SeereisenMagazin Logo klein 347 65MITTELMEER · AUSGABE 1/2020hr

20108 00 MSC Meraviglia Genua34 2019 Kai OrtelDie MSC MERAVIGLIA im Hafen von Genua. Ihre schiere Größe erschlägt einen förmlich – von außen, aber erst recht in ihrem pompösen Innern. Fotos: Kai Ortel, Berlin

Kai Ortel

Flaggschiff-Feeling im Mittelmeer –
Auf Kurzkreuzfahrt mit der MSC MERAVIGLIA
Teil 1

Bis zur Indienststellung der MSC GRANDIOSA im Herbst ist die 2017 gebaute MSC MERAVIGLIA noch das Flaggschiff der MSC-Flotte. Schwindelerregend groß und voller spannender Bordangebote für Groß und Klein. Vier Tage an Bord reichen da kaum aus, das Schiff in all seinen Facetten kennenzulernen.

Der Plan an sich war gut. Einen Tag vor der Minikreuzfahrt entspannt nach Mailand anreisen, dort einen Abend und einen Vormittag Sightseeing machen und erst danach nach Genua fahren, um aufs Schiff zu gehen. Allein: Der Plan ging nicht auf. Der Flieger hatte Verspätung, so dass aus der Ankunft am Abend eine in der Nacht wurde, und hätten wir uns vorher darüber schlau gemacht, dass der Mailänder Hauptbahnhof nicht einmal in der Nähe der City liegt, hätten wir wohl gleich auf das angedachte Sightseeing verzichtet. So reichte es stattdessen nur zu einem Spaziergang die schmucklose Via Vittor Pisani hinunter zur Piazza della Repubblica, wo an der Porta Nuova der interessante Teil der Altstadt Mailands gerade erst beginnt. Die berühmte Scala, der Dom, die Galleria Vittorio Emanuele II.? Allesamt unerreichbar, wenn wir unseren Mittags-Zug nach Genua nicht verpassen wollen. Schade.
Immerhin bringt uns der Schnellzug der italienischen Bahn tatsächlich ohne Verspätung nach „La Superba” – in die prachtvolle Hafenstadt Genua. In der Antike noch unbedeutend, wurde die Seerepublik Genua im 11. Jahrhundert im Rahmen der Kreuzzüge zur Seemacht, eine Stellung, welche die Stadt bis ins 16. Jahrhundert behielt. Der damalige Admiralfürst Andrea Doria machte sich durch seine Kriege gegen Franzosen, Osmanen und Piraten als „Liberator et Pater patriae” („Befreier und Vater des Vaterlandes”) unsterblich und Genua zu einem der bedeutendsten Häfen im Mittelmeerraum. Auch einer der beiden Kreuzfahrtkais der Stadt ist nach ihm benannt: Ponte Andrea Doria. An ihm liegt heute die MSC DIVINA, ihr gegenüber, am Ponte dei Mille, unsere MSC MERAVIGLIA. Was wohl Andrea Doria selber zu diesen beiden Giganten der Meere gesagt hätte? Er hätte sie vermutlich für ein Wunder gehalten. Nichts anderes drückt der Name des MSC-Flaggschiffes schließlich aus.

