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18113 Nicols Basis Neuruppin Foto Nicols StrasbourgDie Nicols-Basis in Neuruppin, Brandenburg. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

Keine Angst vor dem großen Schiff: Hausbootfahren für Anfänger
1x1 des Charterboot-Fahrens

Hausbootfahren ohne Führerschein – das ist das Versprechen der Firma Nicols, die in Frankreich Hausboote produziert und dort bzw. in Deutschland und in Portugal an Urlauber vermietet. Aber ist das nicht gefährlich? Jeder hat schon mal mit großem Respekt die riesigen Fracht- und Passagierschiffe beobachtet, die auf den großen Strömen wie Rhein, Main oder Donau unterwegs sind. Auch die Flüsse an sich wirken mit ihren Dimensionen auf den Anfänger bedrohlich. Und hier soll man neben diesen großen Schiffen mit einem relativ kleinen Hausboot unterwegs sein?

Hausbootfahren ohne Angst
Die Antwort lautet: Nein, das sollen Sie nicht. Denn Hausbootfahren ohne gültigen Sportboot-Führerschein darf man auf den großen Flüssen nicht, das wäre tatsächlich viel zu gefährlich – nicht nur wegen der großen Schiffe, sondern auch wegen der starken Strömung, mit der man umzugehen wissen muss. Aber gerade in Frankreich gibt es jede Menge kleine Wasserwege, die absolut gefahrlos befahren werden können, weil dort kein Platz für die großen Kähne wäre und es auch so gut wie keine Strömung gibt: Die Rede ist von den vielen Kanälen mit einer Länge von insgesamt über 9.000 Kilometer, die das Land wie ein Straßennetz durchziehen. Einst gebaut, um auch die entlegensten Ecken Frankreichs mit Waren versorgen zu können, haben sie mit der Einführung des LKW-Frachtverkehrs stark an Bedeutung verloren. Für große Frachtschiffe sind sie zu schmal und zu flach, so dass die meisten heute der privaten Schifffahrt vorbehalten sind. Dank der zahllosen Schleusen ist die Wasseroberfläche meist spielglatt, es gibt kaum Verkehr und die Begrenzung der Geschwindigkeit auf 8 Stundenkilometer tut ein Übriges, um die Fahrt auf den Kanälen zu einem höchst entspannenden Erlebnis werden zu lassen.
Allerdings gibt es schon einige Dinge, die man beachten bzw. deren man sich bewusst sein muss, wenn man sich mit einem Hausboot auf das Wasser wagt. Wer bei Nicols ein Hausboot mietet, bekommt daher mit der Buchungsbestätigung auch ein kleines Handbuch mitgeschickt, in dem die wichtigsten Hinweise und Regeln vermerkt sind.

Die Vorbereitung der Hausboot-Tour: Kleidung und Einkauf
Je nachdem, in welcher Saison und in welcher Region man unterwegs ist, sollte man auf angepasste Kleidung achten. Dazu gehören auch im Sommer wetterfeste Sachen, da man jeden Tag fahren muss, um das gesteckte Ziel innerhalb der Tage an Bord auch zu erreichen – was bedeutet, dass man auch bei schlechtem Wetter raus an Deck muss, um das Boot in den Schleusen fest zu machen. Wenn man Pech hat, kann man da schon mal 20 Minuten im Regen stehen. Gleiches gilt natürlich auf für den Sonnenschutz. Hüte und Mützen (gerade auch für die kleinen Mitfahrer) sind Pflicht.
In Sachen Verpflegung sollte man vor allem reichlich Getränke mit an Bord bringen. Im Rumpf des Schiffes befindet sich ein großer Stauraum, in dem viel Platz ist – und Getränke sind aufgrund ihres Gewichts ohne Auto (das bleibt ja beim Abfahrtshafen stehen) nur schwer zu transportieren. Denken Sie auch an das Essen für die ersten beiden Tage, damit nicht gleich zu Anfang des Urlaubs „Einkaufsstress” aufkommt. Während der Fahrt kann man dann in den Häfen, aber oft auch an den Schleusen regionale Spezialitäten einkaufen und auf dem Schiff genießen. Und wer angeln kann und mag, sollte sich vor Abfahrt eine Urlaubs-Angelkarte besorgen, die Kanäle sind voll mit Fischen.

