TAUFE + SCHNUPPERREISE · AUSGABE 3/2018
So lecker kann eine Begrüßung aussehen. Fotos: Wolfgang Grüner, Köln
Wolfgang Grüner
Bewährte Klasse, aber brandneu – MS ALENA nimmt den Dienst auf
Die Beethoven-Halle in Bonn wird schon lange renoviert, alles ist verhüllt, der Baulärm unharmonisch, was doch so gar nicht zu Beethoven passt. Wendet man aber den Blick zur anderen Seite, runter zum Rhein, liegt ganz im Gegensatz dazu, ganz unverhüllt in voller Schönheit und Harmonie, das neue Flusskreuzfahrtschiff der Phoenix-Reisen-Flotte: MS ALENA. Noch ungetauft, aber das ändert sich gerade am Nachmittag des 23. März 2018. Dazu eingefunden haben sich, neben ganz vielen Zaungästen und richtigen Passagieren, u.a. Geschäftsführer Benjamin Krumpen, Michael Schulze, Direktor Schiffsreisen, Hans Zurnieden, Gründer und Geschäftsführer von Phoenix Reisen und Frau Monika, Reeder Johan Rijfers mit Frau Andrea, Geschäftsführer Phoenix Reisen Jörg Kramer, Kapitän Hendrik Schouwstra, Nuno Cabrita, Fabienne Buchner. Die Taufpatin und Namensgeberin Elena Kramer-Miret, Gattin des Phoenix-Geschäftsführers Jörg Kramer, gab Schiff, Crew und Passagieren gute Wünsche mit auf die Reise und ließ dann die obligatorische Champagnerflasche an der Bordwand perfekt zerschellen.
Die MS ALENA wurde auf der Vahali-Werft in Serbien gebaut und in Gendt, Niederlande, fertiggestellt. Sie bietet in 96 Kabinen auf drei Decks geräumigen Platz für die Passagiere. Neben dem Panorama-Restaurant „Vier Jahreszeiten” können die Gäste mittags auch im Spezialitäten-Restaurant auf dem Oriondeck speisen. Verschiedene Nudelgerichte und viele frische Salate versprechen dort leichten Genuss. Das Flusskreuzfahrtschiff ist ab sofort in der Saison 2018 auf Donau, Mosel, Main und Rhein bis in die Niederlande eingesetzt.
MS ALENA auf einen Blick
Länge: 135 m; Breite: 11,40 m; Tiefgang: 1,60 m; Reederei: Rijfers Nautical Management B.V.; Hotelbetrieb: sea chefs; Flagge: Malta; Passagierzahl: 190; Kabinengröße Neptundeck: 12 qm; Kabinengröße Saturn-/Oriondeck: 15,5 bis 16 qm; Kabinengröße Suite: 17 qm.
74 der insgesamt 96 Kabinen sind mit französischen Balkonen ausgestattet. Alle Kabinen liegen außen, sind komfortabel und elegant eingerichtet. Die Kabinen auf dem Orion- und Saturndeck mit sehr schmalen, französischen Balkonen, auf dem Neptundeck mit kleinen Fenstern (nicht zu öffnen) ausgestattet.
