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Alte Meierei in Cäcilienhof in der Nähe von Potsdam. Alle Fotos dieser Seite: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund |
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Dr. Peer Schmidt-WaltherQuer durch BrandenburgÜberführungsreise von Zehdenick via Berlin nach Zeuthen |
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Eigentlich ist es Arbeit, die Überführung eines Hausbootes von Basis A nach Basis B. Weil ein Kunde genau diesen Boots-Typ zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Stelle braucht. Aber ‒ im Gegensatz zu den geradezu paradiesischen Zeiten noch vor einigen Jahren ‒ muss man heutzutage dafür „lediglich” die Betriebskosten berappen. „Lediglich”, so schreiben es die Charterunternehmen. Allerdings ohne Anführungszeichen. Kein Witz! Für die von uns gefahrene Strecke von Zehdenick nach Zeuthen waren das 22 Stunden reine Fahrtzeit. Jede Stunde wurde am Ende der Reise mit rund elf € berechnet. Völlig gratis – bis auf An- und Abreise sowie die Verpflegung – ist so ein Törn allerdings erst dann, wenn es „brennt”. Will sagen, wenn der Eigner per Internet-Angebot, nur über das werden die Fahrten angeboten, keinen zahlenden Überführer gefunden hat. Dann ist er in Not und verzichtet auf jegliche Bezahlung. Für die Überführer heißt das dann: „Hebel auf den Tisch!” und zu versuchen, die Strecke in der vorgegebenen Minimalzeit zu schaffen. Für blutige Hausboot-Anfänger ist so ein Törn natürlich nicht geeignet, abgesehen von der Bootsführerschein-Binnen-Pflicht. Wenn man dann vor Schleusen schier endlos warten muss oder einen langen dahin schleichenden Schubverband überholen möchte, kann’s schon stressig werden. Vor allem in der Saison, wenn die meisten Freizeitskipper unterwegs sind. Vor manchen Schleusen heißt es dann schon mal bis zu vier Stunden warten. Das ist unangenehm, wenn einem die Zeit im Genick sitzt. Wir jedoch waren im Mai – zum Glück in der Vorsaison! – unterwegs und hatten relativ freie Bahn. Und das in Deutschlands populärstem Bootsrevier Brandenburg. Rund 2500 Kilometer umfasst das Wasserstraßennetz, davon 800 Kilometer gewerbliche Schifffahrtswege, für die allerdings eine Bootsführerschein-Pflicht besteht. Wer noch durch Berlin mit seinem 190 Kilometer langen Netz fahren möchte, braucht in der Innenstadt ein Funkzeugnis oder darf nicht zwischen 9.30 und 19 Uhr fahren. Wir sind zu unterschiedlichen Zeiten beide Routen gefahren, wobei die Alternative der östlich von Potsdam beginnende rund 35 Kilometer lange Teltowkanal im Süden Berlins ist, der mit nur einer Schleuse zur Oberspree führt. Für eine Umweg-Fahrt über Müggelspree und Müggelsee durch Klein Venedig bis Woltersdorf sowie durch den Gosener Kanal über den Seddinsee nach Zeuthen reichte die knappe Zeit dennoch. Sogar für einen Landgang in Köpenick, um dem berühmten Hauptmann unsere Reverenz zu erweisen. Dabei gerieten wir ironischerweise selbst in die Fänge von Obrigkeit und Bürokratie, wie die folgende Stellungnahme an die Berliner Wasserschutzpolizei zur schriftlichen 25-€-Verwarnung belegt:
Gesch.-Z.: 0230004496362/0541/11201-353 Wir hatten mit dem Hausboot MÜRUTZ SAIL am 27. Mai 2015 gegen 14.00 Uhr achtern am Geländer und vorn an einem gelben Bügel der Köpenicker Promenade festgemacht, lediglich um Mittag zu essen. Der zuvor gesuchte öffentliche Liegeplatz am Frauentog ‒ in der „Gewässerkarte Berlin” als öffentlicher Liegeplatz eingezeichnet ‒ existiert dort nicht. Auf der weiteren Suche nach einem öffentlichen Liegeplatz drehten wir nach steuerbord in die Müggelspree ein. Dort gibt es rechts ein weithin sichtbares Schild „Festmachen verboten”. Hinter dem Restaurantschiff ARS VIVENDI lag die Yacht LA BOHÈME, mit dem Heck an der Mauer und mit zwei Leinen am Geländer festgemacht. Davon hat die Besatzung des WSP-Streifenbootes STURMMÖWE unverständlicherweise keine Notiz. Auch dahinter gab es keine freien Liegeplätze. Wir entschlossen uns dann, sozusagen als letzte Möglichkeit, an der langgezogenen Promenade (an der es eine Reihe von gelben Leitern und Bügeln gibt, also keine „Notlage” in Sachen Wasserrettung besteht) kurzzeitig festzumachen. WSP 30 kam dann plötzlich und ziemlich unsanft bei uns längsseits, und POK Gunkel machte mich auf das verbotene Festmachen aufmerksam. Ich sagte, dass es hier – im Gegensatz zum Geländer am Ufer der Müggelspree um die Ecke – kein Verbots- |
schild gebe und dort aber die Yacht LA BOHÈME am Geländer fest gemacht hatte. Warum nur wir mit unserem (wesentlich kleineren) Boot das Geländer beschädigen und lebensrettende Maßnahmen verhindern sollten, erschloss sich auch den beiden Crewmitgliedern Dr. Ulrich S. und Peter C. nicht. Anlegen dürfe man zwar, aber nicht festmachen. Wozu allerdings soll man anlegen, wenn man nicht festmachen will?! In einem Notfall, zum Beispiel Unwohlsein des verantwortlichen Skippers, muss beides straflos möglich sein. Wir haben etwa 20 Minuten dort gelegen und sind dann sofort weitergefahren. Später sagte uns ein Mitarbeiter an der folgenden Übernachtungsstelle, dass sich bei ihm schon viele Charterschiffer über diese Art, Geld einzutreiben – es wurde von „Abzocke” gesprochen ‒ beschwert hätten. Das erklärt dann auch, warum man dort an der spreeseitigen Mauer keine „Anlegen-Verboten-Schild” aufgestellt hat. Bootstouristen sind in Köpenick offenbar nicht willkommen. Von dieser Stelle aus daher der Appell an das zuständige Berliner WSA, auch dort endlich gut sichtbar ein Schild aufzustellen wie um die Ecke am rechten Ufer der Müggelspree geschehen (warum nur dort?!). Doch wir haben uns den Fahrspaß durch bürokratische Sturheit nicht vermiesen lassen und unsere bis dahin problemlos bei bestem Wetter verlaufene Fahrt fortgesetzt. Unterm Strich: vier Etappen in dreieinhalb Tagen. Mit völlig neuen Ansichten. Per beschleunigtem Auto eine Sache in einer Stunde. Doch ist das absolut kein Vergleich zum entschleunigten Boot. Wie gesagt, gestartet wurde nach Einkauf und Boots-Einweisung im idyllischen Schifferstädtchen Zehdenick.
