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An der HavelCruiser-Station Brandenburg, Potsdamer Straße 4 G. |
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Dr. Peer Schmidt-Walther (Text) + Hans-Peter Gaul (Fotos) Hausbootfloß-Abenteuer – Einmal rund um Brandenburg |
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CTOUR-Kapitän Hans-Peter Gaul, Vorsitzender der Reisejournalisten-Vereinigung von Berlin und Brandenburg, zieht es geradezu magisch aufs Wasser. Normalerweise an Bord von Kreuzfahrt-Riesen, ist es diesmal ein Zwerg, der es dem Thüringer angetan hat: ein Hausbootfloß vom Typ Havelcruiser. Der ist noch ein Frischling, weil erst im Mai 2015 zu Wasser gelassen. Von der Müritz sind inzwischen sieben Boote ‒ oder soll man sagen schwimmende Häuser? – huckepack per LKW an ihren Liegeplatz in Brandenburg verfrachtet worden. Vom 2. bis 4.Juni hat er die „Nummer 4”, so der prosaische Name, auf einem Kurs rund um Brandenburg getestet. Zwar schon hausbooterfahren, doch weniger mit Manövern, hat er sich gleich ans Ruder gesetzt und wollte es jetzt genauer wissen: „Wie fährt sich eigentlich so ein Karton?” Dazu braucht er keinen Bootsführerschein.
Alles klar, Käpt’n! Das Rückwärts-aus-der-Parklücke-Fahren gelingt geradezu bravourös ‒ ohne einen der eng stehenden Begrenzungspfähle des Liegeplatzes an der Geschwister-Scholl-Straße zu touchieren. Maschine rückwärts, und zwar gaaanz langsam, dann das Ruder nach rechts, pardon Steuerbord, legen, Stopp, Ruder nach Backbord und dann einfach geradeaus weiter. „Fast wie beim Auto”, meint er und lächelt entspannt in die Kamera. Der Wasserstraßenatlas zeigt ihm, dass er die voraus auftauchende grüne Tonne rechts liegen lassen muss, die rote an Backbord. Auch muss rechts gefahren werden. Alles natürlich mit kleiner Fahrt, denn zehn Kilometer pro Stunde sind hier maximal erlaubt. Mehr gibt der 15 PS-Motor auch nicht her. Für „richtig” Power bräuchte man auch den amtlichen Bootsführerschein. Dann steuert der Mann mit der weißen Mütze – die hat er sich jetzt verdient – hinaus auf die Havel – zu Berg, wie es in der Schiffersprache heißt, also flussaufwärts. Ein Frachter kommt entgegen und nötigt Hans-Peter – an Bord sprechen sich übrigens alle per Du und Vornamen an – Respekt ab. „Mein Gott, dem Koloss möchte ich nicht vor den Bug kommen!” Kameramann Jeremy gibt ihm Recht und schaut sich vorsichtshalber schon mal nach hinten um, ob nicht von dort Gefahr in Gestalt eines anderen Schiffes droht. „Alles klar, Käpt’n!“, meldet er, damit Hans-Peter problemlos die Fahrrinne überqueren kann, um den Wuster Durchstich anzusteuern. Der verspricht Natur pur und Null Hauptfahrwasser-Stress.
Havel-Himmel vergoldet Die vier Passagiere sind begeistert von der üppigen Flora und Fauna. Das ist ein Ergebnis der Havelbegradigung, liest man im Törnatlas. In Anlehnung an die Peene in Mecklenburg-Vorpommern, findet Hans-Peter, „ist das hier der Amazonas Brandenburgs”. Die Temperaturen verlangen nach einer Badepause. „Den Anker wegwerfen”, nennt das Jeremy etwas unfachmännisch. Sein Kollege Mike erinnert daran, dass man den noch mal brauchen könnte und daher nicht wegwerfen sollte. Na ja, Hans-Peter findet ein schönes Plätzchen, doch Wind und Strömung drücken das kastenförmige Gefährt mit seiner großen Windangriffsfläche und dem geringen Tiefgang locker ins Gebüsch. Der Anker hält nicht das, was er verspricht. Eine Anwohner-Grillrunde am Ufer wird aufgeschreckt, aber das erfrischende Bad hat jetzt Vorrang. Während die Abendsonne den Himmel über Brandenburg vergoldet, legt Hans-Peter die „Nummer 4” Nase voraus an die Pier. So als hätte er das schon x-mal gemacht. Dennoch, das Schweißband seiner Mütze mit der Aufschrift „Captain” ist durchnässt. „Wahrscheinlich nur wegen der tropischen Temperaturen”, sagt er und wischt sich die Stirn ab. Die Mini-Kombüse bleibt indes kalt. Verlockend ist das indische Restaurant „Mala Bar” um die Ecke mit Blick auf den Stadtkanal. Bei scharfen Speisen vom Subkontinent und hausgebranntem Mango-Schnaps lässt die CTOUR-Crew den Abend ausklingen. An Bord folgt noch ein Bier, das im Havel-Wasser vorgekühlt worden ist. Denn einen Kühlschrank gibt’s an Bord nicht. Den muss man in Form einer Kühltasche schon mitbringen.
