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Landgang Ausgabe 6-2014 

hr

Zu den faszinierendsten Landschaften Afrikas zählt der Blyde River Canyon in den südafrikanischen Drakensbergen. In Jahrmillionen hat das strömende Wasser die Schlucht in das vielfarbige Dolomitgestein gewaschen.

Zu den faszinierendsten Landschaften Afrikas zählt der Blyde River Canyon in den südafrikanischen Drakensbergen. In Jahrmillionen hat das strömende Wasser die Schlucht in das vielfarbige Dolomitgestein gewaschen.

 

Carsten Heinke

Landgang in Südafrika – Vom Ort des Goldes zu den Drachenbergen

Wegen ihrer spitzen Felsentürme von den Zulu „Wand der Speere” genannt, beeindrucken die bis zu knapp 3.500 Meter hohen Drakensberge im östlichen Südafrika gleichermaßen durch ihre eigenwillig schönen Gesteinsformen wie auch durch die zahlreichen bis heute vom Wasser geschaffenen Landschaften, zu denen sowohl Flüsse und Wasserfälle als auch malerische Seen gehören. Die nördlichsten Ausläufer des Gebirges liegen an der Panorama Route im Osten des Landes, die das touristisch aufstrebende Johannesburg mit dem Krüger Nationalpark und angrenzenden Privatreservaten verbindet.

Statt Wind und Wellen rauscht Verkehr. Ein Meer aus Häusern liegt zu meinen Füßen. Graue, braune, weiße Quader in allen Größen. Eine Baukastenstadt mit rechtwinklig verlaufenden Straßen. Hier und da ein grünes Inselchen – ein Park, ein Sportplatz. In der Ferne Berge.

Von der Aussichtsplattform des Carlton Centre, „The Top of Africa”, schaue ich auf Johannesburg, das wirtschaftliche und finanzielle Zentrum Südafrikas. Mit 220 Meter ist das 50-stöckige Mehrzweckgebäude in der Commissioner Street der höchste Wolkenkratzer auf dem afrikanischen Kontinent. Wegen der hohen Lage der Stadt befinde ich mich hier oben fast 2.000 Meter über dem Meeresspiegel.

Es gibt wenige Millionenmetropolen auf der Welt, die weder an der Küste noch an einem großen Fluss erbaut wurden, sondern – wie Johannesburg – irgendwo im Landesinneren. Während die meisten größeren Orte ihr Entstehen einer günstigen Verkehrslage verdanken, ist für die Gründung der Stadt auf dem Highveld-Plateau das Gold verantwortlich.

 

Am Anfang war das Gold

Den allerersten Funden um 1880 um Barberton und Pilgrim’s Rest folgte bald die Entdeckung der gewaltigen Vorkommen am Witwatersrand, der größten Goldlagerstätte der Welt. Genau dort ließen Glücksritter aus aller Welt ab Oktober 1886 eine Zeltsiedlung heranwachsen. Innerhalb von zehn Jahren entwickelte sie sich zu einer 100.000-Einwohner-Stadt und wurde nach den Vornamen ihrer beiden Gründer „Johannesburg“ oder in der Sprache der Zulu „iGoloi” – Ort des Goldes – genannt.

Der Streit zwischen den aus den Niederlanden eingewanderten Buren und den Briten um das vielversprechende Land führte 1899 zum Zweiten Burenkrieg, der 1902 mit der Niederlage der Buren endete. 1910 riefen die Briten die Südafrikanische Union aus, begannen mit dem systematischen Goldbergbau und führten ein strenges Rassentrennungssystem ein. Nichtweiße Menschen wurden gezwungen, in außerhalb der Städte gelegenen Baracken-Ghettos – so genannten Townships – zu leben.

Die anfangs noch recht mäßig praktizierte Apartheid (Rassentrennung) entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts und nahm immer menschenverachtendere Auswüchse an. Gleichzeitig wuchs der Widerstand der schwarzen und farbigen Bevölkerung, der in großen Aufständen und bewaffneten Auseinandersetzungen in den 1970er- und 80er-Jahren seinen siegreichen Höhepunkt fand. Im Ergebnis wurde Anfang der 1990er-Jahre die Rassentrennung abgeschafft und eine demokratische Gesellschaft errichtet. Erster schwarzer Präsident wurde Nelson Mandela (1918-2013), der für seinen Kampf gegen die Apartheid 27 Jahre in politischer Haft verbracht hatte.

Eindrucksvoll dokumentiert wird die jüngere Geschichte Südafrikas etwa durch das Constitution Hill Museum im ehemaligen „Gefängniskomplex Nr. 4” (wo unter anderen zeitweilig auch Nelson Mandela und viele Jahre zuvor Mahatma Gandhi inhaftiert waren) sowie im 2001 eröffneten Apartheid Museum, das etwa acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist.