Ein Schiff für alle Jahreszeiten
Bereits die vier zwischen 2008 und 2013 gebauten Schiffe der MSC FANTASIA-Klasse (darunter besagte MSC DIVINA) sprengten mit ihrer Kapazität für bis zu 4.400 Passagiere alle bis dahin im Mittelmeer gekannten Dimensionen. Doch was MSC am 20.03.2014 unter dem Namen „Projekt Vista” bestellte, sollte selbst die MSC FANTASIA und ihre Schwestern noch in den Schatten stellen. 4.500 Passagiere sollte das neue Flaggschiff bei Doppelbelegung fassen, 5.700 maximal. Umsorgt werden sollte die schwimmende Kleinstadt (19 Decks) von 1.500 Besatzungsmitgliedern. Die beiden Einheiten sollten 2017 und 2019 abgeliefert werden und die Gesamtkapazität der MSC-Flotte mit einem Schlag um 31% erhöhen. Herzstück der beiden Neubauten würde eine über zwei Decks verlaufende, knapp 100 m lange Innenpromenade werden, an der diverse Restaurants, Bars und Geschäfte zu finden sein sollten. Die mit 80 m längste LED-Decke auf See sollte die Promenade krönen und an Deck ein riesiger Wasserpark unter freiem Himmel Groß und Klein gleichermaßen begeistern. Und noch vieles andere mehr.
Doch bis dahin dauerte es noch drei Jahre. Am 20.04.2015 erfolgte der erste Stahlschnitt für das Typschiff, das am 01.02.2016 mit einer feierlichen Münzzeremonie unter dem Namen MSC MERAVIGLIA auf Kiel gelegt wurde. Am 01.07.2016, ein Jahr vor der geplanten Indienststellung, gab MSC erste Details zum Bordangebot bekannt. Für die Carousel Lounge an Bord hatte man den Cirque du Soleil gewonnen, der dort exklusive Shows darbieten würde. Darüber hinaus sprach MSC von der MSC MERAVIGLIA nun als dem „Schiff für alle Jahreszeiten”, das mit 12 Restaurants und 20 Bars eine bis dahin ungekannte gastronomische Auswahl bieten würde. Sämtliche Kinder- und Jugendeinrichtungen konzentrierte man auf der Meraviglia-Klasse auf einem Deck, den Aqua Park stattete man mit gleich drei Wasserrutschen aus und dem Büffet-Restaurant verordnete man eine Öffnungszeit von 20 Stunden (5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts) – ein Quantensprung auch in Sachen Familienfreundlichkeit. Auch der MSC Yacht Club, das höchst erfolgreiche „Schiff-im-Schiff”-Konzept der Reederei, wurde gegenüber der MSC FANTASIA-Klasse noch einmal erweitert.
Am 02.09.2016 schwamm die MSC MERAVIGLIA im Baudock von Chantiers de l’Atlantique auf und überraschte dabei mit einer weiteren Neuerung: Am Heck wehte die Malta-Flagge, der Heimathafen hieß nicht mehr Panama, sondern Valletta. Die MSC MERAVIGLIA ist damit das erste MSC-Kreuzfahrtschiff, das unter der Flagge eines EU-Landes fährt – ein Zug, der auch mit einer Ausdehnung der Hafenanläufe in dem Inselstaat verbunden war, so hieß es. Nach 9 Millionen Arbeitsstunden war das Wunderwerk am 31.05.2017 schließlich vollbracht: Die MSC MERAVIGLIA wurde abgeliefert. 900 Millionen € hatte sich MSC seinen 13. Kreuzfahrt-Neubau seit 2003 kosten lassen, der gleichzeitig den Beginn der zweiten Wachstumsphase von MSC markierte: Bis 2026 will die Reederei 11 neue Kreuzfahrtschiffe in Dienst stellen. Gesamt-Investitionsvolumen: 9 Milliarden €, eine schwindelerregende Summe für die noch immer privat geführte Reederei. Am 03.06.2017 wurde die MSC MERAVIGLIA in Le Havre von Sophia Loren getauft, einen Tag später ging das Schiff auf seine Jungfernfahrt ins Mittelmeer.

