OSTSEEMAGAZIN · AUSGABE 2/2019
Seit einigen Monaten errichten die Kranbauer einen neuen Schwerlast-Portalkran auf dem eigenen Liebherr-Werksgelände im Rostocker Überseehafen. Foto: Liebherr, Rostock
Ein neues Wahrzeichen wächst an der Warnow
Installation eines der leistungsstärksten landgebundenen Schwerlastkrane der Welt im Rostocker Überseehafen schreitet voran · Mit aufgerichteten Ausleger reckt er sich 164 Meter empor
Rostock, April 2019 – Die Passagiere von den ersten Kreuzlinern schauen vom Terminal in Warnemünde interessiert hinüber auf den Seehafen. Hier wächst ein weiteres Wahrzeichen der Hansestadt Rostock. Die Liebherr-MCCtec Rostock GmbH erweitert ihren Standort im Rostocker Überseehafen um einen Portalkran für Schwerlastumschläge. Dieser wird nicht nur die Firma Liebherr beim Verladen immer größer werdender maritimer Krane aus eigener Produktion unterstützen, sondern auch anderen Unternehmen die Möglichkeit für Schwerlastumschläge im Rostocker Überseehafen bieten.
Seit einigen Monaten errichten die Kranbauer einen neuen Schwerlast-Portalkran auf dem eigenen Werksgelände im Rostocker Überseehafen, wo von Rostock Port die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür geschaffen wurden. Bereits zum Ende des letzten Jahres wurden die ersten Fahrwerke des Portalkrans auf die Schienen gestellt, eingemessen und genauestens positioniert. Mittlerweile ist der Kran im Rostocker Hafengelände nicht mehr zu übersehen. Fahrwerke, Portal, Maschinenhaus und der Mast des Krans wurden in den letzten Wochen montiert. Zuletzt wurde das Mastoberteil im Tandemhub mit zwei Liebherr-Mobilkranen in eine Höhe von etwa 100 Metern gehoben und befestigt. Mit der Montage des Kran-Auslegers, die für Ende April geplant ist, wird der Kran – zumindest optisch – komplettiert sein. Die Elektroinstallation sowie die Inbetriebnahme und die nötigen Testläufe werden im Sommer 2019 abgeschlossen sein. Mit seiner maximalen Hubkapazität von 1.600 Tonnen und einer Gesamthöhe von 164 Metern bei aufgerichtetem Ausleger wird der TCC 78000 in Zukunft das Bild des Rostocker Hafens prägen.
Schon von weitem wird er von See zu sehen sein und als weiteres Wahrzeichen die Silhouette der Hansestadt mitbestimmen.
Reiner Frank
Mittlerweile ist der Kran im Rostocker Hafengelände nicht mehr zu übersehen. Foto: Liebherr, Rostock
Das BSH-Wracksuch- und Vermessungsschiffes DENEB einlaufend im Heimathafen Rostock. Foto: Reiner Frank, Rostock
Eine Erfindung, die Furore machte
BSH-Experten über die Entwicklung der Seevermessung · Mit Schall die Meerestiefen ausgelotet · Erstes Behördenschiff mit LNG-Antrieb entsteht
Rostock, 24. März 2019 – Die Liegezeit des BSH-Wracksuch- und Vermessungsschiffes DENEB am heimischen Anleger in Rostock wurde jüngst von Technikern genutzt, um die Positionsanlagen zu perfektionieren. Die Ausrüstung des 1994 in Wolgast gebauten Spezialschiffes sind im Verlauf der Jahre stetig auf den neuesten Stand gebracht worden. Dazu gehören moderne Messtechnik und leistungsstarke Auswertungssoftware, die Einblicke in die Meerestiefe ermöglichen. Cindy Niemeyer, Referatsleiterin Seevermessung und Geodäsie, und Stephan Große vom Sachgebiet Geodätisch-hydrographische Verfahren und Systeme im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) veranschaulichen die technischen Möglichkeiten, die zum Abbilden des Meeresbodens führen, was dann auch die Grundlage für die Erarbeitung von Seekarten bildet.
Die BSH-Flotte, das sind insgesamt fünf Schiffe – die CAPELLA und DENEB, die in Rostock ihren Heimathafen haben, sowie die Hamburger KOMET, WEGA und ATAIR. Für die 1987 gebaute ATAIR entsteht gegenwärtig ein Neubau – das erste deutsche mit LNG betriebene Behördenschiff. Die Kiellegung erfolgte im Dezember 2017 in Kiel. Inzwischen wurde der 75 Meter lange Schiffskörper zur Endausrüstung zur Fassmer-Werft nach Berne verholt. Am 23. September soll der Neubau getauft werden, im Frühjahr 2020 ist dann die Übergabe ans BSH geplant. In Brake macht Ende April dann auch die alte ATAIR fest – die Crew wird die Ausrüstung des Neubaus begleiten und sich so mit den gewachsenen Anforderungen der Schiffsausrüstung vertraut machen – vom LNG-Antrieb bis hin zur Ortungs- und Vermessungstechnik.
Dazu gehören die an Bord eingesetzten Vertikal- und Fächerecholote sowie Seitensichtsonare. Beide hydroakustische Verfahren erfassen den Meeresboden mit Schallwellen, geben so ein Abbild des Meeresgrundes und Einblicke auf die Wassertiefen. Nachdem 1913 der gebürtige Mecklenburger Alexander Behm (1880-1952) angesichts der Kollision der TITANIC mit einem Eisberg das erste Echolot konstruierte, musste er etliche Rückschläge verkraften, ehe ihm Ende 1915 in der Kieler Förde die erste Lotung mit seiner Neuerung gelang. Hier stellte er im Juni 1920 auch der Öffentlichkeit seine perfektionierte Erfindung vor, die schließlich bahnbrechend für die Ausrüstung von Schiffen mit Echoloten wurde, es ermöglicht, wie es heißt, die Tiefe zu hören.
Die Technik hat inzwischen eine rasante Entwicklung genommen. Selbst kleinste Objekte am Meeresboden sind mit ihrer Hilfe zu erkennen, erklären die Vermessungsexperten.