 

Das neue Joburg: lebensfroh und trendy

In unmittelbarer Nähe des Museums befindet sich der Vergnügungspark Gold Reef City. Errichtet wurde er auf dem „Schacht Nr. 14” der Crown Gold Mine – einer der größten und tiefsten Goldminen der Welt, in der zwischen 1894 und 1982 rund 1.400 Tonnen Gold gefördert wurden. Neben anschaulichen Informationen über den südafrikanischen Goldbergbau – auch 200 Meter unter Tage – bietet er mit Attraktionen wie Achterbahnen und Wildwasserfahrten vor allem Gelegenheit für Freizeitspaß.

Ein ganz frisches, spannendes Johannesburg lerne ich bei einer Tour durch das zentral gelegene Newtown kennen. Nach jahrelangem Leerstand und Verfall des einstigen Central Business Districts hat sich hier seit Gründung der privaten, gemeinnützigen Organisation „Central Johannesburg Partnership” (CJP) viel getan. Davon künden nicht nur neue Bauwerke wie die weithin sichtbare Nelson-Mandela-Brücke oder der Metro Mall Bahnhof, restaurierte Gebäude wie das Market Theatre und das Museum Africa sowie ganze Straßenzüge und Plätze.

Es ist vor allem eine äußerst kreative junge Szene, die in ehemaligen Fabrikhallen

und Bürogebäuden für ungewöhnliche Kunst- und Kulturerlebnisse, aber auch bemerkenswerte gastronomische Angebote sorgt. Dieser neue Geist, in dem sich vor allem das Bedürfnis des modernen Südafrika nach Demokratie und Chancengleichheit zeigt, ist in der ganzen Stadt zu spüren.

 

Der Fluss als Baumeister

Johannesburg liegt hinter mir, das eigentliche nächste Ziel, der Krüger-Nationalpark, noch in weiter Ferne. Die Tour dorthin – zu diesem Zeitpunkt weiß ich das noch nicht – wird mir einige der schönsten Erlebnisse dieser Reise bescheren. Bei der Fahrt auf der Panorama Route, die Johannesburg mit dem größten Wildschutzgebiet Südafrikas verbindet, wird der Weg zum Ziel – denn er führt durch die atemberaubende Landschaft der Drakensberge („Drachenberge”), dem höchsten Gebirge Südafrikas.

Mit bis zu 3.482 Meter Höhe (die höchsten Gipfel ragen im benachbarten Lesotho in den Himmel) zieht sich die formenreiche Bergkette vom nordöstlichen Mpumalanga bis in die Provinz Ostkap über rund 1.000 Kilometer in nord-südlicher Richtung. Wegen ihrer zahlreichen Felsentürme nennen die Zulu die überwiegend aus Basalt bestehenden Berge „uKhahlamba” – deutsch: „Wand der aufgestellten Speere”.

Tiefe Schluchten, von reißenden Gebirgsflüssen durchspült, lassen die majestätischen Kämme und Spitzen der oft weit bis nach oben grünen Berge optisch noch viel höher wirken. Überhänge und Höhlen bieten Kletterern Gelegenheit zu Abenteuern und spektakulären Entdeckungen, denn fast unter jedem größeren Felsvorsprung finden sich frühgeschichtliche Wandzeichnungen. Wanderer erleben die Schönheit des Gebirges, das durch Vulkantätigkeit im Zeitalter des Jura vor 180 Millionen Jahren entstand, aus immer wieder neuen atemberaubenden Perspektiven.

Zu den faszinierendsten zählen die Ausblicke, die mich an der Mündung des Treur in den Blyde River erwarten. Das strömende Wasser der beiden Flüsse hat hier durch Erosionsprozesse in Jahrmillionen nicht nur einen tiefen Canyon in das vielfarbige Dolomitgestein gewaschen. Mit Hilfe von „Werkzeugen” hat es ihm auch besondere Formen verliehen. Steine, von kräftigen Strudeln bewegt, hämmerten, schliffen und bohrten im Laufe der Zeit tiefe Löcher und Röhren in den Fels.  

 

Die Natur als Künstlerin

Das Phänomen, das sie dabei schufen, wird – in Erinnerung an einen erfolgreichen Goldsucher – „Bourke’s Luck Potholes” (Bourke’s Glück-Strudellöcher) genannt. Von mehreren Stellen eines kleinen Rundwegs, der auch über hölzerne Stege und Brücken führt, lasse ich mich von den Kunstwerken der Natur bezaubern.

