fahren wir etwas weiter, passieren die Erlebnisbrauerei „Alte Meierei” und machen fest an einem weiteren kostenlosen Liegeplatz für Sportboote, gehen dann zu Fuß zum Alten Garten mit dem Marmorpalais und Schloss Cecilienhof. lm 1917 im Stil eines englischen Landsitzes erbauten Schloss Cecilienhof lebte das Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie mit Unterbrechungen bis 1945. Im Sommer 1945
beschlossen die Siegermächte, vertreten durch Churchill, Truman und Stalin,
bei der Potsdamer Konferenz, Deutschland unter den Besatzungsmächten
aufzuteilen. Der Konferenzsaal mit dem großen runden Tisch wird von vielen
Geschichtsinteressierten besucht. Im Ehrenhof leuchtet auf der Rasenfläche
ein aus roten Blumen gepflanzter Sowjet-Stern. Auch die Gemächer des
Kronprinzenpaars Wilhelm und Cecilie sind zu besichtigen. Ein Teil des
Anwesens wird heute als luxuriöses Hotel genutzt. Wasser, Wasser, Wasser Heute wollen wir ein
ziemlich unbekanntes Schloss der Preußenkönige besuchen – das Sommerschloss
Paretz bei Ketzin. Der Weg dorthin führt zunächst über den Sacrow-Paretzer
Kanal in die idyllische Wasserlandschaft der Havel. Auf dem Kanal gilt eine
Höchstgeschwindigkeit von 6 Stundenkilometer − und die Wasserschutz-Polizei
lauert. Wir fahren an einigen früheren Tongruben vorbei. Hier gab es um 1900
zahlreiche Ziegeleien, die das Baumaterial für die boomende Hauptstadt
lieferten. Havel, Schilf und Wasservögel so weit das Auge reicht. Kunstvolle Tapeten im Schloss Paretz Nach etwa 13
Kilometern, also zwei Stunden, erreichen wir den Havelkanal, der von der DDR
in der Rekordzeit von 13 Monaten gegraben wurde, damit ihre Schiffe auf dem
Weg zwischen Elbe und Oder nicht mehr durch Westberlin fahren mussten. Wir
biegen nach Steuerbord in den Havelkanal – und nach ein paar hundert Metern
in den kleinen Hafen. Der Hafen ist meistens menschenleer – und von einem
hohen Zaun umgeben. Das Tor ist verschlossen und mit einem Zahlenschloss
gesichert. Um durch das Tor zu kommen, ruft man Herrn Wysocki an – Telefo
0172-4583592, der einem die Zahlenkombination verrät. Von hier aus sind es
nur 10 Minuten zu Fuß zum Schloss Paretz. In dieser abgeschiedenen Gegend
ließ sich 1797 der preußische König Friedrich Wilhelm III. noch als
Kronprinz eine bescheidene Sommerresidenz bauen. Paretz wurde zu einem
Musterdorf in frühklassizistischem Stil. Seit der Restaurierung von Schloss
Paretz 2002 kann man wieder die originalen Tapeten mit ihren bezaubernden
Landschaftsbildern bewundern. Neben dem Schloss sind in der Wagenhalle
Kutschen, Sänften und reich dekorierte Schlitten aus der damaligen Zeit zu
sehen. Vom kleinen Hafen Paretz aus überqueren wir den Sacrow-Paretzer Kanal und fahren nach Süden in die Potsdamer Havel. Jetzt folgen wieder idyllische Streckenabschnitte fast ohne Bebauung. Nach etwa 10 Kilometern erreichen wir den Zernsee, und jetzt kommen die Türme der Heilig-Geist-Kirche von Werder in Sicht. Malerisch erheben sich die sieben Türme der Kirche über den roten Ziegeldächern und dem Grün der Weiden am Ufer der Insel. Auf der Werder-Insel vermitteln enge Gassen und kleine gedrungene Häuser den Eindruck einer Fischersiedlung. Die Fischräucherei
„Arielle” ist ein besonderer Anziehungspunkt für viele Touristen. Und für
uns. Neuerdings hat „Arielle” einen eigenen Anleger für Bootstouristen; sie
können sogar hier übernachten (Telefon 03327-45641). Im milden Klima um
Werder gedeihen Obstbäume und die nördlichsten Weingärten Europas. Ende
April wird zehn Tage lang das Baumblütenfest mit Obstwein, Musik, Karussells
und Rummel gefeiert. Luxushafen für wenig Geld Unsere nächste
Station ist das edle „Resort Schwielowsee”, ein strahlend weißes Ensemble