Die Ermittlung von Wassertiefen erfolgt mit einem Vertikalecholot direkt unter dem Schiff und bereits seit Jahrzehnten auf 10 bis 20 Zentimeter genau. Wesentliche Verbesserung war hier vor allem die digitale Umstellung. Seit Mitte der 1960er-Jahre wurden zunächst geheim nur für amerikanische Militärs auch so genannte Mehrstrahl-Echolote entwickelt, berichtet Niemeyer. Sie konnten seinerzeit anhand von 61 quer zur Fahrtrichtung angeordneten Messstrahlen eine Breite von bis zu sechs Kilometern erfassen. Aktuell kann inzwischen mit über 500 Messstrahlen (so auch vom Fächerecholot der DENEB) eine Breite des Sechsfachens der Tiefe erfasst werden und ein Ausbau der Fächerecholote auf über 1000 Messstrahlen ist möglich. Mit der neuen ATAIR sollen dann schon bis zu 800 Messpunkte je Ping (so die Bezeichnung für jedes ausgesendete Schallsignal) möglich werden, wobei die vermessene Fächerbreite dann schon das bis zu Siebenfache der Wassertiefe sein kann. Waren früher Vermessungen der Meere per Handlotung und Lotmaschine mühsam und langwierig, liefern heute moderne Fächerecholote also in Sekundenschnelle Tausende Tiefenwerte.
Das sei eine Frage der Effizienz für den Einsatz der Schiffe, erklärt Cindy Niemeyer. Sie macht auch deutlich, dass globale Satellitennavigationssysteme (GNSS) den Bezug für alle Tiefenmessungen bilden und so dreidimensional für höchste Genauigkeit sorgen. Reiner Frank
Heute sind für die Stena Line zwischen Rostock und Trelleborg die MECKLENBURG-VORPOMMERN, SKANE und für einige Abfahrten zur Verstärkung auch die SASSNITZ im Eisenbahn-Fährverkehr im Einsatz. Foto: Reiner Frank, Rostock
Drei kleine Jubiläen im Fährverkehr
Königslinie steuert in Sassnitz 110jähriges an · 25 Jahre Eisenbahnfährverkehr von Rostock nach Trelleborg · Fährschiff SASSNITZ wurde 30 – Schlafkabinen als neue Einrichtung
Rostock, 13. März 2019 Im Rostocker Hafen und auch in Sassnitz können in diesem Jahr drei kleine Jubiläen im Fährverkehr begangen werden. Im Rostocker Hafen war am 27. Juni 1994, also vor 25 Jahren, durch die Reedereien DFO und Swe Ferries (der späteren Scandlines) die Eisenbahn-Fährverbindung nach Trelleborg gestartet worden. Damals mit den Fähren ROSTOCK und GÖTALAND. Während letztere vor einigen Jahren in der Türkei den Weg allen alten Eisens ging, war die inzwischen 42 Jahre alte ROSTOCK zuletzt als KOPERNIK noch zwischen Ystad und Swinemünde in Fahrt. Sie wurde nun aber von der Unity Line ersetzt und steht vor einer ungewissen Zukunft. Heute sind für die Stena Line, die 2012 von Scandlines die Schweden-Verkehre in Rostock und Sassnitz übernahm, zwischen Rostock und Trelleborg die MECKLENBURG-VORPOMMERN, SKANE und für einige Abfahrten zur Verstärkung auch die SASSNITZ im Eisenbahn-Fährverkehr im Einsatz. Der Ausbau des Eisenbahndecks der MECKPOM vor knapp zwei Jahren habe für die Bahnen Signalwirkung gehabt, erklärt Ron Gerlach (43), Trade Director Germany & Geschäftsführer Stena Line Deutschland GmbH. Zu 70 bis 80 Prozent aber sind es begleitet Verkehre, sprich Trucks, die die schwimmende Brücke zwischen Rostock und Trelleborg nutzen. Zwischen Sassnitz und Trelleborg gibt es aber auch noch Personenverkehr mit der Bahn. In der Saison geht hier mit dem „Snälltäget” auch ein zwischen Malmö und Berlin verkehrender Schnellzug an Bord der SASSNITZ.
Diese Fähre wurde übrigens am 11. März 1989, also vor 30 Jahren, in Dienst gestellt. Mit ihr ist in diesem Jahr auch ein weiteres Jubiläum zu begehen. Am 6. Juli 1909, also vor 110 Jahren, war die Königslinie, die Eisenbahn-Fährverbindung zwischen Sassnitz und Trelleborg, eröffnet worden, woran im Juli auf Rügen auch zünftig erinnert werden soll. Die Destination Rügen hat vor allem für den Tourismus Potenzial, aber auch der Güterverkehr spielt in Sassnitz weiter eine Rolle, wobei der Hauptbetrieb der Eisenbahnfrachten über Rostock läuft.
Die eingesetzten Schiffe sind gut erhalten, wie der Manager versichert. Nach der SASSNITZ war jüngst die SKANE zur Verjüngungskur auf der Werft, Ende des Jahres wird die MECKPOM folgen. Zu den neuen Einrichtungen an Bord zählen Schlafkabinen nach dem Vorbild von Hotels in Fernost. Sie bieten eine weitere Möglichkeit, sich während der Überfahrt separat auszuruhen.
Die Fährreederei Stena Line ist mit ihren Schiffen im Schwedenverkehr auf gutem Kurs. „Wir haben im vergangenen Jahr das beste Ergebnis seit 2012 erzielt”, berichtet Ron Gerlach. Mit Fingerzeig auf die Langzeitplanung erwartet er auch weiterhin eine stabile Geschäftsentwicklung, wenn auch Prognosen eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums voraussagen. Allein zwischen Rostock und Trelleborg nutzten im vergangenen Jahr 22.000 Passagiere mehr die Stena-Fähren und auch in punkto Fracht konnte zugelegt werden. Sogar die Anzahl der beförderten Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg nahm um 6,5 Prozent allerdings gegenüber früheren Jahren – auf inzwischen nur noch 15.605 Waggons zu (in den 1990er-Jahren waren es einmal fast 100 000).