Rhein-Schnupperreise „Straßburg”
Gut eine Woche nach der Taufe bin ich wieder auf dem Schiff zur Rhein-Schnupperreise „Straßburg”. Dazu liegt die MS ALENA abfahrbereit in Köln, gegenüber dem Dom am Anleger in Deutz am Kennedy-Ufer, nahe der Hohenzollernbrücke. Bald sind alle Passagiere an Bord, wie immer geht der Check-In schnell und problemlos und schon geht es los. Oben an Deck ist es noch recht kalt und windig, also das Panorama von Köln entspannt in der gemütlichen Panorama-Lounge am Bug mit den bequemen Sesseln und kleinen Tischen vorbeiziehen lassen. Schließlich warten dort auch noch Kaffee, Tee und Kuchen, besonders eine leckere Torte mit der Zuckerschrift: „Willkommen MS ALENA”. Noch wuseln die Gäste etwas herum, für viele ist es die erste Kreuzfahrt. Das ändert sich in den nächsten Tagen, alles wird lockerer, viel entspannter, Genuss löst Hektik ab. Gute Zeit jetzt, die Kabine zu erforschen. Analog zum Schwesterschiff MS ASARA hat man auch hier bei der Ausstattung nicht gespart, ein gar nicht so kleines Bad, wo man noch richtig Platz unter der Dusche hat, WC, Fön, individuell regulierbare Klimaanlage, Radio, Minibar, Safe, Kaffeemaschine, Telefon, dazu täglich eine kleine Tageszeitung und v.a.m., Stromspannung 230 V Wechselstrom. Steckdosen liegen günstig, sind leicht zu erreichen. Ein großer SAT-TV mit Flachbildschirm ist natürlich auch vorhanden, allerdings fehlen im Programmangebot einige „Dritte”, also Regionalprogramme wie z.B. NDR, MDR, SWR, dafür kann man sehr leicht die unnötigen Verkaufskanäle rauswerfen. Besonders gefallen hat mir die gedeckte, aber freundlich/geschmackvolle Farbgebung. Übrigens sind auch ganz hinten in der Nähe der Maschine kaum Motorgeräusche zu hören, Vibrationen kaum zu spüren. Besonders angenehm und informativ ist der tägliche Newsletter an jeder Kabinentür am frühen Morgen mit allen Programmpunkten, da kann man alles nachlesen und verpasst nichts. Wer gar nicht darauf verzichten kann, an Bord ist Internetempfang in Form von WLAN gegen Gebühr an der Rezeption buchbar. Ein kontinuierlicher Empfang kann aber nicht immer gewährleistet werden, auf Teilabschnitten kann es zu temporären Unterbrechungen der Netzabdeckung kommen. Da eine Erstattung der Kosten aufgrund von Unterbrechungen nicht möglich ist, sollte man die teuren Gebühren dafür nicht ausgeben.
Unten im Schiff auf dem Neptundeck ist ein kleiner Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und Dusche, die tatsächlich schon am ersten Abend gebucht werden. Eine kleine Boutique, in der es hauptsächlich Schmuck und kleinere Souvenirs gibt, ist oberhalb der Atrium-Lobby zu finden. Eine Toilette gibt es eine Treppe tiefer, allerdings hat man in der Herrenkabine das Deckenlicht auf der falschen Seite angebracht, steht man da drin, liegt die Toilette im Dunkeln. Natürlich gibt es auch einen Lift zum Restaurant.
Inzwischen sind wir an der Bundesstadt Bonn, vorher noch an der Zentrale von Phoenix Reisen, vorbeigefahren und alle Passagiere müssen die Kabinen verlassen, ein Pflichttermin steht an. Kapitän Hendrik Schouwstra gibt die vorgeschriebenen und auch notwendigen Sicherheitseinweisungen, Hotelmanager Constantin Antonie wichtige Informationen zum Leben an Bord und schließlich widmet sich Kreuzfahrtleiter Peter Schultze den Landausflügen der nächsten Tage. Danach folgt, nicht nur für mich, die entspannteste Zeit des Tages. Locker im Sessel lasse ich die Landschaft, besonders schön zu sehen durch die großen Panorama-Fenster gegenüber der Bar oder der Bibliothek, an mir vorbeiziehen, leise und durchaus angenehme Musik kommt von der Lounge herüber. Irgendwie scheint die MS ALENA auch gar nicht zu fahren, mehr ruhig zu schweben, oder liegt das am Getränk aus der reichhaltig ausgestatteten und gar nicht zu teuren Bar? Dann ist es doch wieder Zeit für die Kabine, denn ab 18.30 Uhr empfangen die leitenden Schiffsoffiziere die Passagiere zum Kapitänsempfang in der Lounge, ein feines Glas Sekt wird spendiert. Hat man einen guten Platz, kann man so bequem alle Passagiere sehen. Nahtlos geht es dann zum Willkommens-Abendessen eine Etage tiefer ins Restaurant „Vier Jahreszeiten”.