Stylisch: NORMA und BUGA „Das ist die neue, stylische Generation der Hausboot-Flöße. Schick, mit bester Ausstattung und starkem 15 PS Motor, führerscheinfrei. Mit edlen Terrassenmöbeln und lässigen Liegestühlen auf der Dachterrasse’, liest man auf der Havelcruiser-Webseite. Und wundert sich, wenn man in seiner wenig körpergerechten Koje liegt: passend für Zwerge, aber eindeutig zu kurz für Menschen über 1,70 Meter Länge. Da stoßen Kopf und Füße an ihre natürlichen Grenzen. Eine Decke für den Bettbezug – auch das muss man ebenso wie Handtücher von zu Hause mitbringen – vermisst man für die Nacht auf der Pritsche. Dafür kann man auf eine Dusche verzichten, denn schließlich liegt man auf der Havel mit der viel erfrischenderen Möglichkeit eines Ganzkörper-Bades im Fluss. Gefrühstückt wird bei NORMA. Da gibt’s belegte Brötchen, Kaffee und sogar eine weiße Tischdecke. Dazu Sonne pur am Rande des Supermarkt-Parkplatzes und fröhliche Kommunikation mit keineswegs morgenmuffligen Brandenburgern. Die Vorstadtschleuse Brandenburg muss passiert werden, die Zeichen stehen erfreulicherweise auf Grün. Vor- und Achterleine werden locker belegt, nicht festgemacht. „Sonst hängt ihr das Boot auf!”, warnt Skipper Peer, „da hilft dann nur noch ein Küchenmesser”. Ein Abstecher zur BUGA muss sein. Mit prominentem Anlegeplatz vor der „Jahrtausendbrücke” und der „Alten Werft” neben dem Museumshafen mit den Dampfern NORDSTERN und LUISE. Zum Mittagessen bei Nudeln mit Gemüse wird für 1,80 € pro Nase beim Vietnamesen links von der Brücke eingekehrt. Hans-Peter zahlt die Zeche, „denn das ist heute meine „Kapitäns-Einstandsrunde”.
Abkühlung im Beetzsee So gestärkt entscheiden wir uns für „links herum”, also weiter auf der Brandenburger Niederhavel zum Breitlingsee, den wir nach sieben Kilometern Grün-Fahrt erreichen. Alles schreit nach Badepause, die auch dieses Mal nicht versagt wird. Schnurstracks geradeaus lenkt Rudergänger Karl-Heinz das „stylische” Wassergefährt am Stahlwerk Brandenburg vorbei bis in den Beetzsee hinein. Vorbei an der Regattastrecke zum nächsten Ankerplatz. Die Temperaturen schreien nach Abkühlung. Wir finden ein Plätzchen und stellen fest: a) der Anker hält und b) das Wasser ist nur brusttief. Da kann man problemlos einmal ums Schiff gehen und beeindruckende Weitwinkel-Aufnahmen schießen, um sie später zu zeigen mit den Worten: „Sooo groß war unser Dampfer!” |
Jeremy stellt sich zur Untermalung dieser Aussage an den Bug und gibt mit ausgebreiteten Armen die TITANIC. Auch der schönste Nachmittag geht mal zu Ende, und so heißt es nach zwei entspannten Stunden: „Anker auf und Kurs Marina!” Doch vor dem verdienten Feierabend steht die Brandenburger Vorstadtschleuse. Ein riesiges Ding, das sogar komplette Schubverbände schluckt – und, wenn man als Hobby-Skipper Glück hat, auch ein paar Boote.