Clever und smart
Selbiges haben wir im Blick, als wir in Kabine 14178 zum ersten Mal auf unseren Balkon hinaustreten. Doch nicht nur das. Die Balkone befinden sich nicht außen am Schiff, sondern enden bereits auf Höhe des Bootsdecks tief unter uns. Metallstreben beeinträchtigen die Sicht, und links und rechts fällt der Blick auf die übrigen Aufbauten des Schiffes anstatt auf die Kais und Schiffe im Hafen von Genua. Hochhaus-Feeling statt Seefahrtsromantik.
Die Kabine selber ist mit 17 Quadratmetern großzügig bemessen und in Weinrot bzw. Violett gehalten. Ein Korb mit frischem Obst wartet auf die Neuankömmlinge, und auf dem Bett liegen die Handtücher wie mit dem Lineal gezogen adrett nebeneinander. Das Doppelstockbett für die beiden Kinder mutet dagegen mit seinem Metallrahmen eher nach Jugendherberge an, und was bitte ist das für ein Schrank? Der Stauraum darin ist für eine vierköpfige Familie erschreckend gering, dabei handelt es sich um eine Kabine der gehobenen Kategorie. Gut, dass wir nur eine dreitägige Minikreuzfahrt machen, für eine längere Reise ist der Platz in diesem Schrank nämlich nicht geeignet.
Dafür hat sich MSC ein neues System der Kommunikation zwischen Passagieren und Kabinenstewards ausgedacht: Dezente kleine Leuchten neben der Tür lassen sich auf rot, blau oder weiß stellen – für „besetzt”, „Bitte nicht stören” oder „Make up Room”. Clever. Wenn es nur genauso einfach wäre, den Weg von der Kabine zurück zu den öffentlichen Räumen oder an Deck zu finden. Denn die Kabinengänge an Bord sind lang und verwinkelt, kein Wunder bei 315 Metern Schiffslänge. Den Ausgang zu den Treppenhäusern findet man auf Anhieb kaum, und selbst wenn, dauert es Minuten, ehe man einen vagen Begriff davon hat, wo an Bord man sich gerade befindet. Die MSC MERAVIGLIA ist riesig und unübersichtlich, da ist gut beraten, wer entweder einen der kleinen zusammenfaltbaren Mini-Deckspläne in der Hosentasche hat, die an der Rezeption ausliegen, oder wer spätestens im Terminal die „MSC for me”-App auf sein Handy geladen hat. Die sagt einem nämlich ziemlich genau, wo man gerade ist und wie man am schnellsten sein Ziel findet. Als erstes Schiff der Flotte wurde die MSC MERAVIGLIA dazu mit 16.000 Online-Kontaktpunkten, 700 W-LAN-Hotspots, 358 interaktiven Bildschirmen und 2.244 NFC (Near Field Communication)-Türöffnern ausgestattet. Das neue MSC-Flaggschiff ist so „smart” wie es nur geht – ein Branchentrend, der sich ohnehin nicht aufhalten lässt.
Ob das auch für das Büffet-Restaurant gilt, an dem wir uns am Mittag stärken? Leider nein. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es schon kurz nach der Einschiffung lange Schlangen an allen Food-Stationen. Allerdings: die Qualität der Speisen am Büffet hat sich im Vergleich zu vorherigen Reisen mit anderen Schiffen der Reederei gesteigert. Und auch die Auswahl ist größer geworden. So gibt es auf der MSC MERAVIGLIA sogar eine „ethnic corner” – ein willkommener Ausbruch aus dem Pizza-, Pasta- und Fast Food-Allerlei, an das man sich sonst auf großen Schiffen viel zu schnell gewöhnt. Mal indisch, mal mexikanisch, mal mongolisch, so kommt auch beim „kleinen Hunger zwischendurch” Abwechslung in den Speiseplan.
Draußen scheint derweil die Frühlingssonne über Genua. Der vordere („Atmosphere”) Pool ist gut gefüllt, und auch der achtere „Polar Aqua Park” hat seine Pforten für Groß und Klein geöffnet. Eisbär, Walross und Co. wachen hier in Form von Skulpturen über Wasserrutschen, Babypool und Klettergarten, alles stilecht in hellblau und weiß gehalten. Mit klassischen Passagierschiffen wie der MONTEREY und der RHAPSODY, mit denen MSC Mitte der 1990er Jahre an den Start gegangen war, hat dies alles freilich nichts mehr zu tun. Überhaupt kommt auf den Außendecks der MSC MERAVIGLIA kaum noch Schiffsfeeling auf. Die gute alte Reling ist fast überall an Bord von meterhohen Windschutzscheiben abgelöst worden; der komplette vordere Teil des Schiffes ist den exklusiven Einrichtungen des „MSC Yacht Club” vorbehalten, und das Bootsdeck, einstmals Platz für romantische Spaziergänge an der frischen Seeluft, ist so verbaut mit Rettungseinrichtungen aller Art, dass man nicht mal mehr das Meer sieht.