Großer Wert wird, wie bei Schiffsreisen üblich, auf Kulinarik gelegt, die Kreuzfahrer sollen verwöhnt werden. An Bord der MS ALENA speisen die Gäste während einer Tischzeit auf dem Saturndeck im Panorama-Restaurant „Vier Jahreszeiten” bei freier Platzwahl und persönlichem Service am Tisch. Für den zeichnet, wie auch bei allen Hochseeschiffen der Phoenix Flotte, die Firma sea chefs verantwortlich – Garant für hervorragenden Service und kulinarische Extraklasse. Zahlreiche Mitarbeiter in Küche und Restaurant sorgen für das leibliche Wohl an Bord und bereiten genussvolle Menüs zu, auf der ALENA sind dafür der Küchenchef Christian Zacharias und der Maitre d’Hotel Ives Opel zuständig. Mehrere Mahlzeiten von früh bis spät, vom opulenten Frühstücks-Buffet, der Vormittags-Bouillon, großer Mittagstafel, über Nachmittags-Kaffee/Tee und Abendessen, bis hin zu kleinen Snacks gegen 22.00 Uhr, lassen Abschied nehmen vom Gedanken an eine schlanke Linie. Auf Wunsch gibt es auch Gerichte für spezielle Diäten (Diabetiker, Glutenfrei, Laktosefrei etc.), das sollte man aber besser frühzeitig mitteilen. Was es zu genießen gibt, findet man täglich auf der Menü-Karte auf dem Tisch, da kann man auch sehen, was serviert wird, oder was auf dem Buffet zur freien Verfügung steht. Nicht für alles muss man sich entscheiden, aber bei der Auswahl fällt es manchmal schwer. Heute gibt es u.a. Carpaccio vom Hochlandrinderfilet, Bitterblattsalat, Hummerschaumsuppe, Sorbet von der Passionsfrucht, Zanderfilet mit Champagnersauce, Spargel, Parmesan Risotto, gebratener Rinderrücken mit Pfeffersauce, Gemüsebukett oder Auberginen-Picatta, eine Himbeer-Torte rundet ab. Das vegetarische Menü lockt auch die „Fleischfresser”. Dazu gibt es immer die passenden Weinempfehlungen und natürlich auch jedes andere Getränk von der Bar, all inclusive wäre sicher eine überlegungswerte Alternative. Wer trotzdem noch hungrig ist, kann sich aus der Karte noch zusätzlich – kostenlos – ein weiteres Gericht servieren lassen, das ist meist möglich. Kleiner Tipp: steht nicht drauf, gibt es aber immer, nach dem Abendessen wartet am Buffet noch eine auswahlreiche Käse-Platte, allerdings sollte man dazu auch noch etwas Butter hinstellen. Wer möchte, kann danach noch der Musik vom Bordmusiker in der Lounge zuhören oder dazu tanzen. Heute, am ersten Abend, sind die meisten aber schon früh in der Kabine.
Ab 07.00 Uhr gibt es schon das Frühaufsteher-Frühstück in der Lounge, ich habe es aber nie geschafft, mir das mal anzusehen. Gegen 09.00 Uhr bin ich im Restaurant und freue mich besonders auf ganz frische Brötchen in verschiedenen Sorten, knuspriges Brot und diverse süße Leckereien. Ein großer Pluspunkt der gar nicht selbstverständlich ist: die MS ALENA hat einen eigenen Bäcker an Bord. Verschiedene Eierspeisen, je nach Wunsch, gibt es noch zusätzlich zum auswahlreichen Buffet, das wird gerne in Anspruch genommen.
