HELGOLAND · AUSGABE 2/2019

Die MS HELGOLAND – angetrieben mit umweltfreundlichem LNG – hat sich in ihren ersten drei Einsatzjahren voll bewährt.
Foto: Cassen Eils, Cuxhaven

Philipp Rademann
  Mit der MS HELGOLAND auf Wintertörn zum roten Felsen

Die Cuxhavener Reederei Cassen Eils steuert täglich die einzige deutsche Hochseeinsel an – bei (fast) jedem Wetter. „Die Helgoländer können sich auf uns verlassen”: Dieser Grundsatz von Reedereigründer Cassen Eils gilt für die Cuxhavener Reederei bis heute. Seit 1952 steuern die Seebäderschiffe unter der Flagge von Cassen Eils Deutschlands einzige Hochseeinsel an. Auf der Brücke des im Dezember 2015 in Dienst gestellten Flaggschiffs HELGOLAND steht Kapitän Ewald Bebber. Das 83 Meter lange Schiff bietet für seine Passagiere nahezu Kreuzfahrtstandard und ist das erste mit umweltfreundlichem LNG-Flüssiggas angetriebene Fahrgastschiff unter deutscher Flagge. An diesem wolkenverhangenen Wintertag weht ein kräftiger Südwestwind mit Windstärke 8 bis 9, als das Schiff den Cuxhavener Fährhafen nach einem routinierten Wendemanöver verlässt. Der gebürtige Helgoländer Bebber ist stolz auf „sein” Schiff, das er maßgeblich mitentwickelt hat. „Ich muss den Wind beim An- oder Ablegemanöver fühlen”, lacht der Chefkapitän auf der Brücke verschmitzt. Das erklärt die offenen Brückennocks, die auf anderen Neubauten nicht anzutreffen sind.
Eigentlich wollte der Kapitän – 1991 von Cassen Eils persönlich angeheuert – nur sechs Wochen bei der Eils-Flotte bleiben. Aber etwas schöneres als die tägliche Fahrt von Cuxhaven zum roten Felsen kann sich Bebber heute nicht vorstellen. Andere Fahrgastschiffe steuern Helgoland nur im Sommer bei schönem Wetter an. Die Reederei Cassen Eils befördert auch im Winter täglich Passagiere und Fracht. Bis zum Jahr 2030 hat die Reederei einen Verkehrsvertrag mit der schleswig-holsteinischen Insel abgeschlossen, der den Helgoländern eine garantierte Verbindung zum Festland mit einer modernen Container-Frachtlogistik sichert. Auch an diesem ungemütlichen Dezembertag sind über 600 Passagiere und vier 10-Fuß-Container an Bord. Urlaub in Deutschland steht hoch im Kurs. Davon profitiert auch Helgoland, das nach langen Jahren des Stillstands wieder „in” ist. 2018 konnte auch die Reederei Cassen Eils – seit 2010 Teil des Konzernverbunds AG Ems – neue Rekorde bei den Passagierzahlen vermelden. Von Cuxhaven sowie in der Sommersaison auch von Büsum, Bremerhaven und Hooksiel aus starteten über 500.000 Urlauber nach und von Helgoland. Diese Zahlen schließen auch Sonderfahrten auf der Elbe und zu den Seehundsbänken mit ein. „Unsere Qualitätsoffensive hat sich als sehr erfolgreich erwiesen”, macht Peter Eesmann, Geschäftsführer der Reederei deutlich. 2018 wurde mit der ATLANTIS ein neues Ausflugsschiff für Touren ab Cuxhaven in die Flotte aufgenommen, im Jahr zuvor kam die WEGA II für Fahrten ab Fedderwardersiel hinzu. Heute fahren sechs Schiffe unter der Flagge von Cassen Eils.
Nachhaltigkeit ist auch für die Reederei Cassen Eils sehr wichtig. „Wir sind stolz darauf, dass die HELGOLAND dank ihres umweltfreundlichen Flüssiggasantriebs mit dem ,Blauen Engel’ ausgezeichnet wurde”, so Eesmann. „Das Schiff hat Standards an der Nordseeküste gesetzt.” Innerhalb von drei Jahren konnten auf der HELGOLAND gegenüber einem herkömmlichen Dieselantrieb rund 8.500 Tonnen CO2 und 10 Tonnen Feinstaub eingespart werden. In dieser Zeit hat das Schiff rund 80.000 Seemeilen zurückgelegt – das entspricht zwei Weltumrundungen in Höhe des Äquators.
Auch Kapitän Ewald Bebber ist voll des Lobes über die HELGOLAND. „Das Schiff hat sich in jeder Hinsicht bewährt”, ist er überzeugt. Vor allem die Seeeigenschaften seien dank der Rumpfform und der Stabilisatoren hervorragend. Das wissen auch die Passagiere zu schätzen, die von den bis zu drei Metern hohen Wellen auf dem Weg nach Helgoland kaum etwas mitbekommen haben. Beim Anlegemanöver steht Kapitän Bebber wieder auf der offenen Brückennock und dirigiert das Schiff sanft an die Pier im Südhafen der Insel. Nach knapp vier Stunden Liegezeit geht es wieder 38 Seemeilen nach Cuxhaven zurück – umweltfreundlicher lässt sich der rote Felsen nicht erleben.