Informationen Empfehlenswerte Literatur/Karten: Deutsche Binnenwasserstraßen 3, Berlin-Müritz-Dömitz mit Schweriner See und Karten für die Sportschifffahrt, Edition Maritim, ISBN 978-3-89225-654-0. Törnatlas Mecklenburgische und Märkische Gewässer, Quick Maritim Medien, ISBN 978-3-9806720-5-4. Gewässerkarte Berlin, Edition Maritim, ISBN 978-3-667-10031-3. Boots-Infos: www.kuhnle-tours.de
Gefahrene Route mit Tipps 1. Anreise nach Zehdenick (Bahnhof; 30 Minuten Fußweg zur Marina, Taxi nur schwer zu bekommen). Reise Zehdenick Marina – via Vosskanal, Havel-Oder-Wasserstraße – Lehnitz/ Oranienburg (festmachen und übernachten rechts unterhalb der Schleuse), Fahrtzeit 12.00 bis 18.30, Strecke: 28 km; 1 Schleuse (Lehnitz; kann länger dauern wegen Vorrang der Berufsschifffahrt). 2. Lehnitz - via Berlin-Tegel, Jungfernsee, Glienicker Brücke, Griebnitzsee, Teltowkanal - Kohlhasenbrück (festmachen an der Mauer im Teltowkanal links hinter der Söhnel Werft), Fahrtzeit: 08.25 (mit 1 Stunde Mittagspause am Sportboot-Anleger in Alt-Tegel vor der Sechserbrücke) bis 18.30, Strecke: 31 km; 1 Schleuse (Spandau). 3. Kohlhasenbrück - via Teltowkanal und Köpenick (1 Stunde Aufenthalt wegen Liegeplatzsuche und WSP-Zwischenfall) - Marina Wendenschloss (dort empfehlenswerte Übernachtung am Gastliegeplatz nach Anmeldung bei Yachtcharter Löber, Telefon 030-65474425), Fahrtzeit 08.30 bis 15.00, Strecke: 36 km; von dort per Straßenbahn Köpenick-Landgang mit Empfehlungen für die historischen Restaurationen „Ratskeller”, „Zur Gardestube”, „Zur alten Laterne”; 1 Schleuse (Kleinmachnow). 4. Wendenschloss - via Müggelsee, Woltersdorf (1 Stunde Mittagspause), Müggelspree, Klein-Venedig, Gosener Kanal, Seddinsee - Marina Zeuthen, Fahrtzeit: 09.45 bis 15.00, Strecke: 27 km; Reinschiff, Captains Dinner, Übernachtung, Abreise (S-Bahn etwa 15 Minuten Fußweg). |
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In der Voss-Kanal-Schleuse Liebenwalde. |
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Uli macht die Ruderwache sichtlich Spaß. |
In der Schleuse Bischofswerder. |
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MS MÜRITZ SAIL unterhalb der Schleuse Lehnitz bei Oranienburg. |
Schleusentor-Hubbrücke von Lehnitz |
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Anstoßen auf das leichte Mittagessen. |
Schrott aus Breslau für das Stahlwerk Hennigsdorf. |
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Wasserfahrt durch sommerliches Grün. |
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Meine Villa, mein Boot, mein ... |
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MS HAVEL QUEEN kommt auf der Oberhavel bei Berlin-Konradshöhe entgegen. |
Zweimaster passiert querab des Grunewaldturms. |
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Schloss Pfaueninsel auf der Pfaueninsel in der Havel bei Berlin. |
Sacrower Kirche im ehemaligen Grenzgebiet am Jungfernsee. |
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Glienicker Brücke vorraus. Weltweit bekannt wurde die Glienicker Brücke durch den spektakulär inszenierten dritten und letzten Agentenaustausch am 11. Februar 1986. |
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Der Anleger Köpenik-Luisenhain vor dem Rathaus. |
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Vor dem Schloss Köpenick. |
Das Wasserschutzpolizei-Boot STURMMÖWE |
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Blick in den stilvollen Rathauskeller von Köpenick. |
Regens Leben in einer Köpenicker Traditionskneipe. |
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Das Hotel und Restauirant „Neu-Helgoland” liegt direkt an der Berliner Müggelspree. |
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Ein Schiff der Fähr-Bär BVG. |
Eine Fisch-Räucherei. |
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Angekommen in Zeuthen am Zeuthener See am südöstlichen Stadtrand
Berlins– Endstation.
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