Anreise und Übernahme des Hausbootes
Je nach Entfernung zum Abfahrtshafen kann es sinnvoll sein, noch eine Übernachtung vor Ort einzuplanen. So kann man den „vollen” Urlaub an Bord genießen. Wer das Boot am Nachmittag übernehmen möchte, sollte daran denken, dass die Schleusen um 19.00 Uhr schließen und man dann möglichst im nächsten Hafen angekommen sein sollte.
Bei der Übernahme ist jedes Boot vollgetankt mit Diesel, der Verbrauch wird nach Ende der Fahrt abgerechnet. Die Wassertanks sind ebenfalls voll und sollten nach Möglichkeit jeden Abend wieder nachgefüllt werden, wenn das Schiff im Hafen liegt. In den meisten Häfen gibt es so eine Art Poller, in dem sich ein Strom- und ein Wasseranschluss befinden. Dort kann man – in der Regel sogar kostenlos – Wasser nachfüllen und das Boot über Nacht an den stationären Stromkreis anschließen, das spart Batterie und ermöglicht auch den längeren Betrieb verbrauchsintensiver Elektrogeräte wie z. B. eines Haarföhns o. ä.
Vor Ort können noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände dazu gemietet werden, die nicht unbedingt im Grundpreis enthalten sind. Empfehlenswert sind Fahrräder sowie ein Gasgrill, da Holzkohle-Grills an Bord wegen der erhöhten Brandgefahr nicht gestattet sind.
Bevor es dann losgeht, wird man vom Hafenmeister ausführlich in die Bedienung des Bootes eingewiesen. Das dauert etwa 90 Minuten, da während einer kurzen Probefahrt auch verschiedene Manöver wie Wenden, Anlegen seitlich, Anlegen rückwärts, usw. unter den wachsamen Augen des Meisters geübt werden. Auch wenn das Steuern eines Bootes am Anfang natürlich ungewohnt ist – man kann z. B. nicht „bremsen”, sondern muss dazu die Drehrichtung der Schraube umkehren, also quasi während der Fahrt den Rückwärtsgang einlegen! – so stellt sich doch schon nach kurzer Zeit eine gewisse Routine ein. Dazu trägt natürlich auch die sehr gemächliche Reisegeschwindigkeit von 8 km/h bei. Doch aufgepasst: Wenn man beim Steuern auch nur einige Sekunden unachtsam ist, landet das Boot bei voller Fahrt recht schnell im Ufergestrüpp des Kanals oder steuert auf die andere Seite in die „Gegenfahrbahn”. Viel passieren kann allerdings nicht, da die Hausboote ringsum mit Gummi-Bojen gegen Beschädigungen bei unsanftem Aufprall geschützt sind.

Brücken, Schleusen und andere Hindernisse
Auch wenn 8 km/h sehr langsam erscheinen, so ist es doch ratsam, bei der Durchfahrt von Brücken bzw. der Einfahrt in Schleusen das Tempo zu drosseln, um quasi „durchzugleiten”. Bei der Fahrt unter Brücken ist zudem zu beachten, dass zwar alle Boote von der Bauhöhe unter allen Brücken durchpassen – nicht aber auch eventuelle „Aufbauten” in Form von Sonnenschirmen, Tischen, Stühlen, usw. Bei Booten, die einen Außensteuerstand auf dem Dach haben, kann sogar das Lenkrad heruntergestellt und die Sitzbank umgeklappt werden, wenn es mal eng werden sollte.
Die Schleusen sind ein Thema für sich! Für viele Hausboot-Fans machen sie den eigentlichen Reiz der Reise aus, weil das Manöver – zumindest bei gutem Wetter – durchaus Spaß macht und man sich bei der Fahrtunterbrechung oft auch mit regionalen Spezialitäten wie Wein, Käse, usw. eindecken kann.
Die Schleusenwärter selbst tun meist alles, um die Reiseunterbrechung so kurz und so angenehm wie möglich zu gestalten. In der Regel wird man per Telefon von Schleuse zu Schleuse „weitergereicht”; nicht selten betreut ein Wärter auch gleich mehrere Schleusen, und fährt dann mit Fahrrad, Mofa oder Auto voraus zur nächsten, um das Boot dann dort zu erwarten. Sollte eine Schleuse bereits belegt sein, muss in etwa 200 Meter Entfernung gewartet werden, bis sie wieder frei ist. Sind mehrere Boote hintereinander unterwegs, muss manchmal auch in der Schleuse auf die Nachzöglinge gewartet werden, doch das ist eher selten der Fall.

