NordseeMagazin im SeereisenMagazin
Verantwortlich:  Dieter .Bromund@SeereisenMagazin.de
  AUSGABE 3/2013
hr

Foto: Dieter Bromund, Bremen

Dieter Bromund · Ressortleiter NordseeMagazin

 

hr


Foto: Dieter Bromund, Bremen

Kreuzfahrtexperten diskutierten auf der ITB in Berlin über neue Ziele an Land: John Will, Sonja Redies, Melf Grantz, Kevin Bubolz, Uwe Bahn und Michael Schulze (von links nach rechts). 

 

Was erwarten Kreuzfahrer in Zukunft an Land?

Hochkarätig besetzt war auf dem Stand von Bremen und Bremerhaven auf der ITB in Berlin das Podium einer Diskussion unter der Leitung von John Will, Inhaber einer Kommunikationsagentur in Bremen. Nicht nur immer spektakulärere und größere Schiffe locken neue Zielgruppen aufs Wasser, auch an Land müssen neue Attraktionen her. Darüber sprachen Melf Grantz, Oberbürgermeister der Seestadt Bremerhaven, Michael Schulze, Direktor Schiffsreisen von Phoenix Reisen, Kevin Bubolz, Director Business Planning & Marketing der Norwegian Cruise Line, Uwe Bahn, Kreuzfahrt-Urgestein und Autor des „Kreuzfahrt Guide, und Sonja Redies, Geschäftsführerin von Profund Consult, als Expertin für Destinationen und Markenwelten.

Wie man hörte, plant Bremerhaven unter dem Motto „Marken als Magnet neue Akzente. Wenn immer mehr Passagiere gleichzeitig an einem Ziel ankommen, sind neue und mehr Attraktionen nötig. So wird die Seestadt in Zusammenarbeit mit Mercedes, Hachez, Becks Bier und der Meyer Werft in Papenburg spezielle Programme anbieten, aber auch exklusive Führungen und Besichtigungen in Hamburg oder Hannover. Vermeiden will man damit auch eine „passenger pollution wie sie gelegentlich etwa in Tallinn auftritt, wenn 11.000 Passagiere gleichzeitig durch die Altstadt wandern. Für den Geiranger Fjord in Norwegen gelten heute bereits Beschränkungen in der Zahl der Schiffe, die hier zur selben Zeit ihre Passagiere an Land schicken dürfen. (Siehe auch das Editorial: Wird Bremerhaven Schule machen?)

 

Schleusenreparatur am NOK und ihre Folgen

Großen Ärger an der Küste gab es im März. Die Bundesregierung begreife die Instandhaltung des Nord-Ostsee-Kanals nicht als nationale Aufgabe, schimpfte Torsten Albig (SPD), Schleswig Holsteins Regierungschef. Der NOK ist die wohl meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. 2012 nutzten sie rund 35.000 Schiffe und transportierten 104 Millionen Tonnen Ladung. Der Bund habe jahrzehntelang die Instandhaltung vernachlässigt und die Modernisierung aufgeschoben, hieß es weiter. Defekte Tore der rund 100 Jahre alten Schleusen wurden jetzt ausgetauscht. Nur kleinere Schiffe bis 125 Meter Länge konnten während dieser Arbeiten den Kanal benutzen. Größere Schiffe mussten die Reparaturen abwarten oder einen Umweg von rund 460 Kilometern um Dänemarks Nordspitze  durch Skagerrak und Kattegat in Kauf nehmen. Als dann die neuen Tore eingehängt wurden, war der Bundesverkehrsminister da und versprach, sich mehr um den NOK zu kümmern – mit elf neuen Planstellen in seinem Ministerium.

 

Höhere Einnahmen trotz weniger Garnelen

Die Krabbenfischer Niedersachsens sind trotz geringerer Anlandungen von Krabben froh über gute Gewinne. Der Fang von Speisegarnelen ging von 5.040 Tonnen in 2011 auf 4.465 Tonnen im Jahre 2012 zurück, doch für das Kilo Krabben wurden 4,22 Euro mehr erzielt. Sorgen bereiten den Fischern die geplanten neuen Regelungen der EU zur Beschränkung des Beifangs, der Verlust von Fanggebieten durch den Ausbau von Häfen, die Vertiefung von Flüssen und neue Windparks. Viele Kabel zum Land hin sind nicht, wie es sich gehört, tief im Meeresboden verlegt worden. Sie sollen jetzt durch Aufschüttung von Steinen geschützt werden, die die Arbeit der Fischer behindern und ihre Netze beschädigen können.