Kulturschock mit Ankündigung
Und innen? Ein ähnlicher Kulturschock, wenn auch einer mit Ankündigung. Die zentrale Innenpromenade „Galleria Meraviglia” ist eindrucksvoll, keine Frage. Vor lauter Restaurants, Bars und Lounges weiß man gar nicht, wo man zuerst hingucken soll. Toll z. B. die Chocolateria mit den riesigen Skulpturen (auch des Schiffes selber) aus Schokolade. Oder das Infinity Atrium mit seinen geschwungenen Treppen aus glitzernden Swarovski-Kristallen. Oder das gemütliche Brass Anchor Pub im Stil einer englischen Kneipe, oder die schummrige Sushi Bar in ihren leuchtenden Rot-, Orange- und Gelbtönen. Im Logo Shop lassen die Modelle der MSC MERAVIGLIA aus LEGO, Metall oder zum Aufblasen Kinderherzen höher schlagen, in der schicken Meraviglia Lounge baut die „Enrico & On the Road Band” ihr Equipment für ihr Abend-Set auf, und an der Rezeption bzw. am Landausflugsbüro bilden sich erste Schlangen. Auf diesem Schiff ist einfach überall etwas los, doch das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass es fast überall unruhig ist. Die Atmosphäre vor allem auf der „Galleria Meraviglia” gleicht der eines großen Einkaufszentrums – überall hört man Stimmen, von überall kommen Geräusche, an vielen Stellen herrscht Gedränge, und irgendwo ist auch immer Musik. Es herrscht ein Lärmpegel, den man in dieser Form nicht lange aushält, jedenfalls nicht, wenn man Urlaub machen möchte. Jetzt nur noch die Seenotübung hinter uns bringen (wo seit kurzem übrigens Englisch das Italienische als erste Durchsagen-Sprache abgelöst hat), dann kann unsere Mini-Kreuzfahrt beginnen.
Um 17 Uhr schlängelt sich die fast unwirklich große MSC MERAVIGLIA behutsam vorbei an den diversen Fähren und Werftpiers Genuas hinaus auf das Ligurische Meer. Inzwischen hängen wie so oft Regenwolken über der Stadt, die sich den Rängen eines Amphitheaters gleich vom Hafen die Berge Liguriens hinauf ziehen. DIE MSC DIVINA folgt in unserem Kielwasser, wie wir wird auch sie morgen Civitavecchia anlaufen. Kurz nach dem Verlassen des Hafens kommt uns die Sizilien-Fähre LA SUPERBA entgegen, dann zieht es uns zurück ins Innere unseres „Wunder-Schiffes”.
Dort tobt das Leben im und um den Innenpool („Bamboo Pool”) sowie in den beiden angrenzenden Whirlpools. Vor allem hier wird deutlich, wie sehr MSC seit der ersten Stunde eine Reederei für die ganze Familie ist. Dass es heute auf vielen großen Passagierschiffen (wieder) Innen-Swimmingpools gibt, die sich nicht auf einem der untersten Decks verstecken müssen, ist auch und gerade ein Verdienst dieser Reederei. Beim Anblick der LED-Decke auf der zentralen Promenade kommt man dafür wenig später aus dem Staunen nicht mehr heraus. Erst ziert sie eine Kopie der Gemälde Michelangelos aus der Sixtinischen Kapelle, dann werden dort Gothic-Muster projiziert, die sich auch noch in den schwarz getönten Scheiben der Plaza Meraviglia nebenan spiegeln. Eine technische Spielerei zweifellos, aber eine, die es in der Form auf den sieben Weltmeeren noch nicht gegeben hat. Ein weiteres Mal macht die MSC MERAVIGLIA ihrem Namen alle Ehre.
Unterdessen füllt sich die Promenade, und auf der Balustrade, welche die beiden Galerien miteinander verbindet, nehmen Tänzer ihre Stellung ein. Und dann beginnt sie auch schon – jene Hymne, die das Thema des heutigen Abends („Flower Glory Party”) vorgibt: „Y.M.C.A.”. Klar, dass sofort Bewegung in die Passagier-Schar kommt, die auf der Promenade selber, aber auch auf den Galerien stehengeblieben ist, um dem Spektakel beizuwohnen. Plötzlich wird getanzt, mitgesungen und werden Hände und Arme geschwenkt. Ein Durchkommen gibt es jetzt nicht mehr, aber das ist egal. Für ein paar Minuten sind Passagiere und Besatzung der MSC MERAVIGLIA zurück im Jahr 1978, auch wenn einige von ihnen da noch nicht einmal auf der Welt gewesen sein dürften. Auch die Reederei MSC steckte zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen und versuchte, mit gebrauchten Frachtern in der Trampschifffahrt Fuß zu fassen. An die großen Containerschiffe von heute war da noch nicht zu denken, und an gigantische Kreuzfahrtschiffe mit den drei Buchstaben der „Mediterranean Shipping Company” im Schornstein schon gar nicht. Erst 1987 sollte MSC-Chef Gianluigi Aponte die angeschlagene Flotta Lauro seines Freundes Achille Lauro übernehmen. Aus dieser wurde zunächst Starlauro Cruises und 1995 schließlich Mediterranean Shipping Cruises.