Bei der jüngsten Reisemesse ITB in Berlin wurde die diesjährige Saison eingeläutet, in der erfahrungsgemäß zu Ostern die ersten Feuertaufen im Reiseverkehr zu bestehen sind. Die Stena Line bietet Passagieren dafür auch spezielle Programme – von Team-Cruises bis zur Oldie-Partie an Bord. www.stenaline.de · Reiner Frank
Im Dock hängen 353 Tonnen Stahl am Kranhaken und die 50. Großsektion komplettiert ein Deck des Schiffskörpers, der inzwischen sichtbar aus den „Kinderschuhen” wächst. Foto: Reiner Frank, Rostock
Global Class nimmt Gestalt an
MV Werften gaben Einblicke in ihr Investitionsgeschehen · Schiffskörper wächst aus dem Dock heraus · Wirtschaftsminister lobt Erfolgsgeschichte
Rostock, 2. März 2019 – Für die MV Werften war der vergangene Freitag ein ereignisreicher Tag. Drei Jahre nach der Übernahme der Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund hatte die Geschäftsführung zur ersten jahres-Pressekonferenz nach Warnemünde geladen. Es begann mit einem Einblick ins Investitionsprogramm – von der Sektionsfertigung bis zum Dock, wo das erste Schiff der Global Class bereits sieben Decks hoch gewachsen ist. Ein umfangreiches Investitionsprogramm von über 250 Millionen Euro wurde und wird umgesetzt. Von 2016 bis 2019 verdoppelte sich die Belegschaft an den Standorten von 1.400 auf über 2.800 Mitarbeiter.
In Warnemünde ist im neu gebauten Schiffbauhallenkomplex seit drei Monaten eine der modernsten Laserschweißanlagen Europas in Betrieb. In Wismar wird derzeit der Kai für die Ausrüstung der 342 Meter langen Schiffe verstärkt und saniert, in Stralsund wurde umfangreich in neue Anlagen investiert. „In den vergangenen 36 Monaten wurde in rasantem Tempo Personal aufgebaut und in Anlagen investiert, Flusskreuzliner gebaut und abgeliefert”, berichtet CEO Peter Fetten. Möglich wurde diese einmalige Erfolgsgeschichte durch die Übernahme von Genting Hong Kong im Frühjahr 2016. Der Konzern betreibt seit Jahrzehnten Reedereien und verfügt über fundiertes Know-how auf dem Kreuzfahrtmarkt. „Die Übernahme unserer Werften ist Teil einer Strategie unseres Gesellschafters, der seine Schiffe nun auf seinen eigenen Werften bauen lässt und dafür die Infrastruktur erneuert”, erklärte CFO Carsten J. Haake. Es wird nicht nur in Anlagen auf den Werften investiert, sondern auch in eine eigene Kabinenfertigung – die Schwestergesellschaft MV Werften Fertigmodule mit über 100 Mitarbeitern – und in ein eigenes Hotel am Alten Holzhafen in Wismar. Eine der Kabinen wurde in Warnemünde vorgestellt.
In der neuen Schiffbauhalle in Warnemünde macht Technologie Tempo. Fertigungsleiter Frank Politz veranschaulicht das unter anderem an einer imposanten Kipp-Vorrichtung, die den Bau tonnenschwerer Sektionen über Kopf erübricht. Sie ist Teil einer Taktstraße, in der dank der modernen Laser-Hybrid-Paneellinie Platten zu Sektionen und Blöcken zügig und qualitätsgerecht zusammenwachsen.
Im Dock einige hundert Meter weiter hängen 353 Tonnen Stahl am Kranhaken und die 50. Großsektion komplettiert ein Deck des Schiffskörpers, der inzwischen sichtbar aus den „Kinderschuhen” wächst. Bis Deck 19 des Mega-Schiffes aber gibt es noch eine Menge zu tun. Die Fertigstellung des 342 Meter langen und 46 Meter breiten Kreuzfahrtriesen, der 9.500 Passagieren Platz bieten wird, wird für 2021 angesteuert. Die Ausrüstung des Cruisers erfolgt in Wismar, nach der Probefahrt wird er dann mit „Pott un Pann”, wie es der CEO ausdrückt, in Bremerhaven ausgestattet.
Es habe sich rentiert, die Werften „warmzuhalten”, konstatiert Landes-Wirtschaftsminister Harry Glawe und betont: Genting habe all das, was 2016 gesagt worden ist, umgesetzt. Es sei ein Glücksfall für Mecklenburg-Vorpommern, dass sich Genting die Werften und damit Schiffbau-Kapazitäten für die kommenden Jahre gesichert habe. Bürgschaften von Land und Bund für das anspruchsvolle Programm würden noch in diesem Monat erörtert. Reiner Frank
Zwei A-ROSA-Rhein-Cruiser in Warteposition. Foto. Reiner Frank, Rostock
Am 8. März Start in die neue Saison
Rostocker Flusskreuzfahrtreederei trifft vielfältige Vorbereitungen · Schulungswoche und Modernisierungsprogramm · Verjüngungskur für A-ROSA DONNA · Am 1. Mai Jungfernfahrt der neuen A-ROSA ALVA auf dem Douro
Rostock 28. Februar – Die A-ROSA Flussschiff GmbH trifft letzte Vorkehrungen auf die diesjährige Saison. Mitarbeiter aus allen Bereichen machen sich gegenwärtig während einer Schulungswoche in Duisburg mit den bevorstehenden Aufgaben vertraut. Die Schiffe werden in den Winterhäfen und auf Werften einsatzklar gemacht. Bevor am 8. März die ersten Reisen beginnen, gibt es eine Menge zu tun. Für Ronald Groß, Manager Procurement der Rostocker Reederei, und seine Kollegen der Abteilung Technik, begannen die Vorbereitungen schon im vergangenen Jahr, mit Saisonende ging es dann richtig los. Reparaturen, Modernisierungen und Umbauten waren vorzubereiten, entsprechende Angebote bei Werften und Zulieferern einzuholen, Termine abzustimmen. Allein acht der gegenwärtig elf Schiffe umfassenden Flotte (das zwölfte ist im Bau) wurden an Land geslippt, beziehungsweise kamen ins Dock. Unterwasserschiff-Kontrollen, Anstriche, Überprüfungen der Antriebe und diverse Reparaturen stehen im Programm. A-ROSA kann dafür auf eine Reihe zuverlässiger Partner bauen. Zu den insgesamt rund 150 Zulieferern, von denen etwa 40 den harten Kern bilden, gehören auch etliche Rostocker Unternehmen. Die Warnow Werkstatt Paap hat beispielsweise die Motoren von Volvo Penta in ihrer Obhut. Die SILVA und FLORA erhalten neue umweltfreundliche Hauptantriebe, so dass nun alle auf dem Rhein und der Seine eingesetzten A-ROSA-Cruiser damit ausgestattet sind. Da sind aber auch Lüftungsanlagen zu reinigen, Sonnensegel, Teppiche, Türen und Feuerlöscheinrichtungen zu erneuern und etliche weitere Instandsetzungs- und Verschönerungsarbeiten zu tun.