Einfahrt in den Hafen und Übernachtung
Es empfiehlt sich, die Reise so zu planen, dass man am späten Nachmittag in einem der zahlreichen Yachthäfen festmachen kann. Dort füllt man als Erstes die Wassertanks wieder auf und schließt das Boot an die stationäre Stromversorgung an, bevor man sich schließlich zur Erkundung der Umgebung (Stadt, Dorf) aufmacht.
Doch zuvor muss man das Boot „einparken“! Je nach Lage der freien Plätze kann man rückwärts oder seitwärts anlegen, um dann nach erfolgreicher Aktion das Schiff mit Seilen zu sichern. Hausboot-Fahrer sind in der Regel hilfsbereit und stehen Neulingen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Wie so oft im Leben gilt auch hier: Übung macht den Meister!
Nach dem Anlegen geht man zum Hafenmeister (so es einen gibt) und meldet sich an. Manchmal wird ein kleiner Obolus fällig (10 €), oft ist der Liegeplatz samt Strom- und Wasserversorgung auch kostenlos. In einigen Häfen gibt es externe Waschhäuschen, in denen man für ein paar Euro ausgiebig heiß duschen kann. Gerade wenn man mit vielen Personen unterwegs ist, kann so an Bord Wasser gespart werden.
In Frankreich darf man auch nahezu überall am Ufer anlegen und wild campen. Das hat natürlich einen gewissen Charme; man bedenke allerdings, dass man kein Wasser nachfüllen kann und man abends bzw. nachts alle Geräte (und hier vor allem den Kühlschrank) mit der Batterie betreiben muss. Die wird zwar tagsüber geladen, da es sich aber um eine ganz normale Autobatterie handelt, ist die Stromreserve u. U. nicht besonders groß.

Einkäufe und Besichtigungen
Nach dem erfolgreichen Anlegen stellt sich dann zunächst die Frage, was man unternehmen möchte und vor allem, wie man dort hinkommt. Wohl dem, der bei der Abfahrt die Fahrräder mitgebucht hat – sie leisten auf der Kurzstrecke wertvolle Dienste. Beim Einkaufen ist zu beachten, dass man alles entweder zu Fuß oder per Fahrrad zum Schiff transportieren muss. Bei wirklich schweren Waren empfiehlt es sich daher, ein Taxi oder ein Uber zu bestellen, welches einen mitsamt den Einkäufen zurück zum Hafen bringt.
Zu Fuß können auch scheinbar kurze Strecken zu beachtlichen Hindernissen werden: 10 Kilometer hat man mit dem Auto in ein paar Minuten bewältigt; zu Fuß braucht man dagegen für dieselbe Strecke bis zu 2 Stunden. Dies ist bei der Planung (Öffnungszeiten, Ladenschluss) zu berücksichtigen, will man unnötige Anstrengung und Enttäuschungen vermeiden.

Last but not least: Rückgabe des Hausbootes und Reise zum Abfahrtshafen
Auch die schönste Hausboot-Tour geht nach ein oder zwei Wochen ihrem Ende entgegen, und man muss das Boot im Zielhafen wieder dem Nicols-Team übergeben. Hier hat man prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder man schwingt selbst Besen und Wischmopp, oder man zahlt 150 € und überlässt die Endreinigung den Profis.
Weitere Informationen über das Reisen mit dem Hausboot sowie zu möglichen Zielen und Routen findet man auf der deutschen Website von Nicols: www.hausboot-nicols.de

18113 Nicols Estivale Quattro Erdre Foto NicolsHausbootfahren auf dem Erdre in der Region Pays de la Loire, Frankreich. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Hunde sind auch willkommen Foto NicolsHunde sind auch willkommen. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Nicols 1000 Foto Anjou Navigation Sable sur SartheHellhäutige Gäste sollten bei starker Sonneneinstrahlung eine Kopfbedeckung tragen. Foto: Anjou Navigation, Sable-sur-Sarthe (F)

18113 Nicols Hausboot auf dem Pont Canal de Briare Foto NicolsKanalbrücke in der Stadt Briarein der französischen Region Centre-Val de Loire. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Nicols Hausboote Dole Frankreich Foto NicolsAltstadt von Dole mit Stiftskirche Notre-Dame in der Region Bourgogne-Franche-Comté, vorn der Rhein-Rhône-Kanal
mit den Nicols-Hausbooten.
Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Nicols Elsass Luetzelbourg Foto NicolsDas Städtchen Lutzelbourg (Lützelburg) liegt am Rhein-Marne-Kanal ... Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Nicols Hausboote Alsace Lutzelbourg Foto nicols... der sich hier durch eine hügelige Landschaft schlängelt. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Nicols Hausboote Alsace Arzviller Foto nicolsDas berühmte Schiffshebewerk Saint-Louis in Arzviller, nur 6 Kilometer von Lützelburg entfernt. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim

18113 Hausbooturlaub in Deutschland mit Nicols Foto NicolsHausbooturlaub in Detschland mit Nicols im Ruppiner Wald- und Seengebiet. Foto: Nicols, Kehl-Auenheim