Ein Abendessen mit Überraschungen
Interessanterweise kehrt man zumindest in einer Hinsicht an Bord eines so gewaltigen Schiffes wie der MSC MERAVIGLIA wieder zu den Anfängen zurück: Die Restaurants werden wieder kleiner und intimer. Verfügen die MSC DIVINA und ihre Schwesterschiffe auf Deck 5/6 z. B. noch über ein doppelstöckiges Hauptrestaurant mit einer Kapazität für fast 1.200 Personen, wird die Passagierschar auf dem 2017 gebauten Flaggschiff auf die drei etwa gleichgroßen einstöckigen Speiseräume „Panorama” (666 Plätze), „Waves” (600 Plätze) und „L’Olive d’Oro” (912 Plätze) aufgeteilt. Wobei Letzteres genau genommen aus zwei Einzel-Restaurants besteht, die in der Mitte durch eine breite Arkade voneinander getrennt sind. Das hilft nicht nur, Staus, Schlangen und Anstehzeiten zu reduzieren, sondern senkt in jedem der Restaurants auch den Lautstärke-Pegel merklich. Eine gelungene Lösung, zumal auch der Wow-Effekt nicht ausbleibt, nur weil vielleicht eine pompöse geschwungene Treppe am Eingang fehlt. Stattdessen flaniert man auf dem Weg zum Panorama Restaurant nun an meterhohen Spiegelglasvitrinen vorbei, in denen Hunderte von Sekt- und Weinflaschen ausgestellt sind. Ein weiterer Eye Catcher, keine Frage. Dagegen kommt unser Tisch im Panorama-Restaurant fast bieder daher, wäre da nicht das expressionistische Gemälde an der Wand hinter uns. Stuhlbezüge und Teppichboden sind in soliden Braun-, Schwarz- und Gelbtönen gehalten, und auch das namensgebende Panorama dürfen zumindest die Gäste an den Fenstertischen genießen.
Die zweite Sitzung, die um 20:30 Uhr beginnt, ist erstaunlich gut besucht, wenn man bedenkt, dass selbst auf kleineren Schiffen heutzutage am Abend fast immer auch das Büffet-Restaurant geöffnet ist. Sicherlich mag nicht jeder tagein, tagaus Pizza essen, da erträgt man es dann auch, einmal länger als zu Hause mit Mama und Papa an einem Tisch zu sitzen. Etwas überraschend, dafür aber entwaffnend ehrlich, ereilt uns jedoch die Ansage unserer Kellnerin, als sie zum ersten Mal an unseren Tisch kommt. Das Servieren könne bis zu zwei Stunden dauern, warnt sie. Wenn wir also eine Show gebucht hätten, sollten wir lieber ein paar Minuten eher zum Essen kommen als um Punkt 20:30 Uhr. Hmm, oder vielleicht aufs Dessert verzichten? Den Zwischengang (Pasta bzw. Risotto) hat MSC ohnehin schon von der Speisekarte gestrichen, vermutlich weil auch hier die Erfahrung gezeigt hat, dass ein vier- oder fünfgängiges Menü in der gegebenen Zeit weder in Ruhe serviert noch konsumiert werden kann. Also gibt es nur noch Vorspeise, Hauptgericht und Dessert, wobei auch im Hause MSC neuerdings selbst produzierter Mozzarella auf dem Speiseplan steht, der an Bord frisch hergestellt wird. Und, man lernt nie aus: Genua ist, wie das Tagesprogramm erläutert, die Wiege des Pesto, jener berühmten Mischung aus Basilikum, Pinienkernen, Meersalz und Olivenöl, die am heutigen Abend natürlich auf keinem Teller fehlen darf. Statt der befürchteten zwei Stunden verbringen wir am ersten Abend übrigens „nur” anderthalb Stunden im Restaurant. So richtig satt geworden ist man allerdings trotzdem nicht, das geben die Portionen kaum her. Und der früher obligatorische Verdauungsspaziergang an Deck? Fällt auf der MSC MERAVIGLIA auch aus. Das nächste offene Deck ist auf diesem riesigen Schiff einfach zu weit weg.