aus Luxushotel und Ferienhäusern in amerikanischem Stil. Bekannt wurde es,
weil dort viele große Konferenzen und andere Veranstaltungen stattfinden –
und wegen der rechtlichen Probleme des Investors. Die können uns aber egal
sein; der Hafenmeister (0170-7908310) lädt uns am Telefon herzlich ein, bei
ihm fest zu machen. Wir genießen den Komfort einer wunderschönen Anlage, und
das für nur 29 € einschließlich Duschen, Strom und Wasser. Das Restaurant
Hemingway hat heute geschlossen, aber das macht gar nichts, denn wir haben
in Werder reichlich Spargel eingekauft und wollen an Bord einen weiteren
feuchtfröhlichen Abend genießen. Steven hat aus
Kallstadt so einige Flaschen Wein mitgebracht, genug für eine sehr
ausführliche Weinprobe. Wie viele verschiedene Pfälzer Weine wir schließlich
probiert haben, weiß niemand mehr am nächsten Morgen, nur, dass sie uns alle
geschmeckt haben, und dass Steven eine größere Bestellung mit nach Hause
nehmen konnte. Und wen es interessiert: Jeder von uns hat ein ganzes Kilo
von dem köstlichen Beelitzer Spargel vertilgt. Wir haben noch bis in die
Nacht an Deck gesessen und die zauberhafte Stimmung genossen. Am nächsten Morgen
gibt es schon um 7 Uhr frische Brötchen bei unserem freundlichen
Hafenmeister. Nach einem ausführlichen Frühstück geht es weiter über den
Schwielowsee, laut Theodor Fontane „die Königin der märkischen Seen”. In der schmalen
Durchfahrt bei Caputh muss man auf die Seilfähre achten, die ständig hin und
her pendelt. In Caputh gibt es ein kleines Barockschloss aus dem 17.
Jahrhundert. Sein Hof bildet eine bezaubernde Kulisse für Sommerkonzerte.
Caputh wurde in den Goldenen Zwanziger Jahren als Sommerfrische der besseren
Berliner Gesellschaft beliebt; unter ihnen Albert Einstein, der hier ein
Sommerhaus und ein Segelboot besaß. Um das Schloss und das Einsteinhaus zu
besichtigen, kann man an einem der kleinen Anlegestege festmachen. Weltkulturerbe Potsdam Potsdam, von Wasser
umgeben, ist vielleicht die schönste unserer Landeshauptstädte. Die
Kulturlandschaft der preußischen Residenzstadt mit ihren vielen Schlössern
und Parks wurde 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Wer die
Hauptattraktion, Schloss und Park Sanssouci, besuchen will, macht am besten
im Yachthafen Potsdam (Telefon 0331-974729) fest, der jetzt als erster Hafen
in Sicht kommt. Hier kostet der Liegeplatz für unsere 12,80 Meter lange
AURELIA mit einer Crew von fünf nur 18 € – dazu kommen allerdings Wasser und
Stromverbrauch, aber zu angemessenen Preisen: Duschen kostet 50 Cent. Von
hier aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß zum Schlosspark. König Friedrich II.,
genannt Friedrich der Große, wünschte sich eine Sommerresidenz, in der er
sich ganz ohne Sorgen, sans souci, von den Regierungsgeschäften entspannen
konnte. Das verspielte Palais thront über sechs symmetrisch angelegten
Weinterrassen auf einer Anhöhe. Die großen Fenster öffnen sich zum barocken
Landschaftspark, zu dem 132 Stufen der Mitteltreppe hinunter führen. Neben
dem Schloss steht die alte Windmühle, im Krieg zerschossen, aber wieder
aufgebaut und als Museum zu besichtigen. Am Ende der
schnurgeraden, 2,5 Kilometer langen Hauptallee erhebt sich der dreiflügelige
rote Bau des Neuen Palais. In nur sechs Jahren wurde der mit 200 Räumen mehr
als stattliche Palast erbaut, um nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 die
Macht Preußens zu demonstrieren. Das Palais beherbergt die Potsdamer
Universität, die Prunkräume können besichtigt werden. Eine ganze Reihe
weiterer Lust- und Nutzbauten liegen im und am Park − z.B. das verspielte,
mit Blattgold glänzend verzierte Chinesische Teehaus.
