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Relaxen im Kluevernetz der STAR FLYER bei Sonnenuntergang. Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund |
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Dr. Peer Schmidt-Walther Mediterraner Insel-Törn auf SY STAR FLYER |
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Schauplatz Cannes, Gare Maritime. „Na, wie geht’s Euch, seid ihr glatt gelandet?” So locker hätten wir uns den Empfang doch nicht vorstellen können – und das auch noch durch den Kapitän höchstpersönlich. Der Mittfünfziger mit jahrzehntelanger Erfahrung im Führen von Frachtern und Großseglern („ich bin ein alter Rahsegler”), gibt uns die Hand und noch ein paar Tipps für das malerische Riviera-Fleckchen. Die Einschiffung soll erst gegen 18:00 Uhr beginnen. „Schließlich muss an Bord noch alles für Euch vorbereitet werden”, entschuldigt er sich fast für diese Normalität.
Sich wie ein Millionär fühlen Draußen auf Reede liegt sie, die schönste und größte aller in diesem Nobelhafen versammelten Yachten: die schneeweiße Vier-Mast-Barkentine STAR FLYER im traditionellen Clipper-Look, allerdings mit Luxus-Ambiente. 2.300 BRZ, 3.300 m² Segelfläche und 120 Meter Schiffslänge stehen nur 130 Passagieren zur Verfügung. „Da kannst du dich wie ein Millionär fühlen”, meint Wolfgang, Zahnarzt aus Hamburg, und er ergänzt: „Nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir wesentlich weniger zahlen als die Typen mit ihren teuren Schiffchen”. Während die Lustyachten dauernd im Hafen liegen und dafür auch noch bewundert werden wollen, gehen wir noch heute Abend in See. Korsika heißt unser nächstes Ziel.
Calvi Während der Kapitän und seine Mitarbeiter ab 10:00 Uhr (wie danach täglich) die „Storytime” (Infos) zelebrieren, läuft der Segler auf die Hafeneinfahrt von Calvi zu. Vor uns baut sich schemenhaft eine graue Wand auf: die von einem Dunstschleier verhüllten Korsischen Alpen. Rasselnd poltert der Anker aus seiner Halterung, plumpst in der Mitte der von Bergen eingerahmten Bucht ins Meer. Selbst bei 15 Metern Tiefe ist der Grund des türkis- bis tintenblauen Wassers noch gut auszumachen. Kilometerlanger Sandstrand, dahinter Pinienwald. Wer will kann – nach Voranmeldung – tauchen, schnorcheln, Wasserskilaufen, windsurfen – oder einfach nur schwimmen und sich danach im weichen Sand von der Sonne aufheizen lassen. Das Wasser ist verlockend warm und klar, also schwimme ich die zwei Kilometer zurück zur STAR FLYER. „Haie soll’s hier geben”, warnt der Kapitän, wohl aber mehr, um weitere Schwimmer abzuschrecken. Sicherheit gehe ihm nun mal vor. Abends kommen unsere Bustouristen zurück an Bord: erschlagen von der Kurven-Schaukelei und Hitze. Für ein paar Fans ist eine Fahrt mit dem schmalspurigen Inselbähnle allemal billiger und reizvoller gewesen. Sie zockelt hinter dem Strand entlang, Türen und Fenster offen. Schöne Ausblicke mit korsischem Lokalkolorit gibt’s gratis. Altstadt und Festung lohnen allemal einen Spaziergang mit weiten Ausblicken auf See, Berge und Schiff. Beim abendlichen Segelsetzen sind Helfer erwünscht. (Frei-)willig greifen die arbeitsungewohnten Hände mancher Freizeitmatrosen um die Tampen. „Steuerbord-Brassen – holt durch!” Jochen (Fiedler; man spricht sich ansonsten nur mit Vornamen an), Erster Offizier, führt das Kommando über die Passagiere. Die Rahsegel am Fockmast lässt er per Knopfdruck von Elektromotoren auf- oder abrollen. „Sieht aus wie eine riesige Heißmangel aus Großmutters Zeiten”, vergleicht Lothar. Auf herkömmlichen Seglern packen dabei armstarke Matrosen zu. „Das ist hier eine gute Mischung aus Handarbeit und Automatik”, findet Jochen. Ruck-zuck sind die Segel oben. So lässt sich jeder Windhauch optimal nutzen und Manöver können in wenigen Minuten gefahren werden. Wir gleiten der untergehenden Sonne entgegen. Das Filigran der Takelage zeichnet sich vor der leuchtenden Farbskala des Himmels wie ein Muster ab. Romantische Gefühle überkommen dabei jeden. Wenn man Lust hast, kann man das auch in einem der beiden Seewasser-Whirlpools genießen und anschließend an der Decksbar deinen „Sundowner” schlürfen. Das Abendessen wartet. Nach entbehrungsreichen Segeltörns ist das hier eine völlig neue, sehr angenehme Erfahrung. Die Mischung aus Arbeit, Erholung und (nicht übertriebenem) Luxus stimmt.
Traumstrand Figari An Backbord die Korsischen Alpen. Kleine Dörfer kleben an ihren Flanken. Die blühende Macchie grüßt würzig herüber. Hinter einem Mini-Kap, von dem mittelalterlichen Genueser Wachturm überragt, weiße Sandbuchten zwischen seewassergeglätteten Porphyrblöcken. Ein Badetag ist angesagt. Tender und Zodiac-Schlauchboote pendeln pausenlos hin und her. Jeder findet sein ganz persönliches Traumstrandplätzchen. Die Sonne meint es gut mit uns. Der Kapitän weiß von der vorigen Reise zu berichten, als die STAR FLYER tagelang von heftigen Sturmböen durchgeschüttelt wurde. „Zu viel Wind ist uns auch nicht Recht”, kommentiert er das ungünstige meteorologische Geschehen, „da bist du immer noch machtlos”.
Felsennest Bonifacio Das Hauptdeck hinter der Brücke ist gerammelt voll. Navigation kann man hier hautnah verfolgen. Der Rudergänger steht wie zu alten Zeiten im Freien, die Lotsenkommandos sind für jedermann gut vernehmbar. Normalerweise ist die Brücke während einer Revierfahrt für Passagiere gesperrt. Nicht so auf einem Großsegler. Vor uns ein Felsplateau aus Kalkstein, obendrauf drängen sich Häuser zusammen. Plötzlich schwenkt der Klüverbaum in eine Öffnung im Fels. |
Die Einfahrt nach Bonifacio im Süden Korsikas ist schiffseng und masthoch. Ein spannendes Einlauferlebnis. Mitten in der Stadt, unterhalb der Festung, macht die schöne Barkentine fest. Schnell finden sich Bewunderer. Wir nehmen ein deutsches Touristenpaar an Bord – als Gäste (öffentliche Schiffsführungen sind nicht erlaubt, mit Rücksicht auf die Passagiere). Viele „Ohs!” und „Ahs!” sind zu hören. Bis zum nächsten Morgen haben wir Landgang, um die idyllische Stadt zu erkunden: ob Napoleons Haus, Spanische Treppe oder Festung (der Foto-Blick auf die STAR FLYER ist von hier oben einfach traumhaft). Die bordeigenen Zodiacs kurven durch die Höhlenwelt an der Küste. Hafennacht. Der schlanke Segler ist über die Toppen beleuchtet. D a s Highlight – im echten Wortsinne – in der Hafenstadt.
„Star-Clipper-Island” Aufgehende Sonne und untergehender Mond stehen sich gegenüber. Es ist 6:00 Uhr früh. STAR FLYER fädelt sich durch den Hafenschlauch in die Straße von Maddalena. Bonifacio zeigt erst von dieser Position aus seinen wahren Charakter als Felsennest. Die Meeresstraße zwischen Korsika und Sardinien ist übersät von Inselchen. Skandinavische Schären-Assoziationen. In den Buchten der Costa Smeralda überall Yachten vor Anker, sogar der gewaltige Zweischornsteiner, der früher dem türkischen Staatsgründer Atatürk gehörte. „Heute ist das Schiff in den Händen der Drogen-Mafia”, weiß der Kapitän. Und noch etwas: dass „Star-Clipper-Island” seine „Entdeckung” sei. „Ein einsames, unbewohntes Inselchen mit schönstem Strand. Wer den Hügel erklimmen will, sollte sich feste Schuhe und lange Hosen mitnehmen.” Mit dem Anker gehen allerdings auch unsere Robinson-Illusionen zu Bach. Die kleine Bucht ist zugeparkt von Motorbooten und Yachten aller möglichen Flaggen, bis hin nach Argentinien (es muss sich herumgesprochen haben!). Am Strand wimmelt es nur so. Sei’s drum, hinein ins Getümmel von Millionären, solchen, die es gerne sein möchten, und sonstigen Schicki-Mickis, die sich da zur „Fleisch-Beschau” räkeln. Ein wattedicker Seenebel verhüllt die Strand-Show. Schemenhaft taucht die STAR FLYER als „Fliegender Holländer” wieder auf. Nach langen Minuten völliger Unsichtbarkeit.
Po – Po – Po Sardinien und Korsika verlieren sich im Dunst an Backbord. Der Kurs ist auf Elba abgesetzt. Barbecue-Düfte wehen über Deck. Wir füllen uns die Teller und suchen uns einen Platz auf der Back: Doppelpoller zum Festmachen, über dem ein Brett liegt. Ein „Kapitän-Lickfett-Patent”, dieser 360°-Sitz. Der eine schaut auf die See hinaus, der andere an Deck. Jeder berichtet dem Anderen, was er sieht. Der hölzerne Relingshandlauf dient uns als Tischersatz. Die untergehende Sonne versinkt im Rotweinglas. Am nächsten Morgen das erste italienische Po-: Portoferraio auf Elba. Wer’s mag, erfährt sich die Inseln. Wir erlaufen uns die Hauptstadt samt Festung mit napoleonischer Historie. Zum Abkühlen ein gemütliches Ristorante oder ein Sprung ins Mittelmeer. Portovenere, Po- Nummer zwei, zeigt viel von seinem Altstadt-Ambiente. Im Sightseeing-Angebot steht eine Tour durch die Toskana nach Pisa. Der Naturhafen verlockt uns zu einem Törn mit dem STAR FLYER-eigenen Segelboot. Das Lateinersegel ist tückisch. Wer’s nicht bedienen kann wie wir, landet im Wasser, und das gleich dreimal! Zum Gaudi der Relingsgäste. Portofino, das I-Tüpfelchen unter den drei „Pos”, ist und bleibt ein Juwel, d a s überhaupt an der ligurischen Küste. Ein authentisches Fischernest in traumhafter Lage, überragt von einem Schloss mit noch traumhafterem Blick über Ort und Bucht sowie einem Höhenweg zum Leuchtturm durch duftende Gärten.
Segelfieber Der Kapitän demonstriert uns, was eine richtige Wende ist. In 13 Minuten liegt das Schiff auf dem anderen Bug. „Das ist Rekord”! schwärmt er. Unter uns rauscht die Bugsee. Vom lauen Abendwind gebläht, baut sich vor uns der Dom der weißen Rahsegel auf. Welche An- und Ausblicke! Rittlings auf dem Klüverbaum hockend oder mit Matratze im Netz darunterliegend – sozusagen freischwebend über den Wassern –, packt auch den letzten das Segelfieber. „Ja, d a s ist es!” kann sich Lothar vor Begeisterung kaum noch beruhigen und drückt pausenlos auf den Auslöser seiner Kamera. Andere sind so „high”, dass sie diesen Film still in sich hineinprojizieren. Ganz Mutige können auch 20 Meter in luftiger Höhe auf die Marssaling entern und dabei das Schiff aus einer atemberaubenden Perspektive kennenlernen. Natürlich nur mit Sicherheitsgurt. „Schade, dass dieser Fahrplan nicht mehr echte Segelzeit zulässt”, bedauert Rudi, der dafür lieber ein paar Hafenstunden weniger in Kauf nähme. Dem Kapitän, dem alten Segelenthusiasten, würde das nur recht sein: „Schließlich fahren wir doch nicht auf einem Kreuzfahrtd a m p f e r! Wo bliebe denn da der Unterschied?!” Dennoch gibt’s auch auf der STAR FLYER ein Captainsdinner – zum Glück unkonventionell, locker und ohne große Garderobenshow. Auch ein paar bescheidene Bord-Spielchen sind drin, zum Beispiel ein Krabben-Rennen. Einsatz ein Dollar auf das schnellste Krabbeltier. Eben das alles macht den Star-Clipper-Stil aus – die Mischung aus Großsegler-Atmosphäre und Kreuzfahrer-Annehmlichkeiten. www.star-clippers.de |
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Die Vier-Mast-Barkentine STAR FLYER unter Vollzeug. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
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Ein Kabinen-Beispiel der Kategorie 1. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
Kabinen-Beispiel der Kategorien 2 bis 4. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
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Blick ins Restaurant. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
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Verlockendes Büffet. Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund |
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Ruder und Glocke der STAR FLYER. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
Aufentern ins „Gehölz”, die Takelage! Glücksmomente, allerdings nur für Könner. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
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Die Einfahrt der STAR FLYER nach Bonifacio im Süden Korsikas ist schiffseng und masthoch. Ein spannendes Einlauferlebnis.. Foto: Star Clippers, Langenhagen |
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