Ausblick: Nach Helgoland im Frühjahr und Sommer 2019
Ab Ende März 2019 steuert Cassen Eils nicht nur von Cuxhaven, sondern auch wieder von Büsum sowie ab Mai 2019 von Bremerhaven und Hooksiel den roten Felsen an. Zum Einsatz kommen dann neben dem LNG-Neubau HELGOLAND auch die beiden „Traditionsschiffe” FUNNY GIRL und FAIR LADY, die 1973 bzw. 1970 auf der Cuxhavener Mützelfeldtwerft entstanden sind.
Eine Neuerung gibt es zur Sommersaison 2019: In diesem Jahr startet die FUNNY GIRL erstmals für die neue Gesellschaft Adler & Eils GmbH & Co. KG von Büsum nach Helgoland. Der Sylter Reeder Sven Paulsen und Cassen Eils haben für ihr Ausflugsangebot ab Büsum erst im Februar 2019 eine umfassende Zusammenarbeit vereinbart. Zuvor hatten die Adler-Schiffe über die mit ihr verbundene Gesellschaft German Fast Ferry GmbH & Co KG die traditionsreiche Büsumer Reederei H.G. Rahder übernommen. Ergebnis der neuen Zusammenarbeit von Cassen Eils mit den Adler-Schiffen ist, dass zukünftig mit der FUNNY GIRL nur noch ein Schiff von Büsum nach Helgoland starten wird. Die langsamere und kleinere LADY VON BÜSUM – ehemals unter Rahder-Flagge unterwegs – wird dann von ihrem Heimathafen aus Ausflugsfahrten unternehmen. „Dass in Zukunft nur noch die FUNNY GIRL nach Helgoland fährt, schont Ressourcen in vielerlei Hinsicht. Es ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht absolut sinnvoll”, so Peter Eesmann.
Anders als bei den Fahrten von Cuxhaven aus, kommen die Gäste der FUNNY GIRL und FAIR LADY auch weiterhin in den Genuss des Übersetzens mit den Helgoländer Börtebooten. Mit diesen rund zehn Meter langen Booten – aus massivem Eichenholz gebaut – werden die Passagiere von dem auf Reede liegenden Schiff zur Helgoländer Landungsbrücke übergesetzt. Seit 2018 gehören die Börteboote jetzt übrigens auch zum deutschen Kulturerbe. www.cassen-eils.de · www.adler-eils.de
 

Das geräumige und lichtdurchflutete Atrium bietet als Novum auf Seebäderschiffen auch einen Fahrstuhl. Foto: AG Ems, Emden

Die farbenfrohe Einrichtung des Schiffes ist ein echter Hingucker: Hier ein Bick in eine „Hummerbude”, die auch von Passagieren vorab reserviert werden kann. Foto: AG Ems, Emden

Die Salons – wie hier der Salon „Kugelbake” – bieten einen Panoramablick auf Elbe und Nordsee. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

Ein Modell der Kugelbake – bekannt als das Wahrzeichen der Stadt Cuxhaven – findet sich im zentralen Bereich des gleichnamigen Salons. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

Das Restaurant „Knieper” an Bord ist nach den Scheren des Taschenkrebses benannt: Auf Helgoland eine beliebte wie traditionelle Spezialität. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

Helgoland liegt als Urlaubsiel voll im Trend: Wer die Insel wirklich erleben will, sollte eine oder mehre Übernachtungen auf
dem roten Felsen einplanen. Foto: Helgoland Tourismus, Helgoland

Die „Lange Anna” – hier im winterlichen Kleid – ist mit seinen 47 Meter Höhe eines der Wahrzeichen der Insel. 
Foto: Helgoland Tourismus, Helgoland

Der Leuchtturm auf der Helgoländer Düne ist seit 1936 in Betrieb. Foto: Helgoland Tourismus, Helgoland

Der Leuchtturm auf dem Helgoländer Oberland entstand aus einem im 2. Weltkrieg errichteten Flakturm.
Foto: Marika Richters, Helgoland Tourismus, Helgoland

Einst dienten die Hummerbuden Helgoländer Fischern – heute sind sie eine beliebte Touristenattraktion am Hafen.
Foto: Marika Richters, Helgoland Tourismus, Helgoland

Kapitän Ewald Bebber steuert die Insel mit „seiner” MS HELGOLAND bei fast jedem Wetter an. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

Die MS HELGOLAND transportiert täglich auch jede Menge Fracht von Cuxhaven zur Insel. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

Die für Helgoland bestimmte Post wird kurz nach dem Anlegen im Südhafen der Insel entladen. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe