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Zu den faszinierendsten Landschaften Afrikas
zählt der Blyde River Canyon in den südafrikanischen Drakensbergen. In
Jahrmillionen hat das strömende Wasser die Schlucht in das vielfarbige
Dolomitgestein gewaschen. |
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Carsten Heinke Landgang in Südafrika – Vom Ort des Goldes zu den Drachenbergen |
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Wegen ihrer spitzen Felsentürme von den Zulu „Wand
der Speere” genannt, beeindrucken die bis zu knapp 3.500 Meter hohen
Drakensberge im östlichen Südafrika gleichermaßen durch ihre eigenwillig
schönen Gesteinsformen wie auch durch die zahlreichen bis heute vom Wasser
geschaffenen Landschaften, zu denen sowohl Flüsse und Wasserfälle als auch
malerische Seen gehören. Die nördlichsten Ausläufer des Gebirges liegen an
der Panorama Route im Osten des Landes, die das touristisch aufstrebende
Johannesburg mit dem Krüger Nationalpark und angrenzenden Privatreservaten
verbindet. Statt Wind und Wellen rauscht Verkehr. Ein Meer aus
Häusern liegt zu meinen Füßen. Graue, braune, weiße Quader in allen Größen.
Eine Baukastenstadt mit rechtwinklig verlaufenden Straßen. Hier und da ein
grünes Inselchen – ein Park, ein Sportplatz. In der Ferne Berge. Von der Aussichtsplattform des Carlton Centre, „The
Top of Africa”, schaue ich auf Johannesburg, das wirtschaftliche und
finanzielle Zentrum Südafrikas. Mit 220 Meter ist das 50-stöckige
Mehrzweckgebäude in der Commissioner Street der höchste Wolkenkratzer auf
dem afrikanischen Kontinent. Wegen der hohen Lage der Stadt befinde ich mich
hier oben fast 2.000 Meter über dem Meeresspiegel. Es gibt wenige Millionenmetropolen auf der Welt,
die weder an der Küste noch an einem großen Fluss erbaut wurden, sondern –
wie Johannesburg – irgendwo im Landesinneren. Während die meisten größeren
Orte ihr Entstehen einer günstigen Verkehrslage verdanken, ist für die
Gründung der Stadt auf dem Highveld-Plateau das Gold verantwortlich. Am Anfang war das Gold Den allerersten Funden um 1880 um Barberton und
Pilgrim’s Rest folgte bald die Entdeckung der gewaltigen Vorkommen am
Witwatersrand, der größten Goldlagerstätte der Welt. Genau dort ließen
Glücksritter aus aller Welt ab Oktober 1886 eine Zeltsiedlung heranwachsen.
Innerhalb von zehn Jahren entwickelte sie sich zu einer
100.000-Einwohner-Stadt und wurde nach den Vornamen ihrer beiden Gründer
„Johannesburg“ oder in der Sprache der Zulu „iGoloi” – Ort des Goldes –
genannt. Der Streit zwischen den aus den Niederlanden
eingewanderten Buren und den Briten um das vielversprechende Land führte
1899 zum Zweiten Burenkrieg, der 1902 mit der Niederlage der Buren endete.
1910 riefen die Briten die Südafrikanische Union aus, begannen mit dem
systematischen Goldbergbau und führten ein strenges Rassentrennungssystem
ein. Nichtweiße Menschen wurden gezwungen, in außerhalb der Städte gelegenen
Baracken-Ghettos – so genannten Townships – zu leben. Die anfangs noch recht mäßig praktizierte Apartheid
(Rassentrennung) entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts und nahm
immer menschenverachtendere Auswüchse an. Gleichzeitig wuchs der Widerstand
der schwarzen und farbigen Bevölkerung, der in großen Aufständen und
bewaffneten Auseinandersetzungen in den 1970er- und 80er-Jahren seinen
siegreichen Höhepunkt fand. Im Ergebnis wurde Anfang der 1990er-Jahre die
Rassentrennung abgeschafft und eine demokratische Gesellschaft errichtet.
Erster schwarzer Präsident wurde Nelson Mandela (1918-2013), der für seinen
Kampf gegen die Apartheid 27 Jahre in politischer Haft verbracht hatte. Eindrucksvoll dokumentiert wird die jüngere
Geschichte Südafrikas etwa durch das Constitution Hill Museum im ehemaligen
„Gefängniskomplex Nr. 4” (wo unter anderen zeitweilig auch Nelson Mandela
und viele Jahre zuvor Mahatma Gandhi inhaftiert waren) sowie im 2001
eröffneten Apartheid Museum, das etwa acht Kilometer vom Stadtzentrum
entfernt ist. Das neue Joburg: lebensfroh und trendy In unmittelbarer Nähe des Museums befindet sich der
Vergnügungspark Gold Reef City. Errichtet wurde er auf dem „Schacht Nr. 14”
der Crown Gold Mine – einer der größten und tiefsten Goldminen der Welt, in
der zwischen 1894 und 1982 rund 1.400 Tonnen Gold gefördert wurden. Neben
anschaulichen Informationen über den südafrikanischen Goldbergbau – auch 200
Meter unter Tage – bietet er mit Attraktionen wie Achterbahnen und
Wildwasserfahrten vor allem Gelegenheit für Freizeitspaß. Ein ganz frisches, spannendes Johannesburg lerne
ich bei einer Tour durch das zentral gelegene Newtown kennen. Nach
jahrelangem Leerstand und Verfall des einstigen Central Business Districts
hat sich hier seit Gründung der privaten, gemeinnützigen Organisation
„Central Johannesburg Partnership” (CJP) viel getan. Davon künden nicht nur
neue Bauwerke wie die weithin sichtbare Nelson-Mandela-Brücke oder der Metro
Mall Bahnhof, restaurierte Gebäude wie das Market Theatre und das Museum
Africa sowie ganze Straßenzüge und Plätze. Es ist vor allem eine äußerst kreative junge Szene, die in ehemaligen Fabrikhallen |
und Bürogebäuden für ungewöhnliche Kunst- und
Kulturerlebnisse, aber auch bemerkenswerte gastronomische Angebote sorgt.
Dieser neue Geist, in dem sich vor allem das Bedürfnis des modernen
Südafrika nach Demokratie und Chancengleichheit zeigt, ist in der ganzen
Stadt zu spüren.
Der Fluss als Baumeister Johannesburg liegt hinter mir, das eigentliche
nächste Ziel, der Krüger-Nationalpark, noch in weiter Ferne. Die Tour
dorthin – zu diesem Zeitpunkt weiß ich das noch nicht – wird mir einige der
schönsten Erlebnisse dieser Reise bescheren. Bei der Fahrt auf der Panorama
Route, die Johannesburg mit dem größten Wildschutzgebiet Südafrikas
verbindet, wird der Weg zum Ziel – denn er führt durch die atemberaubende
Landschaft der Drakensberge („Drachenberge”), dem höchsten Gebirge
Südafrikas. Mit bis zu 3.482 Meter Höhe (die höchsten Gipfel
ragen im benachbarten Lesotho in den Himmel) zieht sich die formenreiche
Bergkette vom nordöstlichen Mpumalanga bis in die Provinz Ostkap über rund
1.000 Kilometer in nord-südlicher Richtung. Wegen ihrer zahlreichen
Felsentürme nennen die Zulu die überwiegend aus Basalt bestehenden Berge
„uKhahlamba” – deutsch: „Wand der aufgestellten Speere”. Tiefe Schluchten, von reißenden Gebirgsflüssen
durchspült, lassen die majestätischen Kämme und Spitzen der oft weit bis
nach oben grünen Berge optisch noch viel höher wirken. Überhänge und Höhlen
bieten Kletterern Gelegenheit zu Abenteuern und spektakulären Entdeckungen,
denn fast unter jedem größeren Felsvorsprung finden sich frühgeschichtliche
Wandzeichnungen. Wanderer erleben die Schönheit des Gebirges, das durch
Vulkantätigkeit im Zeitalter des Jura vor 180 Millionen Jahren entstand, aus
immer wieder neuen atemberaubenden Perspektiven. Zu den faszinierendsten zählen die Ausblicke, die mich
an der Mündung des Treur in den Blyde River erwarten. Das strömende Wasser
der beiden Flüsse hat hier durch Erosionsprozesse in Jahrmillionen nicht nur
einen tiefen Canyon in das vielfarbige Dolomitgestein gewaschen. Mit Hilfe
von „Werkzeugen” hat es ihm auch besondere Formen verliehen. Steine, von
kräftigen Strudeln bewegt, hämmerten, schliffen und bohrten im Laufe der
Zeit tiefe Löcher und Röhren in den Fels. Die Natur als Künstlerin Das Phänomen, das sie dabei schufen, wird – in
Erinnerung an einen erfolgreichen Goldsucher – „Bourke’s Luck Potholes”
(Bourke’s Glück-Strudellöcher) genannt. Von mehreren Stellen eines kleinen
Rundwegs, der auch über hölzerne Stege und Brücken führt, lasse ich mich von
den Kunstwerken der Natur bezaubern. Fast parallel zu der nahe gelegenen Abbruchkante,
die das Highveld (Hochland) von Mpumalanga vom Lowveld (Tiefland) trennt,
zieht sich der Blyde River 26 Kilometer durch die Drakensberge, stellenweise