Fast parallel zu der nahe gelegenen Abbruchkante, die das Highveld (Hochland) von Mpumalanga vom Lowveld (Tiefland) trennt, zieht sich der Blyde River 26 Kilometer durch die Drakensberge, stellenweise bis zu 800 Meter tief. Stromabwärts überraschen mich die The three Rondavels (Die drei Rundhütten) – gewaltige Felsen, die mit ihren gedrungenen Zylinderformen tatsächlich an die traditionelle Behausung der Einheimischen erinnern.

700 Meter hoch über dem Canyon thronend, scheinen sie jedoch eher eine Wohnstatt göttlicher Wesen zu sein. Im Glauben der Bapedi, einem Bantu-Volk, wohnen in den drei dicken Felsen erhabene menschliche Geister: Magabolie, Mogoladikwe und Maseroto – die Frauen des sagenhaften Häuptlings Maripi Mashile. Selbst werde der verehrte Stammesführer von dem daneben stehenden vierten Felsen, dem schlankeren und eher spitz geformten „Mapjaneng” (Häuptling) verkörpert.

Wenige Schritte hinter den Rondavels entfaltet der Canyon wohl seine erhabenste Pracht. Der Blyde River biegt sich hier gleich zweimal, umrundet einen grünen Kegelberg, bevor er sich am Blyderiverspoort Dam staut – umgeben von der grünen, dicht bewachsenen Kette der Drakensberge. Am fernen Horizont dahinter blitzt schon das weite flache Lowveld, wo mich schließlich das Privatreservat Kapama Game Reserve und der Krüger-Nationalpark erwarten.

 

Service-Informationen

Reiseveranstalter: Thomas Cook bietet attraktive Komplettpakete und individuell kombinierbare Reisebausteine für Südafrika, www.thomascook.de

Telefonische Beratung unter 01806-070 500 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk maximal 60 Cent pro Anruf) – täglich von 8 bis 22 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen). Telefonhotline für Gäste aus Österreich: +43 (0)820 574 784 (20 Cent aus dem österreichischen Festnetz, abweichende Mobilfunkpreise).

Weitere Informationen zu Reisen nach Südafrika erteilt das Fremdenverkehrsamt South African Tourism, Friedensstraße 6-10, 60311 Frankfurt am Main, Telefon 0800/ 118 9 118, info.de@southafrica.net · www.southafricantourism.de

Der Stadtteil Newtown im Herzen Johannesburgs, bis vor wenigen Jahren ein Elendsviertel, hat sich radikal verändert. Mit vielen neuen kulturellen und gastronomischen Angeboten ist er ein Muss für jeden Besucher. Der Stadtteil Newtown im Herzen Johannesburgs, bis vor wenigen Jahren ein Elendsviertel, hat sich radikal verändert. Mit vielen neuen kulturellen und gastronomischen Angeboten ist er ein Muss für jeden Besucher.

Der Eingang zum Old Fort in Johannesburg, gebaut zwischen 1896 und 1899 von den Buren. Während der Apartheid war hier auch kurzzeitig Nelson Mandela inhaftiert. Der komplette Constitution Hill, zu dem die

Der Eingang zum Old Fort in Johannesburg, gebaut zwischen 1896 und 1899 von den Buren. Während der Apartheid war hier auch kurzzeitig Nelson Mandela inhaftiert. Der komplette Constitution Hill, zu dem die

alte Festung gehört, ist heute ein Museum.

Eher angestaubtes koloniales Flair verbreitet der mit Jagdtrophäen und Queen-Elizabeth-Gemälden dekorierte Rand Club in der Loveday Street, in dem sich einst die reichen Goldminenbesitzer trafen. Heute stehen die historischen Räume allen offen. Eher angestaubtes koloniales Flair verbreitet der mit Jagdtrophäen und Queen-Elizabeth-Gemälden dekorierte Rand Club in der Loveday Street, in dem sich einst die reichen Goldminenbesitzer trafen. Heute stehen die historischen Räume allen offen.

Der Blick von der Aussichtsplattform des Carlton Centre, „The Top of Africa“. Mit 220 Meter ist das 50-stöckige Mehrzweckgebäude in Johannesburg der höchste Wolkenkratzer auf dem afrikanischen Kontinent. Der Blick von der Aussichtsplattform des Carlton Centre, „The Top of Africa. Mit 220 Meter ist das 50-stöckige Mehrzweckgebäude in Johannesburg der höchste Wolkenkratzer auf dem afrikanischen Kontinent. 