 

Einsamer Job vor der Küste

Vor Friedrichskoog in Dithmarschen liegt die für Besucher gesperrte Vogelinsel Trischen, 193 Hektar groß. Ende März bezog die Meeresökologin Julia Beer dort in einer Stelzenhütte Quartier. Bis Oktober wird sie Bodenbrüter und Zugvögel beobachten und ihren Bestand aufnehmen.

 

Neues Marketing-Konzept für den Jade-Weser-Port

Er macht immer wieder Schlagzeilen wegen Baufehlern an der Kaje und der fehlenden Anbindung ans Hinterland. Im vergangenen Jahr waren 180 Schiffsanläufe im Jade-Weser-Port geplant, doch es machten nur ganze 35 Schiffe fest. Für den Wirtschaftsminister der neuen Landesregierung in Hannover, Olaf Lies (SPD), sind diese Zahlen ein „absolutes Alarmsignal.  Die Vermarktung müsse dringend verbessert werden. Niemand glaubt mehr an die Planzahlen von 500 Schiffen 2013 und 880 im Jahre  2015. Das neu zu entwickelnde Marketingkonzept muss auch vom Land Bremen mitgetragen werden, das zu 50 Prozent am neuen Hafen beteiligt ist.

 

Hilfe für Radio Bremen nötig

Radio Bremen, einst ein Sender, aus dem viele, auch bundesweit beliebte Sendungen kamen, leidet Not. Die ARD arbeitet an einem neuen Konzept für eine bessere finanzielle Ausstattung kleiner Sendeanstalten. Dazu muss der Finanzausgleich zwischen den öffentlich rechtlichen Sendern neu geregelt werden. Nach eigenen Angaben hat Radio Bremen seit dem Jahr 2000 überdurchschnittlich gespart, am Programm und am Betrieb. Weitere Kürzungen kündigte der Sender jetzt auch für das Regionalfernsehen im Vorabendprogramm an. Gestrichen werden die Sendungen „Ansichten, „Bremer Tierladen und das Quiz „Sieh an. Produktionen des NDR werden die Lücken füllen. Weiterhin zu sehen bleiben von Radio Bremen „Buten un binnen, „Sportblitz und der Wetterbericht.

 

Schiffahrtsmuseum hat viel vor

1975 wurde das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven eröffnet. Jetzt zeigt sich, dass neue Investitionen dringend nötig sind. Zuletzt besuchten weniger als 100.000 Interessierte das Museum an der Weser. Das DSM ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft (forschender Museen) und hat damit bestimmte Auflagen zu erfüllen. Neue Direktorin ist seit 1. April die Archäologin Sunhild Kleingärtner, gleichzeitig Professorin im Fachbereich Geschichte an der Universität Bremen. Die neue Direktorin wird demnächst ein neues Forschungskonzept vorstellen. Es soll auch im Museum sichtbar werden. Weiter soll die überholt wirkende Optik mancher Vitrinen und Exponate modernen Anforderungen entsprechend verbessert werden. Ein erster Erweiterungsbau wird geplant. Er soll 42 Millionen Euro kosten. 14 neue Stellen sind für das Museum vorgesehen.

 

Nach Kernbrennstoffen auch keine Rüstungsgüter mehr?

Die Linkspartei fragte, der Senat antwortete: Über Bremer Häfen sind in den vergangenen zwei Jahren rund 24.000 Tonnen Munition, Explosivstoffe und Waffentechnik verschifft worden, darunter 23.400 Tonnen Patronen für Schusswaffen. Doch elektronische Raketenleitsysteme oder Panzer ohne Munition und ungeladene Gewehre müssen, so ein Sprecher der Linken, nicht beim Hafenamt gemeldet werden. Für die Linken ist Bremen damit „ein Knotenpunkt weltweiter Aufrüstung. Man denkt in dieser Partei über ein weiteres Verbot nach. Kernbrennstoffe dürfen über Bremer Häfen seit längerem nicht mehr befördert werden. Gleiches sollte auch für Rüstungstransporte gelten. Nach Meinung der Bremer Wirtschaftsbehörde hat die Hansestadt nicht das Recht, sie zu verbieten. Ob Atomtransporte weiter verboten bleiben, wird auf Antrag der CDU jetzt vor Gericht geklärt.