bis zu 800 Meter tief. Stromabwärts überraschen mich die The three Rondavels
(Die drei Rundhütten) – gewaltige Felsen, die mit ihren gedrungenen
Zylinderformen tatsächlich an die traditionelle Behausung der Einheimischen
erinnern. 700 Meter hoch über dem Canyon thronend, scheinen
sie jedoch eher eine Wohnstatt göttlicher Wesen zu sein. Im Glauben der
Bapedi, einem Bantu-Volk, wohnen in den drei dicken Felsen erhabene
menschliche Geister: Magabolie, Mogoladikwe und Maseroto – die Frauen des
sagenhaften Häuptlings Maripi Mashile. Selbst werde der verehrte
Stammesführer von dem daneben stehenden vierten Felsen, dem schlankeren und
eher spitz geformten „Mapjaneng” (Häuptling) verkörpert. Wenige Schritte hinter den Rondavels entfaltet der
Canyon wohl seine erhabenste Pracht. Der Blyde River biegt sich hier gleich
zweimal, umrundet einen grünen Kegelberg, bevor er sich am Blyderiverspoort
Dam staut – umgeben von der grünen, dicht bewachsenen Kette der
Drakensberge. Am fernen Horizont dahinter blitzt schon das weite flache
Lowveld, wo mich schließlich das Privatreservat Kapama Game Reserve und der
Krüger-Nationalpark erwarten.
Service-Informationen Reiseveranstalter: Thomas Cook bietet attraktive Komplettpakete und individuell kombinierbare Reisebausteine für Südafrika, www.thomascook.de Telefonische Beratung unter 01806-070 500 (20 Cent
pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk maximal 60 Cent pro Anruf) –
täglich von 8 bis 22 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen). Telefonhotline für
Gäste aus Österreich: +43 (0)820 574 784 (20 Cent aus dem österreichischen
Festnetz, abweichende Mobilfunkpreise). Weitere Informationen zu Reisen nach Südafrika erteilt das Fremdenverkehrsamt South African Tourism, Friedensstraße 6-10, 60311 Frankfurt am Main, Telefon 0800/ 118 9 118, info.de@southafrica.net · www.southafricantourism.de
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Der Stadtteil Newtown im Herzen Johannesburgs, bis vor wenigen Jahren ein Elendsviertel, hat sich radikal verändert. Mit vielen neuen kulturellen und gastronomischen Angeboten ist er ein Muss für jeden Besucher. |
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Der Blick von der Aussichtsplattform des Carlton Centre, „The Top of Africa”. Mit 220 Meter ist das 50-stöckige Mehrzweckgebäude in Johannesburg der höchste Wolkenkratzer auf dem afrikanischen Kontinent. |
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Südafrika ist ein Trendreiseziel, nicht zuletzt wegen der attraktiven Preise, die etwa in diesem Winter drei Prozent niedriger sind als im Vorjahr. Nicht zufällig stellten deshalb die Reiseveranstalter Thomas Cook und Neckermann Reisen letzten Winter ihre neuen Programme in Johannesburg vor – begleitet von der mitreißenden Show eine Zulu-Tanzgruppe. |
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Durch Erosionsprozesse entstanden vielerorts in den Drakensbergen Wasserfälle wie die Berlin Falls, die Lisbon Falls und die Macmac Falls. |
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Um „Bourke’s Luck Potholes” entstehen zu lassen, hämmerten, schliffen und bohrten im Laufe der Zeit ... |
... große Steine, von den starken Strudeln der Treur-Fälle bewegt, tiefe Löcher und Röhren in den Fels. |
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Stromabwärts überraschen die „The three Rondavels” (Die drei Rundhütten) den Wanderer. Mit ihren gedrungenen Zylinderformen erinnern die gewaltigen Felsen tatsächlich an die traditionelle Behausung der Einheimischen. |
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Wenige Schritte hinter den Rondavels öffnet sich der Canyon des Blyde River zu einem grandiosen Berg-und-Tal-Panorama. Hinter den kleineren Kuppen der grünen, dicht bewachsenen Kette der Drakensberge beginnt das Lowveld. |
Immer wieder neue Perspektiven eröffnen sich bei einer Wanderung durch die Drakensberge. Überhänge und Höhlen bieten Kletterern Gelegenheit zu Abenteuern und spektakulären Entdeckungen wie etwa prähistorische Felszeichnungen. |
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Die Fahrt auf der Panorama Route geht weiter. Doch die Silhouetten der majestätischen Drakensberge werden uns noch lange begleiten. Bis zum Krüger-Nationalpark ist es nun nicht mehr weit. |
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