Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Auf jeden Fall vergewissern! Hamburg. Wer eine Kreuzfahrt einschließlich Hin-
und Rückflug gebucht hat, womöglich sogar als sogenannter Frühbucher schon
vor einigen Monaten, der sollte sich auf jeden Fall kurz vor dem geplanten
Abflug noch einmal bei seinem Reise-Veranstalter vergewissern, ob die Reise
tatsächlich wie gebucht stattfinden kann. Die jüngsten Ereignisse rund um
die Fluggesellschaft TUIfly und auch die Stürme in der Karibik lassen dies
als dringend geboten erscheinen. Wegen des Hurricans „Matthew” mussten
zahlreiche Schiffe umgeroutet werden oder konnten gar nicht erst auslaufen.
Dies betraf nicht nur mehrere Destinationen auf Kuba, Haiti und in der
Dominikanischen Republik, sondern auch alle Kreuzfahrthäfen in Florida. Die
Fahrpläne aller in diesem Fahrtgebiet tätigen Reedereien wurden im wahren
Sinn des Wortes „durcheinander gewirbelt”. Grundsätzlich gilt bei jeder
Buchung, auf saisonale Besonderheiten wie Monsun- und Hurricanzeiten zu
achten. Hamburg auf Rekordkurs Hamburg. Die für den gesamten Hamburger Hafen
zuständige „Hamburg Port Authority” (HPA) hat für den ständig wachsenden
Kreuzfahrtbereich die Tochtergesellschaft „Cruise Gate Hamburg” (CGH)
gegründet. Diese CGH meldet jetzt bereits für das Jahr 2016 einen neuen
Rekord: mehr als 700.000 Kreuzfahrt-Passagiere werden am Ende des Jahres an
einem der drei Terminals (Steinwerder, Hafencity, Altona) ein- und
ausgeschifft haben. 170 Schiffs-Anläufe werden registriert. Hintergrund
dieses Kreuzfahrt-Booms ist die angespannte Lage im Östlichen Mittelmeer, im
Roten Meer, im Persischen Golf und am Horn von Afrika. Dies hat mehrere
Reedereien veranlasst, ihre Schiffe „umzurouten” – das heißt: in nördliche
Fahrtgebiete zu verlegen. Hafenstädte wie Kopenhagen, Stockholm, Oslo,
Helsinki, Warnemünde, Danzig, Riga, Tallin und St. Petersburg können den
Andrang der großen Kreuzfahrtschiffe kaum noch bewältigen. Und Ausgangspunkt
vieler dieser Törns ist eben Hamburg. Für 2017 haben sich einige der größten
Schiffe der Welt in Hamburg angekündigt: die NORWEGIAN JADE, NORWEGIAN JOY,
MEIN SCHIFF 6, INDEPENDENCE OTS, MSC PREZIOSA, SILVER WIND und etliche
andere. Größte LNG-Fähre der Welt wird Tallin und
Helsinki verbinden Papenburg/Turku. Auf der finnischen Tochterwerft von Meyer Papenburg in Turku wird schon im kommenden Januar 2017 das modernste Fährschiff der Welt, die MEGASTAR an die estnische Reederei Tallink übergeben. Dieses Schiff gilt als das bisher in dieser Größenordnung innovativste der Welt. Deutsches know-how und finnische Schiffbaukunst haben hervorragend zusammengearbeitet. Als erstes Schiff dieser Größenordnung läuft die MEGASTAR mit einem komplett dieselelektrischen Antrieb und verursacht keine Umweltbelastung mehr. Die sogenannten „dual-fuel-Motoren” werden in der Revierfahrt ausschließlich mit LNG (Flüssiggas) be- |
trieben. Die LNG-Tanks sind in den Schiffskörper
integriert und von außen unsichtbar. Das Schiff ist 212 Meter lang, 30 Meter
breit und kann 2.824 Passagiere befördern. Für Lastzüge und Pkw stehen auf
den Decks im Schiffs-Inneren fast 3.000 Spurmeter zur Verfügung. Weil mit
der Konstruktion dieses Schiffes völlig neue umweltfreundliche Wege
beschritten werden, wird der Bau vom EU-Programm „Connecting Europe
Facility” mit 4,8 Millionen € bezuschusst. ‒ Die Meyer Werft verfügt über
große Erfahrung im Umgang mit LNG-Antrieben, weil die Papenburger schon eine
ganze Reihe von Gastankern gebaut haben. Meyer Turku baut demnächst auf
seiner finnischen Felsenwerft ein gigantisches Kreuzfahrtschiff für 6.600
Passagiere im Auftrag der italienischen Reederei Costa Crociere, ebenfalls
mit LNG-Antrieb.
