Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Achtung Thailand Berlin/Bangkok. Nach mehreren Bomben-Anschlägen in
verschiedenen Regionen Thailands hat das Auswärtige Amt Reise-Warnungen
herausgegeben. Wer in diesen Tagen in Bangkok oder einem anderen
thailändischen Hafen an Bord gehen will, sollte sich unbedingt zuvor bei der
Reederei erkundigen, ob das betreffende Schiff zur Zeit Thailand überhaupt
anläuft. Mit Routen-Änderungen mehrerer internationaler Reedereien ist zu
rechnen. Disco-Hype
an Bord Hamburg. TUI Cruises,
Deutschlands größte Kreuzfahrt-Reederei mit Sitz in Hamburg, geht neue Wege,
um das Kreuzfahrt-Publikum an Bord zu verjüngen. Die Reederei hat derzeit
eine Bettenkapazität von 11.832 und will diese Kojen künftig zunehmend auch
mit jüngeren Gästen belegen. Nach den guten Erfahrungen in den letzten
Jahren mit Udo Lindenberg und seinem „Rock-Liner” (MEIN SCHIFF 1) soll nun
die MEIN SCHIFF 2 im kommenden Jahr zur schwimmenden Super-Disco für rund
2.000 Clubber werden. 25 der besten internationalen DJ’s wurden
verpflichtet, um in den 18 dance floors an Bord aufzulegen, darunter Dimitri
Vegas, Like Mike, Robin Schulz, Boris Brejcha und Felix Kröcher. Die Tour
geht von Palma de Mallorca über Ibiza und Barcelona zurück nach Palma und
dauert vom 25. bis 29. April 2017. Die Preise reichen von 900 bis 1.400 €,
je nach Deck und Kabine. Eintritt, Essen und alkoholfreie Getränke
inklusive. Ob das Schiff anschließend zur Generalüberholung in die Werft
geht, haben TUI Cruises nicht mitgeteilt. Geschäftssinn oder
Gigantismus? Bald 350 Meter lange Schiffe für 10.000 Menschen an
Bord Hamburg. Bei Reedereien, Terminal-Betreibern und in
der internationalen Hafenwirtschaft sind engagierte Gespräche darüber im
Gange, ob und wann die Grenze nach oben für Kreuzfahrtschiffe erreicht sei.
Anlass sind wachsende Bedenken und Sicherheits-Überlegungen in immer mehr
Destinationen. Eine zunehmende Reihe von Häfen weigert sich, immer größere
Schiffs-Einheiten abzufertigen. Prominentestes Beispiel ist Venedig.
Glücklicherweise ist es bisher mit keinem der Schiffs-Giganten zu
einer folgenschweren Havarie gekommen, weder auf See noch in einem Hafen.
Aber immer mehr Fachleute stellen das Thema „Sicherheit” zur Diskussion. Wie
können solche Schiffe im Notfall und in schwerer See in angemessener Zeit
evakuiert werden? Wie verhalten sich solche Schiffe in sogenannten
„Monster-Wellen”? Wie lassen sich Attentate mit Sicherheit verhindern?
Die Größenordnung der neuen Schiffs-Giganten lässt
sich am Beispiel der im letzten Jahr in Dienst gestellten NORWEGIAN ESCAPE
veranschaulichen. Das Schiff wurde auf der Meyer Werft in Papenburg in einer
Bauzeit von 18 Monaten fertiggestellt. Es ist mit 164.000 BRZ vermessen und
läuft unter der Flagge der amerikanischen Norwegian Cruise Line mit Sitz in
Miami. Es ist 326 Meter lang, 41 Meter breit, verfügt über 20 Decks, bietet
Platz für 4.266 Passagiere und rund 1.800 Mann Besatzung. An Bord befindet
sich also mit rund 6.100 Menschen die Einwohnerzahl einer Kleinstadt. Noch
größer wird die OASIS 4, die zur Zeit für Royal Caribbean International
(RCI) auf der französischen Werft STX in St. Nazaire gebaut wird. Auch Meyer
Papenburg hat wieder mehrere neue Großaufträge an Land gezogen. Die
Papenburger bauen für Royal Caribbean das mit fast 350 Metern Länge größte
Schiff der Quantum-Reihe, die OVATION OF THE SEAS. An Bord werden die
Innenkabinen mit „virtuellen Balkonen” ausgestattet, über dem Schornstein
schwebt eine 90 Meter hohe Aussichtsgondel, an Deck rollen Autoscooter wie
auf dem Hamburger Dom. Größtes Kreuzfahrtschiff der Welt ist zur Zeit noch
die HARMONY OF THE SEAS von Royal Caribbean International mit 6.780
Passagieren und einer Crew von 2.300 – also mit über 9.000 Menschen an Bord!
‒ Limits, so scheint es, sind nicht in Sicht. Modernstes maritimes Sicherheits-Zentrum in Hamburg Hamburg. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich Großschiffe der neuen Generation nicht mehr allein von der Brücke aus managen, kontrollieren und führen lassen. Deshalb hat einer der größten Kreuzfahrtkonzerne der Welt, Carnival Maritime, mit seinen Marken Costa Crociere, Costa Asia und AIDA Cruises, seine weltumspannende Sicherheitszentrale FOC (Fleet Operations Center) in Hamburg in Betrieb genommen. Diese Zentrale ist täglich rund um die Uhr mit international erfahrenen Nautikern und Schiffsmanagern besetzt und assistiert den Kapitänen und Leitenden Ingenieuren auf 25 großen Passagierschiffen des Reederei-Verbundes in weltweiter Fahrt. Zu den Assistenzfeldern zählen die Bereiche Navigation, Wetter-Routing, digitale Schiffs-Steuerung, Versorgung, Bunkern, Maschine, Medizinischer Dienst, Personal, Sicherheit und Gefahrenabwehr. |
Immer größere Container-Schiffe drücken die
Frachtraten Hamburg. Wie in der Kreuzfahrt so auch in der Fracht-Schifffahrt: Die
Container-Schiffe werden immer gigantischer. Beispiel Hamburg-Süd. Die
Hamburg-Süd, zweitgrößte deutsche Reederei, hat drei in Korea gebaute
Containerschiffe in Dienst gestellt, die CAP SAB VINCENT, die CAP SAN JUAN
und die CAP SAN LAZARO. Diese Schiffe sind je 331 Meter lang, fast 50 Meter
breit und können je rund 12.000 Container tragen. Die neuen Schiffe haben
einen Tiefgang von 14 Metern und können daher nur noch wenige Häfen
anlaufen. Wegen des internationalen Überangebots an
Frachtraum sind die Frachtraten weltweit stark gesunken. Dies macht den
Transport der Waren billiger, führt zu forciertem Wettbewerb und bringt
etliche Schifffahrts-Unternehmen und Banken in wirtschaftliche Bedrängnis.
Besonders betroffen ist die staatliche HSH Nordbank mit Sitz in Hamburg. Sie
hat einen Großteil der Schiffsneubauten mit Krediten finanziert, deren
fristgerechte Rückzahlung nicht mehr gewährleistet ist.
Für Verluste müssen die Steuerzahler in Hamburg und Schleswig-Holstein
aufkommen. Das Überangebot an Frachtkapazitäten hat in letzter Zeit bei den
meisten Werften vor allem in China, Korea und Japan zu einem eklatanten
Auftrags-Rückgang für Frachtschiffe geführt.
Rettung Schiffbrüchiger mit Drohnen Hamburg/Valencia/Brüssel. „Poseidron” heißt ein zukunftsweisendes Projekt
zum Auffinden und Retten von Schiffbrüchigen auf Hoher See. Die spanische
Firma Sincratech Aeronautics mit Sitz in Valencia hat das System entwickelt.
Wegen der großen Bedeutung für die Internationale Schifffahrt beteiligen
sich das Bundesverkehrsministerium und die Europäische Union an den
Entwicklungskosten. Ein per Satelliten-Navigation ferngesteuerter
Multikopter kann von Bord eines Schiffes oder einer Ölplattform innerhalb
kürzester Zeit gestartet und auf die Suche geschickt werden. Mittels
thermischer Kameras, mit Radarstrahlen und mit Hilfe des europäischen
Positionierungsdienstes EGNOS können auch größere Seegebiete bei jedem
Wetter sehr viel schneller und zuverlässiger abgesucht werden als bisher mit
Rettungsbooten und herkömmlichen Maßnahmen. Die Drohne kann 70 kg tragen und
Rettungsinseln oder kleine Schlauchboote abwerfen. Arktischer Luxus … Bremerhaven/Hamburg. Crystal Cruises haben bei der Lloyd-Werft in
Bremerhaven ein ganz besonderes Kreuzfahrtschiff in Auftrag gegeben: ein 183
m langes Luxus-Expeditionsschiff speziell für Touren in die Arktis und die
Antarktis. Das Schiff wird die Eisklasse PC6 bekommen, hat also die
Fähigkeiten eines Eisbrechers. Die CRYSTAL ENDEAVOR wird über nur 100
Balkon-Suiten verfügen, die allerdings extrem luxuriös und großräumig
ausgestattet werden sollen. Die größte Suite hat 290 Quadratmeter! Außerdem
bekommt das Expeditionsschiff einen großen Spa-Bereich mit Pool und