Civitavecchia
Am nächsten Morgen sind die Decks am „Horizon Amphiteatre”, jenem arg verbaut anmutenden Bereich am Heck zwischen dem Aqua Park auf Deck 19 und dem kleinen Horizon Pool auf Deck 16, noch nass von der Nacht. Um 6:30 Uhr läuft die MSC MERAVIGLIA in Civitavecchia ein, dem Hafen vor den Toren Roms und gleichzeitig zweitgrößten Kreuzfahrthafen Europas (nach Barcelona). An den Kais liegen bereits die farbenfrohen Sardinien-Fähren MOBY DADA und ATHARA, gleich nach uns biegt die MSC DIVINA um die Ecke der Hafenmauer. Nachher kommt auch noch die MSC SINFONIA, die Außenmole Civitavecchias ist somit heute fest in der Hand der Reederei MSC. Abgerundet wird das Bild auf der anderen Seite noch von dem MSC-Autotransporter MSC IMMACOLATA.
Im Büffetrestaurant ist es eine Stunde später noch schön leer. Lange nicht alle Passagiere nutzen die Liegezeit für einen Tagesausflug nach Rom, viele schlafen einfach nur aus und machen sich einen schönen Tag an Bord bzw. in den Straßen Civitavecchias, wo man den gleichzeitigen Anlauf von drei oder noch mehr Mega-Kreuzfahrtschiffen pro Tag freilich weniger gelassen nimmt. Wie schon gestern Mittag ist auch am Frühstücksbüffet die Auswahl fast unerschöpflich groß; am Saftautomaten hat man sogar die Wahl zwischen vier verschiedenen Sorten, wo man es bei anderen Reedereien gerne allein bei Orangensaft belässt. Auch die Qualität von Brötchen und „English Breakfast” hat sich gesteigert, oder ist dies nur der „Flaggschiff-Bonus”? Die Morgen-Durchsage ist obendrein sowohl informativ (Shuttle-Busse, freie Plätze auf den Ausflügen, Wetter) als auch in makellosem Englisch vorgetragen. Für die Schweizer Gäste an Bord gibt es sogar ein zünftiges „Grüezi”. Wenn das kein Service ist! – Fortsetzung in Ausgabe März/April

 

20108 01 MSC Meraviglia Galleria Meraviglia Nacht08 2019 Kai OrtelHerzstück der MSC MERAVIGLIA ist die zentrale Shopping- und Restaurant-Promenade „Galleria Meraviglia” mit ihrer 80 Meter langen LED-Decke.

20108 02 MSC Meraviglia Balkonkabine01 2019 Kai OrtelVierbettkabinen gibt es längst nicht mehr nur innen und außen – auch Balkonkabinen verfügen bei MSC inzwischen über zusätzliche Stockbetten für Kinder.