Travemünde soll endlich einen großen Kreuzfahrt-Terminal bekommen Hamburg/Lübeck. Die Landesregierung Schleswig-Holstein und die Stadt Lübeck gehen der mehrfach erhobenen Forderung nach, in Travemünde an der Ostsee endlich einen adäquaten Kreuzfahrt-Terminal zu bauen. Der jetzige Skandinavien-Kai ist zu klein und bietet auch nur jeweils einem Schiff Platz. Die Schifffahrtsberatungs-Agentur CPL (Competence in Ports and Logistics) hat sich jetzt dieser Forderung angeschlossen und erwartet von der Kieler Landesregierung endlich konkrete Baumaßnahmen. Das Interesse in der Kreuzfahrtbranche sei groß, die Suche nach geeigneten Anlaufplätzen an der Ostsee in vollem Gange und die Nachfrage wegen der Ereignisse im Nahen Osten entsprechend dringlich, sagt auch CLP-Direktor Jobst Schlennstedt. Immer mehr Schifffahrts-Unternehmen kürzen oder streichen ihre Kreuzfahrtprogramme in den Krisengebieten im Östlichen Mittelmeer, im Roten Meer und im Persischen Golf. Der Andrang in den nordischen Anlaufhäfen ist entsprechend dramatisch gestiegen. Destinationen wie Riga, Tallin, St. Petersburg, Helsinki, Danzig, Oslo, Stockholm oder Kopenhagen können die Nachfrage nach Liegeplätzen kaum noch bewältigen.
Landurlaub und Seereise kombiniert Hamburg/Kiel. TUI Cruises mit Sitz in Hamburg und der Kieler Reiseveranstalter Gebeco haben sich zusammengetan, um sogenannte „Kombi-Reisen” für solche Passagiere anzubieten, die eine Kreuzfahrt mit einem längeren Land-Urlaub kombinieren wollen. Man kann zunächst einen einwöchigen oder auch längeren Urlaub in einer interessanten Stadt oder an einem malerischen Strand machen und dabei Land und Leute, Städte und Landeskultur näher kennenlernen und anschließend für eine Woche oder länger an Bord gehen – oder umgekehrt erst die Seereise antreten und anschließend das Land näher kennenlernen. Aktuelle Beispiele: Malta und New York als Anlaufhäfen. Gebeco zählt rund 60.000 Stammkunden, die mit dem Kieler Veranstalter verreisen. Der Katalog für die Kombi-Reisen erscheint Ende Oktober 2016.
Kreuzfahrtboom in Reisebüros Hamburg/Berlin. Laut der jüngsten Berichte der ITB und des World Travel Trend Report steigt die Zahl der Kreuzfahrt-Buchungen weiter an. Für bemerkenswert halten es die Experten, dass zwar rund 60 Prozent der Kreuzfahrer ihre Reisen im Internet buchen, aber immerhin noch rund 40 Prozent über traditionelle Reisebüros. Dies spreche für die hohe Kompetenz und Erfahrung der Reisebüro-Mitarbeiter. Die Internationale Tourismusbörse ITB in Berlin will dem Kreuzfahrt-Markt auf der nächsten ITB im März 2017 eine ganze Halle widmen und auch entsprechende Informationsveranstaltungen anbieten.
Lürssen übernimmt Blohm & Voss Hamburg/Bremen. Die Bremer Lürssen-Werft hat Hamburgs größte Werft Blohm & Voss übernommen. Die 140 Jahre alte Traditionswerft befand sich zuletzt im Besitz eines britischen Konsortiums, vorher gehörte sie zu Thyssen-Krupp. Die Lürssen-Werft ist spezialisiert auf den Bau großer Luxusyachten, so wie auch ihr bisheriger Konkurrent Blohm & Voss. Weit bedeutender ist Lürssen aber als Konstrukteur von Marineschiffen für das In- und Ausland. Die Bremer Schnellboote sind gefragt in aller Welt. Das internationale Rüstungsgeschäft ist die Existenzgrundlage für Lürssen und auch Blohm & Voss. Zur Zeit bewirbt sich Blohm & Voss um den Bau von vier supermodernen Fregatten für die Bundesmarine. Jedes dieser Schiffe soll über eine Milliarde Euro kosten. Militär-Strategen haben den Bau solch kostspieliger Schiffe immer wieder in Frage gestellt, weil sie im Ernstfall zu leicht das Opfer einer hochgerüsteten feindlichen Luftwaffe werden könnten. Tarnkappenbomber könnten große Kriegsschiffe schon aus 300 Kilometer Entfernung ins Visier nehmen und versenken, sagen Kritiker. Sowohl Lürssen als auch Blohm & Voss (mit derzeit noch rund tausend Mitarbeitern) sind auch im internationalen Rüstungsgeschäft tätig und zählen beispielsweise China zu ihren Kunden. – Blohm & Voss ist aber auch als Reparatur-Werft für große internationale Reederein tätig. Im Dock „Elbe 17” werden zum Beispiel die QUEEN ELIZABETH und die QUEEN MARY regelmäßig gewartet. Auch Containerschiffe aus aller Welt kommen zur Reparatur und Wartung zu Blohm & Voss nach Hamburg. Die Zustimmung des Kartellamtes zur Übernahme durch Lürssen gilt als sicher. |
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