Weitblick über den ewigen Schnee. Zwei Hubschrauber, zwei U-Boote für je
sieben Personen und acht Zodiacs gehören zur Ausstattung. Walbeobachtung
wird über und unter Wasser in einer wale-watching-lounge möglich sein. Ob es
allerdings 2018 nach Indienststellung des Schiffes für die Polar-Millionäre
noch genügend Wale zum Beobachten geben wird? Auch die französische
Kreuzfahrtreederei Ponant, jetzt im Besitz der Artemis Holding, will vier
Expeditionsschiffe für jeweils 200 Gäste bauen, und zwar auf der
norwegischen Werft Vard Holdings Limited. … und asiatische Konkurrenz Hamburg/Papenburg. Bisher gab es zwei Schwerpunkte der internationalen
Kreuzfahrt-Industrie: den amerikanischen Markt mit Miami als Zentrum, und
den europäischen Markt mit den Zentren Hamburg, London und Palma de
Mallorca. Jetzt entwickelt sich sehr rasch der asiatische Kreuzfahrtmarkt
mit Shanghai und Hongkong als Haupt-Terminals. Vor allem die Chinesen
drängen in den „Cluse Makelt” – wie sie den Cruise Market nennen. Ihre
Schiffe sind südostasiatisch eingerichtet, vom Komfort her auf westlichem
Standard, die Küchen sind noch vielfältiger, das Unterhaltungsangebot ist
lauter, das Publikum jünger und die Kojen rund 10 Zentimeter kürzer. Die
Reederei Star Cruises lässt jetzt zwei große Kreuzfahrtschiffe bei Meyer in
Papenburg bauen. Die Schiffe werden je 335 Meter lang, 40 Meter breit und
bieten Platz für je 4.500 Passagiere. Frauen nach oben Hamburg. Wichtige Personalentscheidungen in der maritimen Wirtschaft
zugunsten von Frauen: Dr. Janou Henning, bisher Gruppenleiterin an der
niederländischen Schiffbauversuchsanstalt MARIN, wurde neue
Geschäftsführerin der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt. Nadine Palatz
hat die Geschäftsführung des Hamburg Cruise Centers übernommen. Ellen
Rüdiger (bisher TUI Cruises) wurde zu ihrer Stellvertreterin ernannt.
Deilmann-Töchtern droht Gefängnis Hamburg. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Lübeck hat die Zwillinge Gisa und Hedda Deilmann (47) zu Gefängnisstrafen von je zwei Jahren und neun Monaten ohne Bewährung wegen Steuerhinterziehung und Konkursbetruges verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass beide Frauen gemeinsam mit ihrer Mutter im Konkursverfahren 2011 rund 750.000 Euro und ein Grundstück nicht angegeben haben. Die Verteidigung will vor dem Bundesgerichtshof in Revision gehen. In Hamburger Schifffahrtskreisen wurde das Urteil ohne Überraschung aufgenommen, da die damalige Geschäftsführung durch die Erbinnen des Reederei-Gründers Peter Deilmann ohnehin als äußerst fragwürdig und unprofessionell angesehen wurde. Peter Deilmann hatte mit kleinen Frachtschiffen angefangen und später die ZDF-„Traumschiffe” BERLIN und DEUTSCHLAND gebaut. Hohe Verluste erlitt er vor allem mit seiner Fluss-Schiff-Flotte und dem Segelschiff LILI MARLEEN, bevor dann auch die DEUTSCHLAND in die Roten Zahlen geriet. Seine Töchter erwiesen sich nach seinem Tod 2003 als unfähig, das Unternehmen ihres Vaters wirtschaftlich zu führen.
Kreuzfahrt boomt Hamburg. Nach Prognosen des internationalen Kreuzfahrtverbandes CLIA (Cruise Lines International Association) und des Deutschen Reise Verbandes (DRV) werden im Jahr 2015 erstmals mehr als 2 Millionen Gäste aus Deutschland auf Kreuzfahrtschiffen Urlaub machen. Auf dem deutschen Markt werden zur Zeit rund 300 Schiffe mit einer halben Million Betten angeboten. Der Umsatz beläuft sich laut Statistik auf rund 3 Milliarden Euro.
Hamburg vorn Hamburg. Mit 23.550 Beschäftigten in 460 Unternehmen bleibt Hamburg die bedeutendste Schifffahrtsmetropole Europas. Mit seiner Wertschöpfung von 4,1 Milliarden Euro ist Hamburg weltweit die Nummer 2 hinter Singapur, liegt aber jetzt vor Rotterdam. Dies geht aus einer Analyse der internationalen Wirtschaftsprüfer Ernst & Young hervor. |
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