Kapitän Schouwstra hat sich in den Urlaub verabschiedet und ich besuche oben den neuen Kapitän Klaus Mansfeld an seinem Arbeitsplatz, der ganz locker das große Schiff mit einem kleinen Hebel steuert, Herr über gut 6.200 PS. Ungefähr bei Stromkilometer 510, in der Königsklinger Aue oder Eltviller Aue bei der Ortsgemeinde Heidesheim, einer natürlicher Binneninsel im Inselrhein zwischen Mainz und Bingen am Rhein, fallen mir an Steuerbord Wohnwagen auf hohen Stelzen auf, merkwürdiger Anblick. Später sehe ich ein Denkmal, ein Mann mit bösem Gesichtsausdruck wirft auf einem Schild liegende Gegenstände in den Rhein, wir haben Worms erreicht. Das Hagendenkmal erinnert an die Versenkung des Nibelungenschatzes im Rhein durch Hagen von Tronje. Nach dem Mittagessen haben sich Passagiere in der Lobby versammelt, die werden aber nicht versenkt, sondern steigen bei einem kurzen Halt aus, um am Ausflug nach Heidelberg teil zu nehmen. Das Schiff fährt indes weiter und ankert am Nachmittag im wenig einladenden Hafen von Mannheim, dahin kommen später auch die Ausflügler zurück. Auf dem Weg hier hin hat sich der Anblick der Rheinufer radikal geändert, aus Auenlandschaften und vielen, leider noch nicht grünen Bäumen, ist eine Industrielandschaft geworden. Die muss man mögen um das schön zu finden, beeindruckend ist es allemal, etwas gruselig, aber auch die Industriekultur kann ihre Reize haben. Ich schaue mir lieber in Mannheim das zweitgrößte Barockschloss Europas und die Jesuitenkirche an, passend dazu höre ich Musik der „Mannheimer Schule”, die zwischen 1740 bis 1780 schon Mozart begeisterte. Es gäbe hier noch viel zu sehen, leider ist die Aufenthaltsdauer begrenzt, die MS ALENA hat wieder abgelegt, weiter rheinaufwärts Richtung Straßburg. Draußen ist es stark bewölkt, doch beim Abendessen scheint die Sonne aus dem Restaurant, wieder fällt die Wahl schwer. Esse ich eine Lauchcremesuppe mit Süßkartoffelchips oder eine französische Zwiebelsuppe mit Käsecroutons, gebratenes Mérou-Filet, Boeuf Bourguignon oder Käsespätzle? Immer diese schweren Entscheidungen! Später am Abend gibt es noch eine Runde Bingo in der Lounge, da kann man sogar Sachpreise gewinnen. Wäre der Hauptpreis eine weitere Kreuzfahrt gewesen, ich hätte mitgemacht.
Am Vormittag erreichen wir Straßburg und nach dem Mittagessen (schon wieder schwierige Auswahl!) steigen wir, d.h. nur wer den Ausflug gebucht hat, in den Bus zur Stadtrundfahrt. Gut das der ein Dach hat, denn leider regnet es kräftig, was den späteren Fußmarsch durch die malerische und schöne Altstadt hin zum Liebfrauenmünster nicht so angenehm macht. Aber auch die Kirche hat ein Dach, unter dem sich aber unfassbar viele Leute drängen, überlaufen ist leicht untertrieben. Es gibt ein reguliertes Einlasssystem, eigentlich soll man nur in eine vorgeschriebene Richtung gehen und möglichst nicht stehen bleiben. Das funktioniert nicht richtig, gibt es doch so viele interessante Sachen zum Anschauen. Die grandiose astronomische Uhr, oder Astrolabiums-Uhr, ähnlich der Uhr in Prag, fasziniert mich immer wieder. Uns so bleibe ich doch stehen und warte auf die volle Stunde, da bewegt sich wieder etwas. Sie hält auch den Rekord für langsam drehende Zahnräder, die die Präzision der Erdachse nachbilden, eine Umdrehung in 25.800 Jahren! Da braucht man viel Zeit, um das zu verfolgen, ich gebe bald auf. Sie ist auch weltweit die einzige Uhr, die 13 Uhr schlägt. Auf dem Weg zum kleinen Schiff zur Rundfahrt auf dem Fluss Ill, rund um das malerische Viertel „La Petit France”, gönne ich mir schnell noch ein Stück „Kouglof”, besser bekannt als Gugelhupf, auch ein Stück Flammkuchen wäre nicht schlecht. Das Boot hat ein durchsichtiges Plastikdach, aber nun regnet es gar nicht mehr.
Die Flotte der 70 Jahre alten Straßburger Ausflugsschifffahrt Batorama
verfügt über neun Schiffe, fünf überdacht und vier offen, sowie ein Lounge-Boat LE DOUBS für Events und Feiern aller Art für 35 bis 70 Personen. Das älteste Boot stammt aus dem Jahr 1985 und das Neueste aus dem Jahr 2005. Jedes Boot hat zwei Motoren mit je 150 bis 200 PS, das Event-Boot hat 110 PS. Alle haben eine Breite von 4,5 m bei einer Länge von 23,5 m. Sie fahren mit dem synthetischen Kraftstoff GTL – nicht mehr mit Diesel, Zukunftsziel sind ausschließlich Elektro-Boote. 6 Boote und das Event-Boot sind von Modenarr / Zaandam in Holland, 2 Boote von Michel in Viller le lac (DOUBS) und 1 Boot von Sambre & Meuse in Namur / Belgien. 2017 wurden von Batorama 772.852 Passagiere befördert. Neu ab Mai 2018: Jeden ersten Dienstag im Monat gibt es Themen-Fahrten zu Architektur, Kirchen und Religionen in Straßburg, Kunstschätzen, Esskultur, zum Thema Bierbrauen und Freimaurer, vorerst in Französisch und Deutsch.