In Linz, dem Winterhafen für die Donauschiffe, ist mit der Modernisierung der 2002 gebauten DONNA das umfangreichste Programm zu meistern. Alle öffentlichen Bereiche bis hin zum Sonnendeck – seien es Restaurants, Lobby, Atrium oder Lounge – und auch die Kabinen werden aufgefrischt, das Interieur erneuert. Im achteren Bereich des Schiffes wird mit dem „Stübel” ein separater auf das Fahrgebiet ausgerichtete Gourmet-Bereich mit den hier typischen kulinarischen Angeboten geschaffen. Die Crew hat für diese große Modernisierung gute Vorarbeiten geleistet, betont Ronald Groß. Vor Ort überwacht mit dem Leitenden Technischen Offizier (LTO) Bernd Böhme ein erfahrener Mann, der von Beginn an bei A-ROSA fährt, den Fortgang der Arbeiten. Am 19. März soll die DONNA in frischem Glanz wieder einsatzklar sein. Mit den anderen Donau-Schiffen wird in den nächsten Jahren der Verjüngungsprozess fortgesetzt. Die Reederei will dafür mehrere Millionen Euro aufwenden.
Wie in Linz laufen auch in Köln, Lyon und Arles sowie im Dock von Amsterdam vielfältige Wartungsarbeiten. Die Mitarbeiter der Rostocker Reederei, speziell auch der Bereich Technik, haben alle Hände voll zu tun. Der LTO Patrick Koblitz betreut zum Beispiel die Arbeiten in Duisburg. Der gebürtige Leipziger Ronald Groß (61), seit drei Jahrzehnten in Rostock heimisch und seit zehn Jahren bei A-ROSA tätig, hat mit seinen Kollegen die Wartungsarbeiten zu organisieren und auch die Beschaffung der dafür nötigen Dienstleistungen zu steuern. Umweltschutz ist für sie ein wichtiges Anliegen. Deshalb fahren die Schiffe auch mit effizienten Motoren, reinigen Filter die Abgase, wobei die sich mit dem genutzten Gasöl ohnehin in Grenzen halten. Der von einigen Häfen für die Liegezeit angebotene Landstrom wird gerne angenommen, auch wenn das manchmal sehr aufwendig ist.
Im vergangenen Jahr hatte die Flotte keine großen Schäden zu verzeichnen. Das wochenlange Niedrigwasser auf Rhein und Donau führte allerdings zu Problemen, einige Reisen mussten umgeroutet werden. Das Geschäftsjahr 2018 verlief für die A-ROSA Flussschiff GmbH insgesamt dennoch erfolgreich. Bereits das fünfte Jahr in Folge konnte der Kreuzfahrt-Anbieter sein Wachstum steigern. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Passage-Umsatz bei stabiler Kapazität um sechs Prozent, der Unternehmensgewinn konnte sogar um 60 Prozent gesteigert werden. Ende April wird die A-ROSA ALVA in Porto, dem künftigen Basishafen, getauft, wo das Schiff auf der dortigen West-Sea-Werft auch gebaut wird. Am 1. Mai startet ihre Jungfernfahrt auf dem neuen Fahrtgebiet Douro. Mit Hochdruck wird an einem weiteren Neubau – voraussichtlich ein Mehrgenerationenschiff – gearbeitet.
Insgesamt sind über 750 Mitarbeiter bei A-ROSA tätig; das Gros auf den Schiffen, knapp 100 am Unternehmenssitz auf der Rostocker Holzhalbinsel. Von Chur in der Schweiz erfolgt das Operating der Flotte. www.a-rosa.de · Reiner Frank
Die Verabschiedung von AIDA-Cruisern – hier der AIDAmar – findet in Warnemünde immer großes Zuschauer-Interesse.
Foto: Reiner Frank, Rostock
Ob Kreuzfahrt, Hanse Sail oder Segelregatten
Tourismusdirektor Matthias Fromm berichtete beim Nautischen Verein über Maritimen Tourismus / Rostock und Warnemünde wurde so verstärkt international bekannt gemacht
Rostock, 20. Februar – Der Maritime Tourismus stand im Blickfeld der jüngsten Veranstaltung des Nautischen Vereins in Warnemünde. Zu Gast war Tourismusdirektor Matthias Fromm, der die Highlights des Vorjahres in diesem Rahmen noch einmal mit akustisch untermalten schönen Bildern Revue passieren ließ und Ausblicke auf die Vorhaben dieses Jahres gab.
Schifffahrt und Hafen haben ihre Schnittstellen im Tourismus, machte er deutlich. Das belegen die Anläufe von Kreuzfahrtschiffen ebenso wie Hanse Sail und Warnemünder Woche und besondere Höhepunkte des vergangenen Jahres wie Hanse-Tag und Cruise Festival. Rostock habe dadurch international an Aufmerksamkeit gewonnen, erklärt Fromm. Allein die Warnemünder Woche lockte 1.800 Aktive mit rund 1.000 Booten ins heimische Segelrevier zu diversen Europa- und Weltcups. Vom 6. bis 14. Juli werden auch in diesem Jahr hier die Segel zu internationalen Wettkämpfen und Meisterschaften gesetzt. Zur Hanse Sail erwartet man auch in diesem Jahr vom 8. bis 11. August wieder eine Armada von Traditionsschiffen. Auch das Segelschulschiff GLORIA, das Flaggschiff der Marine Kolumbiens, wird voraussichtlich Kurs auf Rostock nehmen.
Die diesjährige Kreuzfahrtsaison, zu der wieder rund 200 Anläufe gemeldet sind, beginnt in Warnemünde am Karfreitag mit der MSC POESIA. Fromm verweist darauf, dass je Anlauf von Passagieren und Besatzungen etwa 300.000 Euro in der Region ausgegeben werden. Die maritimen Dienstleister profitieren von dieser Wertschöpfung ebenso wie Reiseunternehmen, Handel und Gastronomie. Die Tourismuszentrale informiert am Warnemünder Pier 7 über Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen. Port Partys soll es in diesem Jahr wieder am 29. Mai, 8. Juni, 21. Juli, 23. August und 15. September geben. Große Resonanz fand das Cruise Festival mit der Auslaufparade vom 14. bis 16. September vergangenen Jahres. Ein Ereignis, das im Wechsel mit Hamburg veranstaltet wird und in der letzten Augustwoche 2020 wieder in Warnemünde veranstaltet werden soll. Man sei bemüht, dafür Partner zu finden, berichtet der Tourismuschef und verweist darauf, dass ein Programmpunkt auch ein Umweltsymposium war.