 

Bremen ohne Ampel

Bremen will keinen Alleingang machen, wie etwa Berlin. Das Bundesland Berlin hatte bereits im August 2011 im Alleingang eine Datenbank ins Internet gestellt, aus der Interessierte die Ergebnisse aktueller Hygienekontrollen in Restaurants, Gaststätten, Imbissen und anderen Verzehrsorten abrufen konnten. Zwar will auch Bremen Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung öffentlich machen, aber nur zusammen mit den anderen Bundesländern. Eine Hygieneampel werde es in Bremen allerdings nie geben. Grün für „keine Bedenken, gelb für „mittlere Beanstandungen und rot für „schwerwiegende Beanstandungen gefährdet nach Meinung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) berufliche Existenzen. Regelmäßige Kontrollen seien ausreichend.

Traditionsschiffe wie diese dürften bald zu 
	den Seltenheiten in deutschen Häfen zählen, wenn es nach der seemännischen 
	Berufsgenossenschaft ginge

Traditionsschiffe wie diese dürften bald zu den Seltenheiten in deutschen Häfen zählen.

 

Verschwinden Traditionsschiffe?

Ginge es nach der Berufsgenossenschaft, wären Traditionsschiffe wie Tjalken, Ewer oder Frachtsegler bald aus unseren Häfen verschwunden, weil sie nicht mehr dem historischen Originalzustand entsprechen. Sie könnten als Berufsschiffe weitergeführt werden, müssten dann aber hohe Anforderungen und Auflagen erfüllen. Die aber können sich die meist privaten Besitzer nicht leisten. Es würden also Schiffe verschwinden, die über Jahrhunderte unsere Küsten und Häfen prägten, traditionelle Traditionsschiffe wie diese dürften bald zu den Seltenheiten in deutschen Häfen zählen, wenn es nach der seemännischen Berufsgenossenschaft ginge.

 

Schiffe ohne Mannschaften

Segeltechniken und altes Handwerk würden untergehen, viele Projekte, die auffällige

Jugendliche durch die Teamarbeit an Bord resozialisieren, könnten nicht mehr durchgeführt werden. Würde aus dem Traditionsschiff ein Berufsschiff, müsste es durch einen Kapitän mit Patent und mit einer Berufsmannschaft geführt werden. Beides können die meisten Eigner sich finanziell nicht leisten und müssten ihre Schiffe dann aufgeben.

Das Fraunhofer-Institut in Hamburg arbeitet an einem Projekt, dass die Schifffahrt revolutionieren könnte. Was in der Luft und unter der Erde schon funktioniert, führerlose Drohnen und U-Bahnen, könnte auch auf hoher See bald Wirklichkeit werden. Auf langen Seestrecken, auf denen zur Ersparnis von Öl langsam gefahren wird, könnte auf eine Crew verzichtet werden. Nautiker und Ingenieure würden von Land aus Schiffe auf solchen Strecken dirigieren. Gegenwärtig werden in Hamburg am Computer verschiedene Szenarien entwickelt und geprüft. Wann kann der Computer allein arbeiten, was muss der Mensch übernehmen? Beide haben dabei noch viel zu lernen. Der Mensch kann beispielsweise schlechte Sichtverhältnisse leicht erkennen, ein Computer noch nicht. Die EU unterstützt das Projekt mit fast drei Millionen Euro.

 

Dörfer ohne Läden?

Wenns so weiter geht wie bisher, wird die Hälfte der Bewohner auf dem flachen Land im Elbe-Weser-Dreieck in zwölf Jahren ohne Lebensmittelangebot im eigenen Ort leben müssen. An einem Konzept, das dies verhindern soll, arbeitet jetzt der Kommunalverband Bremen-Niedersachsen mit seinen rund 30 Mitgliedern. Gesucht wird auch nach einer Lösung, wie und wo der großflächig arbeitende Einzelhandel angesiedelt werden kann.

 

Die NORWEGIAN BEAKAWAY hat alle Tests auf See bestanden

Die NORWEGIAN BEAKAWAY hat alle Tests auf See bestanden.

 

Probe bestanden, Neubau begonnen

Das größte Kreuzfahrtschiff, das die Meyer Werft in Papenburg je baute, die NORWEGIAN BEAKAWAY hat alle Tests auf See auf einer Erprobungsfahrt bestanden und lag bis 25. April zur Endausrüstung an der Columbuskaje in Bremerhaven.

In Papenburg haben inzwischen die Arbeiten am Bau des Schwesterschiffs NORWEGIAN GETAWAY begonnen. Auch die Kapitäne, die im Wechsel die NORWEGIAN BEAKAWAY der Norwegian Cruise Line führen werden, sind inzwischen benannt.