Ganz bequem im Sitzen ziehen die malerischen Fachwerkhäuser mit den typischen Dachgauben vorbei, der Höhepunkt der örtlichen Barockarchitektur, das Palais Rohan begeistert, gleich drei Museen sind darin, eine wunderschöne Linde erfreut, viele Brücken und idyllische kleine Schleusen, eben Romantik pur im alten Gerberviertel. Die Moderne zeigt sich im Europaviertel, da ist der Sitz des Senders ARTE, das europäische Parlament, der Europarat, der europäische Gerichtshof für Menschenrechte und auf dem wir später wieder unterwegs sein werden, die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt. All das kann leider nur kurz gestreift werden, für die sehenswerte – weil sehr unterschiedliche – Stadt braucht man viel Zeit, ganz Straßburg ist mehr als eine Reise wert.
Zurück auf der MS ALENA werden die Leinen los gemacht, es geht zurück in Richtung Mainz. Nach der notwendigen Erholung auf der Kabine lädt dann die Führungscrew alle Gäste zum Kapitän’s Abschiedsempfang. Mit einem feinen Glas Sekt in der Hand kann man nun auch die Besatzungsmitglieder sehen, die man sonst selten oder nie sieht, weil sie meist im Verborgenen zum Wohle der Gäste wirken. Gerade die werden mit großem Applaus bedacht, den haben sie sich allemal redlich verdient. Danach folgt im Restaurant das Galadinner, eröffnet mit einer Crepinette vom Weideochsen, also einer mit Teig ummantelten Kalbsfiletscheibe, auf Rotrübenmousse, danach grüner Frühlingssalat und einem Waldpilzcappuccino. Als Intermezzo folgt ein Duett von Graupenrisotto mit Saibling. Danach wieder die Wahl, heute zwischen Fjordlachs in Safransauce oder rosa gebratenem Kalbsfilet mit Porter-Bierjus oder gefüllter Kartoffelcrep mit Spinat und Schafskäse. Ein feiner Nachtisch, Baked Alaska, bestehend aus Eis und Kuchen mit gebräunten Baiser und roter Früchtegrütze, krönt den Abend.
Die MS ALENA hat am nächsten Morgen schon in Mainz festgemacht, also Frühstück mal etwas früher, denn gleich geht die Stadtführung los, beginnt direkt am Schiff. Nach wenigen Schritten ist man im Stadtzentrum, kleine verwinkelte Straßen, Fachwerkhäuser, Monumente des römischen und christlichen Mainz wie der romanische Dom St. Martin, aber auch Bausünden aus den 60er Jahren. Schön, dass man den Fremdenführer immer im Ohr hat, auch wenn man nicht gerade neben ihm steht, ein kleines, praktisches, schiffseigenes Audiosystem macht das möglich. Das kann man zwischendurch auch mal ausschalten. Höhepunkt ist für mich der Besuch des Gutenberg-Museums, für einen Journalisten natürlich ein unbedingtes Muss! Leider ist das aber völlig überlaufen, richtig Ruhe und Zeit hat man zum Studium der Ausstellung nicht, das Museumspersonal ist auch überfordert und nicht freundlich. Muss man nochmal hin, vielleicht gibt es bessere Zeiten dafür.