Abgase und Lärm gehören zu den Schattenseiten der Kreuzfahrtsaison. Deshalb sollen auch in Warnemünde bis 2025 vier Landstromanlagen der Umwelt zuliebe errichtet werden, wie Hafenkapitän Gisbert Ruhnke mitteilt. Zunächst bis Ende 2020 an den Liegeplätzen 7 und 8 und dann auf der anderen Seite des Werftbeckens, das die Hansestadt noch zum Mehrzweckhafen ausbauen will. AIDA Cruises habe die Bereitschaft für entsprechende Nutzungen ihrer Schiffe bereits zugesagt und auch mit MSC, Costa und anderen Reedereien sei man dazu im Gespräch. Zudem bestünden in Rostock Bunkermöglichkeiten von LNG, wofür der Hafen die entsprechenden Regularien erfüllt. Erst jüngst hatte wieder ein großer Frachter Flüssigerdgas im Seehafen getankt.
Warnemünde ist für Touristen ein attraktives Ziel, aber auch für Kongresse ein gefragter Veranstaltungsort, wie der Tourismusdirektor berichtet und auf steigende Übernachtungszahlen verweisen kann. Reiner Frank
Die Mitarbeiter der Rostocker Agentur Sartori & Berger (S & B) um die neue Niederlassungsleiterin Ina Kreutz (rechts).
Foto: Reiner Frank, Rostock
Der Auftakt erfolgt in Stralsund
Vorkehrungen auf die Kreuzfahrt-Saison beim Dienstleister Sartori & Berger / In Warnemünde beginnt es am Karfreitag mit MSC POESIA / Durch Maritimes Logistik Center flexible Belieferungen der Cruiser
Rostock, 5. Februar – Im Büro der Rostocker Hafenagentur von Sartori & Berger (S & B) sind auf der Tafel mit den Schiffsankündigungen gegenwärtig nur wenige Einträge verzeichnet. In wenigen Monaten wird der Platz auf der Wandtafel kaum reichen. Die Makler von S & B werden wieder den Großteil der Kreuzfahrtschiffe zu bedienen haben, die die heimische Küste ansteuern. Das sind 154 der 199 für Warnemünde und Rostock gemeldeten Anläufe sowie weitere acht (von 14) in Wismar sowie je einer in Stralsund und in Ahlbeck, berichtet Ina Kreutz (34), die neue Leiterin der S & B-Niederlassung Rostock. Dazu kommen für Sartori & Berger noch zwei Anläufe in Sassnitz-Mukran, die von ihren Sassnitzer Kollegen betreut werden.
„Wir freuen uns auf die neue Saison, obwohl sie uns viel Mehrarbeit und somit auch Stress bringen wird”, offenbart die junge Maklerin, die erst seit August vorigen Jahres im Rostocker Büro tätig ist, seit November als Branche Office Manager. Neu ist ihr das Umfeld aber nicht. Die gebürtige Rostockerin, die in Diedrichshagen zu Hause ist, hatte schon als Studentin hier gejobbt, hier dann auch den Beruf der Schifffahrtskauffrau unter den Fittichen erfahrener Makler wie Jürgen und Susanne Funck erlernt und ist nach Tätigkeiten in Berlin und im AIDA-Kundencenter praktisch zu den beruflichen Wurzeln zurückgekehrt.
Obwohl erst im Dezember in Warnemünde und Wismar mit Anläufen zu den Weihnachtsmärkten die alte Saison endete, sind seit Jahresbeginn die Vorkehrungen für die Kreuzfahrtsaison 2019 bereits im vollen Gange, kann sie berichten. Die Liegeplätze stehen zwar lange fest, aber Aufgaben wie Schlepperbestellungen, schifffahrtspolizeiliche Genehmigungen und vielerlei Anfragen der Reedereien und ihrer Partner sind zu klären, eigene organisatorische Vorkehrungen bis hin zur Urlaubsplanung zu treffen. Gemeinsam mit dem Hafen und den hier tätigen Behörden will schließlich alles gut vorbereitet sein. Seit dem vergangenen Sommer hat S & B ein eigenes Maritimes Logistik Center im Güterverkehrszentrum, von wo Ersatzteile und Ausrüstungen für die Schiffe flexibler zu liefern sind. Für solcherart Aufgaben, wie sie im vorigen Jahr zum Beispiel bei Shop-Umbauten der AIDA-Cruiser erforderlich waren, ist man so gut gerüstet. Von der neuen Halle wurde gerade auch ein Reparaturschiff im Rostocker Hafen mit Ersatzteilen bestückt.
Für die Mitarbeiter der Rostocker Agentur beginnt die Kreuzfahrt-Saison am 17. April mit dem Anlauf des kleinen, nur 72 Meter langen Expeditionsschiffes OCEAN NOVA in Stralsund. Zwei Tage später, am Karfreitag, geht es dann mit der MSC POESIA in Warnemünde richtig los. Von den 154 Anläufen im Rostocker Revier erfolgen 146 in Warnemünde und acht im Überseehafen. Als Neulinge sind durch S & B die Schiffe VIKING JUPITER, CELEBRITY REFLECTION und NIEUW STATENDAM zu betreuen. Mit rund 330 Meter Länge ist für die Makler um Ina Kreutz wieder die REGAL PRINCESS das größte Schiff (die von der Kapazität sie noch übertreffende NORWEGIAN BREAKAWAY wird von HC Roever bedient). AIDA kommt mit drei Schiffen insgesamt 45mal nach Warnemünde. Hier wechselt auch wieder COSTA FAVOLOSA wöchentlich vom 31. Mai bis Ende August ihre Passagiere und Teilwechsel erfolgen auch mit MSC. Erstmals gibt es mit der ASTORIA auch in Wismar einen Passagierwechsel. Die ZENITH von Pulmantur kommt viermal, nutzt aber Warnemünde nur als Transit-Hafen. Die Passagierwechsel machen die Spanier in dieser Saison in Malmö.