Die Altstadt lebt Unter dem
Soldatenkönig Friedrich Wilhelm l. wurde Potsdams Altstadt um 1720 zur
Garnisonssiedlung umgestaltet. Die einheitliche Bebauung mit niedrigen
klassizistischen Häusern prägt das Stadtzentrum bis heute. Zentrale Achse
bildet die Brandenburger Straße, eine Flaniermeile für Fußgänger, mit
zahllosen Geschäften und Boutiquen. Hier brummt das Leben. Das Brandenburger
Tor ist eines der drei erhaltenen Stadttore. Außer dem Yachthafen
Potsdam gibt es noch weitere Liegemöglichkeiten. Zentral, aber ohne Komfort
liegt man in der Neustädter Havelbucht. Dort steht ein Gebäude, das aussieht
wie eine Moschee: Es ist das Dampfmaschinenhaus von 1841, eine Pumpstation
für die Springbrunnen im Park von Sanssouci. Von der Neustädter Havelbucht und − weiter östlich
− der ziemlich teuren Marina am Tiefen See sind es nur wenige Schritte ins
Stadtzentrum und zum Holländischen Viertel mit seinen exklusiven Läden und
gemütlichen Restaurants. Das einzigartige Bauensemble wurde um 1740 für
holländische Handwerker erbaut, die König Friedrich Wilhelm I. − der
Soldatenkönig − nach Potsdam holte. Holländische Baumeister errichteten in
der damaligen Vorstadt 134 Backsteinhäuser mit weißen Fensterläden und
geschwungenen Giebeln, wie zu Hause. Galerien, kleine Läden, Boutiquen und
Cafés machen das hübsche Viertel zu einem wahren Besuchermagneten.
Der Landtag im neuen Stadtschloss Wir fahren weiter
durch Potsdam. Rechts oberhalb der Langen Brücke liegt der Potsdamer Bahnhof
mit allerlei Geschäften. Die Brücke mündet in den Alten Markt. Hier
erstrahlt frisch restauriert der stolze Kuppelbau der klassizistischen
Nikolaikirche, ein Entwurf Karl Friedrich Schinkels. Daneben ist jüngst der
Neubau des früheren Stadtschlosses entstanden − der edle, neue Sitz des
Brandenburger Landtages. Leider können wir
nicht das Filmmuseum im Marstall besuchen; es ist bis zum Frühjahr 2014
„under construction”. Wer mehr erlebnisorientiert ist, nimmt die S-Bahn zum
Filmpark Babelsberg, wo seit 1912 die UFA, zu DDR-Zeiten die DEFA und heute
das Studio Babelsberg zahllose Filme gedreht haben. Der Filmpark ist ein
wahrer Besuchermagnet – mit seinen Stuntshows und einer virtuellen
U-Boot-Fahrt. Nachdem wir die Insel der Freundschaft passiert
haben, erreichen wir den Tiefen See. Am Ostufer erstreckt sich der
Babelsberger Schlosspark. Das von Karl Friedrich Schinkel erbaute
neugotische Schloss – Sommerresidenz von König Friedrich Wilhelm I. – wird
gerade restauriert. Gegenüber übrigens etwas Außergewöhnliches: Ein
Aldi-Anleger, wo man mit dem Einkaufswagen direkt zum Schiff fahren,
allerdings nicht übernachten kann. Praktischer geht’s nicht.
Auch an der
Glienicker Brücke können Sportboote anlegen, aber nicht über Nacht bleiben.
Die berühmt-berüchtigte Brücke von 1907, die Potsdam mit Berlin verbindet,
wurde von der DDR „Brücke der Einheit” genannt. Sie war aber bis zur Wende
nur von den Siegermächten passierbar, wurde gelegentlich auch zum
Agentenaustausch genutzt. Zurück über den Teltow-Kanal Uns wird die Zeit
knapp, und wir entschließen uns deshalb, über den Teltow-Kanal nach Köpenick
zurückzufahren. Diese Strecke ist erheblich kürzer als über Havel und Spree
und hat nur eine Schleuse bei Kleinmachnow, während die Fahrt über die Spree
zweimal von Schleusen unterbrochen wird. Außerdem dürfen wir ja tagsüber gar
nicht durch Berlin-Mitte fahren. Der 38 Kilometer lange Teltow-Kanal wurde
1906 nach nur sechsjähriger Bauzeit fertig gestellt. Er verbindet die Untere
Havel-Wasserstraße im Westen Berlins mit der Spree-Oder-Wasserstraße und der
Dahme im Osten. Von der Glienicker Brücke aus erreicht man Köpenick in gut
vier Stunden. Die Schleuse Kleinmachnow erreichen wir nach 8 Kilometern, also nach einer knappen Stunde. Wir werden in die mittlere Kammer gelotst und etwa 2,80 Meter aufwärts geschleust – zusammen mit vier weiteren Sportbooten. Etwa eine Stunde vor dem Tempelhofer Hafen machen wir an einer Liegestelle fest und genießen unser letztes Spargelmenü – diesmal mit Bratkartoffeln und Schweinefilet. Der Wein ist leider alle ... Der Tempelhofer
Hafen und das Ullstein-Hochhaus sind die markantesten Punkte des
Teltow-Kanals. Hier könnte man festmachen, wenn man noch etwas nachkaufen