Finale mit Schleusen-Theater Die Ampel zeigt Doppel-Grün, das Tor steht offen. Der Sportboot-Anleger ist voll. Der Blick nach achtern ist wichtig, denn mit gewichtiger Bugwelle schiebt sich der Frachter EILTANK 30 aus Duisburg heran. Der hat natürlich Vorrang, dem wir ihm auch lassen, als wir am rechten Fahrwasserrand brav gestoppt liegen und darauf warten, nach ihm einzulaufen. Doch dann macht sich die Kavalkade der Wartenden auf den Weg. Selbstverständlich lassen wir denen den Vortritt und queren hinter dem letzten Motorboot das Fahrwasser. In dem Moment prescht ein Wasserschutzpolizist auf den Kai und bedeutet uns, anzulegen. „Sie wissen ja, was Sie falsch gemacht haben!”, faucht der uns böse an. Wir sind echt ahnungslos und warten auf seine Strafpredigt. „Vor der Schleuse darf man nicht liegen!” Auf unseren Einwand, dass wir uns ja ganz rechts gehalten und niemanden behindert haben, reagiert der Wüterich nicht und verlangt auf der Stelle 20 €. „Ham wa nich”, antworten wir, „vielleicht gerade mal zehn”. Zähneknirschend muss der Mann hoch über unserem Dach akzeptieren, „aber mit Quittung bitte!”, verlangen wir. Die wird am langen Arm heruntergereicht. „Der Schleusenwärter wird Ihnen auch noch was erzählen”, droht er Uniformierte weitere Maßnahmen an. Doch Letzterer denkt nicht daran und lässt uns ziehen. Anruf bei dem befreundeten Schiffsführer des Frachters DÖMITZ. Der meint nur: „Im Sommer seid Ihr dran, im Winter wir!” Also eine Abzockmaßnahme, um Geld in die staatlichen Kassen zu lenken. „Nicht sehr touristenfreundlich”, meint Mike zu diesem Schleusen-Theater. Dann geht es zurück per Bahn nach Berlin. Alle finden, dass man sich keine weitere Nacht auf zu schmaler und zu kurzer (Kinder-)Pritsche antun muss und das heimische Bett allemal bequemer ist. www.havel-cruiser.de
Auf der Webseite wird geworben „Die Yacht unter den Hausbootflößen. Es gibt rustikale Flöße – und es gibt die schicken HAVEL-Cruiser. Lounge Feeling vom Feinsten, beste Ausstattung und ein starker Motor … So lässt es sich leben!” Für Tagestouren, den Wochenendtrip oder gleich den richtigen Bootsurlaub. Entdecken Sie die idyllische Brandenburger Havellandschaft, entdecken Sie die BUGA 2015-Havelregion vom Wasser aus oder lassen Sie sich einfach mal treiben. Wir wünschen Ihnen unvergessliche Abenteuer mit Stil!”
Ausstattung innen • Wind- und wasserdichte Kabine • Sitzgruppe: 5 Plätze gepolstert mit Tisch • Schlafplätze: 5 Plätze gepolstert (nach unserer Erfahrung: maximal 3) • Fensterflächen mit Verdunkelungsrollos • Fahrersitz vorn: wettergeschützt in der Kabine, mit Rückenlehne gepolstert • 12 V LED Innenbeleuchtung • Radio/CD mit USB-Anschluss und Bluetooth • Ablagen und Stauräume • Waschtisch mit Spiegel im WC-Raum • 220 V-Anschluss in Küche und WC bei Landanschluss • Gaskocher mit Kartusche • Gasheizgerät mit Kartusche • Besteck und Geschirr für 5 Personen • Topf, Pfanne, Wasserkocher • Korkenzieher, Flaschenöffner • 12 V-Steckdose • Besen, Eimer, Handfeger/Kehrschaufel
Ausstattung außen • Bugterrasse 9 qm • 2 x Ankerpfahl • Lounge Sitzgruppe: 1 Zweisitzer, 2 Sessel, 1 Tisch • Badeleiter • Leiter zur Dachterrasse • Begehbare Dachterrasse mit 2 Liegestühlen (unsere Erfahrung: ohne schützende Reling; bei schaukelndem Boot gefährlich!) • Stromkabel zum Landanschluss • Maße Boot: L/B/H 7,00/3,00/3,20 m • Maße Haus: L/B/H 3,00/3,00/2,00 m • Suzuki-Außenbordmotor mit 15 PS, führerscheinfrei, Elektro-und Handstart, 10 km/h V-max • Benzintank 12 l, auf Wunsch Zusatzkanister • Wassertank 60 l • Trocken WC • Zugelassen für 6 Personen bei Tagesfahrt (unsere Erfahrung: zum Übernachten maximal 3) • Preis: 130 € pro Tag + Benzinkosten (Verbrauch etwa 3 l/h)