Viking hat Warnemünde mit ihren schmucken vier baugleichen Schiffen 20mal im Fahrplan. Zu dritt gibt sich die Holland America Line mit sieben Anläufen ein Stelldichein. Die Makler können sich hier wieder auf Vorbereitungen der Bordfeste im bayrischen Flair einstellen. Vom Barbecue mit Brezeln und Weißwurst, blau-weißen Fähnchen bis hin zum Akkordeon-Spieler darf da nichts fehlen. Alltag für die Makler werden neben der Hafenklarierung diverse Hilfeleistungen für Besorgungen, für Arztbesuche, Bestellungen von Ersatzteilen und auch Visa-Fragen sein, die für Crew-Mitglieder zu klären sind. Zwei Kollegen im Rostocker Office organisieren auch Landausflüge.
Soweit eine kleine Vorschau auf die Aufgaben, auf die sich die Dienstleister einzustellen haben. In der Rostocker Agentur von Sartori & Berger werden in dieser Saison sechs Festangestellte und vier Auszubildende entsprechend tätig sein. Ein engagiertes junges Team, das auch aus Kiel, dem Hauptsitz des in Sachen Kreuzfahrt bis nach Polen tätigen Schifffahrtsunternehmens, Unterstützung erhält. Reiner Frank
Das Baumhaus im Alten Hafen von Wismar, das derzeit zum Maritimen Traditionszentrum entwickelt wird. Foto: Reiner Frank, Rostock
Baumhaus wird Maritimes Traditionszentrum
Einer der „Hingucker” im Alten Hafen von Wismar / Umschlag und Kreuzfahrt wachsen
Wismar, 20. Januar 2019 – Der Alte Hafen Wismars hat etliche Sehenswürdigkeiten. Neben den verjüngten alten Speichern ist das Baumhaus mit den Schwedenköpfen ein „Hingucker”. Der denkmalgeschützte Barockbau war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Seinen Namen erhielt es wegen des Schlagbaums, mit dem der Hafen zur Nacht einst abgesperrt wurde. Das Gebäude war damals Sitz des Hafenaufsehers, des so genannten Boomschlüters, der hier Amts- und Wohnräume hatte und sogar eine Schankwirtschaft betrieb. Zu DDR-Zeiten hatte hier der Hafenkapitän seinen Sitz. Danach wurde es fast zwei Jahrzehnte lang Domizil für etliche Ausstellungen und Kulturveranstaltungen. Nun wird das Baumhaus zum maritimen Traditionszentrum entwickelt, wie eine Tafel am Haus verkündet. Am 5. April soll voraussichtlich die Eröffnung sein. Am Traditionszentrum beteiligt sind die Fördervereine für die Poeler Kogge WISSEMARA, für den Lotsenschoner ATALANTA und den Fischkutter MARLEN. Die Stadt Wismar hat dem Koggenverein das Haus über ein 66-jähriges Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Maritime Traditionen von Schifffahrt, Fischerei, Schiffbau und Hafenentwicklung werden hier künftig gepflegt. Allein der Hafen hat eine langjährige Geschichte. Der erste urkundliche Beleg dafür gibt es bereits anno 1209, als Schweriner Bürger hier die Genehmigung erhielten zwei Koggen zu halten.
Im vergangenen Jahr wurden in diesem Hafen 7,1 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen (plus zwei Prozent zum Vorjahr). Auch die Kreuzfahrt wächst. Nach elf Schiffsanläufen 2017 sind in diesem Jahr 14 angemeldet. Der Umbau des Anlegers ist nahezu abgeschlossen, so dass er zur Saison durch die Cruiser nutzbar sein wird. Reiner Frank
Luftbild vom Rostocker Hafenrevier in Richtung Süden. Foto: Rostock Port/Nordlicht
Gemischte Rostocker Hafenbilanz
Rekordwerte im Fähr- und Ro/Ro-Verkehr können Defizite im Schüttgutumschlag nicht voll ausgleichen · Wieder fast 200 Kreuzliner avisiert · Investitionen in die Zukunft
Rostock, 11. Januar 2019 – Trotz Zuwächse im Fähr- und Ro/Ro-Verkehr musste der Universalhafen Rostock in der Umschlagsbilanz des vergangenen Jahres insgesamt Rückgänge um knapp vier Prozent verzeichnen. Beim Neujahrsempfang von Rostock Port werteten die beiden Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch und Jens A. Scharner dennoch die erreichten Ergebnisse als erfolgreich. Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, wuchs die Menge um vier Prozent auf 16,9 Millionen Tonnen. Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Überseehafens Rostock betrug damit 66 Prozent. Die Zahl der auf den Fähr- und Ro/Ro-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten LKW nahm um sechs Prozent auf 406.223 Einheiten zu. Auch die Anzahl umgeschlagener Trailer stieg geringfügig. Und selbst der insgesamt nur noch auf niedrigem Niveau liegende Eisenbahnfährverkehr verzeichnet mit 15 605 beförderten Waggons Zuwächse um 6,5 Prozent. Eine Steigerung um ebenfalls sechs Prozent auf 570.600 im Vergleich zu 2017 war auch bei der Anzahl der beförderten Pkw, Wohnmobile und Caravans zu verzeichnen. Die Entwicklung des Dänemark- und Schweden-Verkehrs ergab neue Spitzenwerte. Die Anzahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Nordeuropa erreichte einen neuen Bestwert von 2,55 Millionen Reisenden.
Defizite im Schüttgutumschlag (er lag mit 5,8 Millionen Tonnen 17 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres) konnten damit aber nicht voll ausgeglichen werden. Besonders der Umschlag von Getreide war wegen der schlechten Ernte stark rückläufig. Und auch bei Kohle, Düngemittel und Zement gab es aus den verschiedensten Gründen Einbußen, während sich der Baustoffumschlag insgesamt positiv entwickelte.