 

Das Hochzeitshaus Bremen lädt nach der Renovierung 
			wieder ein Das Hochzeitshaus Bremen lädt nach der Renovierung wieder ein.

Das „Hochzeitshaus Bremen jetzt auch mit kleinem Laden

Nach einer Komplettrenovierung wird im Mai im Bremer Schnoorviertel im Hochzeitshaus Bremen, dem „wahrscheinlich kleinsten Hotel der Welt der wahrscheinlich kleinste Laden Norddeutschlands mit besonderem Feinkost-Angebot eröffnet. Im normalen Betrieb können im Hochzeitshaus Bremen Paare im unteren Bereich eine kleine Küche mit Essbereich nutzen, in der mittleren Etage einen Whirlpool und unter dem Dach ein großzügig dimensioniertes Himmelbett.

Die STAR FLYER, hier noch in Mittelamerika, wird am 8. Mai Helgoland anlaufenDie STAR FLYER, hier noch in Mittelamerika, wird am 8. Mai Helgoland anlaufen.

Helgoland wird Kreuzfahrthafen

Die STAR FLYER von Mikael Krafft, Reeder der Star Clippers-Flotte, wird am 8. Mai Helgoland ansteuern – als ersten deutschen Hafen nach ihrer Atlantiküberquerung. Weitere Stationen sind Sylt, Rügen, Travemünde und Warnemünde. Insgesamt bietet Star Clippers in diesem Sommer 15 Kreuzfahrten durch die Ostsee an.

hr

Foto. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg

 

Matthias Gretzschel / Michael Zapf

Am Anfang war das Schiff

Das Internationale Maritime Museum in Hamburg · Sein Stifter und Gründer Peter Tamm. Erschienen in Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, 192 Seiten, Format 26 x 24 cm, zahlreiche Farb-Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, € (D) 24,95, € (A) 25,60, CHF 34,90 · ISBN 978-3-7822-1055-3.

 

Matthias Gretzschel / Michael Zapf

Am Anfang war das Schiff

Das Internationale Maritime Museum in Hamburg · Sein Stifter und Gründer Peter Tamm

 

„Wir haben Schiffe zu dem gemacht, was sie sind – jedes hat seinen spezifischen Einsatzbereich. Deshalb ist die Geschichte der Seefahrt auch so spannend. Sie ist Teil unserer eigenen Geschichte. So äußert sich der bekannte deutsche Expeditionsleiter Arved Fuchs im Vorwort über die Schifffahrt.

Mit einem sieben Zentimeter langen Modell eines Küstenmotorschiffs fing alles an. Heute umfasst die Sammlung von Professor Peter Tamm, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Axel Springer Verlages, über 40.000 Miniaturschiffe und 1.000 Großmodelle, darunter Raritäten aus Gold, Silber und Bernstein, sowie die größte private Sammlung von Knochenschiffen weltweit. Hinzu kommen Gemälde, Globen, Seekarten, Kompasse und vieles mehr. „Sammeln erweitert den Horizont, so Peter Tamm, der ein Leben lang alles zur Geschichte der Seefahrt gesammelt hat.

Seit 2008 ist seine Sammlung zu 3.000 Jahren Schifffahrtsgeschichte in Hamburgs ältestem noch erhaltenen Speicherbauwerk, dem Kaispeicher B, auf neun Ausstellungsdecks zu bestaunen. „Ich kenne kein Museum, das so umfassend über alle Bereiche der Seefahrt von den Anfängen bis in die heutige Zeit aufklärt wie das Maritime Museum in Hamburg, sagt Arved Fuchs.

Die Liebe zur maritimen Welt wurde Prof. Peter Tamm bereits in die Wiege gelegt. Die Familie war seit Generationen mit der Schifffahrt eng verbunden. So verwundert es nicht, dass Peter Tamm schon als kleiner Junge fasziniert war vom Hamburger Hafen, den Schiffen und dem Handel und sich diese Begeisterung durch sein ganzes Leben ziehen sollte.

Autor Matthias Gretzschel stellt sowohl den Stifter und Gründer des Internationalen Maritimen Museums als auch seine eindrucksvolle Sammlung vor. Zahlreiche hochwertige Fotos des Fotografen Michael Zapf bereichern den Band, der pünktlich zur Erfassung des 500.000sten Besuchers des Museums erscheint, zusätzlich.

hr
Vorige Seite Inhaltseite Seite 19 Vorschau/Impressum Nächste Seite