Sicherheit • Rettungswesten (unsere Erfahrung: fehlten) • Wurfanker • Bootshaken (2) • Stechpaddel • Fender • Festmacherleinen • Ankerboje (unsere Erfahrung: fehlte) • Rettungsring mit Leine • Gewässerkarte (unsere Erfahrung: eigenen Törnatlas, auch zur Vorplanung, mitbringen; empfohlen: Edition Maritim „Von der Elbe zur Oder”) • Positionslichter, Hupe |
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HavelCruiser am historischen Hafen in Brandenburg. |
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Die LUISE ist ein ehemaliger Dampfschlepper. Sie ist in Brandenburg an der Havel beheimatet. Der ehemalige Dampfer gehört zur Flotte des Historischer Hafen Brandenburg a. d. Havel e. V. und ist ein Museumsschiff. |
Der Dom Sankt Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel war die Kathedrale des Bistums Brandenburg und liegt auf der nach ihm benannten Dominsel Brandenburg. |
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Im Hintergrund Brandenburgs Blumenkirche – im blauen Boot ist die Flussschiffer-kirche in Berlin untergebracht. |
Brandenburg – im Hintergrund links befindet sich das Bundesgartenschaugelände Packhof an der Havel. |
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Teilansicht des Hafens von Brandenburg mit dem Pegelturm. |
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Sonnenuntergang an der Havel in Brandenburg. |
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Törnplaner Mecklenburgische und Märkische Gewässer 12. Auflage April 2015, 92 Seiten, 40 vierfarbige Übersichtskarten, A4-Format, Heftbindung mit Umschlagklappe, erschienen bei Quick Maritim Medien, D-17248 Rechlin. ISBN: 978-3-9806720-7-8, 15 Euro. |
Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer 6. Auflage Juni 2015, 100 Seiten, 84 detaillierte Wasserstrecken- karten, A4-Format, Spiralbindung, erschienen bei Quick Maritim Medien, D-17248 Rechlin. ISBN: 978-3-9806720-5-4, 25 Euro. |
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Doppelpack für den Nordosten Zwei neue Bücher erleichtern Bootfahrern die Orientierung auf dem Wasser: Zum einen der Törnplaner als Reise- und Hafenführer und zum anderen der Törnatlas als dazu passender Kartenband. „Jedes Buch ist für sich allein schon super, aber zusammen sind sie unschlagbar“, sagt Verlegerin Dagmar Rockel, die das dynamische Törn-Duo entwickelt und recherchiert hat. Das Revier der beiden Bücher ist so groß wie in keinem anderen Törnführer: Alle Binnengewässer zwischen Elbe und Oder (außer der Peene) und die Elbe zwischen Magdeburg und Dömitz sind enthalten. Im Törnatlas wird das Revier auf 84 nutzerfreundlichen Karten dargestellt; im Törnplaner sind nur Übersichtskarten, dafür |
aber genaue Hafenbeschreibungen, Tipps für lohnende Landgänge und für die besten Restaurants am Wasser enthalten. „Wir machen nur Bücher, die wir auch selber an Bord haben wollen“, betont die Verlegerin, die fast jeden Meter des Reviers selbst befahren hat. Deshalb seien die beiden Bücher auf Papier gedruckt, das auch mal einen Schwall Wasser abkann und so gebunden, dass sie auf- oder umgeschlagen liegen bleiben. Zu bestellen sind die beiden Standardwerke für die mecklenburgischen und märkischen Gewässer unter www.quickmaritim.de · post@quickmaritim.de oder unter Telefon 03 98 23-2 66.0, im Buchhandel und bei vielen Charterfirmen. |
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