In der Kreuzfahrtsaison 2018 gab es in Rostock und Warnemünde 206 Anläufe. Die Kreuzfahrtsaison 2019 beginnt in Warnemünde am 19. April mit dem Anlauf des Kreuzfahrtschiffes MSC POESIA der italienischen Reederei MSC Crociere. Insgesamt werden in diesem Jahr an 117 Tagen 199 Anläufe von 41 Kreuzfahrtschiffen erwartet. Sechs Schiffe nehmen erstmals Kurs auf die Warnow-Mündung. Zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit am Warnemünder Kreuzfahrt-Terminal werden mehr als zehn Millionen Euro in den Neubau eines weiteren Abfertigungsgebäudes investiert. Das Gebäude soll 186 Meter lang und 30 Meter breit werden. Der Abschluss der Hochbauarbeiten ist für das Winterhalbjahr 2019/20 avisiert.
Es ist eine von mehreren großen Investitionen im Rostocker Hafenrevier. Mit 40 Millionen Euro erreicht das Investitionsvolumen ein neues Rekordniveau. Zu den weiteren Großvorhaben zählen der Ausbau von Kaianlagen für größere Ro/Ro-Schiffe und Tiefbauarbeiten zur Ertüchtigung der Schwerlastflächen für einen Mega-Kran der Firma Liebherr. Der 160 Meter hohe Riese wird sich zu einem neuen Wahrzeichen der Hansestadt in den Himmel recken und weithin sichtbar von der Leistungskraft des Wirtschaftsstandorts künden, schwärmt Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling vorausschauend. Reiner Frank
Dr. Christian Subklew ist mit der Brücke in Rufkontakt.
Dr. Peer Schmidt-Walther
Der Lotse ging von Bord
Ex-Ältermann Dr. Christian Subklew absolvierte auf der Stena-Line-Fähre SASSNITZ vor Mukran seinen letzten Job als Kompass-Regulierer. Der Seewetterbericht verheißt nichts Gutes: Regen und einen steifen Südwest-Wind mit Böen bis zu sieben Beaufort. „Immer wieder das Gleiche, wenn ich zum Kompensieren rausfahren soll“, schüttelt Christian Subklew den Kopf, während die Scheibenwischer vor seiner Nase hin und her flitzen.
Hinter dem KdF-Koloss von Prora schiebt sich sein letzter Job seitlich durch das Februar-Grau ins getrübte Blickfeld: ein ganz anderer Koloss, die 171 Meter lange 21.154 BRZ-Fähre SASSNITZ. Sie kommt gerade aus Trelleborg und steuert Mukran an.
Auf der weitläufigen Brücke empfängt Kapitän Eckhard Gotte, gebürtiger Sachse mit unverkennbar Berliner Tonfall, den Greifswalder per Handschlag. Man kennt sich an der Küste.
Besatzungswechsel ist angesagt. Nach einer Woche an Bord geht die Crew an Land, während ihre Ablöser aufsteigen.
Ablenkendes Störfeld
Bis zur Abfahrt um 17.30 ist noch genügend Zeit. Auch für den Auftrag von Christian Subklew. Den verdankt er der Verwendung von Werkstoffen im modernen Schiffbau wie Eisen und Stahl. „Frühere Seefahrer wie Columbus zum Beispiel”, erklärt er, „fuhren mit Holzschiffen zur See, auf denen Messing und Bronze verbaut wurden, so dass ihr Stabmagnet immer genau nach Norden zeigte”. Der an der Seefahrtsschule Warnemünde-Wustrow 1981 promovierte Nautiker erklärt weiter: „Durch Induktion des Erdmagnetismus wird jedes Stahlschiff selbst zu einer Art Magnet und erzeugt ein Störfeld, das den Kompass ablenkt, daher zeigt ein Magnetkompass nie richtig an”. Subklews Job ist es, die eigenmagnetischen Kräfte eines Schiffes auszugleichen. „Ich war mal auf einem Schiff”, erzählt er bei Kaffee und Kuchen, den er zum Abschied mitgebracht hat, „das hatte vorher Panzer geladen. Da betrug die Kompass-Abweichung 120 Grad”. Normalerweise zeigen Satellitendaten und die elektrisch betriebenen Kreiselkompasse die genaue Position an, „aber bei Stromausfall bleibt nur der Magnetkompass”, gibt Subklew zu bedenken. Außer ihm gibt es bundesweit nur noch eine Handvoll Kompensierer, die sonst als Lotsen tätig sind.
Durchgehende Kurszahlen
Um 13.30 Uhr gibt Wahl-Berliner Kapitän Gotte, der auch auf Erfahrungen als Bauleiter im Kanzleramt verweisen kann, den Befehl zum Ablegen. „Steuerbord zehn!” gibt er dem Rudergänger die Anweisung, und der echot: „Ruder liegt Steuerbord zehn!”
Zitternd schiebt sich das weiße Schiff, das noch zu DDR-Zeiten 1987 von der Deutschen Reichsbahn (DR) in Auftrag gegeben wurde, aus dem schmalen Fährbett hinaus auf die mit Schaumköpfen gesprenkelte Ostsee. Die Küste verschwindet achteraus hinter Regenschleiern. Christian Subklew zieht sich seine Wetterjacke über, auf dessen Rücken das Wort PILOT prangt, die internationale Bezeichnung für „Lotse”.
Über eine schmale Eisenleiter turnt er aufs Peildeck, das über der Brücke liegt, und nimmt die Schutzhaube des Kompasses ab. Dann legt sich FS SASSNITZ auf die Seite und setzt wie mit dem Kapitän verabredet zu einem Vollkreis an. Subklew hat jetzt das Sprechfunkgerät eingeschaltet. Nässe und Wind machen ihm zu schaffen, die Papiere flattern in seiner linken Hand über dem Kompass, der noch aus der Produktion des VEB Schiffselektronik stammt und als Nordzeichen das Stralsunder Wappen trägt. Alle zehn Grad gibt Gotte die jeweils durchgehende Kurszahl an – „Achtung Null!” – während Subklew die von ihm beobachteten Abweichungen in einer Tabelle notiert. „Nicht mehr als zwei Grad”, kann er zufrieden feststellen und das neue Siegel, ähnlich einem TÜV-Stempel, aufkleben. Per Schraubenzieher werden dann von ihm – „das ist keine Hexerei” – Querschiffs- und Längsschiffmagneten wieder in ihre Normalstellung einreguliert. Das gleiche Prozedere muss auch über dem achteren Fahrstand absolviert werden, denn eine Eisenbahnfähre wie die SASSNITZ hat zwei Fahrstände. Fahrzeuge und Züge werden nämlich über das Heck entladen, von dem aus ins Fährbett gesteuert wird.