20108 03 MSC Meraviglia Atmosphere Pool Deck Ajaccio07 2019 Kai OrtelBlick nach achtern über das Sonnendeck und den Atmopshere Pool. Das Layout ist eine Weiterentwicklung der MSC FANTASIA-Klasse.

20108 04 MSC Meraviglia Atmosphere Pool Deck09 2019 Kai OrtelDer Atmosphere Pool auf Deck 15 am frühen Morgen. Auf der Großbildleinwand werden zumeist MSC-Werbevideos und Kurzfilme gezeigt.

20108 05 MSC Meraviglia Polar Aquapark16 2019 Kai OrtelBei schönem Wetter ist der Aqua Park am Heck der MSC MERAVIGLIA eine Spielwiese für Jung und Alt, in der man gut den halben Tag verbringen kann.

20108 06 MSC Meraviglia Chocolat Cafe03 2019 Kai OrtelJede der Schokoladen-Skulpturen im Chocolat Café auf der Galleria Meraviglia ist ein kleines Kunstwerk für sich.

20108 07 MSC Meraviglia Infinity Atrium04 2019 Kai OrtelDas Atrium mit seinen kristallbesetzten Treppenstufen und blitzblanken Geländern befindet sich auf der MSC MERAVIGLIA nicht mehr mittschiffs, sondern achtern.

20108 08 MSC Meraviglia Brass Anchor Pub02 2019 Kai OrtelDas Brass Anchor Pub auf der oberen Etage der Galleria Meraviglia ist eine urgemütliche Kneipe im britischen Stil.

20108 09 MSC Meraviglia Sushi Bar09 2019 Kai OrtelIn der zuzahlungspflichtigen Sushi Bar, ebenfalls auf der oberen Etage der Galleria Meraviglia, kommen traditionelle japanische Fischspeisen auf den Teller.

20108 10 MSC Meraviglia Meraviglia Bar Lounge04 2019 Kai OrtelDie elegante Meraviglia Bar schließt auf der Promenade auf Deck 6 direkt an die quirlige Meraviglia Plaza und das Chocolat Café an.

20108 11 MSC Meraviglia Bamboo Pool04 2019 Kai OrtelEin Allwetterschiff: Badefreuden steht an Bord der MSC MERAVIGLIA dank des überdachten Pools vorne auf Deck 15 auch bei Wind und Regen nichts im Wege.20108 12 MSC Meraviglia Champagne Bar02 2019 Kai OrtelDie edle Champagne Bar erstreckt sich auf Deck 7 über beide Seiten des Schiffes.

20108 13 MSC Meraviglia Galleria Meraviglia12 2019 Kai OrtelSchiffsarchitektur, die einen schwindlig werden lässt: In den getönten Scheiben der wuchtigen „Plaza Meraviglia” spiegeln sich die Muster der LED-Decke darüber.

20108 14 MSC Meraviglia Panorama Restaurant01 2019 Kai OrtelSmall is beautiful: Statt über ein einziges riesiges Hauptrestaurant verteilen sich die Passagiere der MSC MERAVIGLIA auf mehrere mittelgroße Restaurants wie hier das „Panorama”.

20108 15 MSC Meraviglia LOlivo dOro Restaurant06 2019 Kai OrtelDas „L’Olivo d’Oro” ist durch einen Mittelgang ebenfalls in zwei Hälften geteilt und kann mit intimem Charme aufwarten.20108 16 MSC Meraviglia Waves Restaurant Gang02 2019 Kai OrtelDer Eingang zum „Waves”-Restaurant auf Deck 5. Selbst einfache Arkaden werden auf der MSC MERAVIGLIA durch kunstvolle Architektur und Dekoration zu echten Hinguckern.

20108 18 MSC Meraviglia Horizon Amphiteatre16 2019 Kai OrtelDie treppenartig angeordneten Sonnendeck-Reihen mit Blick auf den kleinen Horizon Pool am Heck bezeichnet MSC als „Horizon Amphiteatre”.