Südafrika ist ein Trendreiseziel, nicht zuletzt wegen der attraktiven Preise, die etwa in diesem Winter drei Prozent niedriger sind als im Vorjahr. Nicht zufällig stellten deshalb die Reiseveranstalter Thomas Cook und Neckermann Reisen letzten Winter ihre neuen Programme in Johannesburg vor – begleitet von der mitreißenden Südafrika ist ein Trendreiseziel, nicht zuletzt wegen der attraktiven Preise, die etwa in diesem Winter drei Prozent niedriger sind als im Vorjahr. Nicht zufällig stellten deshalb die Reiseveranstalter Thomas Cook und Neckermann Reisen letzten Winter ihre neuen Programme in Johannesburg vor – begleitet von der mitreißenden

Show eine Zulu-Tanzgruppe.

Durch Erosionsprozesse entstanden vielerorts in den Drakensbergen Wasserfälle wie die Berlin Falls, die Lisbon Falls und die Macmac Falls. Durch Erosionsprozesse entstanden vielerorts in den Drakensbergen Wasserfälle wie die Berlin Falls, die Lisbon Falls und die Macmac Falls.

Die Wasserfälle des Treur River bringen den Blyde nicht nur richtig in Fahrt, sondern sind auch für die Bildung der berühmten Strudellöcher verantwortlich. Die Wasserfälle des Treur River bringen den Blyde nicht nur richtig in Fahrt, sondern sind auch für die Bildung der berühmten Strudellöcher verantwortlich.

In entgegengesetzter Richtung gesehen – vor dem Zusammenfluss – scheint der stille Blyde kein Wässerchen trüben zu können. In entgegengesetzter Richtung gesehen – vor dem Zusammenfluss – scheint der stille Blyde kein Wässerchen trüben zu können.

Hinter diesem Felsen brodeln die Naturgewalten von „Bourke’s Luck Potholes”. In Jahrmillionen haben

Hinter diesem Felsen brodeln die Naturgewalten von „Bourke’s Luck Potholes. In Jahrmillionen haben

Wasser und Steine besondere Formen geschaffen.

Kurz nach seiner Vereinigung mit dem Treur beginnt der Blyde River, sich durch den 26 Kilometer langen Canyon zu winden. Verschiedene Brücken erlauben atemberaubende Aussichten. Kurz nach seiner Vereinigung mit dem Treur beginnt der Blyde River, sich durch den 26 Kilometer langen Canyon zu winden. Verschiedene Brücken erlauben atemberaubende Aussichten.

Um „Bourke’s Luck Potholes” entstehen zu lassen, hämmerten, schliffen und bohrten im Laufe der Zeit ... Um „Bourke’s Luck Potholes entstehen zu lassen, hämmerten, schliffen und bohrten im Laufe der Zeit ...

 

... große Steine, von den starken Strudeln der Treur-Fälle bewegt, tiefe Löcher und Röhren in den Fels.

... große Steine, von den starken Strudeln der Treur-Fälle bewegt, tiefe Löcher und Röhren in den Fels.

Stromabwärts überraschen die „The three Rondavels” (Die drei Rundhütten) den Wanderer. Mit ihren gedrungenen Zylinderformen erinnern die gewaltigen Felsen tatsächlich an die traditionelle Behausung der Einheimischen. Stromabwärts überraschen die „The three Rondavels (Die drei Rundhütten) den Wanderer. Mit ihren gedrungenen Zylinderformen erinnern die gewaltigen Felsen tatsächlich an die traditionelle Behausung der Einheimischen.

Wenige Schritte hinter den Rondavels öffnet sich der Canyon des Blyde River zu einem grandiosen Berg-und-Tal-Panorama. Hinter den kleineren Kuppen der grünen, dicht bewachsenen Kette der Drakensberge beginnt das Lowveld.Wenige Schritte hinter den Rondavels öffnet sich der Canyon des Blyde River zu einem grandiosen Berg-und-Tal-Panorama. Hinter den kleineren Kuppen der grünen, dicht bewachsenen Kette der Drakensberge beginnt das Lowveld.

 

Immer wieder neue Perspektiven eröffnen sich bei einer Wanderung durch die Drakensberge. Überhänge und Höhlen bieten Kletterern Gelegenheit zu Abenteuern und spektakulären Entdeckungen wie etwa prähistorische Felszeichnungen. Immer wieder neue Perspektiven eröffnen sich bei einer Wanderung durch die Drakensberge. Überhänge und Höhlen bieten Kletterern Gelegenheit zu Abenteuern und spektakulären Entdeckungen wie etwa prähistorische Felszeichnungen.

Die Fahrt auf der Panorama Route geht weiter. Doch die Silhouetten der majestätischen Drakensberge werden uns noch lange begleiten. Bis zum Krüger-Nationalpark ist es nun nicht mehr weit. Die Fahrt auf der Panorama Route geht weiter. Doch die Silhouetten der majestätischen Drakensberge werden uns noch lange begleiten. Bis zum Krüger-Nationalpark ist es nun nicht mehr weit.

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