Mehr Segel- und Enkelzeit
„Alle zwei Jahre oder, wenn nötig, auch öfter machen wir das”, erklärt der Ex-Lotsen-Ältermann, der auf 40 Regulierungen pro Jahr kam.
Am 28. Februar ist er 65 Jahre alt geworden. Nach 18 Jahren im Amt, das er im Alter von 46 Jahren übernommen hat, wovon er zehn Jahre Vizepräsident der Bundeslotsenkammer war, muss er unwiderruflich den Dienst quittieren. Nach insgesamt 22 Lotsenjahren – wobei er mehrere tausend Schiffe sicher beriet – auf dem Nord-Ostsee-Kanal und im Wismar-Rostock-Stralsunder Revier. Unterm Strich 40 Seefahrtsjahre. „Ist schon ein komisches Gefühl, diese letzte Reise”, blickt er wehmütig zurück.
„Wobei mein erster Job nach dem Abi in Greifswald”, erinnert er sich, „Brückenwärter in Wieck war, bevor mich die Volksmarine auf ein Landungsschiff verpflichtete”. Einige Jahre diente er auch als Reserveoffizier in der Deutschen Marine, zuletzt als Kapitän zur See, als der er an der Marineschule Flensburg-Mürwik unterrichtete.
Nach zwei Stunden in luftig-nasser Höhe ist alles gelaufen. Kostenpunkt 150 Euro, „mit Rabatt, weil’s zwei Anlagen waren”, grinst Subklew und wird von Kapitän Gotte auf seinem letzten Dienstgang bis zur riesigen Heckklappe begleitet. Dort verabschiedet er den Kompensierer wieder freundschaftlich per Handschlag, aber jetzt zum letzten Mal, mit den Worten: „Dann mal Mast- und Schotbruch und immer ’ne Handbreit Wasser unterm Kiel!” Der Hobbysegler weiß das zu schätzen und freut sich auf die pflichtfreie Zeit, die er jetzt auch mehr seinen drei Kindern und Enkeln widmen kann.
FS SASSNITZ
Typ: Eisenbahnfähre; Werften: Danyard AS Aalborg/Frederikshavn; Baujahr: 1987-89; Baunummer: 690; Vermessung: 21.154 BRZ; Länge: 171,5 m; Breite: 23,7 m; Tiefgang (max.): 5,8 m; Crew: 24 + 35 im Service; Hauptmaschinen: 4 x MAN-B&W; Leistung: 18.200 kW; Geschwindigkeit (max.): 21 kn; Passagierzahl (max.): 875; Fahrzeugkapazität: 56 Güterwaggons, 20 LKW/170 PKW; Einsatzgebiet: Sassnitz-Mukran – Trelleborg/Schweden; Eigner: Stena Line GmbH, Rostock (zuvor Deutsche Reichsbahn/DR, Deutsche Fährlinien Ostsee/DFO, Scandlines; Flagge: Deutschland; Heimathafen: Sassnitz.
Dr. Christian Subklew überprüft den Magnetkompass auf der Brücke.
Das Prüfsiegel wird an den Kompass geklebt. Der letzte Handschlag zwischen zwei Fahrensleuten.
SCHIFFSUNFÄLLE
der Deutschen Seereederei Rostock
Rostock, im Dezember 2018 – Im Warnemünder Bereich Seefahrt der Hochschule Wismar stellte kürzlich Kapitän Hans-Hermann Diestel sein neues im Hinstorff Verlag erschienenes Buch „Schiffsunfälle der Deutschen Seereederei Rostock” vor. Mehr als hundert Seeunfälle insbesondere von DSR-Schiffen werden von ihm ausgelotet. Schon zum Studienbeginn in der Seefahrtsschule beschäftigte er sich mit Seeunfällen in der Kaiserzeit, sammelte Sprüche und Protokolle der Untersuchungsbehörden und baut sich ein umfangreiches maritimes Archiv auf. Seit vielen Jahren widmet er sich Fragen der Schiffssicherheit und Seemannschaft und schreibt auch darüber. Inzwischen tragen zehn Bücher seine Handschrift, sieben sind allein bei Hinstorff erschienen. Dabei bringt er seine Erfahrungen aus 55 Jahren aktiver Seefahrt sowie speziell auch der Seeunfalluntersuchung ein. Über vier Jahrzehnte fuhr er selbst für die DSR zur See, war hier von 1985 bis 1989 als Oberinspektor für Seeunfalluntersuchung tätig. Danach prägte er bei der Reederei Alpha Ship Bremen das Qualitätsmanagement der Schiffsführungen dieser Schiffe, war zuletzt noch als Ausbilder auf Rickmers-Schiffen unterwegs.
Im neuen Buch gliedert er die Unfälle nach den Schwerpunkten Grundberührungen / Strandungen, Kollisionen und Schiffsbränden sowie Fahren bei schwerem Wetter. Breiten Raum nehmen die Totalverluste ein, von denen auch die Rostocker Reederei nicht verschont blieb. So werden auch die Kollision des Stückgutfrachters MAGDEBURG am 27. Oktober 1964 in der Themsemündung und der Untergang des Tankers BÖHLEN im Oktober 1976 im Atlantik analysiert, bei dem 24 Seeleute und zwei mitreisende Ehefrauen den Tod fanden. Für den Unfall der MAGDEBURG führte er mit Experten der Seefahrtsschule selbst Recherchen am Schiffssimulator durch.
Manchmal ist es menschliches Versagen, manchmal sind es technische Gründe, aber auch schlechtes Wetter und mangelnde Seemannschaft, die zu den Unglücken führen. Diestel beleuchtet die Entwicklung der Seemannschaft und geht dabei schwer ins Gericht mit einzelnen Fällen von mangelnder Reisevorbereitung, Disziplinlosigkeit, Laxheit und Schlamperei sowie Alkoholmissbrauch. Er kritisiert die Handlungsweisen mancher Lotsen als Berater der Kapitäne, aber auch, dass sich manche Schiffsführung nur auf sie verlassen hatte.
Hans-Hermann Diestel
SCHIFFSUNFÄLLE
der Deutschen Seereederei Rostock
ISBN: 9783356021707, 152 Seiten, € 25,00, Format 24,5 x 21,5 cm, Hardcover,
erschienen im Hinstorff Verlag, Rostock, Internet: www.hinstorff.de
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