Mittags legt das Schiff ab, rheinabwärts Richtung Koblenz, hinein in das weltbekannte romantische Mittelrheintal mit seinen zahlreichen mittelalterlichen Burgen, Festungen und Schlossanlagen zwischen schroffen Felsen, steilen Weinbergen und beschaulichen Örtchen. Das sonst so freundliche Tal zeigt sich aber schon nach kurzer Zeit als ziemlich unfreundlich und abweisend. Ein eiskalter Wind kommt uns entgegen, noch verstärkt durch das enge Tal mit komprimierten Föneffekt, da hält man es auf dem Sonnendeck nicht lange aus. Der Kapitän hat echt viel zu tun, denn der Wind treibt nicht nur uns, sondern auch andere Schiffe aus der Fahrrinne, die 6.200 Schiffs-PS müssen kräftig arbeiten. Aber alles geht gut und man bekommt schnell die Ahnung, warum gerade Loreley und Binger Loch auch heute noch gefährlich für die Schifffahrt sind. Wir sind jetzt im „Burgenland” und der Kreuzfahrtleiter erklärt geduldig eine Burg nach der anderen, davon gibt es ja gerade hier mehr als genug, bis wir in Koblenz festmachen. Eine kurze Fahrt mit einer Art Bimmelbahn durch die Innenstadt wird angeboten, gut für Leute, die schlecht zu Fuß sind, aber allemal besser ist es selbst zu laufen, zumal auch alles nicht so weit ist.
Beim feinen Abendessen schwanke ich wieder zwischen Barschfilet, Kalbsrollbraten und Gemüse-Curry. Warum kann man eigentlich nicht alles essen? Es soll da gewisse medizinische Gründe geben, hier ist mal die Forschung aufgerufen, das machbar zu machen.
Der letzte, sehr kurze, Kreuzfahrttag ist angebrochen, Köln ist schon in der Nähe, so gegen 9.00 Uhr ist die Schnupperreise zu Ende. Ich ziehe Bilanz: 785 km ist das Schiff gefahren, hat 4 Schleusen passiert, wir waren in zwei Ländern. Freude und Wohlfühlfaktor: gar nicht zu bemessen, das ist auch eine sehr individuelle Sache. Habe aber keinen gehört, der unzufrieden war, kleine Verbesserungen sind noch erforderlich, das geschieht dann immer sehr schnell und unauffällig. Und damit die Freude an neuen Schiffen weitergeht, kommt gerade die gute Nachricht: Der Bonner Kreuzfahrtveranstalter Phoenix Reisen baut seine Flussschiffsflotte weiter aus, so dass 2019 und 2020 zwei Schwesternschiffe dem Premiumschiff MS ANESHA folgen. Die Schiffe werden Platz für 180 Gäste bieten und mit der renommierten Reederei Scylla und dem langjährigen Partner sea chefs im 5-Sterne-Segment angesiedelt sein. Schöne Aussichten, da weiß ich schon, was ich in den Jahren zu tun habe.
Die Recherche wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Phoenix Reisen, Bonn. www.phoenixreisen.com
Chef de Cuisine – Christian Zacharias.
Interwiev mit dem Küchenchef
Nach dem Galadinner hatte ich Gelegenheit, dem Chef de Cuisine, Christian Zacharias, ein paar Fragen zu stellen.
1. Herr Zacharias, bitte ein paar persönliche Daten:
„Geboren bin ich am 25. März 1981 in Hohenmölsen, Schulausbildung von 1987 bis 1997, von 1997 bis 2000 erlernte ich den Beruf des Kochs. Danach beschäftigt im Hilton, Frankfurt, von 2000 bis 2004 als Commis de Cuisine, Chef de Partie, Junior Sous Chef. Von 2005 bis 2018 auf verschiedenen Fluss- und Hochseeschiffen u.a. bei Viking River Cruises, A-Rosa, Grand Circle Cruise Line, Küchenchef seit 8 Jahren, davon seit 4 Jahren als Executiv Chef bei sea chefs, 3 Jahre MS ALINA, seit 2018 MS ALENA. 2 Jahre war ich zudem bei Seadreams Yachtclub, eine 6* Privatyacht, die weltweit über die Meere kreuzt.”
2. Haben Sie sich bewusst dafür entschieden, gerade auf einem Schiff als Koch zu arbeiten, wenn ja warum?
„Naja, eigentlich hatte ich damals alles etwas anders geplant, ich wollte einfach nicht mehr bei Hilton International in Frankfurt bleiben, ich suchte eine neue Herausforderung und heuerte 2005 in Frankreich bei Viking River Cruises auf der MS VIKING SEINE an, aus reiner Neugier. Die ersten 8 Wochen hatte ich mir leichter vorgestellt, aber so schnell gebe ich nicht auf, aus einer Saison wurden bis jetzt knapp 15 Jahre.”