oder übernachten möchte. Da wir noch tanken müssen, entschließen wir uns, nicht bis zum Ende des Teltowkanals zu fahren, sondern über den Britzer Verbindungskanal auf die Spree bei Niederschönhausen. So sparen wir ein paar Kilometer und können außerdem auf der Spree schneller fahren – 10 statt 8 Stundenkilomer. Die Tankstelle liegt in einem alten Spree-Arm hinter der Baumgarteninsel, weit und breit die einzige Tankstelle am Wasser. Verbrauch: 181 Liter bei 31,6 Motorstunden − das sind 5,7 Liter pro Stunde. Unser Spargel-Törn geht leider zu Ende. Er war nicht nur kulinarisch ein Genuss. Dank der kurzen Entfernungen blieb immer noch Zeit für kulturelle Entdeckungen. Aber wir sind uns einig: Zwei Wochen wären doch besser gewesen ... www.charter-berlin.de · info@charter-berlin.de · Telefon 030-65 47 44 25 |
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Die Oberbaumbrücke mit ihren neugotischen Türmen und zwei Etagen – oben die Bahn, unten die Autos – ist wohl Berlins schönste Brücke. |
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Voraus
die Museumsinsel mit einer weltweit einmalige Museumslandschaft, die sogar
noch erweitert werden soll.
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Rechts der Bahnhof Friedrichstrasse, der damalige Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin. Im „Tränenpalast” links wird an die Teilung Berlins erinnert. |
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Der Friedrichstadt-Palast an der Friedrichstraße 107 in Berlin Mitte. |
Parlamentsgebäude an der Spree. |
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Der Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. |
Links das Spandauer Rathaus und im Hintegrund die Spandau-Arcaden. |
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Der Gendarmenmarkt ist ein Platz in der historischen Mitte von Berlin und gilt als „schönster Platz Berlins” mit dem Schauspielhaus und dem Französischen Dom. |
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Heute Abend gibt es an Bord zum ersten Mal Spargel satt und die ersten ... |
... Flaschen Wein aus Kallstadt. Denn wir haben wir Steven, den Winzer, an Bord. |
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Wir fahren die Havel hinab in Richtung Wannsee. Wo sich die Havel erweitert, sieht man an Backbord den Teufelsberg. Die Antennen in den weißen Kugeln dienten während des Kalten Krieges als Horchposten der Amerikaner. |
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Das Schlösschen auf der Pfaueninsel wurde im romantischen Ruinenstil errichtet und diente als Sommerresidenz der Königsfamilie. |
Kurz danach erspähen wir Schloss Cecilienhof mit seinem Fachwerk und den vielen typischen Schornsteinen. |
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Die Fischräucherei „Arielle” auf der Werder-Insel ist ein besonderer Anziehungspunkt für viele Touristen. Neuerdings hat „Arielle” einen eigenen Anleger für Bootstouristen, sie können sogar hier übernachten. |
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Unsere nächste Station ist das edle „Resort Schwielowsee”, ein strahlend weißes Ensemble aus Luxushotel und Ferienhäusern in amerikanischem Stil. |
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In Caputh gibt es ein kleines Barockschloss aus dem 17. Jahrhundert. Albert Einstein besaß hier ein Sommerhaus und ein Segelboot. |
Wer die Hauptattraktion, Schloss und Park Sanssouci, besuchen will, macht am besten im Yachthafen Potsdam fest. |
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Die Kulturlandschaft der preußischen Residenzstadt Potsdam – mit seiner Hauptattraktion Sanssouci – und ihren vielen Schlössern und Parks wurde 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. |
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Eine
ganze Reihe weiterer Lust- und Nutzbauten liegen im und am Park − z.B. das
verspielte, mit
Blattgold glänzend verzierte Chinesische Teehaus.
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Die berühmt-berüchtigte Glienicker Brücke von 1907, die Potsdam mit Berlin verbindet, wurde von der DDR „Brücke der Einheit” genannt ... |
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Die Brandenburger Straße in Potsdam. |
Das Holländerviertel in Potsdam. |
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Marina Wendenschloss in Berlin-Köpenick. |
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