3. Auf einem Schiff gibt es für den Koch nur beschränkte Möglichkeiten (z.B. wenig Platz, nicht ständige Verfügbarkeit von Lebensmitteln, Logistikprobleme, etc.). Sehen Sie das als Schwierigkeit oder Herausforderung?
„Für mich ist es beides zugleich und immer wieder ein neues Abenteuer bis zum nächsten „Loading”, wenn die neue Ware an Bord kommt, das können schon mal 8 Tonnen werden, die wir hier laden. Falls wir dennoch mal knapp werden mit dem einen oder anderen Lebensmittel und Land grad nicht erreichbar ist, dann gestalten wir das Menü eben um.”
4. Das Durchschnittsalter der Passagiere, gerade bei Flusskreuzfahrten, ist ziemlich hoch. Ist es schwieriger oder einfacher, für meist ältere Gäste (die manchmal nicht immer offen für „Experimente” sind) zu kochen?
„Es gestaltet sich manchmal schon als schwierig, da die Bereitschaft für etwas Neues nicht da ist, allerdings kann man das aber nicht verallgemeinern. Gerade im Spezialitätenrestaurant, wo wir auch mal Jakobsmuscheln, Gambas, Hummer, US-Rinderfilet etc. servieren, fällt es dem Einen oder Anderen schon schwer, sich damit zu identifizieren. ist dann aber die Hürde einmal genommen, ist auch der nächste Schritt nicht schwer und man probiert auch mal Neues.”
5. Was wünscht man sich als Koch auf einem Flusskreuzfahrtschiff, auch wenn das vielleicht nie erfüllt werden kann?
„Da gibt es so einiges, wünschenswert wäre etwas mehr Platz. Mein größter und sehnlichster Wunsch ist aber eher privat, eine eigene Familie, aber ich glaube, dazu müsste ich mit der Seefahrt aufhören, was mir sicher sehr schwerfallen wird.”
Danke für das Interview, Herr Zacharias.
MS ALENA in Bonn – fertig zur Taufe.
Es freut sich die Taufpatin Elena Kramer-Miret.
Die Taufpatin wird von Phoenix-TV interviewt.
Benjamin Krumpen, Johannes Zurnieden, Jörg Kramer, alle Geschäftsführer Phoenix Reisen, Johan Rijfers, Reeder der ALENA.
Taufe überstanden – noch ruht die MS ALENA in Bonn.
Beginn der Schnupperreise 2. April – Blick vom Sonnendeck auf den Dom und die Hohenzollernbrücke in Köln.
Der Pool auf dem Sonnendeck – noch ist es zu kalt dafür.
Die Rezeption auf dem Oriondeck.
Die Koffer sind schon da und stehen vor den Kabinen – hier auf dem Saturndeck.
So schön und bequem ist eine Kabine auf dem Oriondeck.
Geräumig, funktional und schön, das Bad.
Angenehm, genug Platz unter der Dusche.
Vorbei am Kölner Altstadt-Panorama.
Leckere Backwaren fertigt der bordeigene Bäcker zum Frühstück.
Er hat morgens alle Hände und Pfannen voll mit diversen Eierspeisen.
Frische Früchtevariationen am Frühstücksbuffet.
Das alles und noch viel mehr – Beilagen zum Frühstück.
Rührei und gebratener Speck gibt es immer reichlich.
Kapitän am Arbeitsplatz – mit dem kleinen Hebel steuert er das große Schiff.
Auf dem Oberrhein kommt die Sonne heraus.
Misteln in den noch kahlen Bäumen am Oberrhein.
In Worms das Hagendenkmal.
Innenhof vom Barockschloss Mannheim.
Imposanter Sakralbau – Die Jesuitenkiche in Mannheim.
Trotz Regen schön – die Altstadt von Straßburg.
Brücke über die Ill in Straßburg.
Ausflugsboot der Firma Batorama in Straßburg.
Die Türme des Dom St. Martin in Mainz.
Die Kathedrale zu Mainz – der hohe Dom St. Martin.
Das Gutenberg-Museum in Mainz.
Stürmische Zeiten kurz vor der Loreley.
Burg Rheinstein, Gemeinde Trechtingshausen, Landkreis Mainz-Bingen.
Die Loreley im Rückblick.
Das Reiterstandbild des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. am Deutschen Eck in Koblenz.
Die Festung Ehrenbreitstein gegenüber dem Deutschen Eck in Koblenz.